Barfüßigkeit bei Schuluniformen und im Schulsport

Das finde ich super, wäre in Deutschland aber vermutlich undenkbar, also barfuß zur Uniform.
Das Konzept der Schuluniform finde ich gar nicht so verkehrt, wenn man sich den Markenwahnsinn auf deutschen Schulhöfen ansieht. Bereits in meiner Kindheit in den 70ern wurde man gemobbt, wenn man „nur“ C&A Klamotten anhatte, oder die falschen Turnschuhe (mit 2 statt 3 Streifen drauf - Nike & Co. gab’s damals noch gar nicht).
Aber dass die in Südafrika barfuß zur Uniform bleiben dürfen, finde ich klasse. Macht einem das Land fast sympathisch… Ich glaube, in Australien und Neuseeland ist es wohl ähnlich, wie ich gehört habe. Da hat Barfußsein eine viel höhere Akzeptanz. Angeblich gehen dort sogar Professoren barfuß in die Uni?!

Ja, zumindest Neuseeland ist bezüglich barfuss zur Schule gehen ähnlich wie Südafrika, Australien etwas weniger. Leider verhindern Schuluniformen die Sichtbarkeit wirtschaftlich-sozialer Unterschiede nicht ganz. Kinder aus wohlhabenden Familien haben mehrere Uniformen und tragen jeden Tag eine frisch gewaschene und gebügelte, Kinder aus ärmeren Verhältnissen haben oft nur eine oder zwei und die ist oft beschädigt. Aber dass die Kinder aus allen Schichten barfuss zur Schule gehen und ebenso am Sportunterricht teilnehmen, hilft sicher. Barfuss haben alle die gleichen Voraussetzungen.

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Was die Schuluniform angeht, sehe ich das etwas anders: Ich bin sehr für die freiheit, selber entscheiden zu können, was ich trage, und sehe grenzen nur bei beleidigenden/verhetzenden inhalten. Uniformen haben nur da eine berechtigung, wo es wichtig ist, die funktion einer person unmittelbar erkennen zu können.

Seltsam ist die unterscheidung nach jahrgängen, dass ab einem gewissen alter alle schuhe tragen müssen, manchmal wird noch nach geschlechtern unterschieden und nur buben dürfen barfuß gehen. Gilt außerdem meistens nur im sommerhalbjahr, ich habe mir irgendwann ein paar regelungen angesehen, soweit sie im internet zugänglich sind (die links habe ich jetzt nicht gespeichert).

Am besten wäre es, die vorteile und risiken des barfußgehens zu vermitteln, eine barfußfreundliche umgebung zu schaffen, vielleicht empfehlungen auszugeben, aber ansonsten sehe ich keinen grund für eine kleiderordnung. „Keine Straßenschuhe“ ist sinnvoll, aber warum sollte es irgendwen kümmern, wer dann lieber hausschuhe trägt oder nicht?

Übrigens wurden in manchen entwicklungsländern inzwischen „Barfußschulen“ eingerichtet, in die die kinder so gehen können, wie sie sind, weil sich nicht alle eltern die schuluniform für die reguläre schule leisten können. In diesem fall geht der ausgleich sozialer unterschiede eher nach hinten los, indem die uniformpflicht zur eintrittsbarriere der untersten schichten ins schulsystem wird.

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Uniform, total toll!
Bringen wir Menschen so früh wie nur möglich bei, ihre Individualität zu begraben und erleichtern ihnen den Weg in die genormte und untergeordnete Gleichschaltung.
Die Herde muss gleich sein.
Stellt euch mal die Apokalypse mit individuellen, unabhängig denkenden Menschen vor.
Innovation, Vielfalt in Wort, Bild und Schrift, schnellere Akzeptanz von Andersartigem, wer weiss…
Am Ende gibt es noch unterschiedliche Parteien, die von diesen unabhängig Denkenden gewählt werden können oder es ensteht noch, Gött hilf, ein Musikant oder einer von dieses ‚Gäi‘ :scream_cat: von dem man neuerdings immer soviel hört.

Wenn Marken-Mobbing der Preis für Freiheit ist, habe ich ihn gerne bezahlt.

Bullshit!
Das kommt dabei raus, wenn Leute meinen obigen Nebensatz unbedingt falsch verstehen wollen!

Wie nett.
Spass und Ironie gepaart mit etwas, das man ‚Meinung‘ nennt, ist scheinbar etwas, welches dir schwer fällt, nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen.
Muss ich ja scheinbar irgendeinen Nerv getroffen haben.

Es stimmt nicht, dass die Uniform gleichschaltet. Junge Menschen finden immer mittel und Wege, sich voeneinander zu unterscheiden. Und auch an Schulen mit Uniformen gibt es unabhängig denkende Menschen.
Ob junge Menschen lernen, selber zu denken, hat im schulischen Bereich nichts mit Kleidung, sondern mit den Lehrpersonen zu tun und der Art und Weise, wie sie unterrichten und den Kindern Wertschätzung entgegenbringen. Entscheidend ist allerdings das Elternhaus. Erstaunlich, wie wenig Eltern ihre Kinder selber denken lassen - wir in der Schule haben es ihnen dann beizubringen…:wink:

Liebe Grüsse
Dorothea
selber Lehrperson und Mutter zweier Töchter, die im Austauschjahr beide Uniform tragen mussten und - man stelle sich vor! - nach wie vor sehr unabhängig denkende, selbstbewusste junge Menschen geblieben sind!

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Hai, wenn es wirklich Spaß und Ironie war, dann Sorry! Das kam wohl bei mir nicht so an.
Aber wenn ich Phrasen wie „Individualität begraben“ oder „genormte und untergeordnete Gleichschaltung“ lese, steht mein Bullshit-O-Meter auf Vollausschlag und wenn am Ende noch eine vermeintliche Opferrolle angepriesen wird („Wenn das der Preis für Freiheit ist, habe ich ihn gerne bezahlt.“) fühle ich mich leider extrem an die Sprache der Querdenker-Szene erinnert, die ähnlich dramatisch zu überzeichnen verstehen.
War sicher nicht Deine Absicht! Kam bei mir aber ein bisschen so an.

Ich bin weder für die Einführung von Schuluniformen noch für „Gleichschaltung“ von Individuen - wobei ich den Zusammenhang zwischen beiden auch gar nicht sehe. Uniformen haben nichts mit Abschaffung von Individualität zu tun, höchstens äußerlich. In jedem Sportverein werden Uniformen getragen!

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Du siehst schon irgendwie das Logikproblem hier, denke ich.
In einem Sportverein ist man freiwillig, in einem Schulsystem eher weniger.
Und stelle mich nie wieder auch nicht nur im Entferntesten mit Querdenkern in Verbindung, ausser du hast das Ziel mich aktiv zu beleidigen.

Allgemein, wenn Uniformen der Individualität nicht im Wege stehen, welchen Zweck sollten sie dann haben?
Uniform bedeutet eine zugewiesene Rolle, eine feste und fixe Idee, eine Form von Allgemeinbild, dessen Uniform auch automatisch vermittelt werden soll, dass man aus dieser zugeteilten Vorstellung auch nicht auszubrechen hat.
Ich finde das Konzept dumm und sinnlos und werde immer unabhängige und eigenständige Freiheit dem Anpassen an Gruppen vorziehen.
Dazu gehört auch, dass sich Menschen an meiner Unabhängikeit negativ abarbeiten.

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Auf meiner weiterführenden Schule gab es ein krasses soziales Gefälle.
Viele reiche, wenige arme Kinder.
Schuluniformen hätten dazu beigetragen, dass ärmere Kinder (=„wir“) nicht gleich als solche zu erkennen gewesen wären.

Ich hielte es für eine Gelegenheit, Kindern zu ermöglichen, ihre Mitschüler nicht nach Äuserlichkeiten zu beurteilen.
Vielleicht, nur vielleicht, eine Chance, dass der heranwachsende Charakter länger offen bleibt.

Wie Du jetzt dahinter die Repressionskeule vermuten kannst, kann ich nicht gleich verstehen.
Aber vielleicht hast Du ja andere prägende Erfahrungen gemacht, die Dich darin böses sehen lassen.

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Ich ging zwar nicht barfuß zur Schule und dort gab es auch keine vorgeschriebene Kleidung, doch erinnere ich mich passend zu dieser Diskussion und Forbis Punker-Karikatur sehr lebhaft an eine Situation auf dem Schulhof in der Oberstufe des Gymnasiums.

In einem Kreis von vielleicht sechs Mitschülern (es war damals eine reine Jungenschule) sprachen wir über die Zeit nach dem Abitur. Die Mehrheit meinte, dass die Bundeswehr schon allein wegen der Uniformpflicht abzulehnen sei. Nach einem kurzen Blick reihum fragte ich sie dann, was gegen Uniformen spräche, und benannte bei jedem einzelnen das jeweils frappierend gleiche Äußere von oben nach unten: Lange Haare, Zigarette, Parker, Jeans und Clarks. Das löste ein großes, wenn auch betroffenes Gelächter aus.

Man muss dazu vielleicht wissen, dass ich mich damals in Nonkonformismus dahingehend versuchte, als ich (freiwillig) Mecki-Haarschnitt, Blazer, Stoffhosen und Lederhalbschuhe trug. Und das sicherlich nicht, um meine schulische Karriere zu fördern oder aufgrund elterlicher Wünsche (ich stammte als einer der wenigen meiner Klasse aus einem Arbeiterhaushalt), sondern einfach, weil es mir damals so gefiel. Und zu rauchen ist mir gar niemals in den Sinn gekommen.

Dennoch muss ich selbstkritisch einräumen, dass ich wie wohl die meisten heutigen Menschen ganz unreflektiert jahrzehntelang Schuhe getragen habe, einfach weil es halt „dazugehört“. Wirklich individuell und selbstbestimmt zu leben ist schon nicht immer ganz so einfach …

Mike

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Um die Zahl der Schulschwänzerinnen zu reduzieren!
Dazu müssen die Schuluniformen lediglich mit Computerchips versehen werden: sobald die Schülerin in der Schule ankommt, wird automatisch eine Textnachricht an die Eltern gesendet. Verspätet sie sich mehr als 20 Minuten, erhalten sie eine andere elektronische Nachricht :joy:

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Individualität funktioniert nur als Einzelperson.
Ich zitiere mich mal selbst, um auf das Karikaturbild zu antworten, denn es widerlegt mich nicht, sondern hebt exakt den Punkt hervor, um den es mir schlussendlich geht, auch wenn die Karikatur bewusst und intentional simplifiziert.
Ansonsten würde ja der Witz nicht funktionieren.

Ich bin Marken-Gemobbt worden und könnte als damals ‚arm‘ bezeichnet werden, aber statt dem Wunsch nach Schuluniformen, um mich beschämt dahinter zu verstecken und als Gleich mit jenen zu fühlen, zu denen ich aufgrund ihres Charakters eh nicht hätte gehören wollen, habe ich eher die Lehre daraus gezogen mich nicht einfach in Gruppen einzureihen und alles zu hinterfragen.

Wenn die Antworten logisch waren, konnte ich durchaus mich mit Konventionen anfreunden, wenn aber die Antwort eher „ist einfach so“, „das machen einfach alle“ oder „das wurde halt immer schon so gemacht“ war, dann habe ich es immer abgelehnt.
Warum sollte ich etwas tun oder befolgen, was nicht rational und zweckgebunden erklärt werden kann? Für mich hat das nie Sinn gemacht, bis ich in vielen Fällen erkannt habe, dass es um Machtausübung und Hirarchie geht, völlig unabhängig von den jeweiligen Gruppierungen.
Da ich kein Interesse an beiden habe, da ich für ein kooperatives Zusammenleben auf Augenhöhe bin und Fähigkeiten, Fachexpertise und logische Dinge mit reproduzierbaren Tatsachen höher schätze als soziale Konventionen, Traditionen und Hirarchien, habe ich schlussendlich mich nie irgendwo wirklich eingereiht.

Und Uniformen, besonders für Schüler machen da für mich keinen Sinn.
Uniformen müssen keine ‚Oppressionskeule‘ sein (Nuance, Satire, Sarkasmus… ach wem erzähl ich denn hier was.) aber häufiger als seltener wird weltweit die Uniform nicht als Mittel verwendet, die Menschen als Ganzes zusammenzubringen.
Ansonsten müssten wir nur weltweit einheitlich Kleidung tragen und wären offenbar einer besseren Welt schon einen grossen Schritt näher.
Ich kann auch ein Kampfmesser als Werkzeug oder zur Küchenarbeit verwenden, das macht seinen eigentlichen intentionalen Zweck nicht weniger offensichtlich.

Wie soll Offenheit für andersartiges entstehen, wenn künstlich für noch weniger äusserliche Unterschiede gesorgt wird?
Am Ende erzeugt es ein ‚Wir und die Anderen‘ Gefühl und bringt bei, dass es besser ist, angepasst und wie alle anderen zu sein.

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Wohlmeinende eltern statten ihre kinder schon von den ersten schritten an (oder schon vorher) mit verschiedenen schuhen aus, für drinnen, draußen, winter und sommer.

In der schule wird es von lehrern und schülern selbstverständlich erwartet, dass schuhe getragen werden; wer sich dieser gesellschaftlichen norm auf die radikalste mögliche art distanziert, indem er oder sie gänzlich auf jegliche fußbekleidung verzichtet, exponiert sich und macht sich schlimmstenfalls zum gespött, wird aber zumindest als exzentriker wahrgenommen.

Zum thema „mobbing und gespött“: Leider haben zu meiner schulzeit die lehrer da mitgemacht. Wenn an einem schönen sommertag jemand gewagt hat, barfuß in der schulklasse zu erscheinen (nicht ich, als introvertierter stand ich ohnehin schon eher am rand der klassengemeinschaft, hatte wenige freunde und wollte mich nicht noch mit allzu deutlichen abweichungen im erscheinungsbild exponieren), dann kam von manchen lehrern ein vortrag vor versammelter klasse, wie leichtsinnig und rücksichtslos das doch sei, barfußgehen würde fußpilz verbreiten und ginge mit großer verletzungsgefahr einher. „Public shaming“ heißt so etwas heute; so wurden wir diszipliniert, auch ohne gegen irgendwelche geschriebenen regeln verstoßen zu haben.

Wenn es nun einerseits mitschüler gibt, denen es eine freude machen zu scheint, gemeinheiten über alle loszuwerden, die in irgendwelcher weise von ihren vorstellungen abweichen, andererseits lehrer wie beschrieben zum mittel öffentlicher herabwürdigung greifen, bräuchte es schon ein sehr robustes mentales „gerüst“, sich davon nichts anhaben zu lassen und zu sagen, ihr könnt mich alle mal, ich weiß, dass das für mich das richtige ist.

Wenn sich schulen aber nicht als anstalten begreifen, schüler zurechtzustutzen und für die anforderungen der gesellschaft und wirtschaft möglichst gleich zu machen mit dem ziel von einheitsmenschen ohne eigenschaften, wenn ihr ziel eher die heranbildung der urteilsfähigkeit für den individuell besten lebensweg ist, dann könnte die botschaft zum thema „barfuß“ wohl nur lauten: Das ist in den meisten fällen gesund, einfach, praktisch, wir sind von der evolution her dafür gemacht. Schuhe dienen dem schutz vor gefahren und sind dann angebracht, wenn es zu kalt, zu unangenehm oder allgemein zu gefährlich ist. Wer das gerne mal ausprobieren möchte, kann es jetzt und hier gerne tun.

Sollte diese botschaft im gegensatz zu dem stehen, was die eltern erzählen, wäre das gleichzeitig eine wertvolle lektion zum thema kognitive dissonanz und umgang mit autoritäten. Wenn die eltern das eine erzählen und die schule das andere, spätestens dann ist es wohl das beste, sich eigene gedanken zu machen und den eigenen kopf mal einzuschalten, statt immer nur das zu verinnerlichen, was andere sagen.

„Toleranz ist die Grundlage des Zusammenlebens“, so ähnlich stand das in der schulordnung, ohne dass aber jemals genauer beleuchtet wurde, was das genau bedeutet. Für einen schüler ist „Toleranz“ erst einmal nur ein abstrakter, schwer fassbarer begriff. Was ich zum thema barfuß erlebt habe (und das nicht mal als selbst direkt betroffener, denn ich habe mich nicht mal getraut), fällt eher unter „Intoleranz“.

Und noch ein gedanke zum thema uniformen: Sie schaffen den anschein von gleichheit nach innen, sorgen aber gleichzeitig für eine abgrenzung nach außen. (In manchen „Eliteschulen“ mag die uniform sogar den elitismus derjenigen befördern, die stolz darauf sind, zu den dort studierenden auserwählten zu gehören.) Ich bin in ein gymnasium gegangen, das den pausenhof mit einer hauptschule (bestandteil des gleichen schulzentrums) teilte. Wären die gymnasiasten von den hauptschülern sofort an unterschiedlicher schulkleidung zu erkennen, dann würde das das miteinander sicher nicht befördern, sondern die hauptschüler noch mehr als versager kennzeichnen.

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Was Du schreibst, ist die Vision, das Wunschdenken - in der Realität nicht umsetzbar. Die ELTERN sind das Problem, nicht die Schulen und die Kinder. Wir geben uns jedenfalls alle Mühe, die Kinder zu selbständigem Denken anzuregen und individualisiert zu unterrichten (was der Quadratur des Kreises gleichkommt: in einer Klasse hast Du z.B. 22 Kinder, wovon 2 mit ADHS; drei mit Lese-Rechtschreibschwäche, einen Legastheniker, drei extrem talentierte Kinder - und allen muss man gerecht werden, das ist unser ganz normaler alltäglicher Wahnsinn!). Auch die Schulleitenden beider Schulen, an denen ich arbeite, wären durchaus offen. Aber die Eltern! Die stehen heutzutage auf der Barrikade, wenn das Töchterchen eine halbe Note weniger bekommt als das Nachbarsmädchen. Kinder orientieren sich im Zweifel immer an den Eltern, und die Eltern, die nicht selber denken, haben selten Kinder, die selber denken :wink:

Liebe Grüsse
Dorothea

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„Individualisiert unterrichten“ ist schon in einer klasse von 22 fast unmöglich, vielleicht ist es dann für ein viertel gerade richtig, für ein viertel zu langsam, für ein viertel zu schnell und das vierte viertel ist völlig unmotiviert und desinteressiert.

Und ja, so sachen wie respekt, toleranz, kritikfähigkeit, konversation … das sollte alles schon vom elternhaus her mitgebracht werden, wenn es diese grundlage nicht gibt, können die schulen auch nicht mehr viel ausrichten. (Es werden so viele neue schulfächer vorgeschlagen, für die in der woche gar kein platz mehr wäre.)

So ist es, lieber tiptoe. Du hast es erfasst.
Wir bemühen uns jeden Tag, jedem Kind so gut es irgendwie geht, gerecht zu werden, trotz grosser Klassen. Wie ich schon schrieb, es ist ein Quadratur des Kreises!
Darum mag ich Sätze im Stil von „Die Schule erzieht alle zur Gleichartigkeit“ nicht mehr hören bzw. lesen. Denn es ist respektlos unserer Arbeit gegenüber.
Und das habe ich angedeutet, und Du hast es auf den Punkt gebracht: Wir können in der Schule nur begrenzt korrigieren, was die Eltern angelegt haben, was Respekt, Toleranz, Kritikfähigkeit usw. angeht. Und alle schreien „Die Schule muss…“! und wenn dann unter den neu einzuführenden Fächern Kompetenzen wie Rechtschreibung leiden, geht das Geschrei wieder los. Wir sollten offenbar eine Art Superpeople sein und die Kinder superbrains. Diesen Kritikern und Schreiern empfehle ich, sich mal einen Tag lang vor eine ganz normale Klasse (wie oben beschrieben, mit 2 ADHS; Lese-und Rechtschreibschwächen, Talenten usw.) zu stellen. Dann können wir weiterreden.
Themen wie Individualität treten immer wieder auf, unabhängig von Barfuss. Oft gibt es auch zu viel Individualität, Kinder, die sich nicht in die Klasse einfügen. Gottseidank haben wir in der Schweiz zu unserer Entlastung Schulsozialarbeiter:innen!
Nein, Fuchs, es geht nicht darum, dass diese Kinder Konformisten werden. Es geht darum, dass die überhaupt fähig sind, in einer Gruppe konstruktiv zu arbeiten. Es geht darum, dass die einen Auftrag entgegennehmen und ausführen. Oft können manche Kinder nicht einmal mehr sowas.

Liebe Grüsse
Dorothea
die den 6.-Klässlern den Auftrag erteilt hat, eine Restaurantszene in Französisch zu spielen. Alle denselben Auftrag - aber die Resultate sind absolut individuell und einzigartig!

Liebe Grüsse
Dorothea

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Ich habe stark das Gefühl, dass wir extrem aneinander vorbeireden.
Ich thematisierte die Grundidee, die hinter dem Prinzip ‚Uniform‘ steckt, was sogar im Namen selbst steckt und du machst ein Thema draus, dass das Lehrsystem, welches du persönlich anwendest (die Kollegen möglicherweise auch, kann ich natürlich nicht beurteilen) keine Konformisten heranwachsen lässt.
Ein Punkt den ich nie gemacht und nie diskutiert habe.

Zudem kommt der Punkt hinzu, dass nicht überall die gleiche Erfahrung gemacht wird, denn ich wurde in meiner Schulzeit stark und mit intensiver Erwartungshaltung in der Schule, sowohl Grundschule als auch Weiterführende, dazu gedrängt, mich in ein vorherrschendes Bild einer „guten und vorbildlichen“ Gesellschaft einzureihen und bloss nicht eigenständig zu denken, nach dem Warum zu fragen und den Status Quo in Frage zu stellen.
Für alle anderen Schüler galt das Gleiche und jeder der echte Individualität hervorbrachte, bekam es mit Klassenkonferenzen, Elternbriefen und Vorstellungen beim Schulleiter zu tun, welcher dieses Einreihen unterstützte.

Dabei spielte es keine Rolle ob es bei zu starker Abweichung bei Kleidung, Hinterfragen von Sozialen, Politischen oder anderen lerninhaltlichen Konzepten, oder das Einsetzen für gerechte Benotungen für andere ging, welche objektiv und nachweisbar ungerechtfertigte Noten bei gleicher Leistung im Vergleich mit einem besser benoteten Schüler ging.
Besonders schlimm war es für Schüler, die von einer anderen Schule kamen, in denen eine solche Diskussionskultur und Eigenständigkeit gefördert wurde, weil diese in meiner Schule besonders aneckten.
„Individualität“ wurde nur so geduldet wie die Schule sie vorgab, denn das waren ja „gute“ Möglichkeiten, seine Individualität auszudrücken, was dann nur eine Karikatur dessen war, was sich Pädagogen unter ‚hippen‘ 90er Kids vorstellten, auch bekannt als ‚Cringe‘.

Wir sollten lernen, die Anderen geben vor und ihr habt angepasst zu folgen, denn im Leben selbst würde es später nicht anders sein und Leute die ihren eigenen Weg gehen wollen würden nur Probleme bedeuten.
Ich selbst hatte nie Probleme damit bekommen, weil ich nie mutig genug war, mich an den Ecken zu reiben und lieber so tat als würde ich mitschwimmen.
Hat am Ende alles nichts genützt.
Alle hatten am Ende trotzdem ihren Individuellen Kopf und die meisten waren damit nach der Schule recht erfolgreich.

Niemand, auch ich nicht, spricht die Möglichkeit individualisierenden Unterrichts ab, aber es sollte jedem klar sein, dass man Dinge immer zweierlei Art einsetzen kann, gut und schlecht.

Teenager erziehen sich im Wesentlichen selbst, denke ich.

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