HALLO LEBEN über Barfuß-Weltrekord von Aldo Berti

Das Gesundheitsmagazin HALLO LEBEN von Regio TV berichtet über Aldo Berti aus Villingen, der einen Weltrekord aufstellte, da er innerhalb von 86 Tagen über 2100 km barfuß lief.

Nach Adam Riese also mit einer Reisegeschwindigkeit von 24,42 km/Tag bzw. 1,02 km/h. :grin:

Er machte dies auch, um für wohltätige Zwecke spenden zu sammeln. Er wanderte ein Teilstück des Jakobswegs von Rügen nach Einsiedeln (CH), wobei das Interview fünf Tage vor dem Ende auf einer Zwischenstation in Konstanz stattfand.

Aldo Berti sieht auch gesundheitliche Aspekte im Barfußlaufen, etwa weil Rückenschmerzen verschwanden.

Ende 2015 kam er auf die Idee und seit 2016 trainierte er das Barfußlaufen zunächst im Alltag. Er geht darauf ein, dass man sich schrittweise ans Barfußlaufen gewöhnen muss, in dem man Anfangs sich darauf beschränkt, nur 1 km barfuß zu laufen. Dadurch verdichtet sich die Lederhaut und man vermeidet Blasen.

Durch die lange Wanderung sind seine Füße einer Reizüberflutung ausgesetzt, weswegen er immer noch Schmerzen verspürt.

Er erwähnt in Bezug auf die Lauftechnik, dass man beim Barfußlaufen zuerst mit Mittel- und Vorfuß auftritt.

Zum Schluss führt er die sympathische Moderatorin didaktisch sinnvoll ins Barfußlaufen ein und geht mit ihr einige Meter, zunächst ein paar Schritte über einen Asphaltweg. Er bringt sie dazu, den Ballengang anzuwenden. Ein Vorteil des Ballengangs ist auch das leichtere Erkennen von Steinen, denen man so besser ausweichen kann.

Die nächsten Schritte führen über Schotter, was für die Moderatorin eine Herausforderung darstellt, die sie aber gut meistert.

Der Wechsel auf Rasen fühlt sich für die Moderatorin viel angenehmer an. Wegen Bienen und Wespen im Gras empfiehlt Aldo Berti „vorstreichen“ und „wegschubsen“.

Am angenehmsten ist für die Moderatorin sandiger Untergrund an einem Spielplatz.

Es wird auch über Hackschnitzel gelaufen, wobei auch hier Verletzungsgefahr gegeben ist. Aldo Bertl selbst hat sich während seiner Wanderung einige Glassplitter in den Fuß getreten.

Am Schluss geht es Barfuß ins Wasser.

Nach der Tour wird Adlo Bertl immer wieder vereinzelt barfuß laufen, aber manchmal auch auf Barfußschuhe zurückgreifen, um sich nicht immer auf den Boden konzentrieren zu müssen.

Beeindruckende leistung. Ich stimme allerdings in einem punkt nicht mit ihm überein: Städte kann ich auch ohne schuhe wunderbar genießen, die straße beobachte ich so nebenbei.

Ich stehe Aldo Berti etwas kritischer gegenüber.

Dieses Interview gibt wieder, wie man es machen sollte, aufgrund der gemachten schmerzvollen Erfahrungen – aber nicht, wie Berti selber es angegangen ist. Ich habe seinerzeit seinen Blog studiert, denn ich bin selber eine leidenschaftliche Weitwandererin, ich gehe mehrmals im Jahr Touren von 3 Tagen und mehr, eine pro Jahr von mindestens 1 Woche Dauer. Wir biwakieren in den Wäldern und haben unsere Nahrung bei uns. Ich ging, ehe die Warze unter meinem rechten Fuss so richtig zu schmerzen angefangen hat, Strecken von 180 oder 250 Kilometern zu 70% barfuss, und das auf oft widrigen Untergründen. Dadurch, dass ich einen Hund hatte, wusste ich von Anfang an, dass Barfuss um jeden Preis nicht unbedingt das Gelbe vom Ei ist, und wusste auch, dass sich vieles ändert, wenn man einen Rucksack mit Ausrüstung und Proviant für mehrere Tage am Rücken hat. Ich habe so ganz allmählich, ohne Druck durch Sponsoren, die Erfahrung gemacht, dass man vor allem zu Beginn bei Schotter keinesfalls übertreiben darf. Lieber die Sandalen mal zu viel als zu wenig anziehen. Die Füsse danken es mit schneller Regeneration und je länger man unterwegs ist, desto weniger braucht man dann die Sandalen. Gehe ich zu Beginn eines Trekkings eine Etappe mehrheitlich mit Sandalen, brauche ich diese nach einigen Tagen kaum mehr, vorausgesetzt, die Füsse bekommen Abwechslung: immer nur auf Teer oder Schotter ist für die Sohlen sehr ermüdend. Hat man übertrieben, hält man am nächsten Tag manche Untergründe nur schwer aus. Es ist vorgekommen, dass ich daher ohne mit der Wimper zu zucken meine Notschuhe angezogen habe, um über einen Boden zu gehen, den ich am Vortag problemlos barfuss bewältigt hatte - einfach, weil es zu viel gewesen wäre. Es ist ein feines Austarieren, was geht und was nicht geht. Manchmal muss man über seine Grenzen gehen, um zu erkennen, wo sich diese aktuell befinden, und man muss immer wieder «die Grenzen kitzeln», um sie zu erweitern. Aber sie dauerhaft überschreiten? Das schadet, wie man bei Aldo Berti sehr schön sehen kann.

Vor allem als Barfussbeginner hat man damit oft zu kämpfen, dass man seinen Füssen und den Fußsohlen vor lauter Freude und Ungeduld zuwenig Erholung gönnt. Und je länger man barfuss geht, desto mehr realisiert und akzeptiert man, dass forcieren wenig bringt. Aldo Berti musste diese Lektion auf harte Tour lernen. Er hat seine Tour geplant, ehe er ernsthaft mit Barfuss wandern angefangen hat. Aus seinem Blog geht hervor, dass er die klassischen Anfängerfehler gemacht hat. In Sachen Wandern beispielsweise hat er viel zu lange Trainingstouren unternommen anstatt langsam gesteigert,und das auch zu spüren bekommen. Zudem hatte er viel zu schweres Gepäck. In Sachen barfuss hat er die Bedürfnisse der Füsse viel zu wenig berücksichtigt: Barfuss um jeden Preis, mit langen und festgelegten Etappen. Auf seiner „Rekord“-Strecke war Schotter nicht zu knapp zu erwarten. Wegen der Sponsoren konnte er dann wohl an den Etappenlängen nicht mehr viel ändern, um sich den Füssen und den örtlichen Gegebenheiten anzupassen. Er hat sich aus der Affäre gezogen, indem er dann vorzugsweise auf Teerstrassen gewandert ist.

Das Interview zeigt klar, dass er sich zu viel zugemutet hat, er leidet immer noch unter Schmerzen. Auch Martl Jung erging es ähnlich: Er sagt ja selber, dass er die Alpenüberquerung nicht mehr so machen würde – er würde Notschuhe im Gepäck haben und je nach Gegebenheiten auch anziehen, zu sehr hat er seine Füsse beansprucht.

Müssen es denn immer Weltrekorde sein?! Muss man medienwirksam was Extremes wagen, anstatt auf seinen Körper zu hören? Sowas kann auch abschreckend wirken…
Ich mag derlei „Barfuss-Weltrekordversuche“ auch aus anderen Gründen nicht so, auch wenn der karitative Gedanken daran natürlich den Wanderer ehrt. Es gibt nämlich Leute, die erheblich weiter am Stück barfuss gewandert sind und es nicht als Weltrekord verkaufen müssen! Es gibt mehrere Leute, die den 3500 Kilometer langen Appalachian Trail in den USA barfuss absolviert haben.

Als ich 1996 den Jakobsweg von Le Puy bis Santiago gewandert bin, habe ich einen Barfusswanderer getroffen, der aus Belgien nach Santiago barfuss unterwegs war, ohne Unterbrechungen. Das waren bestimmt deutlich mehr Kilometer als Aldo gegangen ist, Poul hat seinen Weg nur nicht ins Guinness-Buch eintragen lassen. Er wanderte je nach Untergrund plusminus 20 Kilometer am Tag. Er hatte keine Notschuhe dabei und extrem leichtes Gepäck, um seien Füsse nicht zu sehr zu beanspruchen. Für die kurzen Etappen habe ich ihn damals belächelt, heute als Barfussläuferin weiss ich, er hat absolut richtig gehandelt. Denn auf dem Jakobsweg gibt es sehr viele unangenehme Schotterwege. Dieser Mann hat sich also seinen Grenzen und den Umständen angepasst. Kleinere Etappen langsam gegangen, seinen Körper respektierend. Für mich ist er ein grösseres Vorbild als Aldo, so sympathisch dieser auch erscheinen mag, und so sehr er in dem Interview betont, wie man es machen müsste

Und vergesst nicht Leute wie Manfred im HBF, der seit Jahrzehnten mit ganz, ganz wenigen Ausnahmen (Motorradfahren) nicht nur barfuss wandert…

Sorry, lang geworden.
Liebe Grüsse
Dorothea

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  • Der Ballen- oder Mittelfuß-Gang ist sinnvoll auf problematischen Wegen (etwa Schotter) oder auf unebenen Abschnitten (auch Treppen). Und das Gute dabei ist: das macht jeder automatisch.
  • Den Fersen-Gang dagegen geht man auf ebenen und unproblematischen Flächen, auch Aldo (zum Teil sogar auf dem Schotter; beim Vorführen des Ballen-Gangs auf dem glatten ebenen Weg muss er sich dazu zwingen, da es unnatürlich ist).
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Lieber André, da muss ich Dir widersprechen. So automatisch macht man den Mittelfussgang nicht… ich musste das selber leidvoll erfahren. Durch meinen Hund war ich von Anfang an gezwungen, auf oft widrigen Böden unterwegs zu sein. Simples mit dem Vorderfuss auftreten, wie man es reflexartig macht, reichte nicht. Ich ging in einer Art Mischgang: Mit den Füssen flach auftreten, aber im Grunde noch Fersengang. Ich stiess viel zu sehr ab, was dazu führte, dass die Haut unter meinen Sohlen papierdünn wurde. - Dabei ist es der gesamte Bewegungsablauf, der sich ändern muss, um auf derartigen Böden halbwegs schmerzfrei unterwegs sein zu können. Als ausgesprochene Vielgeherin habe ich diese Umstellung nicht ohne Hilfe von Coaches geschafft. Trage ich Minimalschuhe, falle ich ganz schnell wieder in alte schlechte Gehgewohnheiten zurück!
Ich habe diese Hilfe auch deshalb in Anspruch genommen, weil ich ausgeprägte Fehlstellungen habe und mir nichts Falsches antrainieren darf.
Ich persönlich finde Fersengang auf allen Untergründen unangenehm. Aldo auch: Ich sehe ihn auf allen Böden im Ballengang.

Liebe Grüsse
Dorothea

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Das mag auf den ersten Blick so aussehen, aber in der Zeitlupe sieht man deutlich, dass die Ferse den Boden eher berührt. Ich bin sicher, dass es bei dir das Gleiche ist, auch wenn du dir dessen nicht bewusst bist, denn dieser Hinsicht sind anscheinend alle Menschen gleich.

Es sieht tatsächlich so aus, fühlt sich aber nicht so an. Echter Fersengang schlägt bei mir schnell in die Knie.
Ob jemand Ballengang geht, sieht man nicht primär an den Füssen, sondern beim Oberkörper. Führt der Körper die Bewegung an oder geht der Impuls vom Bein aus (=Fersengang)? Wird der Schwung der Arme genutzt oder nicht? Es ist ein weit verbreiteter Trugschluss, dass sich Ballengang nur insofern vom Fersengang unterscheidet, dass über den Vorderfuss oder die Ferse glaufen wird. Dabei ist der gesamte Bewegungsablauf anders. Man kann also im Ballengang gehen und über die Ferse abrollen und umgekehrt Fersengang gehen und über die Balen gehen😉.
Aber bitte keine Grundsatzdebatte. Jede:r soll gehen, wie ihm oder ihr gut tut. Darauf kommt es an! Ich war lediglich aufgrund meiner Fehlstellungen, Vorerkrankungen und Alltagsbelastungen schlicht gezwungen, mich intensiv damit auseinanderzusetzen, um mir selber keinen Schaden zuzufügen, daher habe ich mich auch coachen lassen. Ich kann jedoch alle verstehen, die das nicht tun möchten.

Liebe Grüsse
Dorothea

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Ich weiß, bei mir fühlt es sich auch nicht immer so an, aber seit ich aufgehört habe, mich zum Ballen-Gang zu zwingen, weil es nach der gängigen Definition im Normalfall eh keinen gibt, gehe ich viel entspannter. Du hast natürlich recht, bei jedem ist es anders. Aber im Normalfall setzen praktisch alle Menschen die Ferse zuerst auf, auch wenn sie meinen es sei der Ballen. Wenn du die Gangarten nach einem anderen Prinzip definierst und du damit gut zurecht kommst, respektiere ich das, ich muss das ja nicht verstehen.
Liebe Grüße
André

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Hallo liebe Barfussläufer
Danke für die vielen Beiträge.
Schön zu sehen ,wieviele Begeisterte es gibt ,Unten Ohne‘ unterwegs zu sein.
Da es grad darum ging ,wie laufe ich???
Langsam beginnen definitiv,der Wohlfühlfaktor ist für mich maßgebend.
Meine Körpersignale zeigen mir,hab ich übertrieben?
Wenn man lernt darauf zu hören,in Achtsamkeit,nichts erzwingen dann bleibt man mit Freude und einem absoluten Wohlfühlfaktor dabei.
Wieviel km ,wie lange ist für mich nicht wichtig.,wichtig ist was fühlt sich richtig und gut an.
Ich probiere mich gern aus,verlasse meine Komfortzone,das macht es spannend.
Ich laufe für mich barfuß und freue mich wenn ich andere dafür begeistern darf.
Deshalb lade ich alle Gleichgesinnten und Neulinge ein,mich zu meiner Barfusswanderung im Mai zu begleiten.
Link findet ihr im Profil oder auf der Barfusseite.
Wäre auch echt Klasse sich mal persönlich mit Leuten zu treffen,auszutauschen und mal in Gemeinschaft barfuß unterwegs zu sein.
Seid alle lieb gegrüßt
Mareike

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Juhu! Und schon haben wir die erste „Ballengang“ Diskussion im neuen Forum! :footprints::partying_face:

Hier stoßen augenscheinlich zwei Lehrmeinungen aufeinander, z.B. Heisel vs. Bohlander (und andere mehr…).

Ich vermeide das Wort „Ballengang“ inzwischen mehr als"Barfußschuhe" (was ich tatsächlich häufig sage), denn für mich ist das ein Mythos, der von windigen… pardon, findigen Coaches erfunden wurde, um dafür Trainingsseminare verkaufen zu können…
Das ist zumindest meine Meinung - genau wie die o.g. Philosophien auch nur LehrMEINUNGEN sind. Wie Dorothea schon anmerkte, kommt es weniger darauf an, wie der Fuß aufsetzt, sondern wie der Bewegungsablauf im ganzen Körper stattfindet.

Richard Soyka hat 1931 ein phantastisches Buch veröffentlicht (von der nicht mehr zeitgemäßen Sprache mal abgesehen), in dem schon alles irgendwie drinsteht, was wir heute über das Barfußgehen wissen. Bloß das Wort Ballengang kommt darin nicht vor. Auch sonst kein Wort darüber, WIE man sich beim Barfußgehen zu bewegen hat.
Aber vermutlich konnten die Menschen damals noch halbwegs intuitiv gehen - bevor dicke Sneakersohlen erfunden wurden, durch die sich die Menschheit langsam aber sicher zu einer bewegungsunfähigen Spezies entwickelt.

Man sieht es an den vielen „Ballengang-Anleitungen“ auf YouTube: die Leute sind verunsichert und wollen alles genau richtig machen, dabei ist das Gezeigte häufig weder wirklich Ballengang noch sonst ein sinnvoller Bewegungsablauf, sondern irgendwie auf Zehenspitzen herum staksen. Und hier gebe ich André völlig Recht, das wird dann schnell unnatürlich - nur um auf Teufel-komm-raus mit dem Ballen zuerst aufzutreten. Muss man gar nicht - kann man aber! :thinking:

Ich glaube, die meisten Menschen finden von selbst raus, wie es sich gut anfühlt. Ohne dass ihnen jemand sagt, wie man es machen MUSS.

Wer nicht von selbst zum für sich passenden Gang findet, kann sich natürlich von einem Bewegungscoach helfen lassen. Aber dieses ganze Ballengang vs. Fersengang Ding halte ich für absolut übers Ziel hinaus geschossen.

Grüße
Forbi

Ich habe Soykas Buch (original in Frakturschrift) vor einiger Zeit abgetippt, siehe hier (soyka/barfuss)

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Eine Ballengangdiskussion? Wo denn?!
Ich sehe es doch wie Du auch. Wichtig ist, auf sich zu hören und das zu tun, was gut tut. Heisel selber redet auch nicht mehr unbedingt von Ballengang, sondem vom jeweils individuellen Gang. Ich denke, das trifft den Nagel auf den Kopf.
Ich beharre gelegentlich auf dem Thema, weil viele meinen, Ballengang = mit dem Ballen aufsetzen. Und das stimmt so nicht. S. mein obiges Posting. Es gibt verschiedene Bewegungsabläufe und die sind nicht gegeneinander auszuspielen, wie bereits mehrfach erwähnt: es ist das richtig, was einem gut tut😉

Liebe Grüsse
Dorotbea

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Analog zu Andrés Versen beim anderen Video hier mein Kommentar zu Aldos Rekord:

Viele harte Wochen
Gegangen und gekrochen
Weltrekord gebrochen
Steckt ihm in den Knochen
Muss sich dann erholen
Ohne blanke Sohlen :sleeping_bed:

Doch in fernen Ländern
Sieht man Leute schlendern
Menschen an der Zahl
Haben keine Wahl
Ohne Rast und Ruhe
Tragen niemals Schuhe :footprints:

Gehen im großen Ganzen
Weitere Distanzen
Laufen immerfort
Doch ohne Rekord
Niemals ein Versuch
Für das Guinness Buch :roll_eyes:

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