Hallux Valgus als Barfußläufer*in

Hallo liebe Foristen,

da ich unter einem (bzw 1,5) Hallux Valgus leide, wollte ich mal Fragen, ob ihr damit Erfahrungen gemacht habt.

Dazu erstmal meine Geschichte/ mein Problem:

Ich kann mich noch daran erinnern, dass meine Mutter als ich im Grundschulalter war, meine Füße gesehen hat und erschrocken festgestellt hat, dass mein großer Zeh nach innen zeigt. Sie wusste natürlich was das ist und hat mich gefragt ob ich Schmerzen habe, hatte ich aber nicht. Irgendwann später haben die Schmerzen aber angefangen. Mit ca 20 Jahren, schätze ich mal. Da habe ich auch noch Schuhe getragen.
Als ich mal wegen einer anderen Geschichte beim Arzt war, habe ich das angesprochen. Aber egal wo ich was sage, die Leute gucken auf meinen Fuß und sagen: ach da ist doch gar nichts… Diese Aussage ist schlicht und ergreifend falsch. Verglichen mit den Ü50 Leuten, die wegen unaufhaltbaren Schmerzen zum Arzt gehen und dann ihren Hallux wegoperieren müssen, ist mein Hallux quasi nicht vorhanden. Allerdings zeigt der eine Zeh deutlich nach innen und der andere leicht und das wichtigste: ich hatte ja sogar sehr unangenehme Schmerzen unter beiden Zehenballen. Das dann runter zu spielen und zu sagen, es wäre ja nur so leicht, finde ich bescheuert, weil wenn ich so weitermache wie gehabt wird’s ja irgendwann genauso schlimm wie in den fortgeschrittenen Stadien.
Naja. Eigentlich wollte ich damit nur klar machen, dass es bei mir ein genetisches Problem ist und nicht mit Schuhen zusammenhängt. Ich habe nie hohe Schuhe getragen und meistens sehr bequeme. Das einzige was meine Zehen zusammengedrückt hat, waren meine Kletterschuhe. Aber wie gesagt: ich hatte das Problem auch schon bevor ich mit 13 das Klettern angefangen habe.
Seit ich dann etwas später mit dem Barfußlaufen angefangen habe, sind die Schmerzen in den meisten Situationen weg, ab und zu schmerzt es trotzdem noch.

Nun zu meinen Fragen:

Gibt es unter euch auch Personen, die unter einem Hallux Valgus leiden oder gelitten haben? Wie geht ihr damit um? Gibt es vielleicht schon jemanden, der ihn operieren lassen hat? Gibt es durch die OP Schwierigkeiten beim Barfußlaufen (abgesehen von den ersten paar Wochen wo man generell Schwierigkeiten beim Laufen hat)?
Falls ihr irgendwelche Erfahrungen damit gemacht habt, würde es mich sehr interessieren.

Ansonsten wünsche ich euch noch eine schöne Woche :smiling_face:
LG Rosi

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Hatte ich zum glück nie, meine zehen sind gerade, worüber ich froh bin.
Aber es scheint übungen zu geben, die zur behebung leichter fälle beitragen können.
Hast du da schon etwas ausprobiert? Möglicherweise ist ein operativer eingriff in deinem fall gar nicht nötig.
(Ob es nun den zehenwinkel tatsächlich korrigiert oder nur die beschwerden lindert …)

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Hallo Rosi,

unter Umständen ist mein Erfahrungsbericht etwas zu barfußeuphorisch gefärbt, aber das ist ja hier in unserer Blase nicht ganz ungewöhnlich.
Meinen Hallux Valgus habe ich, als ich noch Schuhe trug, jahrelang nicht wahrgenommen.
Der linke Großzeh stand etwas nach innen, aber das taten die Zehen meiner Mutter (Folterschuhträgerin) auch…
Erst spät, irgendwann so mit ca. 35 -40 Jahren, nahm ich meine Fehlstellung als solche wahr.
Mein Gangbild war auch nicht ganz ausgeglichen, aber nur ganz leicht.
Eine Zeit lang machte ich mir Gedanken, ob ich da operativ oder sonstwie was machen lassen müsste.
Dann machte ich aber, was Mensch manchmal so macht, und verdrängte die Angelegenheit.

Ein paar Jahre später begann meine Barfußzeit, die mittlerweile zehn Jahre dauert.
Und mit ihr veränderte sich, langsam aber sicher, der Hallux Valgus.
Mit dem Gedanken konnte ich leben: es wurde also besser.
Dass er ganz verschwinden würde, habe ich nie erwartet.
Aber ich habe mir das erst jetzt, vor wenigen Minuten, nach lesen Deines Posts, nochmal gewissenhaft angesehen.
Vor zwei Jahren noch hätte ich gesagt, man sieht es noch.
Aber jetzt würde ich behaupten, dass man nichts mehr davon sieht.
Du wirst mir hoffentlich nachsehen, dass ich nicht mehr auf der Pfanne habe, ob Du in Deiner Vorstellung etwas über die Dauer Deines Barfußdaseins geschrieben hattest…
Vielleicht bist Du ja auch noch auf der Besserungsspur und solltest so etwas wie Überlegungen zu einer OP noch etwas zurückstellen?

Gruß
Thomas

EDIT:
Hab’s natürlich nachgesehen und denke, drei Jahre ist nicht unbedingt so lange, dass sich nichts mehr ändern könnte

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Das freut mich für Dich, dass Du durch reines Barfußlaufen ohne OP Deinen Hallux Valgus beheben konntest. :slight_smile:

Interessant finde ich, was im Wikipedia-Artikel steht:

Die Umstellung auf flaches Schuhwerk mit genügend Freiraum für die Zehen, insbesondere das Tragen von Zehenstegsandalen, kann nur im Anfangsstadium helfen. Ein fortgeschrittener Hallux valgus ist auf diese Weise nicht zu beseitigen oder zu verringern. Allerdings führt der Wechsel zu derartigem Schuhwerk dazu, dass es nicht zu einer weiteren Schädigung und Verformung kommt.

Das interpretiere ich wie folgt: Wenn man anfängt, Flip-Flops zu tragen oder barfuß läuft, wird es schon mal nicht schlimmer. Und wenn es im Anfangsstadium ist (die Zehen also nur leicht gebogen sind), kann es sogar verschwinden.

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Sei mir bitte nicht böse, aber daran glaube ich nicht! Vielleicht gibt es eine Veranlagung, wie schnell Deformationen entstehen können und wie stark sie sich ausprägen? Aber ich halte es für ein Märchen, dass Hallux Valgus genetisch bedingt entsteht und somit quasi unvermeidlich ist. Genauso wenig wie Übergewicht genetisch bedingt ist. Dahinter steckt die strikte Weigerung von bestimmten Ärzten, die wahren Ursachen zu akzeptieren.

In Ländern, in denen sich die Menschen täglich ausreichend bewegen (und richtig bewegen!) gibt es kaum Übergewichtige. Und dort, wo die Menschen so gut wie nie geschlossene Schuhe tragen, wird man ebenso selten jemanden mit einem Hallux Valgus treffen.

Im Kindergarten meiner Kinder habe ich auch schon Vierjährige gesehen, die bereits deformierte Zehen hatten. Hauptsächlich Mädchen, die gerne schmale Ballerinas trugen. Da kann mir keiner was von genetischer Veranlagung erzählen…

Aber die gute Nachricht ist, man kann das tatsächlich umkehren, wenn die Verformung noch nicht zu weit fortgeschritten ist (ist sie bei Dir nicht, denke ich). Konsequentes Barfußgehen ist perfekt und zusätzlich kann man auch mit Gummibändern oder an Stuhlbeinen die Großzehe bei jeder Gelegenheit spreizen, so oft es geht. Ich versuche das zurzeit mit den kleinen Zehen, um meinen „Schneiderballen“ zu verbessern. Das ist sozusagen das Gegenstück zum Ballenzeh, nur an der Außenseite.
Viel Erfolg! :footprints:

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Ich habe auch schon seit der Kindheit einen leichten Hallux valgus. Ein Orthopäde sagte mir, dass die Schmerzen, die ich vor ein paar Jahren hatte, darauf zurückzuführen seien und verschrieb mir eine Schiene für die Nacht. Die trug ich aber nur einmal, sie war extrem unangenehm und drückte. Daraufhin besorgte ich mir Zehenspreizer („Correct Toes“) und trage die immer beim Schlafen. Das war eine der wirksamsten Einzelmaßnahmen, seitdem beruhigt sich die manchmal gereizte Sehne der rechten Großzehe über Nacht. Falls du das machst, empfehle ich dir das teure Originalmodell, weil es aus sehr geschmeidigen aber robusten Material und außerdem in mehreren Größen verfügbar ist. Über die Produkte anderer Hersteller habe ich an vielen Stellen Klagen gelesen, und ich bin mit meinen Modell total zufrieden.

Ansonsten mache ich regelmäßig, vor allem nach dem Laufen, das ganze Toega-Programm durch, das ich im Anfänger-Kurs (Video) der damaligen Barefoot Academy gelernt habe. Auch die richtige Fussstellung (gerade, nicht nach außen gedreht) scheint mir wichtig, da sonst die Großzehen bei jedem Abrollen gegen die zweite Zehe gedrückt werden. Die üblichen griechischen Statuen sind ein negatives Beispiel dafür:

Das Abrollen sollte über die kleine Zehen erfolgen, so dass die Großzehe von ihnen weggedrückt wird. Diese Umstellung hat mich auch einige Mühe gekostet.

Inzwischen habe ich durch diese Maßnahmen kaum noch Probleme, und auch im entspannten Zustand zeigt sich ein Spalt zwischen Großzehe und zweiter Zehe. Bin gespannt, wie sich das bei mir weiter entwickelt!

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Hi @nilius,

vielen Dank, dass Du Deinen Beitrag bearbeitet hast und Dich entschieden hast, die jeweiligen Details öffentlich für alle anzugeben. Das ist nicht etwa „unerwünschte Werbung“, wie Du zunächst annahmst, sondern hier in der Kategorie Service sogar ausdrücklich erwünscht.

Ich nehme an, Du meinst diese beiden Videos:

Einige haben die Videos falsch verstanden, weswegen der Ersteller der Videos - Emanuel Bohlander - ein weiteres Video zur Klarstellung hochlud:

Mit 64,90 €, für die er bei happy toes erhältlich ist, scheint er tatsächlich relativ teuer zu sein, aber offensichtlich seinen Preis wert.

Das mit dem Spalt ist ein typisches Phänomen, das bei Dauerbarfüßer*innen anzutreffen ist. Bei Schuhträger*innen ist dieser Spalt auch ohne Hallux Valgus nicht vorhanden und bei dauerhaftem Barfußlaufen entsteht dieser Spalt, was quasi der natürliche Zustand ist.

LG
stromkabelsalat

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Der „Spalt“ heißt „Sandalenlücke“, ist genetisch bedingt (kann aber wohl beim dauerhaften tragen enger schuhe zusammengedrückt werden? das ist dann aber nicht gesund) und korreliert mit einigen genetischen abweichungen/schädigungen:

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Ja, die habe ich erst geschaut. Dann buchte ich aber zusätzlich einen Online-Kurs „BARFUSS TRANSFORMATION“ mit 22 Sitzungen. Das war wesentlich ausführlicher, mit vielen weiteren Übungen. Ich muss die immer noch regelmäßig machen, vor allem, wenn ich viel laufe, damit keine Verspannungen entstehen. Das entspricht meinem normalen Dehnprogramm (für Beine und Oberkörper), das ich auch regelmäßig mache, nur halt speziell für die Füße. Bei mir klappt halt nix ganz natürlich oder von alleine, ich muss alles üben. :smiling_face_with_tear:

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Interessant. Bei mir ist es nur ganz wenig, höchstens 5mm, und ich bin super stolz und zufrieden, dass ich das schon erreicht habe.

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Ich glaube, ein normaler, kleiner Abstand bei geradem, nativ unverformten oder wieder auf „normal“ trainierten Großzeh ist mit der genetisch bedingten, superdeutlichen „Sandalenlücke“ aus dem Wikipediaartikel nicht gemeint. Wenn die Zehen gerade und v.a. beschwerdefrei sind, ist sicher auch ein Abstand Null noch kein Zeichen für Hallux Valgus.

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Ich habe kaum Abstände zwischen den Zehen, auch nach sieben Jahren nicht. Zerbreche mir aber deswegen nicht den Kopf: ich hatte mit barfuss wegen Schmerzen in den Füssen angefangen, und die sind weg.

Liebe Grüsse
Dorothea

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Ich kann zehen spreizen oder zusammendrücken (offenbar können nicht alle diese muskeln bewusst aktivieren?); wenn ich mich völlig entspanne, sind wenige millimeter platz zwischen großzeh und zeigezeh, die anderen berühren einander leicht.

Ein manchmal gehörtes argument gegen das barfußgehen ist „dein Fuß wird immer breiter, wenn ihn nichts zusammenhält“; das halte ich für nicht stichhaltig (ebenso wie bei dem gewölbe, das zusammenbricht, wenn es von nichts gestützt wird, oder den knöchelgelenken, die umknicken, wenn wir im gelände keine hohen wanderstiefel tragen): Es gibt jeweils körpereigene strukturen, die diese dinge stabilisieren, aber bei manchen untertrainiert und damit nicht voll funktionsfähig sind.

Ich habe nicht nachgemessen, vermute aber, dass mein vorfuß in der breite geringfügig auseinandergegangen ist, nachdem ich (mit ausgewachsenen füßen) mehr barfuß gegangen bin, das aber nicht ungewöhnlich ist, sondern einfach meine natürliche breite. (Bedeutet aber, dass ich in viele industriell gefertigte schuhe nicht gut passe.)

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Meine Füße sind in der Zeit, seit ich bf gehe, um ziemlich genau eine Schuhgröße gewachsen, das hab ich an meinen langjährigen guten, sogar steigeisenfesten Meindl-Bergschuhen gesehen, die irgendwann sehr grenzwertig eng waren. Hab mir dann eine Nummer größere, eine Nummer leichtere gekauft.
Die Füße ändern sich sicher nicht, weil die Füße nix mehr zusammenhält, weil irgendwas mehr umknickt oder Gewölbe ungestützt zusammenbrechen würden, eher im Gegenteil: Grenzwertig krumme Zehen haben wieder Platz und werden gerader, ein Platt-/Knickfuß beginnt, sich aufzurichten, weil die zugehörige Muskulatur endlich was zu tun hat, und der ganze Fuß wird dicker, kräftiger und ggf. natürlich auch breiter, weil sich der Sohlenaufbau ändert und die Muskulatur sich auch anpaßt. Daß Schuhe nicht mehr passen, ist also eher „Kollateralschaden“ von ansonsten nahezu ausschießlich positiver Veränderungen.

Spannend wäre, wenn es einen „vorher-nachher“-Vergleich von demselben Fuß am Beginn und nach z.B. 5 Jahren bf per MRT gäbe. Ich meine, der Eisbär hatte mal zumindest ein „Nachher“-MRT in seinem eigenen Forum gepostet. Leider ist ein Fuß-MRT „nur mal so just for fun“ als Selbstzahler hier in DE irrational teuer, und „vorher“ denkt da auch niemand dran.

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Liebe Sien,

Ich interpretiere Deine Problematik wie folgt: Bei Dir liegt objektiv ein Hallux Valgus vor. Dieser äußert sich darin, dass die großen Zehen objektiv nach innen gebogen sind und Du starke Schmerzen verspürst. Dummerweise ist die Biegung zwar vorhanden, aber nicht ganz so krass, wie man es auf manchen Bildern von älteren Leuten sieht. Außenstehende vergleichen Deine Biegung mit der krassen Biegung und spüren Deine Schmerzen nicht. Sie glauben deshalb zu Unrecht, es wäre kein Hallux Valgus vorhanden, wodurch Dir die Erkrankung abgesprochen wird. Das erschwert Dir, diesen Hallux Valgus behandeln zu lassen und Du hast Angst, dass sich die Situation verschlimmert und es am Ende dann doch so ausschaut wie auf den Bildern mit der krassen Variante.

Wären diese Außenstehende keine Ärzt*innen könnte ich mir das Verhalten dieser Außenstehenden mir damit erklären, dass sie es gut meinen und Dir einfach sagen wollen „Nein, Deine Füße sind nicht hässlich“, was zwar auch in deren Wahrnehmung so ist, aber trotzdem Dir die Erkrankung abspricht.

Bei Ärzt*innen wundert mich deren Verhalten. Ich weiß jetzt nicht, was Du den Ärzt*innen jeweils gesagt hast und ob Du folgendes schon ausprobiert hast:
Anstatt, dass Du sagst

Hallo, ich habe Hallux Valgus. Wie kann ich ihn behandeln lassen?

stellst Du Dich doof (um Sinne von, dass Du nicht weißt, was ein Hallux Valgus ist) und sagst

Hallo, ich habe unter meinen Zehenballen häufig Schmerzen. Können Sie sich anschauen, was da los ist?

Dann hat der*die Ärzt*in keine Möglichkeit, den Hallux Valgus abzustreiten, sondern muss selbst herausfinden, was es ist, und kommt dann von selbst auf Hallux Valgus.

Es könnte vielleicht ein bisschen helfen.

Wie ich den Beiträgen der anderen Benutzer*innen entnehme, scheinst Du es aber erfreulicherweise genau richtig zu machen, weil bereits jetzt durch Tragen von Flip-Flops oder Barfußlaufen dafür sorgt, dass sich der Hallux Valgus nicht weiterentwickelt und idealerweise sogar verschwindet und Du Dich nicht mit einer OP herumärgern musst.

Dazu passt ja auch Deine Aussage

Ich freue mich für Dich, dass Du diese Fortschritte machen konntest und wünsche Dir weiterhin viel Erfolg und gute Besserung!

LG
stromkabelsalat

Der Hallux valgus ist oftmals eine Folge eines Spreizfußes oder anderer Fehlsstellungen bzw. funktionaler Verkürzungen im Wadenbereich bzw. infolge der Verkettung der ischiocruralen Muskulatur.
Die genetische Komponente dabei, die das Vorkommen beeinflussen kann, ist im Regelfall eine genetisch bedingte Schwäche des Bindegewebes im Fuß, so dass die Fehlstellung stärkeren negativen Einfluss auf die Knochenanordnung in den Gelenken des Großzehs (Hallux) erlangt.
Zu enge Schuhe begünstigen die Entwicklung oftmals, sind aber im Normalfall nicht deren Ursache.

Da funktionale Verkürzungen nahezu immer durch ein Zusammenspiel verschiedener Trainings (Kräftigung und Dehnung) gelindert oder gar komplett behandelt werden können, lässt sich auch hier hier mit Eigeninitiative sehr viel erreichen - es dauert nur …

Die bereits in einem früheren Post hier beschriebenen Übungen der Barefoot Academy sind da gute Maßnahmen.
Natürlich hilft auch Barfußgehen auf jeden Fall, wenn man es richtig macht und sich vorher der Fehlstellungen bewusst ist.
Wichtig ist aber dann, sich mit dem Großzeh beim Gang abzudrücken - dieser muss dabei exakt in Gangrichtung zeigen (also direkt nach vorne); eine im Fuß nach außen gedrehte Gangart spricht die Großzehmuskulatur nicht (bzw. nicht ausreichend, da nur seitlich) an. Und genau die gut gestärkte Großzehmuskulatur sorgt dafür, dass der Fuß inkl. Hallux funktional in der vorgesehenen Art und Weise ausgerichtet bleibt (also keine Innenbeugung aufweist).
Anders ausgedrückt: bestimmte Muskeln müssen wieder in Gang gebracht und gekräftigt werden. Das ist einerseits der Großzehabduktor (Abspreizer) sowie die Großzehenbeugemuskulatur (klein im Fuß, groß im Unterschenkel).
Zum Anderen müssen die Großzehenstrecker wieder gelockert werden (Dehnung), damit sie den Zeh nicht übermäßig und dauerhaft in die falsche Richtung ziehen.
Übungen gegen die initialen Fehlstellungen (Spreizfuß, Senkfuß etc.) sind natürlich obligatorisch.

Ergänzung: Ist die Fehlstellung bereits zu weit und zu lange fortgeschritten, kann es manchmal tatsächlich unumgänglich sein, operative Eingriffe in Erwägung zu ziehen, denn dann - und nur dann - kann es bereits Knochenverformungen im Gelenksbereich gegeben haben, da die Knochen nicht nur im falschen Winkel sondern auch verdreht zueinander liegen. Auch können sich schon Anlagerungen von knochenartiger Substanz zum Schutz der Gelenkstruktur gebildet haben, was ebenfalls nicht nur unschön aussieht sondern real Probleme bereiten kann.
Eine OP sollte aber die Ultima Ratio sein und nur von einem Facharzt (besser zweite Meinung, also mehreren Fachärzten) benannt werden, der praktischerweise nicht selbst operiert.

Disclaimer:
Ich bin kein Arzt und das hier ist keine medizinische Beratung. Das Web selbst ist immer nur ein Quell an Informationen, aber kein verlässlicher Diagnoseapparat. Im Zweifelsfall gilt immer: bei schwerwiegenden Problemen daher immer einen kompetenten Facharzt oder Therapeuten aufsuchen, der den jeweiligen Individualfall genau untersucht und dann auch die indivduell korrekte Behandlung abstimmt.
Das nur zum Abschluss noch.

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Also ich weiß nicht?! Das fällt mir immer sehr schwer zu glauben. Ich glaube zwar schon, dass es genetisch bedingt sein kann, wie stark ausgeprägt sich Verformungen ausbilden. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie sich ganz ohne Schuhe überhaupt ausbilden würden?!
Ich weiß es natürlich auch nicht 100%ig, aber ich sehe um mich herum Millionen von Schuhen, deren Form nicht der von menschlichen Füßen entspricht und kann deswegen nicht begreifen, warum die Ursache für Fußdeformationen nicht an den Schuhen liegen soll, sondern genetisch - unausweichlich, gottgegeben, „da kann man nichts machen…“

Von „unausweichlich, gottgegeben und „nichts machen können““ habe ich nichts geschrieben. Manche Menschen sind aber aufgrund genetischer Voraussetzungen anfälliger als andere. Das heißt nicht, dass es auf jeden Fall zur Fehlstellung kommen muss oder dass man nichts dagegen tun könnte.

Und natürlich haben Schuhe ihren Anteil an dem Problem. Aber nicht, weil Sie zu eng sind, sondern weil der ganze Kram (Unterstützung, Dämpfung, Protektion etc.) die eigenen Körperfunktionen an dieser Stelle außer Kraft setzt, dadurch dass die eigenen Mechanismen gar nicht mehr arbeiten müssen und können.

Dabei bringen wir Menschen alles mit, um barfuß durch die Welt zu gehen:
Unsere Sohlenhaut ist normalerweise an entsprechenden Stellen so stark, dass vieles, was der ungeübten Haut Schaden bereitet, vernachlässigt werden kann, wenn die Haut unterm Fuß wieder dauerhaft natürlich gefordert und dadurch angepasst dicker wird.
Das Stützkorsett aus Faszien, Sehnen und Bändern rund um das Fußgelenk ist im Einklang mit funktional trainierten Fuß- und Beinmuskeln stark genug, um ein Umknicken im Alltag meist problemlos zu verhindern.
Und Stoßdämpfung? Von Natur aus bringen wir Menschen bessere Stoßdämpfer mit, als jede noch so geniale Hightech-Schuhsohle liefern könnte: unsere Beine, die mit einer genialen Gelenkanordnung und ebenfalls durch Muskulatur unterstützt fast jeden Stoß locker wegkompensieren können.

Das sind nur mal drei Aspekte. Da ist natürlich noch deutlich mehr.

Natürlich sind Fußfehlstellungen zivilisationsbedingt (s.o.). Aber manche Menschen müssen eben mehr dafür tun, diese zu vermeiden bzw. zu bekämpfen. Das ist mit der genetischen Disposition gemeint. Und das ist tatsächlich aktueller wissenschaftlicher Konsens. Die Genetik ist ein Faktor, der beteiligt ist, aber nicht die Ursache (hatte ich aber auch gar nicht geschrieben). :wink::slightly_smiling_face:

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Meine Mutter hat sehr starken Hallux Valgus. Sie hat grosse Mühe noch gehen zu können. Jeder Schuh bereitet ihr Schmerzen. Sogar jene Schuhe, welche wir beim Orthopäden machen liessen und ein kleines Vermögen gekostet haben.

Ich habe ihr dann Barfussschuhe von Sole Runner organisiert. Das Modell T1, welches einen breiten Zehenbereich hat. Sie kann zwar nicht besser gehen, dafür aber nun schmerzfrei.

Mutters Schwester und Bruder haben ebenfalls Hallux Valgus. Und jetzt kommt es: auch die Mutter meiner Mutter hatte starken Hallux Valgus.

Von daher sehe ich hier doch die Möglichkeit der Vererbung. Sonst wäre es ja ein ziemlich grosser Zufall.

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