München tut gut - Barfußwandern in Bad Bayersoien

Mit der ausgesprochen sympathischen Moderatorin Eva Nußhart durfte Martl Jung kürzlich rund um den Bayersoiener See laufen und ganz viel dazu erzählen.

Nachdem Martl barfuß auf die Welt kam, danach wie die meisten Schuhe trug, entschied er sich schrittweise dazu, immer häufiger barfuß zu laufen. Barfuß ist viel mehr möglich, als viele denken. Geübte Barfußläufer*innen laufen genauso schnell wie Schuhträger, im Gegensatz zu ihnen hat man barfuß aber ganz andere Sinneseindrücke wie Oberflächenbeschaffenheit und Feuchtigkeit.

Der gekieste Wanderweg ist für ungeübte Barfußläufer*innen eine Herausforderung. Hier empfiehlt es sich, über Stellen am Rand mit Gras oder lehmige Pfützen zu gehen.

Die Wanderung um den See ist 5 km lang. Dort gibt es auch einen Barfußpfad. Der Gang über einen Baumstamm mit Aststumpfen fühlt sich unangenehm an, ist aber auch eine Fußreflexzonenmassage.

Der Vergleich mit der Fußreflexzonenmassage lässt sich auch auf eine komplette Barfußwanderung übertragen. Barfußlaufen wirkt sich auf den ganzen Körper aus. Jede Region am Fuß regt andere Körperregionen an und die Durchblutung wird angeregt. Durch Schuhe entfallen diese Vorteile, etwa weil man in einem Schuh auf einer gleichmäßigen Fläche läuft und man sich nicht mehr achtsam im Gelände bewegt.

Während Barfüßigkeit für Martl Jung eine Lebenseinstellung ist, muss sich die sympathische Moderatorin verständlicherweise noch daran gewöhnen. Die spitzen Kieselsteine am Wanderweg fühlen sich für sie schmerzhaft an. Durch konsequentes Barfußlaufen im Alltag kann man sich daran gewöhnen. Dadurch entwickelt sich nach Aussage von Martl Jung eine Lederhaut (keine Hornhaut) und die Muskeln im Fuß werden trainiert.

Martl ist als Reiseleiter und Bergführer auch barfuß unterwegs. Wenn im Winter Salz gestreut wird, trägt Martl Jung Schuhe, weil das Streusalz die Kälte verstärkt. Auch Splitt ist sehr unangenehm, weil er auf dem Asphalt liegt, anstatt sich in den Boden einzudrücken. Schnee hingegen empfindet er als sehr angenehm.

Als Einstieg ins Barfußlaufen empfiehlen sich Barfußpfade, weil man dort über die verschiedensten Untergründe laufen kann. In der Natur empfehlt es sich, Wiesenhänge bergauf zu gehen. In den Kalkalpen ist es unterhalb der Waldgrenze sehr angenehm.

Das karstige Kalkgestein wie südlich der Dolomiten ist weniger angenehm. Für Anfänger*innen ist dies ungeeignet, aber Profi Martl Jung ging im Jahr 2009 von München nach Verona und überquerte dabei barfuß die Alpen.

Auf einem Wegstück mit Schlamm sinken die beiden tief ein. Der Gleichgewichtssinn wird trainiert, der Fuß wird durchgeknetet und der Schlamm ist ein angenehmes Gefühl auf der Haut.

Der Barfußpfad führt auch ein paar Meter durch den Rand des Sees, wobei die dreckigen Füße wieder sauber werden. Durch das Barfußlaufen ensteht ein ähnlicher Effekt wie bei einem Gang durch kaltes Wasser bei einer Kneippanlage: Die Durchblutung verbessert sich, weil mit jedem Schritt eine neue Fläche betreten wird, die normalerweise kälter als der Fuß ist und somit der Körper ein Energiedefizit ausgleichen muss.

Ein Fuß hat 28 Knochen und passt sich jedem Untergrund an. So auch auf einem runden Baumstamm.

Beim Barfußlaufen kann man im Gegensatz beim Laufen in Schuhen nicht umknicken. Beim Aufsetzen trägt im Gegensatz zur Ferse der Vorderfuß, insbesondere der große Zeh, das meiste Gewicht.

Martl empfiehlt als Übung, mit dem Fuß einen Stift zu greifen und damit ein Bild zu malen oder mit einem Seil einen Knoten zu machen.

Der Abschluss des Barfußpfades bildet ein Moortretbecken.

Ich glaube, beiden hat es Spaß gemacht und ist ganz gut geworden.

Schöne Füße,
stromkabelsalat

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Ja, diesen Schmarrn erzählt Martl leider immer und immer wieder. BITTE, BITTE, merkt Euch das nicht und vor allem erzählt es nicht weiter, das ist kompletter Unsinn!

Natürlich hat man beides und zwar unabhängig davon, ob man viel barfuß geht oder nicht. Die Oberhaut bildet Hornzellen, die sich abreiben und immer wieder neu gebildet werden. Wenn die stark beansprucht wird, wird sie dicker - landläufig nennt man sie dann „Hornhaut“, das ist nicht falsch. Wer ein Saiteninstrument spielt, bekommt z.B. auch eine Hornhaut an den Fingerkuppen. Die Lederhaut ist die mittlere Schicht zwischen der Ober- und Unterhaut und wenn man auf der geht, schreit man vor Schmerzen. Also besser die Hornhaut nicht ganz ablaufen!

Wenn Ihr es besser wissen wollt, lest bitte den sehr guten Blogbeitrag über die Haut von Wolfgang im barfussblog. Er hat Martl schon mehrfach auf diesen Quatsch aufmerksam gemacht, aber der bleibt bei seinem Mythos von der Lederhaut „anstelle“ einer Hornhaut.

Ansonsten ist das ein guter Film mit Martl. Kommt wie immer sehr sympatisch rüber.

Verhornte Grüße
Forbi

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Meiner Meinung nach hat Martl nicht ganz Unrecht!

Sowohl die Oberhaut als auch die Lederhaut spielen bei der Gewöhnung an das Barfußlaufen eine wichtige Rolle. Die Oberhaut bildet eine stärker werdende Hornschicht, die gegen Schnittverletzungen und Abschürfungen widerstandfähig ist. Doch der Lederhaut kommt meines Erachtens eine noch größere Bedeutung zu. Diese Hautschicht ist für die Bildung des Narbengewebes zuständig, das sich aus einem strapazierfähigen Netzwerk von Bindegewebsfasern zusammensetzt. Jeder Tritt auf einen spitzen Stein tut nicht nur weh, sondern regt auch die Vermehrung von Bindegewebszellen an, wodurch die auch „Fußschwarte“ genannte Lederhautschicht des Fußes an Dicke und Festigkeit gewinnt und sich in ihrer „Endausbaustufe“ dem steinigen Untergrund sehr gut anpasst, ohne große Schmerzen zu bereiten.

Ich habe Martl schon öfter getroffen und auch auf seine Fußsohlen geschaut. Er hat beneidenswerter Weise eine viel dickere Fußschwarte als ich (aber nicht mehr Hornhaut!), während seine Schwarte um die Körpermitte herum wesentlich bescheidener ausfällt als bei mir :roll_eyes:. Aber das ist das Fettgewebe der Unterhaut, das als Energiespeicher dient und mich wahrscheinlich ein halbes Jahr lang am Leben erhalten könnte. Aber leider drückt sie mit großer Last auf meine mit nachlassendem Training empfindlicher werden Füße …

So weit also mein Versuch, unser Natursohlenleder etwas differenzierter zu betrachten als Wolfgang in seinem Blogartikel, der auf die unterschiedlichen Funktionen der Hautschichten nicht so sehr eingeht.

Herzlichen Gruß von Fuß zu Fuß,

Lorenz

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Doch! Hat er!

Ich will jetzt aber gar nicht so sehr auf Martl rumhacken. Er erzählt das zwar in fast allen seiner Interviews und auch in seinem Buch, aber er hat sich ja diesen Quatsch nicht ausgedacht.

Anscheinend hält sich in der „Barfußszene“ seit rund 20 Jahren (oder länger?) der Mythos, dass man „keine Hornhaut, sondern stattdessen eine Lederhaut“ bekommt. Das ist reine Desinformation und auch ich bin am Anfang darauf hereingefallen. Die Aussage ist fast immer gleich und in allen Punkten falsch:

  • „Vom Barfußlaufen bekommt man keine Hornhaut“
    → naja, fast richtig, man bekommt sie nicht, sondern hat sie schon (wenn man das mit Oberhaut gleichsetzt). Wenn es die Verdickung der Hornzellenschicht meint, bekommt man sehr wohl eine Hornhaut. Anders als z.B. bei Reibestellen von Schuhen ist diese aber geschmeidig und gleichmäßig über die Fußsohle verteilt und stört auch nicht, sondern ist nützlich, da sie den Fuß schützt. Ich weiß nicht, warum sich Barfüßer so vehement dagegen wehren wollen, eine Hornhaut zu haben?!

  • „im Gegenteil, die Hornhaut reibt sich dadurch runter“
    → auch nur fast. Natürlich laufen sich die äußeren Hornzellen ab, dazu sind sie ja da, aber man läuft sie nie ganz runter. Gerade Martl sollte das wissen, denn er sagt ja auch immer, dass man in den Bergen mit dem Abrieb haushalten muss. Nur so viel runterlaufen, wie über Nacht wieder nachwächst. Sonst tut’s nämlich weh! Und viele kennen es außerdem, dass an den Rändern der Ferse oder der Zehen/Ballen eben doch eine dicke Schwiele entsteht, die sich beim Laufen nicht abreibt und ggf. nachbearbeitet werden muss.

  • „Hornhaut ist tote Haut“
    → das stimmt so nicht. Richtig ist, dass die ganz äußere Schicht aus abgestorbenen Hornzellen besteht, die beim Gehen abgerieben werden. Aber darunter werden munter weiter Hautzellen gebildet, die mithilfe von Keratin verhornen, um später auch wieder abgestoßen werden zu können. Das ist also ein ziemlich lebendiger Vorgang insgesamt.

  • „Vielmehr bekommt man eine Lederhaut“
    → das ist auf jeden Fall falsch, weil man die nicht bekommt, sondern bereits hat - von Geburt an. Jede*r hat die. Und zwar überall: auf der Nasenspitze, am Bauch, unter den Füßen, sonstwo. Denn die Lederhaut ist die mittlere Schicht der dreiteilig aufgebauten Haut.

Ich habe nichts gegen den Begriff „Leder“ für die robuste Fußhaut (wie könnte ich auch, als Betreiber der Domain „lederfuesse“), aber Lederhaut (Dermis) ist als Fachbegriff für diese Hautschicht bereits reserviert. Die bekommt man nicht erst. Und schon gar nicht anstelle einer Hornhaut.

Und natürlich hast Du Recht, Lorenz, dass die Lederhaut durchs Barfußgehen auch stärker wird. Das Bindegewebe verdichtet sich und hat auch einen großen Anteil an der Verstärkung der Fußhaut. In der Lederhaut wird auch die Durchblutung verbessert (siehe Kneipp). Und nicht zuletzt die Unterhaut, die viel zu häufig gar nicht genannt wird. Die verstärkt sich enorm und bildet ein regelrechtes Laufpolster (das ist vermutlich das, was Du bei Martl gesehen hast).

Keine Hautschicht ist wichtiger als eine andere beim Barfußgehen, sondern alle drei sind essenziell und verstärken sich auf ihre Art, wenn man die Haut regelmäßig beansprucht.

Und zu guter Letzt wundere ich mich, dass Du sagst, Wolfang würde nicht auf die Funktionen der einzelnen Schichten eingehen. Da war ich erstmal sprachlos. Jeden anderen würde ich fragen, ob er den Artikel überhaupt gelesen hat… Wie viel genauer kann man denn die Funktionen beschreiben, als Wolfgang es getan hat? Also ohne ein Fachbuch draus zu machen - was ja hier gar nicht gewollt ist. Ich finde das als Zusammenfassung schon fast zu ausführlich…

Also Fazit:
Ja, vom Barfußgehen bekommt man eine dicke Hornhaut. Aber nicht nur, sondern alle Hautschichten verstärken sich dadurch und schützen und unterstützen den Körper somit.

Grüße
Forbi

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Sorry, ich war irgendwie irritiert und dachte, Wolfgangs Artikel sei schon zu Ende, bevor die Details kamen und habe, ein wenig verwirrt von der Navigationsbox, nicht weitergescollt, wo es in die Details geht. Das passiert, wenn man nicht richtig hinschaut. :pleading_face:
Ich meine aber auch, ich habe vor Jahren diesen Artikel schon einmal komplett gelesen.

In der Tat wäre es besser, wenn jeder, der über die Fußsohlenhaut redet, mit den von Wolfgang erläuterten Grundlagen vertraut wäre! Dann würde er den Begriff „Lederhaut“ auch im anatomisch korrekten Sinn gebrauchen und in ihr korrekterweise das Bindegewebe verorten, das bei der Gewöhnung an das Barfußlaufen gekräftigt wird.

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Meine Rede :smiley:

Grüße
Forbi

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Wenn Martl von der „Lederhaut“ spricht, meint er offenbar die Oberhaut, die sich zwar „ledrig“ anfühlt, die aber nicht die Lederhaut im anatomischen Sinn ist, mit der man ohne Oberhaut wahrscheinlich keinen einzigen Schritt gehen könnte, da sie ständig schmerzen und bluten würde.

Die Oberhaut dagegen hat weder Schmerzrezeptoren noch Blutgefäße. Darin verbergen sich unter anderem auch die Drucksensoren zur Registrierung des Drucks, der auf die Haut einwirkt, sowie die Vorposten der Immunabwehr.

Wolfgang beschreibt übrigens die Aufgaben und Strukturen der Lederhaut mindestens genau so eingehend, wie die der Oberhaut. Zusamengefasst ist die Lederhaut „Stützstruktur durch ein dichtes Netz aus Bindegewebsfasern, Versorgungsbasis und Wärmeregulator durch zahlreiche Blutgefäße, Gefühlszentrum durch zahlreiche Sinneszellen, Schwerpunkt der Immunabwehr durch eine Vielzahl von Immunzellen“.

Über die Funktion der Fasern in der Lederhaut schreibt er unter anderem:
„Enorm wichtig ist für uns Barfüßer, dass sich die Kollagenfasern bei stetiger Belastung, wie beim Barfußlaufen, zum einen vermehren und zum anderen dicker werden. Wir bekommen damit AUCH eine kräftigere Lederhaut. Sie ergänzt damit die ebenfalls kräftigere Oberhaut, aber eben mit einer ganz anderen Aufgabe. Ein weiterer Effekt ist, dass Querverbindungen zwischen den Kollagenfasern gelöst werden und das Gewebe damit beweglicher wird, sozusagen eine kostenlose Faszienmassage.“

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Ich habe hier noch eine nette Zusammenfassung gefunden, die sehr kurz alle Hautschichten erklärt:

Das ist zwar sehr rudimentär, aber ein guter Einstieg für alle, denen Wolfgangs Artikel zu umfangreich ist (ich habe den bestimmt schon 5x durchgelesen und kann immer noch nicht alles auswendig).

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