Notwendigkeit von Notschuhen

Es geht mir ähnlich wie Harald. Es ist ein ganz tolles Gefühl, barfuss aus dem Haus zu gehen, ohne irgendwelche Schuhe mit dabei zu haben, auch keine Sandalen oder Minimalschuhe, so ganz richtig und kompromisslos barfuss eben! Dann bin ich auch im Kopf viel freier und mache mir gar keine Gedanken mehr darüber, ob es vielleicht doch noch Situationen gäbe, wo Schuhe nötig sein könnten. Gar keine Schuhe mehr zu besitzen, wäre für mich absolut fantastisch, eine Art Idealvorstellung, jedoch in unseren Breitengraden (Kälte) und in unserer, in Schuhe gezwängten, Gesellschaft leider schlicht nicht realistisch. Immerhin sind meine Schuhe, Sandalen und Minimalschuhe ganzjährig weit weg im Keller verstaut, wo ich nur ganz selten mal ein Paar hervorholen muss, wenn ich mich, zu einem geschäftlichen Termin, formellen Anlass oder wegen Eis und Schnee, gezwungenermassen anpassen muss oder freiwillig anpassen möchte.

1 „Gefällt mir“

Hi zusammen,

es ist immer wieder interessant zu lesen, wie unterschiedlich bei uns allen die Beweggründe und die Ausprägung des Barfußdaseins beschaffen sind.
Ich gehöre scheinbar (Selbsteinschätzung) eher zur “radikaleren” Fraktion. Ich lege mich zwar auch nicht mit Leuten an, nur um mein Barfußsein durchzusetzen. Aber ich nehme auch nicht auf Basis von “gefühlten” gesellschaftlichen Normen Rücksicht und ziehe mir nur deshalb Schuhe an. Und so lebe ich mein Barfußsein mittlerweile weitestgehend problemfrei im Alltag (Glûcksfall: ich arbeite im Homeoffice). Und angesprochen werde ich wirklich nur selten.
Und ich habe zwar in der Regel ein Paar Leguanos im Auto, aber mitschleppen tue ich die nicht, wenn ich aussteige. Und darüber denke ich auch gar nicht mehr nach. Zugegebenermaßen lebe ich allerdings ja auch in Norddeutschland. Würde ich jetzt Bergwanderungen machen, würde ich vielleicht doch nochmal darüber nachdenken, ob Notschuhe notwendig sind.

Ich habe nicht immer Notschuhe dabei. Wenn ich in die Stadt gehe, bestimmt nicht. Aber für Wanderungen immer. Das ist für mich so selbstverständlich wie die Mitnahme einer Taschenapotheke oder von Proviant. Die Tatsache, dass ich Sandalen dabeihabe, bedeutet nicht, dass ich permanent dran denken würde! Ich geniesse barfuss. Und wenn ich merke, es wird meinen Füssen zu viel, oder es ist zu schmerzhaft, dann ist es angenehm, wenn ich was für meine Füsse tun kann. Ich vergleiche es mit dem Tragen von Sicherheitsgurten im Auto. Ich überlege nie, ob ich sie anlege oder nicht, ich mache es einfach und verschwende ansonsten keine Gedanken daran. Und bin im Notfall froh darum.
Freiheit hat was zu tun mit nackten Füssen. Echte Freiheit aber beginnt in meinen Augen im Kopf. Man kann selbst als Gefangene:r frei sein😉.

Liebe Grüsse
Dorothea

3 „Gefällt mir“

Wenn wir die Wahrheit über das Barfußlaufen erkennen, dann wird das uns frei machen: frei von dem Mythos, dass man im Alltag nicht ohne Schuhe hinaus gehen sollte (ich nenne das „die Schuhlüge“), frei von Rückenschmerzen, frei von Blasen an den Füßen, …
So kann man den Füßen jeden Tag etwas Gutes tun, und muss nicht warten bis zum nächsten Strand-Urlaub!

Also ich gehe da am ehesten mit Dorothea mit.

Wenn jemand sich von Notschuhen unter Druck gesetzt fühlt, diese dann auch anzuziehen, bitte sehr, dann nehmt keine mit. Abgehakt!

Aber das muss nicht allen so gehen. Bei mir ist es z.B. genau umgekehrt: bei Ausflügen, bei denen ich auch einen Rucksack dabei habe, sind normalerweise immer ein Paar Sandalen dabei - genau wie eine Wasserflasche und eine Pinzette. Angezogen habe ich sie unterwegs noch nie, aber ich finde es beruhigend, sie dabei zu haben, falls es doch unbedingt nötig sein sollte. Immer wenn ich mal keine dabei hatte, war das die ganze Zeit im Hinterkopf und hat mir ein bisschen Entspanntheit geraubt.

Es freut mich, wenn viele von Euch das ausblenden können („Verbringe nicht die Zeit mit der Suche nach einem Hindernis, vielleicht ist keines da.“ Franz Kafka), aber ich persönlich halte es für falsch, Barfußeinsteigern abzuraten, Notschuhe einzupacken. Das sollte jede*r für sich selbst entscheiden, ob man schon soweit ist und wie es sich anfühlt, mit oder ohne Schuhe unterwegs zu sein.

Wie gesagt, mir gibt es eher Sicherheit und einen zusätzlichen Ansporn, sie dann erst recht nicht anzuziehen. Ich sage dann „ich habe die ganze Zeit Schuhe getragen - im Rucksack“ :stuck_out_tongue_winking_eye:

5 „Gefällt mir“

Dazu gehört unter Umständen auch ein Regenschirm, oder entsprechende Bekleidung. Mit dem Risiko, alles dauernd tragen zu müssen, ohne es zu gebrauchen. Im Gegenzug entfällt dann aber das Risiko, unvermittelt Schutz zu benötigen, den man grad nicht dabei hat.

2 „Gefällt mir“

Die Wander-Notschuhe sind aus reinem Pragmatismus aus meinem Rucksack verschwunden, sie nahmen einfach zuviel Platz weg. Dagegen sind die Business- und auch Arbeitsschutz-Notschuhe (zusammen mit Socken) aus reinem Pragmatismus vor ein paar Jahren wieder in den Kofferraum gelangt, sie wurden einfach schon zu oft gebraucht.

Und dann habe ich noch ein paar KfZ-Notschuhe, mittlerweile in der Werkzeug-Kiste. Das ist ein 15 Jahre altes Paar Tevas, die fast nagelneu aussehen. Die hoffe ich, nie zu benötigen. Die sind dazu da, daß ich im Falle eine Unfalls auch anderer z.B. helfen kann, ohne durch Scherben und Splitter daran gehindert zu werden und mir hinterher vorwerfen (lassen) zu müßte, des Barfußlaufens wegen etwas Entscheidendes nicht habe machen zu können.

Beim Wandern aber, da bin ich ganz in meinem Element, da lasse ich mir von der Vernunft nicht reinreden :laughing:

1 „Gefällt mir“

Absolut, ich hab‘s genauso. Es ist ein sehr befriedigendes Gefühl, wenn man nach einem Wandertag die Schuhe unbenutzt zurücklegen kann. Notschuhe, wie ich sie brauche, nehmen kaum Platz im Gepäck ein und wiegen sehr wenig. Die haben in jedem Rucksack, in fast jeder Tasche Platz.

Ich lasse mir beim Wandern nicht von der Vernunft dreinreden, sondern von meinen Füssen selbst. Ich höre auf sie und setze mich nicht über sie hinweg. Kalkschotterpisten machen einfach keinen Spass, erst recht nicht während einer Wanderung, von der man weiss, man hat 25 km vor sich, und schon ein Kilometer solche Wege können einem die Füsse versauern. Da geh ich lieber 23 km barfuss und zwei mit meinen Sandalen und bin ganz in meinem Element, weil ich eine schöne, lange Wanderung in einer tollen Umgebung gehen kann. Je mehr barfuss, desto besser, aber auch mit Notschuhen immer wieder tolle Erlebnisse….:star_struck:
In den Bergen ohne Schuhe? Nie und nimmer. Ich lebe gern länger. Steile (!) Grashänge barfüssig queren in weglosem Gelände ist schlicht und ergreifend grobfahrlässig und lebensgefährlich. Ich bewege mich immer wieder in Gelände, wo jeder Stolperer, jedes Ausgleiten tödlich enden kann. Da geht nichts ohne eine Vibramsohle. Aber auch hier geht es minimal! Ich bin schon T6-Routen mit Fivefingers gegangen (das Schwierigste, was ich barfuss gemacht habe, war T5).

Ich denke, ob man 100% barfuss geht, hängt nicht unerheblich vom Gelände und den Wegbeschaffenheiten ab, die man so antrifft.

Aber an die Uni?! Da denke ich nicht mal dran, Sandalen einzupacken.

Liebe Grüsse
Dorothea

1 „Gefällt mir“

… das Glück der Kleinfüßigen…:wink:

Hallo Dorothea,
da bin ich vollständig Deiner Meinung! Und meine uneingeschränkte Bewunderung für Deine Sportlichkeit!
Bei Deinem Link zu den Trekking-Schwierigkeitsgraden stelle ich mir freilich eine Frage: werden unsere Barfußsohlen den dort genannten Anforderungen wirklich gerecht?
T1: „bequeme Wanderschuhe“: klar, passt.
T2: „stabile Wanderschuhe“: Interpretationssache. Gut trainierte Füße sind sicher stabil.
T3: „stabile Bergstiefel“: O weih! Das bin selbst ich als Couch Potato schon gegangen. Und zwar vollständig barfuß. Und meine Füße sind ganz sicher keine Stiefel.
T4: „Bergstiefel mir verwindungsarmer Sohle“: Nein, Füße sind zum Glück nicht verwindungsarm, sondern können sich gut an Boden und Steine anpassen.
T5: „Berstiefel mit steifer Sohle“: Und das hast Du überlebt? Ich kann da nicht mehr mitreden - solche Strecken bin ich noch nicht gegangen.
T6: „Bergstiefel mit steifer Sohle“: dito.
Nun, meine Fragen sind nicht ganz ernst gemeint, da die Angaben ja in Relation zu „normalen“ Schuhen bzw. Turnschuhen zu verstehen sind. Aber ein wenig ernst gemeint sind sie schon: Ist es wirklich so, dass bei anspruchsvollen Geländen die Immobilisierung des Fußes mehr Sicherheit schafft? Oder ist es nicht eher so, dass hier Können durch Technik ersetzt wird? Natürlich ist scharfkantiges Dolomitengestein barfuß nicht bewältigbar. Und natürlich muss ich zum Abfahren einer Geröllstrecke harte Stiefel haben. Aber sind Füße nicht gerade zum Klettern bestens geeignet, wo sie ja wie die Hände kleine Vorsprünge und Vertiefungen ausnutzen müssen?
Und im Umkehrschluss - helfen stabile Bergstiefel mit steifer Sohle einem untrainierten Menschen in schwierigem Gelände wirklich? Oder wäre es da nicht besser, wenn er:sie von seien Füße ganz schnell gesagt bekommt: Hier geht es für dich nicht weiter!

Ich vermute, schwierigkeitsgrade bedeuten etwas anderes, ob wir schuhe tragen oder nicht. Insbesondere bergab im geröll. Die „steife sohle“ bedeutet, sich mit vollem gewicht auf eine scharfe spitze stellen zu können, was barfuß kaum möglich ist. Lass die spitze aber etwas abgerundet sein, dann geht es wieder, es muss nur präzise geklettert werden. Die schwierigkeitsgradskalen nehmen auf solche feinen unterschiede aber wohl kaum rücksicht.
Jemand hat mir auch schon mal angedroht, mich nicht mehr mitnehmen zu wollen, weil meine notschuhe nicht genug profiliert bzw. steifsohlig seien, im eventualfall eines schnellabstiegs bei aufziehendem gewitter … das war meine letzte tour mit dieser person.
Ich sehe hier immer wieder, wie sich die geländeformation innerhalb kurzer distanzen von sanften almwiesen zu anstrengenden geröllhalden wandelt. Was ich da an schutzausrüstung mitnehme bzw. wie lang ich etappen plane, hängt auch sehr davon ab, ob ich den berg schon kenne oder nicht. Ich kenne ihn erst wirklich, wenn ich dort auch gewesen bin.

2 „Gefällt mir“

Früher bin ich immer wieder mal T6 gegangen, auch T5. Da trug ich Bergschuhe oder Fifefingers. Barfuss bin schon oft T4 barfuss gegangen, T5 selten und wie Du lesen kannst, bin ich noch sehr lebendig :sunglasses:. Im Tessin, vor allem im Verzascatal, gibt es Routen, wo ich mich barfuss in eine T6-Route trauen würde. Erstens kenne ich dort die Gegend sehr gut, auch Gestein und Bodenbeschaffenheit. Für T5 und T6 barfuss muss dann aber auch alles stimmen: Bodenbeschaffenheit, Gestein (auf scharfkantigem Zeugs würde ich sowas nicht machen), Art des Grases (gewisse Grasarten und Barfuss sind eine gaaaanz schlechte Kombination!), Feuchtigkeit (Je nachdem lieber nicht barfuss!) … Steife Sohlen können durchaus ein grosser Vorteil in Gelände sein, wie ich es oben gezeigt habe. Solche Schuhe können dadurch helfen, weil man mehr Hebelwirkung hat, man kann gut damit aufsteigen, wenn es wirklich steil ist. Manchmal hat man nur eine winzige Kante, und man ist nur mit der Schuhspitze drauf. Man kann sich gut einen Schritt weiter hochhebeln, wo es mit blossen Füssen sehr heikel sein könnte. Ich weiss nicht, ob mein Grosszehengrundgelenk so stark wäre… Durch Steifheit kann man zudem Tritte in Schnee oder in Hänge schlagen, und es hält immer noch gut. Steile Traversen auf Altschnee würde ich mich barfuss nicht trauen, es sei denn, ich hätte Grödel (wobei auch die ab einer gewissen Steilheit nicht mehr viel taugen!). - Das weist auf einen weiteren Zweck der steifen Sohlen hin: sie dient auch dem Anbringen von Steigeisen für noch steileres / eisiges Gelände. Allerdings haben solche Bergstiefel eine gerundete Sohle (von der Seite her gesehen).
grafik.
Dadurch ist die Auflagefläche nicht 100%. Ich erinnere mich an eine Tour mit Freunden, T4-T6, wegloses Gelände. Das war vor meiner Barfusszeit, aber ich trug damals schon seit Jahren Fivefingers (übrigens auch auf dem obigen Bild trage ich welche). Ein Bachübergang war sehr heikel: Abschüssig, algig, und bei Ausgleiten wäre man mindestens 20 Meter tief gestürzt… :woozy_face: Meine Freunde mit ihren fetten Bergstiefeln wollten umdrehen. Ich aber mit meinen Fivefingers konnte die gesamte Fläche des Fusses auf den Boden bringen, und so hatte ich genügend Haftung, Bergstiefel mit ihren gerundeten Sohlen hätten zu wenig Auflagefläche gehabt. So konnte ich die Stelle passieren und sichern, sodass die anderen folgen konnten.
Barfuss spürt man den Untergrund, und ich würde mich in den Bergen mit etwas anderem als barfuss oder Minimalschuhen nicht mehr wohlfühlen, da ich sonst den Untergrund nicht fühlen kann. Aber im Fels ist die Gefahr des Verletzens je nach Gestein sehr gross, wenn man keine Schuhe trägt. Zudem sieht man oft nicht, wo man hintritt - da ziehe ich immer meine Fifevingers oder Paleos an, das sind meine Schuhe fürs Grobe, mit denen ich aber nach wie vor sehr gut fühlen kann, was unter meinen Füssen ist.
In T4-T6-Gelände soll sich nur wagen, wer die nötige Erfahrung mitbringt. Egal ob barfuss oder nicht. Ein schlechter Berggänger ist auch mit Bergschuhen absturzgefährdet. Das Material kann mangelde Erfahrung nur in begrenztem Mass ersetzen.
Klettern ist anders als Bergwandern und Hochtouren. Aufgrund der Verletzungsgefahr tragen diese Sportler:innen Kletterschuhe, die fast wie Socken aussehen. Sie haben einen sehr guten Grip, was überlebenswichtig sein kann. Mit ihnen kann man sich auch in Ritzen verkeilen, was barfuss nicht geht. Barfuss hält weniger gut als Vibram, wenn es auf Reibung ankommt (ich denke an Überhänge).

Schwierigkeitsgrade hängen in der Tat nicht von Schuhen ab. Es geht um die Anforderungen, die das Gelände an unsereins stellt. Gibt es einen Weg? Wie gut ist dieser? Ist er gesichert oder nicht? wie steil ist es? Hat es Markierungen oder nicht? wie übersichtlich ist das Gelände? Hier gut beschrieben.

Ich hoffe, das hilft etwas weiter.
Liebe Grüsse
Dorothea

Übrigens habe ich mal eine lange T3-Tour gemacht in einer Gegend mit Dolomitgestein. Für die Tour am folgenden Tag in derselben Gegend habe ich dann sehr gern die Paleos angezogen…;-))

3 „Gefällt mir“

Mannomann (oder wie sagt man das bei Frauen?). Also so einen „Weg“ wie auf dem Foto würde ich nie und nimmer ungesichert gehen können. Da würde ich sterben, bevor ich auch nur Zeit hätte, abzustürzen. Meinen allergrößten Respekt! :muscle:

Ich schätze, meine bislang schwierigste Tour auf die Kleinarler Ennskraxn ist so ungefähr T3. Und selbst der Höllental Klettersteig auf die Zugspitze ist demnach höchstens T4, denn der ist ja fast durchgehend versichert.

Das was Dorothea beschreibt, ist sehr wichtig, denn wenn das passende Schuhwerk tatsächlich über Leben und Tod entscheiden kann, muss der Genuss der nackten Sohlen (wenn es denn überhaupt noch einer ist) hinten anstehen.

1 „Gefällt mir“

Forbi, Übung macht die Meisterin. Da stehen viele Jahre an Aufbau davor. Das war ca. T5, und auf dem Bild sieht es schlimmer aus als in Echt.:sweat_smile: Wir waren bewusst ungesichert: unsere Kinder waren noch schulpflichtig. Wäre jemand abgestürzt, wäre noch ein Elternteil übrig geblieben. Da ich mutiger bin als mein Mann, ging ich voran, und er schaute genau, wie ich die Route legte. Ist schon steil dort oben! Hier etwas oberhalb:


Gerade noch so barfuss zu machen, damals hatte ich Fivefingers an. Das war im Jahr, ehe ich auf viel, viel mehr barfuss umgestellt habe.
Da lohnt die Aussicht! Man sieht die schwierige Stelle von vorher von oben: es ist die dunkle Rippe im linken unteren Viertel des Bildes, zwischen diesem markanten Geländebogen und da, wo diese schöne grüne Fläche anfängt…

Wegen um jeden Preis zu 100% barfuss auf sowas verzichten? Nein!

T 4 ist kaum gesichert. Hier (Bild unten) T4-Gelände, vielleicht T4+ (Pizzo Vogorno). Bin ich schon mehrere Male barfuss hoch, an dem Tag, als das Bild entstand, jedoch nicht: es war so kalt, dass meine Füsse selbst im steilen Aufstieg nicht warm wurden. Mir war es zu riskant, erstens mit gefühllosen Füssen da hochzuklettern und zweitens Kälteschäden zu riskieren :wink:.

Der Höllental-Klettersteig ist - eben ein Klettersteig. Das ist was Anderes als eine Bergwanderung, da braucht man eine andere Ausrüstung und es herrschen andere Anforderungen als beim Wandern. Wenn Du hier nach unten scrollst, kommt unterhalb der Schwierigkeitenskala der Wanderer jene der Klettersteiggeher. Und der Höllentalsteig zählt zu den anspruchsvollen, so sieht er von den mir bekannten Bildern her auch aus. Ob owas barfuss geht? Ich denke, mit guter Vorbereitung bestimmt. Ist für die Füsse aber vielleicht nicht immer angenehm.

Du siehst es richtig. Da, wo es aufs Leben ankommt, ist heroenhafter Verzicht auf Schuhe fehl am Platz.

Liebe Grüsse
Dorothea

3 „Gefällt mir“

Ah danke, natürlich! Von den Klettersteig-Klassen A-C habe ich sogar schon gehört. In den vielen Videos, die ich vom Höllentalsteig gesehen habe, wird immer gesagt, dass der nicht zu den schwierigsten gehört, eher so A-B mit einer Stelle, die schon C ist, nämlich die Randkluft und der Aufstieg danach.
Ich bin sehr gespannt, denn ich hoffe, dass ich die Tour mal machen kann. Davon träume ich schon seit vielen Jahren, seit ich das erste Mal Bilder davon von Martl Jung gesehen habe. Obwohl die Zugspitze zugegebenermaßen nicht der allerschönste Berg ist und dazu noch maßlos überlaufen. Aber es ist nunmal Deutschlands höchster und ich war noch nie oben. Grund genug für mich, es machen zu wollen. Aus Schweizer Sichtweise vermutlich nur ein steiniges Hügelchen mit nicht mal 3000m… lächerlich :rofl:
Die Route übers Höllental ist die Schwerste von allen Zugspitzaufstiegen, aber wenn ich Martl richtig verstanden habe, die barfußfreundlichste, weil sie abwechslungsreiche Untergründe hat. Alle anderen Routen gehen einfach nur über Schotter und Geröll…
Na schauen wir mal, vielleicht schaff ich’s ja in diesem Leben?! Es waren ja schon einige andere barfuß dort unterwegs (ich kenne mindestens vier), warum dann nicht auch ich? :stuck_out_tongue_winking_eye:

Ich freue mich auf Deinen Bericht! Würde mich auch reizen, Klettersteige haben mich immer schon interessiert. Hat sich einfach nie ergeben. Man muss die Füsse einfach gut vorbereiten. Ich denke auch, es ist barfuss machbar, zumal ich die Berichte barfüssiger Begeher auch kenne, aber man sollte zuvor viel trainieren und nicht enttäuscht sein, wenn die Füsse am Tag X nicht mitmachen. Bei so einer Tour sollte man nicht auf Teufel komm raus barfuss durchstieren wollen, das kann gewaltig schiefgehen. Es braucht so viele Faktoren, dass es am Ende klappt. Meine Erfahrung zeigt, dass eine gute körperliche Fitness gepaart mit Härte gegen sich selber im Alltag viel bringt. In meinem Fall, eine Stunde Hunderunde auf Kalkschotter gehen. Dann sind die Bergwege meist recht einfach! Nur, ich kann das nicht mehr machen, wegen der Schmerzen in meinem rechten Ballen. Die Narbe tut weh!
Da sieht man eine weitere Notwendigkeit von Notschuhen: Heilingsprozesse, Beeinträchtigungen….

Die Schwierigkeit einer Route ergibt sich tatsächlich nicht aus der vorwiegend anzutreffenden Herausforderungen, sondern aufgrund der Schwierigkeit der Schlüsselstelle. Darum ist dieser Höllentalsteig grösstenteils nicht allzu schwer, aber es hat schwere Stücke, und daran wird gemessen.

Liebe Grüsse
Dorothea

1 „Gefällt mir“

Ok, da gebe ich unumwunden zu, daß ich bei solchen Touren nicht barfuß laufen würde, ich würde sie heute gar nicht (mehr) laufen.
Da mir die Bezeichnungen T1-T6 nicht geläufig waren, schaute ich hier Schwierigkeitsskala (T1 bis T6) Bergsteigen Wandern und stellte anhand der Beispiele fest, daß ich zumindest T4-Routen gegangen bin. Gr. Widderstein oder Hochvogel z.B., die dort vermerkt sind. Mein Vater hat mich in den 1980er und 1990er-Jahren dann auch mal auf Routen mitgenommen mit Klettergrad II, die möglicherweise T5 entsprachen. Aber damals trug ich immer Stiefel. Witzigerweise besaß ich diese Stiefel bis 2005, bis ich dann neue gekauft hatte, obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon seit 2-3 Jahren barfuß gewandert war. Anmerkung nebenbei: Entsprechend war die Sohle dieser neuen Wanderstiefel noch immer eckig, als ich sie kürzlich, also im Februar 2023, 18 Jahre später, tatsächlich anzog. (Warum? Nachtwanderung bei 0 Grad und auch etwas beeinträchtigte Gesundheit.)

Und bei den Bergwanderungen der letzten 20 Jahre, bei denen ich dann barfuß lief, war der Schwierigkeitsgrad mit einer einzigen Ausnahme immer deutlich geringer. Diese Ausnahme war ca. 2013 unbeabsichtigt in den Hohen Tauern, denn da sind wir beim Aufstieg eine eigentlich einfache Route gelaufen, die im alten DAV-Führer noch vermerkt, in der Realität aber längst zurückgebaut worden war und da hatten wir uns etwas verstiegen. Aber rückblickend war auf der Route das Stapfen durch einen undurchsichtigen mit Farn bewachsenen Waldboden am gruseligsten, weil ich Angst vor Schlangen hatte.
Und beim Abstieg sind wir auf matschigem Pfad an einem steilen Grashang hinunter, der ständig fließend Wasser querte. Und da, das gebe ich Dir zu, war es mega leichtsinnig barfuß zu laufen. Aber Schuhe hatte ich eben keine dabei. Ich war da dann extrem langsam unterwegs und nutzte einen Wanderstock sehr intensiv als Stütze und nahm am Folgetag tatsächlich jene besagten Stiefel in den Rucksack.

Alles in allem bin ich in den letzten 20 Jahren leider aber nur noch sehr selten in den Alpen gewesen und wanderte eher im Harz und anderen Mittelgebirgen, wo sich die Exponiertheit der Wege doch sehr in Grenzen hält.

Noch deutlicher kann man es nicht ausdrücken. Es ist das erhebende Gefühl, ganz ohne Kompromiß frei zu sein von einigen äußeren Zwängen, denen sich andere unterordnen. Ein kleines bißchen arrogant ist das sogar - den anderen gegenüber, denen man damit unmißverständlich zu verstehen gibt, daß man das eigene Individuum über die Gruppe stellt. Zumindest wirkt das nach außen so.

Wie bereits erwähnt: Freiheit ist meiner Meinung nach nicht abhängig von Schuhen oder nicht Schuhen, sondern von den Gedanken. Ich zumindest kann mich absolut frei von äusseren Zwängen fühlen, selbst wenn ich Notschuhe dabei habe. Ich bin barfuss und frei. Ich bin aber auch frei, wenn ich Notschuhe trage, weil ich entscheiden kann. Ich bin frei zu denken und zu tun. Ich unterwerfe ich mich keinem Zwang, sondern der Vernunft, und bin froh, wenn ich heil aus den Bergen nach Hause komme, oder wenn meine Mitwanderer nicht ewig auf mich warten lassen muss, weil ich mühsam gaanz langsam den Berg runtergehen muss, weil ich unbedingt immer barfuss sein will…. Das führt direkt zu dem hier hin:

Ich ordne mich nicht unter, ich bin nur vernünftig - weil ich frei im Kopf bin. IST es wirklich Unterordnung, wenn ich aus Schmerzen oder aufgrund von heiklem Gelände Schuhe anziehe?! Ist es Unterordnung, wenn ich meinen Mitwanderern zuliebe meine Schuhe raushole, weil mir ein freundliches, harmonisches Zusammensein ebenso wichtig ist wie Barfuss?! Stelle ich mich wirklich über die Gruppe, wenn ich barfuss bin? Ich drehe nun einfach provokativ mal den Spiess um: ist man nicht sogar nicht wirklich frei im Kopf, wenn man krankhaft nur immer und um jeden Preis barfuss sein muss?! Gebe ich meine Individualtät auf, wenn ich Schuhe anziehe, definiert sich mein Ich nur über nackte Füsse?!
Ja, arrogant ist es, was Du schreibst, und in meinen Augen nicht nur ein bisschen. Individualismus ist erstrebenswert. Aber diesen über die Gemeinschaft zu stellen?!
Wenn keiner an den anderen denkt, ist auch für keinen gesorgt. Wenn jeder sich selbst der Nächste ist, können wir die Gesellschaft gleich in die Tonne kloppen. Wenn man nur auf den eigenen Vorteil schaut, bringt man letztendlich doch auch die Grundpfeiler der Gesellschaft zum Einsturz - Solidarität, Toleranz und Rücksicht, die uns unseren Individualismus erst ermöglicht haben.
Ist es nicht sogar so: „ich bin, weil wir sind.“?

Lassen wir doch einander stehen und nicht arrogant auf „die anderen“ runterschauen.

Liebe Grüsse
Dorothea

2 „Gefällt mir“

Sehe ich auch so.
Du führst sehr schön die mindestens gedankenlose, im Kern aber menschenverachtende Haltung „Wenn jeder für sich sorgt, ist für alle gesorgt“ auf den Punkt, bei der Schwächere auf der Strecke bleiben.

2 „Gefällt mir“