Gestern und heute konnte ich mal wieder den extremen Unterschied zwischen nasser und trockener Kälte erleben.
Gestern hatte es bei mir +2 Grad. Ich ging in der Früh kurz auf die Terasse und meinte, dass es ganz okay sei, die obligatorische Hunderunde barfuß zu gehen. Dumm nur, dass die Straßen noch vom Vortag gut nass waren und noch schlimmer, es dann auch noch anfing zu nieseln. Am Schluss zog ich meinen Hund, der eigentlich noch herumschnüffeln wollte, hinter mir her und kam schlotternd nach Hause. Den restlichen Tag hatte ich dann Schuhe an (also draußen).
Heute hingegen: -2 Grad, aber die Straßen waren nahezu vollständig getrocknet. Barfuß gehen war kein Problem - ganz im Gegenteil, ich genoss den Kältereiz und kam (bei selber Kleidung wie am Vortag) fast ins Schwitzen. Und mein Hund durfte soviel herumschnüffeln, wie er wollte.
Sehr schöner Bericht. Ich persönlich finde die trockene Kälte auch viel angenehmer als die nasse Kälte. Ginge es nach mir, könnte es gerne dauerhaft trocken-kalt sein.
Hallo Georg,
ja das Kälteempfinden kann sehr unterschiedlich sein, je nachdem wie verschiedene Parameter zusammenspielen. Die Temperatur ist nicht alles. Wenn es trocken ist, lassen sich auch mal Minusgrade für eine Weile aushalten, bei nebliger Nässe können mir aber auch +8° schon zu kalt werden. Dazu kommt noch Wind und das eigene körperliche Befinden, z.B. friert man schneller wenn man müde ist etc.
Aber auch ein sehr geringer Temperaturunterschied kann viel ausmachen. Letztes Wochenende musste ich am Samstag bei ca. 1°C auf meiner Laufrunde etwa die Hälfte der Strecke mit Schuhen laufen (AquaSpheres), immer im Wechsel. Am nächsten Tag ging ich bei 3°C nochmal laufen und brauchte keine Schuhe. Die anderen Bedingungen waren an beiden Tagen identisch.
Ich finde es auch faszinierend, dass Schnee sich „wärmer“ anfühlen kann als z.B. nasse Straße bei gleicher Außentemperatur. Darüber habe ich vor rund 2 Jahren schon mal was geschrieben. Aber Vorsicht, bei Minusgraden kann das vermeintliche Wärmegefühl trügerisch sein, wenn die Schmerzrezeptoren nichts mehr melden. Aufgrund dieser Erfahrung gehe ich bei Minusgraden nicht mehr ohne Schuhe aus dem Haus. Höchstens zum Schneeschippen in der Einfahrt.
Frostige Grüße
Forbi
Dazu kommt auch noch die eigene Befindlichkeit. Je nach Tagesform komme ich besser oder weniger gut mit Kälte klar.
Danke, Forbi, dass Du das Thema Kälteschäden angesprochen hast. Ich habe, obwohl ich sehr auf meine Füsse höre, bereits zweimal Kälteschäden erlitten. Bei Kälte wird die eigene Empfindun tatsächlich arg getäuscht. Man hat das Gefühl, man könne alles spüren, man hätte Gefühl in den Füssen - und kommt man dann in die Wärme, setzten Schmerzen ein. Meiner Meinung und Erfahrung nach sind unsere Füsse nicht gemacht, um lange Zeit bei Kälte ungeschützt im Einsatz zu sein, das Gewebe wird früher oder später Schaden nehmen. Man kann höchstens herausfinden, wo die persönliche Grenze liegt. Bei mir sind es ca. 2 1/2 Stunden unter trockenen Bedingungen bei gefrorenen Böden oder Altschnee, sofern ich bewege. Wichtig ist, dass die Untergründe wechseln. Nach einer Stunde mit dem Hund auf einer Teerstrasse bei trockenen Verhältnissen um den Gefrierpunkt herum kam ich eines sonnigen Wintermorgens nach Hause, um Frostbeulen zu entdecken! Dabei hatte ich mich immer gut gefühlt gehabt… Lag vielleicht auch dran, dass meine Füsse seit dem ersten Kälteschaden eindeutig empfindlicher geworden sind. Darum bin ich sehr vorsichtig geworden und halte es mittlerweile mehr wie Forbi.
Allerdings brauche ich kaum mehr geschlossene Schuhe, Sandalen mit 3 mm Sohle reichen aus: sobald der direkte Kontakt der Sohle mit dem kalten Boden unterbrochen wird, werden meine Füsse wieder warm.
Liebe Grüsse
Dorothea
Kleiner ausflug in die thermodynamik:
Wir geben ständig wärme ab über wärmeleitung, konvektion, strahlung und verdunstung.
Wärmeleitung dürfte bei den füßen den größeren anteil darstellen und die hängt wesentlich von der wärmeleitfähigkeit des bodens ab.
Diese ist bei nassem boden deutlich höher, die wärme wird uns schneller entzogen und führt zur unterkühlung der zehen, wenn der körper nicht schnell genug wärme nachliefern kann.
Hinzu kommt die verdunstung, die bei trockenheit keine rolle spielt, aber wenn die füße nass sind und das wasser verdunstet, entzieht das dem körper viel wärme.
Im sommer ist das willkommen, wenn wir bei 30°C eine ebenfalls 30°C warme wasserlache als erfrischend empfinden.
Nun ist es zum überleben der hautzellen entscheidend, eine gewisse mindesttemperatur nicht zu unterschreiten und vor allem keinen „gefrierbrand“ zu erleiden.
Die kerntemperatur liegt irgendwo zwischen 36 und 37°C, an den extremitäten weniger und da ist es auch die frage, wie wir unsere vasomotorik trainiert haben, wie viel blut in die zehenspitzen vordringen kann.
Folgendes bild aus thermopedia scheint eher kalte füße zu zeigen.
Bewegung bewirkt mehrere dinge: Muskeln erzeugen mehr wärme, das herz pumpt schneller und die bewegung der gliedmaßen selbst hilft sicher auch bei der besseren blutverteilung. Stillstehen ist bei diesen temperaturen eher ungut.
Super Beitrag! Ich möchte aber hinzufügen, dass Bewegung irgendwann eben auch nicht mehr ausreicht. Das ist dann eben die Grenze, die jede Person für sich selber herausfinden muss.
Liebe Grüsse
Dorothea
Richtig, und diese grenze hängt von vielem ab, tagesform, allgemeiner trainingszustand, oder die mit gutem kältetraining erreichbare grenze ist wohl auch individuell unterschiedlich …
Wenn die nerven den dienst einstellen und das gefühl verloren geht, ist es nicht gut, dann schnellstens zurück ins warme.
Sowieso wenn es unangenehm wird. Ich bin da auch eher vorsichtig.
Übrigens scheint auch ein gut entwickeltes „sohlenleder“ (das nicht nur hautzellen, sondern auch „baufett“ umfasst) als wärmeisolator zu worken. Entsprechend müssten eher die zehen vor kälteschäden geschützt werden; dort treten die erfrierungen auf, nicht an der sohle.
Ich hatte bisher nur zweimal Kälteschäden.
Das erste mal war 2010 schätze ich in Remscheid nachts bei -13 grad in einem ohne Vorwarnung aufgetretenen Schneesturm.
Der Bus nach Hause war komplett steckengeblieben und der einzige Weg ins Warme war nach vorn und durch.
Waren ca, 800 Meter bis zum Haus des Vaters meiner Exfrau und das naheste Ziel von dem eingeschneiten Bus aus.
Das Ergebnis waren Schmerzen und Blasen, aber es war alles zum Glück recht schwach und verheilte spurlos nach zwei Wochen.
Das zweite mal war vor drei Jahren hier in an meinem Wohnort, es war nicht besonders kalt -4 Grad vielleicht, aber es war Salz gestreut worden und so machte ich die Erfahrung, dass man mit von Salz geschmolzenen Schnee in keinem Fall Kontakt haben sollte.
Instant leichter Gefrierbrand bei einer Strecke von vielleicht gerade mal 150 Meter zum Einkaufsladen.
Der Witz war, dass die zwei Tage davor Tagestemperaturen von bis zu -10 Grad hatten und es keinerlei Problem dort war.
Kaum wurde Salz gestreut, war es praktisch instant death.
Mich wundert, dass ich nicht spontan explodiert bin in dem Moment, als ich den gestreuten Bereich betreten habe.
Ich habe mich dann mal später schlau gemacht und gelesen, dass Salzschmelzwasser deutlich kälter wird als die Lufttemperatur und bis zu -19 Grad erreichen kann.
Kälte in den meisten Fällen macht mich ohnehin kaum etwas an den Pfoten aus, mir ist meist grundsätzlich immer zu warm und ich habe eine extrem gute Durchblutung, daher ist mir klar, dass ich da eher eine Ausnahme darstelle.
Dein Beitrag erklärt mir endlich, warum ich meinen zweiten Kälteschaden erlitten habe. Ich war mit meinem Hund unterwegs, auf einer Teerstrasse, und es war ein schöner, kaltern Wintertag, so um die Null Grad herum, also Temperaturen, mit denen ich in der Regel gerade auf Teer gut zurechkomme. Es war leicht feucht, aber nicht nass.
Als ich nach einer Stunde nach Hause kam, juckte es mich an zwei Zehen. Als ich nachschaute, hatte ich dort blutggefüllte Blasen. Dabei hatte es sich immer gut angefühlt! Und meinen ersten Kälteschaden hatte ich nach mehreren Stunden über Altschnee und gefrorene Böden erlitten, das hatte deutlich mehr gebraucht. Ich konnte mir nie erklären, warum ich an diesem schönen Wintertag wieder Kälteschäre erlitten hatte. - Nun, da ich Deinen Beitrag lese, wird mir klar, dass diese Strasse gesalzen gewesen sein muss und das gereicht hat. Dass Salz so krass die Temperatur runterbringen kann, das hätte ich nicht gedacht. Danke für die Aufklärung!
Liebe Grüsse
Dorothea
Kommt auf die Lufttemperatur an, darauf ob es windig ist und vor allem, was gestreut wurde.
Um die 0 Grad reicht eigentlich nicht aus, das Salzwasser würde da nicht kalt genug werden, und es muss relativ viel Schnee da sein, damit dieser nasse Matsch entsteht.
Dieser Salzmatsch wird ab um die -5 Grad sehr gefährlich.
In deinem Fall hört es sich viel eher nach Salzbrand an.
Es gibt verschiedenes Salz, eines darf nicht gestreut werden, wird es aber hier und dort trotzdem.
Was das genau ist, weiss ich nicht, ich habe aber die Erfahrung gemacht, dass normales Streusalz um die 0 Grad bei mir nicht viel anstellt, während das andere Salz sich sofort nach wenigen Schritten heiss anfühlt und aggressiv die Haut angreift.
Ich denke, dass der anderen Salzart irgendein zusätzlicher Stoff hinzugefügt wird um die Schmelzleistung zu erhöhen und das eine Ätzende Wirkung hat.
Es ätzt übrigens auch Hunden die Pfoten wund.
Das Salz das bei mir damal bei 0 Grad diese Wirkung hatte, war Pink eingefärbt gewesen.
All das unproblematische Salz war normal transparent.
Das ist ja eine veritable „Salzologie »!
Ich wusste nicht mal, dass es verschiedene Salzarten gibt!
Liebe Grüsse
Dorothea
Ob salz unmittelbar schadet, weiß ich nicht (schließlich können wir auch schadlos in meerwasser und sogar im Toten Meer baden). Aber einen effekt gibt es auf jeden fall: Salz setzt den schmelzpunkt herab, das bedeutet, salzwasser kann sehr kalt und weiterhin flüssig sein. Dabei leitet es die wärme viel stärker als schnee, das kann schon dazu führen, dass den körperzellen die wärme so schnell entzogen wird, dass der körper von innen heraus nicht mehr warm wird, und dann wird gewebe zerstört.
Oberflächliche hautabpellungen hatte ich diesen winter schon, darüber möchte ich nicht hinausgehen.
Hier steht auch einiges wissenswertes: Auftausalz – Wikipedia
Das Salz als solches ist natürlich gleich, aber ich bin sicher, dass die ätzende Variante mit irgendeiner Chemikalie versetzt ist.
Als ich den Kälteschaden bekommen hatte, das war in der Tat Schmelzwasser von normalen Salz, nur halt bei -5 Grad Luft und recht starker Wind.
Kälte fühlt sich gut an, nämlich wenn ich in schwung komme, das herz pumpt, der kreislauf gut funktioniert und sich ein gleichgewicht zwischen wärmezufuhr von innen und wärmeleitung nach außen einstellt.
Dann habe ich das gefühl, ja es ist kalt, aber mir nicht zu kalt, sondern genau richtig.
Stulpen helfen dabei, ein „urgemütlich warmes“ gefühl zu erzeugen.
Ich habe allerdings keinen hund, der mich rauszwingt, sondern kann es mir überwiegend selbst aussuchen, wann ich mich ins freie begebe.
Für die Messfreaks unter euch:
Pollin-Elektronik in Pförring (Versand) bietet aktuell konkurrenzlos günstig eine Wärmebildkamera an für 169 Euro.
Ich war erst sehr skeptisch bei dem Preis, aber das Teil ist genial!
Wenn ich auf PVC-Boden stehe und dann beiseite gehe kann man mein Wärmebild noch über eine Minute lang sehen!
Die Hand nur kurz an die Holztür gelegt - sie hebt sich danach auf dem Bildschirm grell ab.
Interessant dass bei mir deutlich sichtbar ein Zeh schlecht durchblutet ist - der, auf den mir jemand beim Wiener Walzer mal voll mit dem Schuh draufgelatscht ist …
Das alles ist sehr deutlich erkennbar.
Die Auflösung ist völlig ausreichend und natürlich kann man das Teil sehr vielseitig einsetzen - vor allem auch im Haus oder bei der Fehlersuche in Elektronik (Erwärmung)
Bei Interesse stelle ich gerne ein paar Beispielfotos hier ein.
UNI-T Infrarot-Wärmebildkamera UTi712S
- Bestellnr.: 831031
- EAN: 6935750571217
Top-Features:
- integrierte LED-Taschenlampe und Laserpointer
- Temperaturmessbereich: -20 °C - 400 °C
- Speicher: Micro SD-Karte (Max. 16 GB)
- Wiederaufladbarer Lithium-Ionen-Akku
- Schutzart: IP54
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