Unangenehmes Erlebnis

Heute in Linz, Österreich. 20 Grad, sehr leichter Nieselregen. Hinter mir eine Stimme: „Machen Sie das, um sich was zu beweisen?“ Erst ignoriere ich sie, aber die Stimme ist hartnäckig. Wieder will sie wissen, ob ich mir etwas beweisen möchte. Ich drehe mich um, die Stimme gehört einem etwas älteren Herrn, der, wie sich sehr bald herausstellen wird, auf Krawall gebürstet ist. Ich bemühe mich also, freundlich zu antworten, zähle die Vorteile auf, aber der Herr lässt mich gar nicht ausreden. Gesundheitliche Vorteile? „Das können´s mir nicht erzählen.“ Scherben kein besonderes Problem? Glaubt er schon gar nicht. Da das ganze Gespräch sehr bald eine Wendung ins Spöttische nimmt, richte ich dieser mir völlig unbekannten Person aus, dass ich mich nicht mit ihm unterhalten möchte. Ich gehe also weiter meines Weges, aber mein ungebetener Gesprächspartner lässt sich nicht beirren: ob ich wohl Probleme mit dem Altern hätte? Oder psychische Probleme? Am Ende habe ich ihn im Gehen als Trottel und Idiot beschimpft, was ich rückblickend bedaure. Aber ich war auf eine solche Eskalation in keiner Weise vorbereitet, und habe das überhaupt zum ersten Mal erlebt. Ich gelobe, solche Leute das nächste Mal (das es hoffentlich nicht geben wird) gar nicht erst zu beachten.

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Du warst halt nicht auf sowas gefasst und hast darum eventuell jemanden beschimpft, der nichts dafür kann… Wenn ich mal unterstelle, dass von euch beiden er derjenige mit den psychischen Problemen war.
Gräme Dich nicht zu sehr, würde ich sagen.
Solche Situationen sind dazu gut, uns auf’s nächste Mal besser vorzubereiten.

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Menschen sind schon seltsam! Wenn es ihnen gerade schlecht geht, kann es sein, dass sie sich von Kleinigkeiten provoziert fühlen, die mit ihnen nicht das geringste zu tun haben, und denen sie problemlos ausweichen könnten, wenn sie wollten!
Ich habe ein einziges Mal so etwas Ähnliches erlebt, ein Radfahrer, der das schlimm fand, dass ich barfuß ging. Er war aber praktischer Weise schnell an mir vorbei.

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Daß jemand von blödem Daherreden nicht abläßt und den/die Barfüßler*in sozusagen unter fortlaufender Belästigung / Beschimpfung verfolgt, ist schon ein starkes Stück. Da ich in manchen Situationen bekennender Choleriker mit dann recht kurzer Lunte bis, könnte ich mir vorstellen, wenn diese Person mich nicht irgendwann in Ruhe läßt, daß ich verbal SEHR ausfallend und SEHR laut werden könnte. Was dann passiert, k.A. - irgendwann hört auch meine gewohnte Scheißegalizität auf.
Aber ja, meistens ist unsereins auf sowas nie vorbereitet und verbal schlagfertig genug. Auf den im Vorbeigehen erhaltenen Ehrentitel „Schwuchtel“ (mein „ärgstes“ Erlebnis der Art) würde ich mittlerweile auch anders reagieren als mit dem (vermutlich außer seiner Hörweite) hinterhergeknurrtem „Ar***loch“.
Das einzige vergleichbare Erlebnis war eher skurril. Mann mit Rollkoffer kommt mir entgegen, zeigt auf meine Füße: „Street performance?“ Ich: „No, just for fun“. Er, kopfschüttelnd fassunglos „That doesn’t make sense…“ und geht weiter…
Sowas hatte ich zum Glück noch nie…

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Hi Christoph,
dieser ältere Herr hat sich ganz schön respektlos Dir gegenüber verhalten. Daher kann ich auch Deine Reaktion ihm gegenüber gut nachvollziehen.

Dass er sich so seltsam verhielt, sagt mehr über ihn als über Dich aus.

LG
stromkabelsalat

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Hallo Christoph,
das ist wirklich eine sehr unangenehme Situation gewesen. Ich dachte zuerst ich lese nicht richtig als du geschildert hast, dass du eindeutig zu verstehen gegeben hast, dass du dich nicht weiter mit ihm unterhalten möchtest und bereits weitergegangen warst und der hat immer noch keine Ruhe gab :open_mouth: Unfassbar! Meiner Meinung nach hast du dir mit deiner Reaktion nichts vorzuwerfen.

Noch krasser finde ich die Beschimpfungen, die Matthias auf dem Gehweg kassiert hat. War eventuell besser so wie es letztendlich ablief, aber da wunderte es mich eher, dass Matthias als Choleriker nicht die offene Konfrontation in diesem Moment gesucht hat.

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Solchen leuten empfehle ich, sich lieber um ihre eigenen angelegenheiten zu kümmern, und beende das gespräch gegebenenfalls, indem ich sie bitte, mich nicht weiter zu belästigen. Wenn barfußgehen nichts für sie ist, zwingt sie niemand dazu …

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Bei solchen Leuten hilft nur ein klares „Stop! Ich habe kein Interesse, mit Ihnen zu reden. Lassen Sie mich in Ruhe!“, verbunden mit einem klaren Handzeichen und Augenkontakt. Dann sofort umdrehen und zügig weggehen. Das ist nicht so einfach, aber schützt einen selbst sowohl vor der Zudringlichkeit als auch vor dem Ärger auf sich selbst, nicht adäquat reagiert zu haben oder reagieren zu können. Für alles andere braucht man zum einen ein aufwendiges Kommunikationstraining, zum anderen sehr viel Zeit, um die es einen in so einem Fall zu schade ist.

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War abends in München im Glockenbachviertel (eigentlich DAS Viertel, wo sich auch die LGBT*…-Szene trifft und gut etabliert ist, am Heimweg von meinem Lieblingskino zur S-Bahn. Das war ein älteres Ehepaar, und ich höre das so nebenbei, als die mich grade passieren. Nachdem da sonst niemand war, war ich da sicherlich gemeint, aber der Mann hat mich jetzt nicht direkt so angesprochen… Als ich mich mit „Wie bitte??“ umgedreht hatte und die dann weitergegangen sind, hab ich denen dann, ja, ein „Ar***loch“ hinterhergerufen, aber das haben die dann ignoriert (oder überhört). Vielleicht besser so. Für differenzierteren „Dialog“ war ich da etwas zu perplex…
Wenn mir genau DAS mit genau dieser Bezeichnung wieder passieren würde, würde ich die Leute freundlich zur Rede stellen, wie sie das denn jetzt GANZ GENAU meinen. Und v.a. ob sie vielleicht ein wenig homophob wären, weil sie ausgerechnet Schwuchtel als Schimpfwort benutzen.

Danke für die Antworten. Wie gesagt: Gespräch beenden und weggehen hatte ich ja durchaus versucht - aber man braucht schon einen gewissen Gleichmut, wenn der Betreffende einfach nicht von einem lässt und noch ein Schäuferl drauflegt …

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So was ist mir beim Barfußgehen zwar noch nicht vorgekommen, jedoch in anderem Zusammenhang; es kommt glücklicherweise zwar nur selten vor, aber es gibt doch manchmal Personen (meist ältere Männer), die andere, ihnen völlig unbekannte Leute, die ihnen aus irgendeinem Grund auffallen, ohne Anlass verbal belästigen. Das war in meinem ganzen Leben nur 2, 3mal der Fall. Da muss ich dann aufpassen, dass der Zorn nicht mit mir durchgeht, denn diese Typen werden schnell ganz aggressiv und wenn dann wirklich was los ist, ist man als der ursprünglich Belästigte schnell der Schuldige. Ich habe zwar geschaut, möglichst schnell aus der Situation raus zu kommen, konnte es aber auch nicht lassen, ihn wenigstens wissen zu lassen, was ich von ihm halte („Trottel“ und „Idiot“ waren harmlos dagegen). Ich habe es hinterher nicht bereut, denn warum sollte ich nobel sein und das Maul halten, da ist es mir dann egal, dass ich einen akademischen Abschluss habe und derjenige wahrscheinlich nicht (seinem Benehmen nach zu urteilen). Vornehm sein und nichts zu sagen würde ihn nur in seinem „Überlegenheitsgefühl“ bestärken. Solche Typen verstehen nur eine Sprache. Du hattest völlig recht und musst es rückblickend nicht bedauern.

Du warst ja noch nett. Wenn er das bei mir versucht hätte, würde er jetzt einen Eisbeutel brauchen.

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Naja, üblicherweise ist es kein ganz so schlechter Ratschlag, sich nicht auf dasselbe Level zu begeben. Aber manchmal ist das halt nicht so einfach …

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Es gibt im Alltag regelmäßig Situationen in denen man provoziert oder ungerecht behandelt wird. Der Straßenverkehr ist das beste Beispiel dafür. Ich hatte mal eine Situation als ich hinter zwei Radfahrern bergauf und in einer Linkskurve auf dem Land her gefahren bin. Zudem war der Mittelstreifen durchgezogen. Da ich den Gegenverkehr absolut nicht einsehen konnte und die Radfahrer nicht gefährden wollte, bin ich hinter ihnen geblieben und habe nicht überholt. Da schreit die Radfahrerin mich an: „Überhol doch du Arsclo“).

Mich hat das damals extrem provoziert, aber ich bin darauf nicht näher eingegangen, weil ich weiß, dass mir ein primitiver/impulsiver Gegenschlag mit Beleidigungen in dem Moment zwar kurzweilig Befriedigung verschafft hätte, aber schon nach kurzer Zeit peinlich gewesen wäre und nicht meinem Wesen (bzw. So wie ich sein will) entsprochen hätte.

Ich finde es wichtig, dass man in solchen Situationen so reagiert, dass man danach mit sich selbst zufrieden ist, wie man mit der Situation umgegangen ist. Und meistens ist die impulsive Reaktion nicht rational. Natürlich gelingt mir das nicht immer, aber wenn es mir gelingt, verspüre ich einen gewissen Stolz, denn ich habe mich nicht auf das Niveau des anderen begeben.

Das ist auch der Grund, weshalb ich im Straßenverkehr nie hupe, um mir Zufriedenheit zu schaffen weil mich mal wieder jemand geschnitten hat, sondern nur in ernsthaften Gefahrensituationen. Und in einer Gefahrensituation muss man ohnehin meist reagieren und hat keine Zeit mehr fürs Hupen.

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Dann hast Du sehr cool reagiert!

Ich kann zumindest verstehen, daß Radfahrer*innen durch ein gefühlt ewig lang hinter ihnen „schleichendes“ KfZ weit mehr gedrängelt/gefährdet fühlen, als wenn dieses KfZ (meinetwegen im gewohnt zu engem Abstand) zügig überholt aber dann weg ist. Als Radler hast Du meistens mehr Übersicht und verstehst dann nicht, warum das Auto hinter Dir nicht längst überholt hat…

Meine Erfahrung und Sichtweise als Radler und Automobilist (normaler PKW) im Stadtverkehr und am Land gleichermaßen.

Eine durchgezogene Linie sollte man aber auch dann kennen und zu interpretieren verstehen. Auch wenn es selten ist, dass Leute diese tatsächlich nicht überfahren…

Durchgezogene Linie, das ist klar. Dann hängt’s von der Fahrbahnbreite ab und wie sich alle an der Stelle miteinander arrangieren können.
Rein gefühlt ist mir als Radler trotzdem oft lieber, ein Auto überholt mich mit zu knappem 3/4 Meter Abstand und ist dann weg, als daß es lange hinter mir hängt. Ich verstehe den Unmut aller Beteiligten, ich kann mich in beide Sichtweisen gut reinversetzen. Haarscharf überholt zu werden bin ich aus langen Jahren Stadtradeln einigermaßen gewohnt. Hauptsache, das überholende Fahrzeug schneidet mich nicht, sondern schert erst wieder ein, wenn es wirklich an mir vorbei ist.

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Ich glaube, das ist die große Kunst (die eigentlich gar nicht so groß ist): sich in die anderen hineinversetzen und verstehen, wie die sich grad fühlen. Nicht nur im Straßenverkehr könnte man so viele Konflikte vermeiden - bereits bevor sie entstehen. Aber leider können das erfahrungsgemäß die wenigsten. Auch ich nicht immer, aber ich versuch’s…

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Mit zunehmender Lebenserfahrung fällt es leichter.