Barfüßigkeit bei Schuluniformen und im Schulsport

Ich denke nicht, dass wir aneinander vorbeireden. Ich weiss genau, was das Grundprinzip hinter der Uniform ist. Das bedeutet aber nicht, dass die Menschen darin auch uniform werden sollen, was Du aufgrund Deiner Erfahrungen mit Deinen Postings suggerierst.
Du hast Deine Erfahrungen, und ich dachte auch lange wie Du, bis ich die Ausbildung zur Grundschullehrerin in Angriff genommen habe. Nun sehe ich, was es an Anstrengung kostet, jedem Kind individuelles Lernen zu ermöglichen und dem Uniformismus möglichst entgegenzuwirken. Leider äussern sich Lehrpersonen in Foren wie diesem nicht häufig, sodass die Meinung „Schule macht uniform“ (um es provokativ zu formulieren) vorherrscht. Auf Lehrpersonen oder die Institution Schule einprügeln ist halt viel einfacher, als die Sache auch aus der anderen Warte zu betrachten! :wink:
Abgesehen davon, zu viel Individualität zeigen und dann zu Elterngesprächen zitiert zu werden: Befürwortest Du denn, wenn ein Junge so viel Individualität zeigt, dass er die ganze Klasse vom Lernen abhält und die Freunde in seiner Arbeitsgruppe umgeteilt werden möchten, weil sie was lernen möchten?! - Ausbildung im Klassenverband funktioniert nun mal nur, wenn alle gewisse Regeln einhalten, die einem später auch in der Gesellschaft von Nutzen sein können. Lernen funktioniert in erster Linie im Austausch mit Anderen. Es schadet dabei nicht, sich mal zurückzunehmen und seine Bedürfnisse hintenanzustellen. Und dennoch kann man sein Ding machen, seine Individualität ausleben, solange es nicht auf Kosten anderer geht. So halten wir alle es mit unserer Barfüssigkeit letztendlich auch. Es fällt auf, schadet aber keinem, hält niemandem von konzentriertem Arbeiten ab usw.

Liebe Grüsse
Dorothea

Da wären wir wieder beim thema rücksicht, empathie … grundtugenden, die in uns allen hoffentlich angelegt sind, die sich aber auch entwickeln müssen und die wir lernen, wenn wir verstehen, wie uns andere wahrnehmen.
Und da kann es sicher nicht ums „nicht stören, weil sonst eltern, lehrerinnen usw. böse werden“ gehen, sondern darum, dass sich dann alle besser fühlen und jede und jeder sich ohne ablenkungen besser auf eine sache konzentrieren kann. Überhaupt das konzentrieren, wenn es nebenbei andere sinneseindrücke gibt …
Zurück zum thema: Hunderte dinge sind für den schulerfolg wichtiger als ob jemand schuhe trägt oder nicht, deshalb braucht es dafür auch keine regeln. Aber wie schon gesagt, etwas aufklärung über die vorteile und gefahren in einem dafür geeigneten kontext wäre schon nicht verkehrt.

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Es gibt die Intention des Werkzeugs und dann wie es genutzt wird.
Sind zwei verschiedene Dinge, nicht schwer zu verstehen und der Grund, warum ich doch den Eindruck habe, dass wir hier zwei verschiedene Dinge diskutieren.

In meiner Klasse wollte bis auf zwei Ausnahmen absolut niemand lernen, weil eben genau die von mir beschriebenen Zustände herrschen.
Und ja, ich bin voll für Störung, wenn sich diese gegen Ungleichbehandlung, versuchte Ideologisierung von Rechts und Links und das ungerechtfertigte Einmischen in die Persönlichkeit richtet.
Zudem sind viele dieser Massnahmen für Dinge ausgesprochen worden, die absolut nichts mit Störungen des Unterrichts zu tun hatten.
Interessanterweise sind die Lehrer, die mit den Schülern gut konnten und uns zum eigenständigen Denken angeregt haben, immer recht schnell von der Schule wieder verschwunden.
Aber das müssen bestimmt diese Schüler schuld gewesen sein, die in genau diesen Unterrichtsstunden alle recht vernünftig mitgemacht haben.

Diese Meinung habe ich nie vertreten, unabhängig von meiner Schulerfahrung.
Wir reden immer noch aneinander vorbei.

Was du andere Perspektive nennst, nenne ich Bias und ich habe absolut keine Lust mehr, diesen und die Arie des ungerecht behandelten Lehrpersonals zu diskutieren.
Ich habe im Laufe meines Nachschullebens einige sehr gute Freundschaften mit einigen Lehrern (Mathematik, Physik, Philosophie, Latein, Deutsch und Englisch, männlich und weiblich) gehabt und weiss sehr wohl, wie es aus der anderen Perspektive aussieht, auch dass sie mich in das kleine Geheimniss eingeweiht haben, dass bei vielen Lehrkräften dessen Probleme hausgemacht sind.
Und ja, all diese Lehrer waren starke Anhänger von Vermittlung individuellen Denkens, kritischen Hinterfragens und klassengemeinschaftlich erarbeiteter Ziele und Erkenntnisse, die meisten Schüler haben da freiwillig gelernt und mitgemacht.
Meine ursprüngliche weiterführende Schule war einfach Grütze.

Ich nehme mich aber jetzt auch mal aus diesem Thread raus, ich muss auf meinen Social Credit Score achten… (oder hab einfach keine Lust mehr auf die Diskussion.)

Uniformieren ist für mich ein Gleichmachen im Sinn von
Zusammengehörigkeitsgefühl und Teamgeist festigen. Eine Absicht oder
Verwendung zu einer beliebigen Unterdrückung der Individualität sehe
ich nicht, auch nicht wenn die Gruppe barfuß ist.

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Da muss wohl unterschieden werden zwischen „Zwangsuniformierung“ und „freiwilliger anpassung an die gepflogenheiten einer gruppe“.
Dabei gibt es unterschiedliche formen von „Zwang“. Gruppendruck etwa („Wenn du nicht … bist du doof und wir wollen nichts mehr mit dir zu tun haben“, oft auch nicht so explizit ausgesprochen).
Hier und da wird von tatsächlichem oder vermeintlichem gruppendruck in richtung schuhe-tragen (oder gar „ganz bestimmte schuhe tragen, um dazuzugehören“) berichtet. Gibt es irgendwo auch gruppendruck in richtung barfuß? Elitismus eines erlesenen kreises, dem weder schotter noch schnee etwas ausmacht, und der geringschätzig auf die „weicheier und hausschuhträger“ herabblickt? Das wäre auch keine gute entwicklung.
Wenn nun (um zum ausgang dieses fadens zurückzukommen) eine schulklasse einheitlich gekleidet ist, dabei aber das tragen von schuhen freigestellt ist, könnte das dazu führen, dass jemand entweder schuhe trägt oder aber barfuß geht, nur um zu einer bestimmten clique „dazuzugehören“?
(Bar)fußnote: Wenn es eine Uniformregelung gibt und barfuß zugelassen ist, gilt in der regel, wenn schuhe getragen werden, müssen es ganz bestimmte sein. In aller regel sind das nicht die begehrten modelle, um die die teenies sich kloppen.

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Als Vater dreier schulpflichtiger Kinder gebe ich Dir teilweise Recht. Zumindest ein Teil der Eltern sind das Problem. Einen weiteren Teil übernehmen die Lehrer.
Es gibt es tatsächlich Eltern, die glauben, daß es der heutzutage nicht sehr zahlreiche Nachwuchs unter allen Umständen bringen muß. Der muß unbedingt Abi machen und studieren, koste es was es wolle und egal wie dämlich der Schratz auch immer sein mag oder egal, wie dessen eigentlichen Interessen gelagert sind. Für ein Handwerk sind sie (Eltern wie Kinder) sich zu fein. (Nebenbei gesagt ist genau das ein weiterer Grund, warum eines meiner Kinder bereits einen Lehrberuf ergriffen hat und meine älteste Tochter nach dem Abi auch lieber eine Lehre machen möchte.)
Auf der anderen Seite sind da aber auch einige Problem-Lehrer. Deren Problem offenbart sich mir durch Gleichgültigkeit. Sie sind personell völlig unterbesetzt, so sehr, daß bei uns (in Thüringen) schon über die Vier-Tage-Schulwoche diskutiert wird. Und auch auf das von Dir angesprochene Problem mit den Eltern antworten sie mit Reaktanz.
In meiner Schulzeit gab es immer so ein paar Lehrer, bei denen ich mich als Schüler sicher fühlte, deren Unterrichtsstunden wie Inseln im rauen Meer waren, denen man sich auch mal anvertrauen konnte, die fair und am Schüler interessiert waren.
Bei meinen Kindern sind etliche von denen, die so waren, in den Ruhestand gegangen und nicht nachgewachsen. Meiner Töchter Erzählungen aus der Schule sind zur Zeit erschreckend trostlos. Und ich glaube, ich kenne ein kleines Bisschen auch die Perspektive der Lehrer. Zumindest zwei gute Freunde von uns sind Lehrer, eine Freundin ist sogar Lehrerin bei meinen Töchtern. Der andere steht symbolisch für eine weitere Problemursache. Die Lehrer wurden in der Corona-Zeit vom Dienstherren nicht nur technisch im Stich gelassen, sondern auch maßlos unter Druck gesetzt. Er gab als Bio-Lehrer diesen Druck nicht weiter, reagierte nicht mit dieser üblichen Hysterie, welche den Kindern alle möglichen Schuldkomplexe einredete. Seine ergebnisoffenen(!) Diskussionen in der Klasse hatten ihm eine Anzeige eines übereifrigen Vaters und richtig Ärger beschert.

Wie sollen denn Lehrer in einem solch vergifteten Klima noch Mut aufbringen, auch mal gegen den Strom zu schwimmen? Ich bewundere ihn sehr dafür - er hat standgehalten und blieb seinen Schülern genau als diese sichere Insel erhalten zu einer Zeit, als sich in seiner Schule mit nur noch einer einzigen anderen Ausnahme ALLE weggeduckt hatten.

Was ich damit sagen möchte ist also nicht, daß die Lehrer schuld sind, oder daß die Eltern schuld sind, oder das Schulamt oder was auch immer. Nein das gesamte System ist insgesamt völlig aus dem Takt geraten. Die Akteure untereinander harmonieren nicht mehr. Und diese Disharmonie hat blöderweise auch noch ganz gegensätzliche Ursachen. Alle wirken aneinander vorbei. Und der Trend verstärkt sich noch. Ich bin da zutiefst beunruhigt.

PS: Ich verkneife mir weitere Worte über z.T. sehr merkwürdig gewordene Propag… äh Lehrinhalte. Und wenn bei bestimmten Reizworten nicht immer gleich sämtliche Argumente geschlossen in den Giftschrank wandern würden, dann könnte ich noch von der fehlenden Kommunikation des zuständigen Ministeriums berichten, infolge einer ganz konkreten Frage zur Schulcloud Anfang 2021. Denn dann müßte ich erwähnen, welche als EINZIGE Partei unseren die Schulcloud betreffenden Vorschlag aufgegriffen hatte, und zwar in einer Weise, daß sie uns sogar zur Plenarsitzung einladen wollten, dieses wg. Corona dann aber nicht durften. Aber ja, hätten sie uns tatsächlich in den Landtag eingeladen, ich fürchte, ich hätte mich nicht getraut, barfuß zu erscheinen.

PPS: Der Vorschlag die Schulcloud betreffend selbst war sehr unpolititsch. Zu einer Zeit wo selbst einige der Lehrer KEINEN eigenen Arbeits-Laptop hatten, ihren Privatrechner nicht benutzen durften und natürlich auch manche Schüler keinen Rechner mit Webcam hatten und Hausaufgaben per eMail und verbotene Whatsapp-Gruppen verteilt werden mußten, hatten wir vorgeschlagen, den Kindern und Lehrern mit kostengünstigen Raspberry-Pis gleiche Arbeitsbedingungen zu verschaffen. Eine kostenlose Lernplattform auf MediaWiki-Basis hatten wir sogar schon sehr konkret lauffähig vorbereitet; die ist heute noch vorführbar, falls Interesse besteht. Überall in den Ländern, das dürfte in der Schweiz nicht anders sein, dominieren ja heute die sehr teuren zentralen Lösungen und überall scheint Apple mit von der Partie zu sein. Wann werden sie wohl auch die Schulbuchverlage vollends verdrängen? Aber ich werde jetzt zu arg off topic …

Die Zustände bei Euch sind in den meisten Bereichen um vieles schlimmer als hierzulande, vor allem was den Mangel an Lehrpersonen angeht, aber auch in Sachen Infrastruktur, zudem scheint das Angebot an Schulsozialarbeit, Heilpädagogik, Logopädie, Klassenassistenzen ziemlich begrenzt.
Ich bin jedenfalls froh, dass ich hier unterrichte. Es ist nicht alles perfekt, aber in beiden Schulen, an denen ich arbeite, haben wir ein gutes, engagiertes Team und die Zusammenarbeit untereinander funktioniert gut: wir möchten die Kinder gern weiterbringen und das geht nur gemeinsam.
Ich kenne auch gleichgültige Lehrpersonen, aber nicht auf Grundschulniveau. In der Grundschule kommt man mit Gleichgültigkeit nicht weit. Erst recht nicht in engagierten Teams mit guter Zusammenarbeit :wink:. Auf der Sekundarstufe macht eher jeder sein Ding….
Was Du ansprichst, diese menschlichen Lehrpersonen, die gibt es durchaus, aber nicht unter den jungen Lehrpersonen. Die Doktrin an den pädagogischen Hochschulen geht in die Richtung Strenge und Diaziplin. Klassenführung ist sehr wichtig, das bestreitet niemand. Aber das geht auch menschlich. Man muss die Trödler am Morgen nicht anschnauzen. Freundliche Hinweise und ein Gespräch unter vier Augen bringen meist mehr. In meiner Ausbildung bin ich aber genau wegen dieser meiner menschlichen Art von meinen Praxislehrpersonen derart fertiggemacht worden, dass ich das Praktikum mit Suizidgedanken und einer fetten Depression beenden musste. Meine Vorgesetzten aber schätzen genau das an mir. So auch die Kinder, die ihre Pausen gern bei mir verbringen und mir ihre Gedanken anvertrauen. Auch die Eltern schätzen das. Daher könnte ich wohl in dem einen Schulhaus, wo ich seit drei Jahren arbeite, auch barfuss unterrichten, denn in dem Dorf kennt man ich positiv. Aber in der anderen Schule gibt es einige sehr seltsame Eltern, und mehr Ärger als nötig möchte ich meinem Schulleiter nicht machen. Wie gesagt, Schulhausböden sind sensorisch eh uninteressant und der Unterschied zu den minimalistischen Sandalen, die ich trage, ist echt sehr gering. Für mich ist es ein guter Kompromiss, in Minimalsandalen zu unterrichten.

Liebe Grüsse
Dorothea

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Als schüler in den 1980er jahren in Baden-Württemberg habe ich im grunde zwei sorten lehrpersonen kennengelernt: Die jungen engagierten referendare, die noch keine feste anstellung haben, aber jede menge interessanter ideen, und die alteingesessenen lehrer, denen teilweise alles egal ist oder die genüsslich ihre macht ausleben.
Thema barfuß, habe ich schon mal erwähnt, dass eine lehrerin die person, die es tatsächlich mal gewagt hat, an einem sommerlichen tag barfuß zu kommen, vor versammelter klasse ausgeschimpft hat, wie unverantwortlich das doch sei, thema fußpilz, verletzungen usw … public shaming heißt das heute; auch ohne entsprechenden passus in der schulordnung sehr unangenehm und leider effektiv in der weise, dass sich das so bald niemand sonst mehr getraut hat. Ich war damals zu feige und als introvertierter außenseiter der klassengemeinschaft sehr bedacht, in keiner weise anzuecken oder aufzufallen, um nicht zum mobbingopfer zu werden …
Aber das waren die 1980er jahre und inzwischen weit über 30 jahre her, seitdem habe ich vom schulbetrieb nichts mehr mitgekriegt.

An der einen Schule kamen im Sommer auch schon mal Kinder barfuss. Aber es ist eine nicht sehr grosse Dorfschule. Mir scheint, auf dem Land ist in Bezug auf barfuss mehr Offenheit da.
Im Sportunterricht wird es aus Haftungsgründen nicht gern gesehen. Viele Lehrpersonen würden es tolerieren, aber da kommen wieder die Eltern, die uns dann das Leben sauer machen und auf die Barrikaden steigen. Die Argumente sind immer dieselben….:roll_eyes:

Liebe Grüsse
Dorothea

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Daran kann ich mich erinnern, daß eine damals immer sehr selbstbewußte Schülerin in der Mittelstufe öfters mal barfuß in die Schule kam. Und bei Klassenfahrten in Berlin oder München liefen dann Gruppen von Mädels unserer Klasse auch oft ein Stück barfuß. Aber ich kann mich nicht erinnern, daß das damals, also Mitte/Ende der 1980er (auch in Baden-Württemberg) ein Thema gewesen sei, für das auch nur ein Milliampere Hirnstrom hätte generiert werden müssen. Und ich glaube, den Lehrern war das auch ziemlich wurscht. Das ist ja auch eine Sache, die Lehrern wirklich egal sein sollte. Aber heute hätten sie wahrscheinlich wieder Sorgen um die Haftung bei Unfällen, das war früher bei weitem nicht so ausgeprägt.

Im Kindergarten meiner Kinder konnte ich diese Trendwende sogar in Echtzeit beobachten. Anfangs liefen die Kinder im Kindergarten-Garten im Sommer immer barfuß, mein Sohn trat mal auf eine Hummel, was ihm dann einen dicken Fuß und einen Lerneffekt beschert hatte. Irgendwann hatten sie im Kinderhaus aber die Wende vollzogen und ich, der dort als Papa schon seit etlichen Jahren regelmäßig meine Kinder zu jeder Jahreszeit barfuß gebracht und geholt hatte, wurde eines Tages gebeten, meinen Kindern Schuhe anzuziehen. Da wurde auch erst mit Haftung argumentiert. Dann schlug ich vor, ihnen ein Schreiben zu unterzeichnen, das sie von der Haftung in diesem Falle befreien würde. Ich glaube, über deren Antwort hatte ich im gelben Forum damals bestimmt auch berichtet: „Bitte tun Sie das nicht. Wenn die anderen Kinder das sehen, dann wollen die das auch und nicht alle dürfen das“ (ungefähr so).

Das Problem ist aber gesamtgesellschaftlich. Wir ignorieren, daß es ein Lebensrisiko gibt. Risiko ist aber der Preis für die Freiheit. Leider ist den wohlhabenden Menschen offenbar Sicherheit wichtiger als Freiheit.

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Ich versuche das ganz rationell zu sehen. Wie die meisten aktivitäten hat barfußgehen nutzen (stärkung von muskeln, haut, kreislauf) und risiken (verletzungen, erfrierungen, verbrennungen). Ob das jemand gern macht, muss jede(r) für sich selbst entscheiden. Manche spüren gern jeden boden, manche nur ganz bestimmte, manche fühlen sich zu verletzlich und können es überhaupt nicht leiden.
Ich kann nur hoffen, dass bildungseinrichtungen, so weit sie das überhaupt thematisieren, genau so rationell an die dinge herangehen, die vor- und nachteile kommunizieren und im übrigen keinen druck in irgendeine richtung ausüben.
Leben ohne risiko ist übrigens eine illusion; risiko gehört zum leben. Wir gehen täglich risiken ein, was aber völlig in ordnung ist, so lange wir uns dieser risiken bewusst sind, im hinterkopf behalten, was passieren könnte, und darauf vorbereitet sind bzw. das tun, was nötig ist, um das risiko so weit wie möglich einzudämmen. Diese einstellung sollte eigentlich auch schon von den eltern vermittelt werden.
Die individuellen kinder und jugendlichen sehen das dann vielleicht etwas anders und orientieren sich eher daran, was ihre vorbilder machen oder von wem sie sich abgrenzen wollen, was gerade cool ist oder nicht … aber zumindest die grundlage sollte jedem präsent sein: Es ist nicht falsch, hat nutzen und risiken. Wir lernen alle das leben lang, uns vernünftig zu entscheiden, hoffentlich werden wir dabei immer besser (leider nicht alle, manche verrennen sich heillos und unrettbar …)

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Es wäre halt irgendwie gut, wenn die Kinder in der Schule ein Gespür für dieses persönliche Risiko vermittelt bekämen. Auch zu dieser Lektion würde häufiges Barfußlaufen übrigens wunderbar beitragen. Stattdessen wird das Kind von Mutti mit dem Hubschrauber … äh … SUV in die Schule gefahren und dort abgeholt. Zwischendrin hat es eine Sportbefreiung, ißt in der Mensa koscher-halal-vegane Tofu-Bürger, trägt zum Schutz gegen Dämonen eine FFP3-Maske mit Schnulleröffnung und wird von seinen Lehrern über die Gefahr aufgeklärt, über den Rand der Erde zu fallen. (Oder so ähnlich. :crazy_face:)

Richtig cool fand ich kürzlich die Aktion der Waldorfschule in Jena, da sind die Schulkinder für etliche Tage auf Bauernhöfe gefahren und haben dort ein- oder sogar zwei Wochen (?) richtig mitgearbeitet, z.T. sogar weit weg von daheim. DAS ist Lebensschule. :+1: :smiley::+1: :footprints:

PS: tiptoe, Deine Tastatur hat ja wirklich einen ganz bösen Bug :laughing:

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… und dann werden die schulkinder überfahren, weil ein wahnsinniger verkehr herrscht vor lauter eltern, die sie mit dem auto hinbringen.
Schule ohne parkplätze in einem verkehrsberuhigten bereich, das wäre es mal! Auch den schulweg selbst zu machen ist zwar ein gewisses risiko, hat aber viele vorteile, von umweltaspekten bis elternstress.
Ich habe gut reden und lebte nie weiter als 1 km von der schule entfernt. Aber ob es die eigenen füße (mit oder ohne schuhe), fahrrad, roller oder was auch immer ist, den weg selbst zu machen hat so viele vorteile …
Schüler(innen) sollten einen sicheren schulweg haben, am besten in form eines eigenen fuß- und radwegenetzes, das letztlich der gesamten bevölkerung zugute kommt. Leider beschränkt sich die verkehrsberuhigung im schulbereich allzu oft auf ein schild „30 an Schultagen“ (und was ein schultag ist, bleibt dem verkehrsteilnehmer zur übung überlassen).

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Genau das! Und das ist ja auch schon passiert, daß Kinder durch Muttitaxis zu Schaden kamen, ich kann mich an einen diesbezüglichen Zeitungsartikel erinnern.
Es wäre eigentlich auch heute möglich, die Schule nahe am Wohnort zu haben. Nicht am Wohnort selbst, das finde ich nicht so ideal. Es ist schon ganz gut, wenn die Kinder mal von zu Hause weg kommen. Aber z.B. gemeinsame Online-Lernklassen im Dorfhaus wären denkbar, wenn auch die Haltung zur Schule an sich eine andere wäre. Kennt Ihr Ricardo Leppe? Der erarbeitet, mittlerweile mit Mitstreitern ein ganz faszinierendes Lernkonzept. Meine ältere Tochter hat sich im Selbststudium einige seiner Lernmethoden angeeignet, ziemlich erfolgreich. Mich fasziniert das ungemein:

https://www.wissenschafftfreiheit.com/lernuebersicht/

Schuluniformen hatten wir keine. Manche Schülerinnen sind im Sommer barfuß zur Schule gekommen und erfreuten sich großer Aufmerksamkeit. Ich war im Sportunterricht barfuß dabei, manchmal der einzige mal waren wir zu zweit. Ich habe es das ganze Jahr gemacht, in der Halle und draußen. Ganz ohne Verletzungen ging es nicht ab, besonders beim Fußball. :soccer::footprints:

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Sehr interessant. Ich werde grade zur Sportlehrerin ausgebildet und trotz meiner Leidenschaft zum Barfußlaufen würde ich es glaube ich nicht erlauben, die Schüler*innen barfuß im Sportunterricht teilnehmen zu lassen, sondern sie von der Sportpraxis ausschließen, wenn sie keine Schuhe dabei haben. Ausnahme sind Themen wie Tanzen oder Turnen, wo keine direkte Verletzungsgefahr besteht. Leider ist es aber so, dass man als Sportlehrer*in sofort rechtliche Konsequenzen entstehen und es sehr teuer werden kann, wenn man für einen Unfall verantwortlich ist. Und da reicht es schon, wenn ich zugelassen habe, dass ein Kind barfuß Fußball spielt, ein anderes Kind ausersehen auf seinen nackten Füßen landet und der Fuß gebrochen ist. Sportlehrer*innen sollten sich aus diesen Gründen auch zusätzlich versichern, da sie sonst ganz schnell schuldig gesprochen werden.

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@Sien wenn ich es richtig verstehe, würdest Du es nicht nicht erlauben, weil Du es zu gefährlich findest, sondern aus rechtlichen Gründen, ja?
Und da haben wir das Dilemma: etwas Gesundes wird nicht zugelassen, weil die Kinder ja sooo verletzlich sind, aber Sportverletzungen, die durch Schuhe entstehen (Umknicken, negative Langzeitfolgen…) werden billigend in Kauf genommen.
Klar gibt es vielleicht Sportarten, wo Schuhe sicherer sind, aber die meisten eher nicht. Schade!

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Vermutlich wäre die Ideallösung, dass alle Schüler*innen barfuß Sport machen. Dann können sie sich nicht gegenseitig verletzen (also das eine*r mit Schuhen den*die andere*n Barfüßige*n verletzt) und es entfallen die Risiken durch Umknicken in Schuhen. Ist halt die Frage, ob es durchsetzbar ist, dass es dann alle (also auch die Schüler*innen, die lieber in Schuhen Sport machen würden, und jetzt barfuß Sport machen sollen) machen.

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Das wird vielleicht etwas off-topic, weil allgemein Schuluniformen doch eine andere Baustelle sind als explizit der Schulsport.
Schuhe mitsamt der nicht vermiedenen (oder - das gibt nur niemand zu - dadurch eher mitverursachten) Sportunfälle sind halt nun mal „üblich“ und da meckern keine Versicherungen, wenn nicht offensichtlich völlig ungeeignete Schuhe beteiligt waren. Bei den oberen Verantwortungsträger*innen ist das dieselbe Denke wie beim Autofahren: bf ist zwar nicht verboten, aber wennnnn mal was passiert, dannnnnn oh je, könnten die Versicherungen usw…

Kann denn die Entscheidung, ob bf oder beschuht, nicht (abhängig von der aktuellen Sportart - gegenseitige Gefährdung abzuwägen z.B., ich glaube High-Speed-Hallensport wie Handball wäre da vielleicht schlecht) den Schüler*innen ganz einfach freigestellt werden? Ggf. ein entsprechender Elternbrief? Ich glaube, daß Schüler*innen mit ungeübten = evtl. eher empfindlichen Füßen selber merken, ob und wann bf oder passende Sportschuhe besser ist.

Und dann kommt eher dazu (und das ist wieder On-Topic) - egal ob im Schulsport oder im normalen Unterricht, wer die meiste Zeit aus welchen Gründen auch immer MIT Schuhen unterwegs ist, verbreitet bei dann mal nur kurz aus den feuchtwarmen Biotopen befreiten Füßen tatsächlich ein gewisses Aroma, anders als bei gut gelüfteten Füßen. Die weitverbreitete Meinung bf = stinkt kommt ja nicht aus dem Nichts…

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Zu meiner Schulzeit war es so, dass Schülerinnen und Schüler die ihre Sportsachen vergessen hatten barfuß mitmachen mussten. Sozusagen als Strafe, was pädagogisch auch nicht so geschickt war.

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