Barfuss an die Biennale nach Venedig

Hallo zusammen, hat jemand von euch barfüssige Erfahrungen in Venedig gemacht? Ich werde übernächste Woche die Architektur Biennale dort besuchen. Aus eigenen Erfahrungen weiss ich, dass die Akzeptanz von Barfussläufer:innen in Italien, wie auch in anderen südeuropäischen Ländern eher gering ist und dass einem an vielen Orten der Zutritt ohne Schuhe nicht gestattet werden könnte. Ich hoffe auf den November-Effekt mit weniger Touristen und einer unaufmerksamen Schuh-Polizei… :slightly_smiling_face:

Wo kommt dieses Verhalten in manchen Ländern eigentlich her ? Warum kann man nicht einfach so leben wie man will…zum Glück ist der Einfluss der Kirchen schonmal rückläufig…

Auf der Biennale hatte ich in Venedig nie Probleme, auch sonst war das in der Stadt eher unproblematisch. Wo es regelmäßig Probleme gab, war auf den Vaporetto. Da gab es immer Stress mit den Kontrolleuren, die sich dann auf Sicherheitsbedenken berufen haben. Da sind ein paar Notschuhe nicht verkehrt. Auch in einigen staatlichen Museen kommt es gelegentlich vor, dass einem der Einlass verweigert wird. Auch damit muss man sich halt arrangieren.

Die letzten paar male habe ich es erst gar nicht mit vaporetto probiert und bin überall zu fuß hingegangen, die stadt ist doch recht übersichtlich. Kommt aber drauf an, wo die Biennale-locations konkret sind …

Ich war vor einigen Jahren in Venedig und hatte nirgends Probleme wegen meinen Barfüßen. Nur einmal hat mich ein Matrose auf einem Varporetto angesprochen, ich solle nächstes Mal Schuhe anziehen. Ich hab das geflissentlich ignoriert und bin danach noch mehrfach barfuß Varporetto gefahren.

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Ich war am vergangenen Wochenende in Vendig und habe zusammen mit einem Freund (der Schuhe trug) die Architektur Biennale 2023 besucht. Dabei erlebte ich als Barfüsser eine ganz tolle Überraschung: Die Mitarbeiterin am Eingang hat mich zwar freundlich gebeten, das Areal aus Sicherheitsgründen nur mit Schuhen zu betreten, hat mich dann aber trotzdem ohne weiteren Widerspruch barfuss hineingelassen. :smiley:

Nachdem ich zahlreiche Pavillons sowie das Restaurant barfuss besucht hatte, wurde ich erst am Nachmittag in der Hauptausstellung von einem jungen Mitarbeiter erneut angesprochen und gebeten, aus Sicherheitsgründen in der Ausstellung Schuhe zu tragen.

Als er merkte, dass ich versuchte, trotzdem barfuss weiterzugehen, holte er ein Formular, mit dem ich die Biennale die Venezia per Unterschrift von jeglicher Haftung entbinden konnte, für den Fall, dass ich mich auf dem Areal verletzen würde. Das war einfach grossartig! :smiley: :smiley: :smiley:

Hier den Text auf dem Formular, auf Deutsch übersetzt und ein Foto vom Formular:

Erklärung

Ort, Datum

Ich erkläre, dass ich vom Personal der Biennale di Venezia gebeten wurde, das Giardini-Atrea mit Schuhen zu betreten.

Da ich mich weigerte, Schuhe zu tragen, entbinde ich La Biennale di Venezia mit dieser Erklärung von jeglicher Haftung für den Fall, dass ich mich verletzen würde, wenn ich barfuß im Ausstellungsbereich laufe.

Lesbare Signatur

grafik

Ansonsten gab es keinerlei Probleme, immer und überall barfuss zu sein. Einzig im Supermarkt (Spar) machte mich die Kassierin darauf aufmerksam, dass ich beim nächsten Mal Schuhe tragen müsse. :weary:

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Sehr interessant, dass die in relativ kurzer Zeit den Text formulieren und ausdrucken konnten.

Das Formular war schon bereit ausgedruckt. Der Mitrabeiter sagte, die Biennale habe das Formular vor ca. 2 Monaten erstellt, weil es immer wieder barfüssige Touriusten gäbe…

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Als Norditaliener, der viele Jahre immer und überall sommers wie winters barfuß durch sein Heimatland gegangen ist, habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht. Probleme wegen nackter Füße hatte ich in Italien so gut wie nie und somit nicht häufiger als in Deutschland. Das einzige Mal in meinem Leben, in dem ich aus einem Restaurant hinausgebeten wurde, war übrigens in der Innenstadt von Linz, Österreich; in Italien war es auch in edlen Restaurants kein Thema. Auch die Akzeptanz ist in Italien keineswegs geringer als in deutschsprachigen Ländern. Von negativen Erfahrungen in deutschen Supermärkten wird in diesem Forum und anderswo zuhauf berichtet. Wenn jemand vom Ausland diese Berichte liest, könnte er meinen, dass Deutschland ein durchaus barfußfeindliches Land wäre.
Ich persönlich hatte weder in Deutschland, noch in Italien Ärger beim Einkaufen (und ich weiß nicht, vor wie vielen Jahren überhaupt ich zum letzten Mal einen Supermarkt mit Schuhen betreten habe). Sicher gehört auch Glück oder Pech dazu. Venedig ist übrigens ein vom Massentourismus geplagter Ort; anderswo in Italien geht es viel gelassener zu und das Personal hier und da ist weniger gestresst.

Das wäre für mich ein Grund, dort von vornherein in Restaurants oder Besichtigungen historischer Räume etc. meine Minimalstschuhe anzuziehen und nicht erst drauf zu warten, das mich jemand entnervt darum bittet.

Ich weiß, dass einige hier mir sofort widersprechen werden und sich nichts vorschreiben lassen wollen etc. Macht, wie Ihr denkt, ist auch okay für mich. Aber ich für meinen Teil habe absolutes Verständnis dafür, dass die Leute in Venedig und anderen Touri-Hochburgen empfindlich darauf reagieren, wenn Touristen sich irgendwie sonderbar benehmen. Deswegen würde ich in o.g. Gebäuden eher den unauffälligen Weg gehen. Möglicherweise?! Vielleicht auch nicht?! Hängt vielleicht von der Situation ab…

Auf den Straßen würde ich mir allerdings keine Schuhe vorschreiben lassen. Venedig hat wunderbare Marmorböden. Die nicht barfuß zu betreten, wäre ein Frevel! Ich kann’s leider nicht ausprobieren. Demnächst fährt meine Frau nach Venedig - ohne mich :cry:

@Tane diese Formular ist auf jeden Fall ein feiner Zug von den Veranstaltern. Wäre schön, wenn sich sowas rumspricht und auch anderswo zum Einsatz käme!

Ich denke, das war auch in Mallorca mit ein Grund weshalb mir dort so viel Feindseligkeit entgegen geschlagen ist. (Und Venedig hat wenigstens keinen „Ballermann“ und in Massen einfallende Hirntote .)

Trotzdem schade dass hier leider kein Unterschied zwischen den Besuchern mehr gemacht wird !
Wir kamen zur Mandelblüte und zum Wandern - weitab von der berüchtigten Szene.
Ich bin gepflegt, höflich und kann sogar in Restaurants virtuos mit Messer und Gabel umgehen - hat leider alles nichts genutzt …

Somit ist Spanien für mich als Urlaubsziel gestorben. (Auch in anderen spanischen Destinationen bekam ich unverhofft Schwierigkeiten - auf La Palma (der Insel) mussten wir z. B. den ganzen Urlaub im Personalkasino des Hotels unsere Mahlzeiten zu uns nehmen - was sich letzten Endes für uns sogar als Vorteil erwies - keine Warteschlangen im Speisesaal am Buffet und in direktem Kontakt mit den sporadisch dort auftretenden Künstlern :slight_smile: )

Das Hotel wurde zwar als „Sporthotel“ angepriesen, aber es ging so weit dass man sogar auf der inmitten der Poollandschaft gelegenen [!] Bar-Insel (die nur über eine kleine Brücke durch eben diese zu erreichen war!) Schuhe (!) und ein Hemd/Polohemd tragen musste.

Leider habe ich in Spanien auch negative Erfahrungen gemacht, in meinem Fall auf Menorca. Im Hotel hat die Leiterin vom Speisesaal Zustände bekommen, als sie mich barfuß am Tisch sah (wobei sie vormittags nicht da war und ich jeden Morgen unbehelligt barfuß frühstücken ging… Ist die Katze aus dem Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch! :wink: Niemand anders vom Personal hat sich darüber beschwert).
Bessere Erfahrungen habe ich in Barcelona, einem kulturell ja anderen Teil Spaniens, gemacht. Dort war ich vier Tage lang überall barfuß. Aber in der Segrada Familia hat man mich mit dem Hinweis auf Sicherheit, dem Klassiker, dazu aufgefordert, Schuhe anzuziehen.
Ob ich ein Land als Urlaubsziel deswegen streichen würde, da kommt es ganz darauf an, was für ein Urlaub es werden soll: wenn es etwa nur um Entspannung, Essen und Baden geht, habe ich auch viele Ansprüche (und Barfußlaufen gehört dazu sowie dass es z.B. nicht zu laut ist). Anders ist, wenn es eine Bildungsreise ist: das Kennenlernen fremder oder älterer Kulturen ist mir wichtiger als das überall Barfußlaufen-Dürfen. Wenn schon von Spanien die Rede ist, gibt es zum Beispiel Vieles dort, was ich noch nie besucht habe, etwa die Alhambra oder das Museo del Prado oder Saragossa und ich würde definitiv nicht darauf verzichten, hinzugehen, nur weil ich eventuell auf Barfuß-Verbote stoßen könnte. Viel eher würde ich immer erst versuchen, barfuß loszugehen – auch weil man oft entgegen der Befürchtungen doch rein- und in Ruhe gelassen wird.

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Ergänzend: Ich konnte dort vor Ort gar keine Schuhe anziehen, weil ich zu diesem Zeitpunkt aufgrund vieler positiver Erfahrungen auf meinen zahlreichen Auslandsreisen gar keine mehr mitführe. Und weil gerade dieses Hotel sich als so locker gab in der Werbung.

Anlass war übrigens angeblich (!) eine Beschwerde zweier Engländerinnen über mich.

Ich habe dem Hotelier dann entgegen gehalten weshalb die denn so feige waren und mich nicht direkt angesprochen hätten, bekam aber keine Antwort.

Den ganzen Vorfall hatte ich übrigens seinerzeit aktuell im gelben Forum geschildert.

Meine (!) Erfahrungen:

Völlig problemlos:

Madeira (fast schon unsere zweite Heimat). Hier wurde ich einmal in einem Hotel und einmal beim Boarding freundlich darauf angesprochen. Nachdem ich mich ebenso freundlich erklärt hatte war der Fall erledigt und es war auch im Hotel beim weiteren Aufenthalt kein Thema mehr! Ich wurde nach wie vor sehr zuvorkommend und freundlich behandelt.

Österreich, Schweiz, Luxemburg, Italien, Griechenland, Belgien, Polen (!), - keinerlei Probleme.

In Frankreich hatte ich lediglich in drei Supermärkten Ärger - in zweien bin gescheitert, beim dritten (mein „Stamm-Super U“ im Elsass - nach einem Wechsel des Filialleiters) konnte ich überzeugen und weiterhin barfuß einkaufen. Ich hatte im Gelben darüber berichtet.

Ansonsten auch hier keine negativen Erlebnisse bei unendlich vielen Aufenthalten im Land. Übrigens auch nicht bei zwei unverschuldeten Unfällen dort, bei denen jeweils die Gendarmerie eingeschaltet wurde ! Barfuß kein Thema !

Ja, und bleibt Deutschland: Hier stets an der Küste. (U. A. der diesbezüglich berüchtigte Edeka auf Sylt.) Und in Prerow konnte ich mit dezentem Hinweis auf einen vom Strand pitschnassen, eingesandeten und ebenfalls barfüßigen Hund meinen Verbleib im Restaurant durchsetzen. (Hier ging es mir dann aber echt ums Prinzip !)

Ebenso wie in einem Hotel in Bad Wildbad, wo der sabbernde Boxerhund der betagten Hotelbesitzerin in Küche und unter dem Büffet im Frühstücksraum unbeanstandet seine Lieblingsplätze einnahm. (Mit Hundekorb, also nicht etwa unbemerkt!)

Da kann ich dann in der Tat schon mal unfreundlich werden bei so viel Frechheit … Ich hatte im Gelben über beide Erlebnisse berichtet.

Und auf den Berliner Funkturm durfte ich auch nicht (ohne Begründung, aber damit kann ich leben. Muss man halt das Hausrecht respektieren!

Wie gesagt, meine ganz persönlichen Erfahrungen die sicher nicht zu verallgemeinern sind.
Andererseits spielt sicher auch der persönliche Eindruck, der ganze Auftritt eine Rolle wie man barfuß durchs Leben kommt…

Mit viel Freude denke ich immer noch an unseren Aufenthalt im Sternerestaurant von Vincent Klink in Stuttgart, der „Wielandshöhe“, zurück und seine Aussage: „Und wenn sie bei Glatteis barfuß kämen - das wäre mir völlig egal Solange sie nicht in in Kinderarbeit gefertigten Schuhen kommen…“
(!!!)

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In Italien, Spanien und Frankreich wurde ich buchstäblich verfolgt von Museums Sicherheitsleuten und vor die Tür eskortiert. Selbst in Museen wo ich Emailverkehr hatte und mir vom Kurator/Direktion barfußlaufen erlauben liess machten Museumswärter/innen mir das Leben schwer. Wohltuend entspannt sehen das im Kontrast dazu deutsche und österreichische Museumskräfte.

Ich fand es auf Gran Canaria barfuß total entspannt. Allerdings muss ich dazusagen, dass ich die Mahlzeiten in Sandalen einnahm. Ob es barfuß ein Problem gegeben hätte, weiß ich nicht.
Auf dem gepflegten Hotelgelände, im Gebäude und im Gelände, im Café und an der Bar, ebenso auf der Strandpromenade und auf der Straße und in Restaurants in verschiedenen Orten war ich zwar fast immer der einzige, aber es schien niemanden zu interessieren.
Lustig war es in einem Geschäft nahe des Strandes, wo die Verkäuferin die Welt nicht mehr verstand, weil ich dort einen Rucksack, aber keine Schuhe kaufte, die ich ihrem Empfinden nach viel nötiger gebraucht hätte…

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