Barfuß im Winter - Experimente in und um Prag

Vor kurzem habe ich euch hier ausführlich berichtet, dass ich die Schuhe den Sommer über immer mehr weggelassen habe, manchmal auch monatelang wirklich kompromisslos. Im Winter bin ich noch nicht so weit… Das heißt aber nicht, dass ich in dieser Zeit nicht doch auch immer wieder am Experimentieren bin, was für mich gut geht, mit wie viel Barfüßigkeit ich mich auch in dieser Jahreszeit wohlfühle.

Jetzt habe ich gerade die ersten Jännertage einen Kurzurlaub in und um Prag verbracht. Die Stadt hat eine ganz besondere Atmosphäre, die trotz der Touristenmassen zu spüren ist. Man kann sich wunderbar treiben lassen, einerseits in die Welt einer großen mittelalterlichen Stadt eintauchen, andererseits ganz nahe beim Zentrum oder erst recht ein kleines Stück außerhalb der Stadt ganz entspannt Natur erleben, und schließlich noch etwas von der lebendigen Kultur eines selbstbewussten Landes im Herzen Europas fühlen. Noch dazu ist Tschechien (gemeinsam mit der Slowakei) für mich immer auch ein Sehnsuchtsland in der Nachbarschaft. Aufgewachsen bin ich in der Nähe der damals fast unüberwindbaren Grenze zur Tschechoslowakei. Als dann die Tore aufgingen, erlebte ich das zunächst wie ein Wunder, und staunte dann, wie sehr ich mich unter den Menschen „dort drüben“ wohlfühlte.

Jetzt war es also wieder so weit. Mein Plan war nur grob umrissen: Zuerst ein paar Tage in Prag, einfach schauen, was mir Spass macht, dann noch weiter zu Freunden in Südböhmen. Es waren so eigenartig warme Tage wie so oft in diesem Winter, um die 5 Grad in der Nacht und 10 Grad tagsüber. Am Nachmittag kam ich mit dem Zug in Prag an, und ich ging gleich zu der Wohnung im ehemaligen Arbeiter- und jetzigen Studentenviertel Zizkov nicht weit vom Hauptbahnhof, das ich mir über Airbnb gemietet hatte. Gleich machte ich mich dann auf den Weg ins Zentrum. Eigentlich muss man immer zumindest einmal den gleichen Weg gehen, wenn man in Prag ist: Vom Wenzelsplatz über den Graben zum Pulverturm, dann zum Altstädter Ring, über die Karlsbrücke auf die Kleinseite und hinauf Richtung Hradschin.

An den Füßen trug ich Skinners. Im Zug hatte ich noch zusätzliche Socken angehabt, aber die ließ ich jetzt gleich weg. Meine Füße wollten mehr spüren. Bald begegnete ich eine Frau, die nur Huaraches trug. Das inspirierte mich… Es müsste doch auch barfuß gehen! Und es fühlte sich gut an auf dem Pflaster der Altstadt, bei einem Glühwein im Dunkeln auf der Karlsbrücke unter dem Mond, dann auch bei einem Bier in einem dieser urigen Lokale am Weg hinauf zum Hradschin, am Rückweg in der Straßenbahn…

Am nächsten Tag verbrachte ich einige Zeit in einem Museum zur Stadtgeschichte. Heute wieder in Skinners, weil es am Morgen ein wenig kühler gewesen war. Am Weg zum Café Slavia kamen die Skinners in den Rucksack. Beim abendlichen Weg zu einem alternativen Musikclub, in dem ich auch schon vor, ähem, so in etwa 20 Jahren einmal war, blieben die Skinners gleich zuhause.

Etwas anderes Programm dann am nächsten Tag: Ich schaute mir den Prager Zoo an. Er stellte sich als ganz besonders sehenswert heraus. Wie auf einer Entdeckungsreise erfährt man über verschiedene Gegenden der Welt und sieht live die passenden Tiere dazu. Ich staunte, wie selbstverständlich meine Barfüßigkeit von den Leuten wahrgenommen wurde, in der U-Bahn, im Bus, im Zoo. Irgendwann verzog sich die Sonne und es begann ein wenig zu regnen. Zeit für meine Skinners – und für den Rückweg in die Stadt.

Noch einen Tag später setzte ich meine Barfußexperimente im großen und ganz tollen Landschaftspark Konopiste bei der Stadt Benesov u Prahy fort. Heute fuhr ich mit Skinners im Zug hin und verbrachte ein paar Stunden barfuß bei einem ausgiebigen Parkspaziergang. Am Weg zu Essen, Bier, Kaffee und schließlich Bahnhof wollten meine Füße wieder etwas mehr Wärme…

Was ist für mich das Ergebnis dieser Experimente? Ich sag so: Ansonsten warm angezogen kann winterliches Barfußgehen richtig Spass machen. Da passen auch Wollhaube und Halstuch dazu. Aber es müssen milde Tage sein, am besten sonnig, auf jeden Fall einigermaßen trocken. Wenn ich in Bewegung bin, geht mehr, als wenn ich irgendwo herumstehe. Mitunter stört mich auch der oft spitze Streusplitt auf den Straßen. Ich will weiter experimentieren. Ich bin auch neugierig auf eure Erfahrungen. Aber im Gegensatz zum Sommer sind mir jetzt schon Notschuhe in Griffweite wichtig.

Und dann gab es noch zwei fast überraschende Erfahrungen: Nach ganz barfüßigen Stunden waren mir dann oft die Skinners tatsächlich zu warm, wenn ich in einem geheizten Raum war, z.B. im Kaffeehaus oder im Zug. Aber man kann sie ja schnell wieder ausziehen… Und: Mit Skinners ohne Socken fühle ich mich derzeit oft bis nahe an den Gefrierpunkt ganz wohl.

Und jetzt noch, wie ich das im „alten“ Barfußforum öfters gemacht habe, ein paar Bilder dazu:


ein erster Blick über Prag


Die Teynkirche gehört zu meinen Lieblingsplätzen im mittelalterlichen Prag.


ein Eindruck von der Karlsbrücke in der Nacht (am letzten Abend, zwischen Regenschauern… das Pflaster jetzt nicht hautnah gespürt, aber durch die Skinners doch ein bisschen…)


ein paar Sonnenstrahlen und ein Vorgeschmack vom Frühling im Zoo


ein naher Verwandter (auch barfuß…)


kurzer Ausflug nach Afrika


wenig bekanntes Jugendstil-Kleinod vor der Weiterreise: der historische Teil des Hauptbahnhofes


erster Eindruck vom Park von Konopiste


Mit den Skinners kann ich zwar den Weg und das feuchte Laub spüren, aber ich will noch mehr…


So ist das noch besser!


Auch das gibt es im Schlosspark. Aber es geht doch überall…!


z.B. hier… Der sogenannte „Aha-Graben“ versteckt übrigens die alte Schlosszufahrt, wenn man vom Schloss in den Park schaut


unterwegs beim großen Teich…


… und im Wald


noch ein Blick auf das Schloss - Übrigens war hier die Lieblingsresidenz des dann in Sarajevo ermorderten Thronfolgers Franz Ferdinand, als sich Tschechen, Österreicher und ein paar andere Völker noch einen Kaiser teilten.


Der Schotterweg bietet Abwechslung. Vielleicht aber auch noch ein Stück quer durch die Wiese…


weitere Abwechslung


gegen Ende meiner Parkrunde


Die lokale Biermarke erinnert an den Thronfolger. Gegenüber der Bahnhof von Benesov.

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Hi Harald,

das war ein sehr schöner und ausführlicher Beitrag von Dir, der das Forum bereichert.

Ganz vielen Dank dafür!

LG
stromkabelsalat

Hallo Harald,
danke für deinen interessanten Bericht aus Tschechien und die tollen
Urlaubsfotos! :+1::+1::+1:
Ich gehe zur Zeit weniger barfuß, wegen der Kälte. Aber an milden und
trockenen Tagen macht es in der Tat auch im Winter Spaß!

Liebe Grüße
André

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Oh, ich bekomme Heimweh nach Prag und seinen interessanten Böden! Vieles ist mir bekannt vorgekommen.

Danke, dass Du uns teilhaben lässt!

Liebe Grüsse
Dorothea

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Ich vergesse immer wieder wie schön die Gebäude sind.