Gemeinsam mit tiptoe und nilius nutzte ich das verlängerte Wochenende mit dem Fronleichnamstag für ein viertägiges Wanderwochenende auf der Gleinalm in der Steiermark. Wer dazu eine kleine geografische Standortsbestimmung mag: Die Mur ist der wichtigste Fluss dieser Gegend am östlichen Rand der Alpen. Sie kommt aus den Zentralalpen, fließt zuerst Richtung Osten, um bei Bruck an der Mur in einem rechten Winkel nach Süden zu schwenken und über Graz das nahe Slowenien zu erreichen, und schließlich wieder nach Osten abzubiegen. Das hat zur Folge, dass die Berge nordwestlich von Graz auf beiden Seiten zu diesem Fluss entwässern, und sowohl alte Passübergänge als auch der Gleinalmtunnel vom oberen in das mittlere Murtal führen. Letzterer ist Teil einer wichtigen Autobahnverbindung von Deutschland Richtung Balkanhalbinsel.
Wir aber näherten uns der Gleinalm mit der Eisenbahn an, wobei wir vom im Murtal gelegenen Bahnhof Peggau-Deutschfeistritz mit dem (im Bezirk Graz-Umgebung sehr kostengünstigen) Sammeltaxi durch das Übelbachertal bis an das Ende der Straße fuhren und von dort zum Gleinalmhaus in etwa 1600 m Seehöhe aufstiegen. Das liegt auf einem Sattel neben der Kirche Maria Schnee, ein Name, der in der Gegend übrigens öfter vorkommt. Der markanteste Berg in der Nähe ist mit 1988 m der Speikkogel. Auch diesen Namen gibt es hier öfters. Er erinnert an eine hier auf den Bergen wachsende Pflanze, die früher in großen Mengen gesammelt, überregional gehandelt und wegen ihres würzigen Geruchs zu Seifen zugesetzt wurde.
Vor der Anreise war ich ein wenig angespannt wegen des unsicheren Wetterberichts. Tatsächlich wanderten wir beim etwa dreistündigen Anstieg zum Schutzhaus bald im immer stärker werdenden Gewitterregen. Am letzten Tag sollte ganz in der Nähe der Hütte noch der Blitz einschlagen und uns, während wir beim warmen Kachelofen saßen, noch ordentlich erschrecken. Dazwischen hatten wir aber durchaus Glück mit dem Wetter. Wir kamen immer rechtzeitig von unseren Wanderungen zurück, und zwischendurch bekamen wir auch ein bisschen die Sonne zu sehen.
Das Gleinalmhaus steht am Rand einer im Wald gelegenen Almweide. Das alte Haus könnte sicher viele Geschichten erzählen. Seit kurzem wird es von Birgit und Jens bewirtschaftet, zwei netten Leuten aus Sachsen, die hier eine vegane Schutzhütte betreiben. Wir wurden an diesen Tagen mit Suppe, Gemüse, traditionellen Krautfleckerln, selbstgebackenem Brot und nicht zuletzt ausreichend Kuchen sowie heißer Schokolade mit Hafermilch versorgt.
Nicht nur, um die zugeführten Kalorien wieder loszuwerden, wanderten wir von der Hütte weiter nach oben, jeden Tag in eine andere Richtung, einmal auf den Speikkogel und von dort oberhalb der Waldgrenze noch nacheinander die weiten Bergkämme entlang in zwei Richtungen, einmal in die andere Richtung über nicht ganz so hohe Almberge bis zum Ternbachkogel (1716 m), schließlich am letzten Tag zu einer nahen Weide, auf der die in Österreich und den Nachbarländern so berühmten Lipizzaner des nahen Gestüts Piber ihre Sommerfrische verbringen.
Ich werde jetzt wieder einmal ein bisschen Bilder sprechen lassen, und euch so ein bisschen teilhaben lassen an diesem wunderbaren Wanderwochenende. Vielleicht werden ja noch meine beiden Mitwanderer weitere Fotos oder Berichte ergänzen.
Gleinalmhaus und Kirche Maria Schnee
vor der Hütte…
Blick zurück vom Anstieg zum Speikkogel
Wer genau hinschaut, wird die Gämsen auf der Almweide erkennen. Ich sah auch welche beim Blick aus dem Fenster während des Zähneputzens.
Die Gämsheide ist ein niedriger Zwergstrauch an windexponierten Stellen an der Waldgrenze. Jetzt, bald nach der Schneeschmelze, blüht sie rosa.
Das Wetter war manchmal wechselhaft, aber wir hatten Glück.
auf dem Gipfel
nicht ganz so hohe Almweiden am Weg vom Gleinalmhaus Richtung Süden
Stängelloser Enzian
auf Gras und Zergsträuchern
Alpen-Anemonen
Aussicht auf die weitläufigen Wälder der Steiermark
Lipizzaner auf der Alm
unterwegs…
Vor einiger Zeit habe ich im alten Barfußforum eine lose Serie über meine Barfußparadiese geschrieben. Eigentlich sollte ich die Gleinalm darunter ergänzen. Ich kenne kaum eine Gegend, die sich zum barfüßigen Wandern so eignet wie diese. Sogar der Anstieg, der zum Teil über eine Forststraße führte, zeichnete sich durch recht angenehmen, abgerundeten Schotter aus. Eine Bachquerung unterhalb der Hütte machte barfuß so richtig Spaß. Einmal oben kann man von der Hütte weg stundenlang über Graswege wandern, ab und zu unterbrochen von Waldboden mit Fichtennadeln, flachen Steinplatten oder ebenso angenehmen niedrigen Zwergstrauchheiden. Nur stellenweise wächst etwas pieksiges Gras. Und für den Abstieg fanden wir eine noch bessere Route über Waldwege und weitere Almweiden.
Die Barfußfreundlichkeit der Gegend führte dann noch zu einem interessanten Erlebnis. Auf dem Roßbachkogel rastete gerade eine Familie mit zwei Kindern. Offenbar waren wir ein Vorbild. Die Kids waren dann mit an den Rucksack gebundenen Schuhen unterwegs. Sie blieben über eine längere Strecke dabei, und machten durchaus den Eindruck, das nicht zum ersten Mal zu tun.
Ich hatte mir übrigens Skinners in den Rucksack gepackt, auch weil ich nach dem recht kalten Frühling mit Schneefeldern gerechnet hatte. Der Schnee war bis auf kleine Reste vor unserem Wochenende weggetaut, und meine „Notsocken“ konnten unbenutzt eingepackt bleiben.