Komme grad von einer Beerdigung und habe bis zum Schluss hin und her überlegt ob barfuss ok ist…wie haltet Ihr das ?
Schwierige Frage. Die letzte, auf der ich war, war ich am Friedhof mit Leguanos, beim Leichenschmaus in der Gastwirtschaft nachher bf. Da kannte ich die gute Hälfte der Trauergemeinde nicht, obwohl der Witwe meine Barfüßigkeit vermutlich egal gewesen wäre, weil die mich seit Jahren so kennt.
Bei anderen Anlässen, wenn sich der größte Teil der Anwesenden gegenseitig kennt und mich auch nur bf, da würde ich es mir überlegen, bf zu kommen, oder wenn es eine Person des öffentlichen Lebens ist, wo vermutlich SEHR viele Menschen kommen und ich in der Menge „untergehe“. Immerhin läßt sich die Vereinbarkeit von bf mit der Würde von Ort und Anlass problemlos mit 2. Buch Mose, Kap. 3, Vers 5 rechtfertigen.
Friedhöfe finde ich ansonsten auch für anlaßlose Besuche grundsätzlich wunderbar, auch von der Würde des Ortes her, barfußgeeignet, auch wenn sie manchmal mit dem grauslichsten aller möglichen Schotter versehen sind (das ist aber anderes Thema). Auf den schönsten, die ich die letzte Zeit besucht habe, in Nürnberg (St. Johannis) und Berlin (französischer und Dorotheenstädtischer Friedhof), war ich problemlos bf, und es fand niemand besonders erwähnenswert, auch nicht der ältere Herr, der uns gerne und mit viel Detailwissen zu allerlei bekannten dort ruhenden Persönlichkeiten geführt hat.
Ich ginge dann barfuß zur Beerdigung, wenn die beerdigte Person selbst gern barfuß ging und mich auch so kannte. Dieser Fall ist aber noch nicht eingetreten, zwar sind leider ein paar barfüßler schon aus dem Leben geschieden, aber da war ich nicht zur Beerdigung eingeladen.
Sonst käme ich in Schuhen, um nicht zu sehr aufzufallen, schließlich geht es nicht um mich.
Ich war bislang auf drei Beerdigungen barfuß.
In einem Fall habe ich die nächsten Angehörigen wegen leichter Zweifel gefragt.
Und es war völlig in Ordnung!
Bei den anderen wusste ich es ohnehin - und dass der Verstorbene - wäre ich anders als barfuß erschienen - noch im Sarg die Augenbrauen hochgezogen und ein „Aber Herr G… !“ bzw. „Manfred“ ausgestoßen hätte"
Im ersteren Fall berichtete mir die Ehefrau nach der Trauerfeier dass sie von Trauernden angesprochen worden sei „Hast du DAS gesehen, da war ja jemand BARFUß ?!“
Und ihre knappe Reaktion darauf: Ja … und ???" Auch sie kennt mich seit Jahrzehnten nicht anders.
… das kommt ganz darauf an, ob ich Gast oder Gastgeber bin!
Als Gast würde ich tatsächlich Schuhe anziehen, und habe ich in den letzten Jahren auch mehrfach gemacht. Ich war auch bei der Beerdigung meines Vaters mit Schuhen bei der Trauerfeier. Aber ich habe ihn barfuß die Treppe mit herunter getragen und zu seiner letzten Autofahrt.
Ich selber werde es meinen Hinterbliebenen aber übel nehmen, wenn die es dem Bestatter erlauben sollten, daß der mir solche Dinger an die Füße montiert. Dann würde ich wiedergehen und spuken bis zu St. Nimmerleinstag.
Ich habe bisher zumindest Sandalen getragen, denn ich wollte mit meinen Füssen niemanden stören oder von der Trauer / Andacht ablenken. Innerhalb meiner Familie allerdings gehe ich barfuss: hier kennt man mich gut und es würde eher auffallen, wenn ich was an den Füssen tragen würde.
Liebe Grüsse
Dorothea
Hallo Manfred,
das leuchtet ein und klingt für mich sogar tröstlich, die Verbundenheit mit der oder dem Verstorbenen, die oder der dich halt nur barfuß gekannt hat. Warum also bei der Beerdigung Schuhe anziehen?
Ich gebe zu, dass ich das bisher getan habe, aber ich lasse mich gern ermutigen, zur nächsten Beerdigung ( es möge noch lange hin sein) barfuß zu gehen.
Schöne Grüße aus dem etwas kühlen Nordhessen ins sonnige Baden (ich beneide euch etwas um die aktuellen Temperaturen),
Peter
Ich glaube, am Wichtigsten sind da die Angehörigen, nicht nur die enge Familie (die unsereins womöglich langjährig als bf kennt, akzeptiert, schätzt), sondern auch z.B. der Teil des Freundeskreises, der nicht in der gemeinsamen Schnittmenge mit meinem Bekanntenkreis ist.
Ich bin mir sicher, dass ICH eher MIT Schuhen von der Andacht ablenken würde.
Zumindest bei den Beerdigungen von Menschen die mir nahestehen. Und zu anderen hatte ich bislang noch keinen Anlass …
Gestern war wieder so ein trauriger Anlass.
Ich habe mich (bei 30 Grad) für das Tragen von Sandalen entschieden, weil ich die anderen mir zum größten Teil unbekannten Teilnehmer nicht vom Anlass ablenken wollte.
Die Tochter des Verstorbenen war allerdings irritiert und meinte, zumindest sie sei jetzt etwas abgelenkt, was aber nett gemeint war.
Diejenigen Frauen, die diese „schicken“ (wenn man darauf steht) Quälschuhe tragen, sind erfahrungsgemäß die ersten, die beim geselligen Teil barfüßig rumlaufen.
Lol, fail.
Ich hätte im Standesamt vermutlich auch ohne Schuhe kein Problem dargestellt. Die Familie des Bräutigams läuft Zuhause eh barfuß und nach dem Standesamt habe ich mehr Füße gesehen als sonst im Park im Sommer…