Beginn einer Barfußkarriere

ich hatte - bis auf die Zeit im Freibad/Badesee immer Schuhe an. Vom Jahr 1 bis 55 … also ich habe definitiv sehr wenig Erfahrung ohne Schuhe. Also viel fest antrainiertes falsches Gehen.

Ich bin aber nicht so leicht zu demotivieren. Ich bleibe dran :wink:

Dazu die - für mich - neue Erkenntniss von der Wanderung gestern:

Zwar ist es auf z. B. Schotter sinnvoll, wenn man mit dem Ballen zuerst den Boden berührt, aber wenn man nach erfolgreicher Landung nicht auch versucht das Gewicht auf die Ferse zu bekommen und mit den Zehen den Ballen zu entlasten, dann sind Ballen und Achillessehnen deutlich schneller überfordert.

Außerdem, schon länger klar, sollte der Fuß weich sein, damit er ausgleichen kann, die Zehen sollten breit stehen, damit Druck verteilt wird und nur so kann das Fußgewölbe gute Spannung bekommen. Der Vorfuß sollte idealerweise von außen nach innen landen und zum Ende des Schrittes sollte der große Zeh einen großen Teil der Last tragen.

Was sich logisch anhört ist aber ein Vorgang, den ich zwischen 60 und 120 Mal pro Minute mache, je nach Geschwindigkeit, gehen oder laufen und Schrittlänge. Gerade auf Schotter sind meine Schritte eher kleiner.

Also keine Zeit das jedes Mal bewusst zu tun. Es muss passieren, automatisch. Nach nun mehr als einem halben Jahr gelingt es Mal mehr und Mal weniger gut. Gestern offensichtlich eher gut. Aber es fehlt noch Konsistenz in dem ganzen. Diese wird nur langsam besser. Wenn also Leute davon sprechen, dass es 2-3 Jahre dauert, bis es wirklich sitzt, dann ist das vermutlich sehr realistisch.

OMG! Bin überfordert. Wenn ich mir all das was Du schreibst (woran ich inhaltlich keinen Deut zweifele) bei jedem Schritt vergegenwärtigen würde, bekäme ich statt wohlig geerdeter Füße eher einen glühenden Kopf. Aber: Respekt vor Deiner (auch gedanklichen) Leistung!

Das war genau die Intention, das zu verdeutlichen. Gehen und laufen ist echt komplex. Im Idealfall aber völlig automatisch.

Wer das nicht als Kind lernt, der hat damit echt erst einmal zu kämpfen. Und es ist schwer falsche Abläufe zu erkennen und neu zu programmieren. Schuhe zu benutzen ist wirklich anders. Und wer- wie ich - auch als Kind nie gelernt hat, wie es barfuß richtig geht, der tut sich noch schwerer.

Ich mein, wenn Du gehst oder stehst, hast Du natürlich das Gewicht wohlverteilt über den ganzen Fuß, und klar auch auf der Ferse. Dafür ist die Ferse ja da. Bedeutet „Ballengang“ nach der reinen Lehre ernsthaft, nur mit dem Ballen den Boden zu berühren??

Ich glaube (nach 6 Jahren beschwerdefrei ohne irgendein Coaching und tatsächlich angefangen von 0 auf 100), das Hauptmotiv ist, sich einen Geh- und Laufstil anzugewöhnen, bei dem Du nicht volle Kanne RUMMS mit der Ferse auf dem Boden aufschlägst, so wie mensch sich das nach einer Schuhkarriere mit je dickeren Dämpfungssohlen desto besser „angewöhnt“ hat, weil den Aufschlag ja die superduperairgelschaumhightech-Sohle vom 300€-Laufschuh oder der orthopädisch-nobelpreisgeadelte Spezialschuh fürs Abrollen wie auf Wolken wegdämpft.
Und dazu wieder meine Erfahrung: Ganz automatisch einen in jeder Hinsicht schonenden Geh- und Laufstil, ganz je nach Geschwindigkeit angepaßt, lernt mensch - sofern keine Polyneuropathie vorliegt - fast automatisch, wenn mensch mal bewußt ungefährliche, aber zumindest herausfordernde Untergründe begeht. Der GROBE Asphalt mit eingewalztem feinen Schotter z.B. - da sind die bösen Spitzen weg, es rollen keine Minimatterhörnchen unter der Sohle, bereit, hineinzupieken, es ist schlicht ein megaanregender Untergrund.

Hab ich ja schon öfter geschrieben. Bei mir sind die letzten 100m zum Bahnhof so ein Untergrund. Anfangs hab ich leise geflucht, inzwischen finde ich das einen den anregendsten Untergründe in meinem Revier, selbst wenn dieses Stück nach einem langen Tag unterwegs und müden Füßen natürlich anstrengend ist oder wenn ich aus anderen Gründen (längere unfreiwillige Auszeit mit 8 Schrauben und Titan im Kreuz, hatte ich schon angedeutet) mich erst wieder an alles (das ganz normale Gehen längerer Strecken, egal ob bf oder mit Schuhen) gewöhnen muß…

Es ist weniger eine Lehre, als ein falscher Ausweg. Als Anfänger läuft man intuitiv auf dem Ballen. Das ist aber keine Dauerlösung. Das muss wieder normalisiert werden dann.

Meinst Du jetzt „laufen“ umgangssprachlich im Sinne von jeder Fortbewegung zu Fuß (denn da möchte ich teils widersprechen - ich denke, die meisten bf-Anfänger*innen dürften zumindest im Gehtempo gewohnheitsmäßig mit der Ferse aufsetzen wie schon immer mit Schuhen) oder im eigentlichen Sinne „flott“ = joggen etc.?

Ja, gehen/laufen machen Anfänger oft auf dem Ballen, als Gegenreaktion zu dem Fersengang.

Und speziell wenn die Füße noch empfindlich sind.

Ich selbst habe zwar schnell auch die Ferse wieder aufgesetzt, aber noch zu viel Last auf dem Ballen gehabt. Dann war die Achillessehne ständig unter Spannung, was ich dann später gemerkt habe.
Dann bin ich zu weit außen gegangen und habe Schmerzen am klein Zeh Ballen gehabt. Es war ein ständiges justieren.

Ganz viele kleine Vermeidungsstrategien, die insgesamt nicht gut sind.

Inzwischen wird es langsam. Ich versuche es aber auch zu verstehen, was ich letztendlich lerne. Wenn etwas weh tut, dann ist der Fehler manchmal nicht an der Stelle die schmerzt. Die erste Idee beim Schmerzenden klein Zehen Ballen war, den Fuß nach innen zu drehen. Letztlich war die Lösung mehr Druck auf dem großen Zeh zu haben und dadurch den restlichen Ballen zu entlasten.

Ja, ich mache sehr viel mit dem Kopf… Immer… Das bin ich eben.

Ich habe letzte Woche schon mal geschrieben dass mir der Fuß wehtut und ich dachte dass das vielleicht vom Ballengang kommt den ich 2 Tage davor kontinuierlich umgesetzt habe. Nun ist eine Woche rum, der Fuß wurde besser (ich hatte ihn ein paar Tage geschont) und gestern bin ich mal wieder ein Stück weiter gelaufen.
Am Abend fing der Fuß wieder an anzuschwellen und gluckste. Im liegen geht es aber sobald ich aufstehe hämmert es los.
Nun habe ich Sorge dass es allgemein vom barfuß laufen kommt. Das wäre schrecklich, ich möchte nicht mehr mit Schuhen laufen :smiling_face_with_tear:.
Hat jemand von Euch vielleicht auch solche Erfahrungen gemacht?

Rückschläge kann es immer mal geben, einige hatte ich auch.
Ursache bei mir war immer, zu viel zu schnell gewollt zu haben.
Ein paar Schritte zurücktreten und es langsamer angehen hat bisher zum Glück immer gereicht.
Aber meine diesbezügliche Erfahrung ist für Dein Problem eigentlich komplett irrelevant, jeder Körper ist ja anders.
Im Zweifel würde ich doch lieber einen Arzt aufsuchen.

Wenn etwas weh tut, dann ist es überlastet. Das kann ein Folge davon sein, dass man etwas zu sehr benutzt.

Oder auch, weil man etwas anderes nicht genug einsetzt.

Z.b. kann mir der klein Zehen Ballen weh tun, weil ich zu stark außen laufe, oder weil ich nicht genug Druck mit dem großen Zehen aufnehme.

Das musst du erkunden oder die Beratung eines Fachmenschen in Anspruch nehmen.

Grundsätzlich solltest du viel Zeit einplanen. Selbst wenn der Fuß, wie bei mir, nur relativ wenig durch Schuhe verformt wurde, dauert es eben 2-3 Jahre, bis alles sich angepasst hat. Bei Vorschäden kann es länger dauern oder es kann auch sein, dass barfuß keine gute Idee ist.