Die "dritte Hand" - wann und wozu?

Warum denn? Laß uns mal die Evolution anders oder weiterspinnen. Eine Hand/Fußfläche, die zum Laufen flach ggf. mit Gewölbe ist wie unsere Füße, meinetwegen dann der Zeigezeh als der „Hauptzeh“ fürs Gleichgewicht beim Gang wie bei uns derzeit der Großzeh, und die Lücke zum Großzeh breiter, tiefer und die entsprechenden Gelenke des Großzehs eher wie beim Daumen der Hand? Also vier Zehen samt Fuß mit Gewölbe für den aufrechten Gang und die Daumenzehe so, daß sie beim Gehen nicht im Weg ist und bei Bedarf eben als opponierbarer Daumen fungiert?

Beim Hund ist das so. Da ist der Daumen da, wo bei uns die Wade ist.

Der Bauplan für Säugetiere ist sehr wandelbar, aber auch wieder ziemlich hardcoded. Wal, Maus, Hund, Mensch, Elefant… Alles sehr ähnlich, aber sehr verschoben.

Der Fuß des Menschen ist aber recht einzigartig und nur der Mensch läuft längere Strecken auf zwei Beinen. Und nur der Mensch läuft normalerweise nie auf allen Vieren, wenn er erst einmal laufen kann.

Ja, das Video hab ich damals auch gesehen - hier gibt’s noch mehr von ihm:

https://www.youtube.com/channel/UCEtUchEHleyb84bYlOI7tVw

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Kannst Du Dir keinen Fuß vorstellen, der zum aufrechten Laufen mit, sagen wie mal, vier Zehen gut ist, und trotzdem einen brauchbaren Daumen hat, der nicht im Weg ist, aber auch nicht so funktionsfrei verkümmert am Wadl hochgewandert?

Wenn unser Lebensraum eine gute Mischung aus überwiegend Laufen aber dennoch nicht allzuwenig Klettern gewesen wäre, hätte es evolutorisch durchaus zu unseren für Klettern und Handwerk, auch um Sachen über lange Strecken mit der Hand tragen zu können, aber nicht zum Laufen optimierten Händen einerseits (also so wie aktuell), aber auch zu fürs andauernde aufrechte Gehen und Klettern (und damit auch besser als derzeit gut zum allgemeinen Greifen) optimierten Füßen gereicht.

Ich kann mir viel vorstellen. Da der große Zeh beim richtigen Gang einen sehr großen Teil des Gewichts trägt, zur Balance stark beiträgt und dazu in einer universellen Form nicht in der Lage wäre, ist es eben nur nicht so.

Also ja, wäre möglich gewesen, aber es hätte die Fähigkeit zum Laufen geschwächt. Und die scheint wichtiger gewesen zu sein.

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Ja, das sehe ich auch so. Der Fuß des modernen Menschen mit seiner Gewölbestruktur und der kurzen Achillessehne ist dafür gemacht, effizient und lange laufen zu können. Das unterscheidet den modernen Menschen von anderen Affenarten und sogar auch vom Neandertaler, dessen Fuß zwar auf den ersten Blick genau so aussieht, aber andere Eigenschaften hatte, u.a. eine längere Achillessehne und ein paar andere Merkmale, die ihn möglicherweise schneller machten, aber nicht für lange Ausdauerläufe geeignet waren (leider finde ich die Quelle dafür grad nicht wieder).

Das war ein Wettbewerbsvorteil für uns. Der Mensch ist weder besonders stark noch sehr schnell, aber er besitzt die Fähigkeit, extrem lange in moderatem Tempo laufen zu können. Das, gepaart mit der Fähigkeit, die Körpertemperatur durch kontrollierte Atmung und Schwitzen regulieren zu können (im Gegensatz zu vielen Tieren, die das so nicht können), macht ihn überlegen bei der Jagd auf Tiere, die eigentlich viel stärker und schneller sind. Weil die eben nicht so lange am Stück laufen können, ohne zwischendurch wieder „auf Betriebstemperatur“ runterzukommen. Man lese „Born to Run“, da ist das sehr anschaulich beschrieben und mit Quellenangaben versehen.

Die Form des Fußes ist also für einen bestimmten Zweck ausgelegt, bei dem ein „Daumen“ vermutlich eher stören würde, bzw. hier sinnvoller (laufen statt greifen/klettern) als großer Zeh eingesetzt wird. Die stützende Funktion beim Laufen war wichtiger fürs Überleben, als die Fähigkeit, damit greifen zu können.

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Meine Güte, ja, muß ich ein Bild malen? Ihr beschreibt und begründet immer, so wie unsere Füße JETZT nun mal geworden sind, schaut Euch unseren jetzigen Großzeh an und erklärt mir, daß der 1:1 als opponierbarer Daumen uns dann „vermutlich“ den perfekten aufrechten Gang mit der Fähigkeit, auch Strecke zu machen, kosten würde. Etwas mehr Phantasie! Aus Euch wird nie eine gescheite Schöpfergottheit :laughing:
Disclaimer: Ich lehne das Prinzip Kreationismus und Intelligent Design strikt ab, ich bin Darwinist bis aufs Messer. Dennoch ist so eine „Schöpfer*inperspektive“ mal für Gedankenspiele, was wäre wenn, ganz brauchbar.

Spult doch mal in der Evolution zu den ganz frühen Hominidenvorgängern zurück, bevor wir uns von den Zweigen getrennt haben, aus denen Schimpanse & Co entstanden sind. Und stellt Euch vor, wie wir aus den Bäumen runtergestiegen sind, aber eben meinetwegen immer noch bis heute oft irgendwo klettern mußten und nicht nur auf zwei Beinen laufen, oder, ha, noch besseres Motiv, wenn ich die Evolution wäre : Wir hätten einen massiven Vorteil gehabt, uns auch mal hinzusetzen (sprich - mindestens einen Fuß nicht zum stehen zu brauchen) und dann mit ALLEN Händen und Füßen irgendwelche komplexen, fingerfertigen Sachen zu machen, sprich, wenn wir mit einem dritten und vierten Greifwerkzeug einen hand-/fußfesten Vorteil irgendwo gehabt hätten.
Kartenspielen, Maumau, wenn Du immer nur aus dem Stapel ziehst und ziehst beispielsweise…

So, jetzt stellt Euch mal einen Schimpansen vor und schaut euch diesen Fuß an

Museum Wiesbaden Schimpanse
Klaus Rassinger (Museum Wiesbaden), CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons

Comparative primate foot anatomy
Unknown, CC BY-SA 4.0, via Wikimedia Commons
Nehmt den Schimpansenfuß, dann macht Ihr den ZEIGEZEH so kräftig wie unseren Großzeh, bildet mit Zeige- bis Kleinzeh genau so ein schönes kräftiges Gewölbe wie wir haben, einen wunderschönen Ballen wie wir haben, Ferse ist ja schon da, die darf auch etwas kräftiger werden, und der Daumen bleibt genau so wie beim Schimpansen.
Mit dem Fuß könnte perfekt, andauernd aufrecht gegangen werden UND er wäre trotzdem als „dritte Hand“ mit opponierbarem Daumen nutzbar.

Warum ist es nicht so? Weil in unserer Evolution offensichtlich zwei Hände gereicht haben und es KEIN Nachteil war, daß sich die Opponierbarkeit der Daumen unserer gemeinsamen Vorfahren auf dem Weg zum Mensch verloren hat.

Es gibt keinen anderen homanoiden(mehr) oder Affen mit so langen Beinen und der Fähigkeit zum regelrechten aufrechten Gang auf zwei Beinen.

Und für die Bauform scheint der dicke Onkel die bessere Version zu sein. Alle Ressourcen in diese Eigenart zu stecken scheint offensichtlich ein Vorteil zu sein. Oder anders formuliert war der nutzbare Daumen am Fuß für diese Konstruktion eher hinderlich. Speziell mit der Fähigkeit Werkzeug(Schuhe) zu bauen, ist der Mensch ziemlich unabhängig von natürlichen Fähigkeiten geworden.

Ob das ein Schöpfer gemacht oder gesteuert hat oder ob das nur ein Ergebnis der Evolution ist, spielt im Ergebnis gar keine Rolle.

Du postulierst schon wieder, bloß weil es sowas nicht GIBT, daß es nicht möglich wäre.

Möglich ist alles, ich könnte mir z.B. auch gut vorstellen, dass einem hinter dem linken Ohr ein drittes Auge gewachsen wäre. Das wäre ungemein praktisch, weil man dann nach links sehen kann, ohne den Kopf drehen zu müssen. Man denke an all die Leute, die wegen fehlendem Schulterblick durch die Fahrprüfung gefallen sind. Was wäre denen alles erspart geblieben? Und so ein drittes Auge NUR auf der linken Seite hätte der Welt sicher auch die Erfindung des Linksverkehrs erspart…

:stuck_out_tongue_closed_eyes:

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Hmm. ich fühl mich grad äußerst wenig ernstgenommen. Entweder es ist nicht möglich, weil es nicht möglich ist, oder es wird ins Lächerliche gezogen. Etwas mehr Respekt vor der Evolution bitte!

Ach ja, das dritte Auge: Alles schon dagewesen. Scheitelauge – Wikipedia

Hey Leute, sorry, ich kann Euch gerade alle nicht ernst nehmen! Aber ich glaube, das tut Ihr selber auch nicht!
Was auf jeden Fall richtig ist: Der menschliche Fuß ist irgendwie schon ziemlich eigenartig, wenn nicht sogar einzigartig!

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Genau! Und die Evolution wird schon wissen, warum unser große Zeh so aussieht, wie er aussieht. Ich kann Deine Gedankengänge schon nachvollziehen, zumal der Mensch offenbar die einzige Primatenart ist, die keinen Daumen am Fuß hat. Aber die anderen können meines Wissens auch nicht so ausdauernd lange laufen. Ob das wirklich DER Zusammenhang ist, der alles erklärt, kann ich nicht sagen, aber ich finde ihn ziemlich plausibel.

Nachtrag: ich rede vom LAUFEN (Rennen), nicht vom Gehen, das können alle Primaten sehr gut, selbst mit opponierbaren Daumen und völlig platten Füßen ohne Längsgewölbe und starken Sehnen.

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Doch ich nehme dich erst. Ich habe ja auch zugestimmt, dass eine andere Form möglich gewesen wäre oder ist. Ich zweifle nur daran, dass uns das ein Vorteil gewesen wäre. Bzw. ich würde annehmen, dass uns Greiffüße eher hinderlich gewesen wären, wie @Forbi auch erklärt hat.