Dresscode bei Beerdigungen

Für die meisten wohl kein thema, über das sie sich gern gedanken machen …
Nach einem langen und erfüllten leben steht die bestattung meines vaters an. Bei solchen anlässen richte ich mich danach, wie es die hauptperson am liebsten hätte. Ich werde mich nicht ganz in schwarz kleiden, sondern ein hemd tragen, das er noch anfang des jahres als besonders schick bezeichnet hat. Und weil ich das gefühl hatte, es wäre ihm eher peinlich gewesen, mit mir in der öffentlichkeit zu sein und ich gehe barfuß, habe ich darauf verzichtet, ihn in hohem alter umpolen zu wollen, und in seiner gegenwart eben schuhe getragen, zumindest in der öffentlichkeit. Also auch zu diesem anlass.
Gleichzeitig hätte ich aber gar keine probleme dabei, bei der beerdigung einer person, die selbst gern barfuß ging, ebenso barfuß teilzunehmen. Diese art von trauerfeier blieb mir glücklicherweise bis jetzt erspart.

3 „Gefällt mir“

Zunächst mein Beileid für Deinen Verlust!
Ich finde Deine Überlegungen absolut überzeugend. Wie wir auftreten, was wir anhaben - egal ob Schuhe, Kleidung, Kopfbedeckung usw. - ist immer auch eine Selbstaussage und eine Kommunikation mit den anderen Menschen.
Und Kommunikation besteht stets aus Senden und Empfangen. Es ist also sehr wichtig, sich immer auch bewusst zu machen, wie das, was wir senden, bei den anderen empfangen wird.
Gerade bei einem so essentiellem Thema wie dem Tod ist es daher sehr empathisch, sich zu überlegen, wie in diesem konkreten Fall das Barfuß-Gehen bei den anderen empfunden wird.
Eine absolute Aussage wird es da nie geben, sondern immer nur eine situative.
Ich selbst habe bei der Beerdigung meiner Mutter ebenfalls Schuhe getragen, da viele weiter entfernte Bekannte kamen und ich nicht im Mittelpunkt stehen wollte. Beim Besuch ihres Grabes mit nahen Angehörigen bin ich hingegen ganz normal barfuß.

2 „Gefällt mir“

Wenn der Verstorbene zu Lebzeiten keinen besonderen Dresscode für
seine Beerdigung vorgesehen hat, gilt meine erste Sorge den
Hinterbliebenen. Ich würde dann sogar in einem Outfit kommen, der
nicht unbedingt dem einstigen Stil des Toten entspricht.

Ich war vor ca. 2 Jahren in ganz der selben Situation wie Du und kann Dir noch immer nachfühlen. Aber ich trug Schuhe mit Rücksicht auf den Rest der Trauergemeinde. Ich trug sie der restlichen Kleidung entsprechend sogar noch am Nachmittag, als bei einem Spaziergang ein anderer Gast der Bequemlichkeit halber sogar die Schuhe ausgezogen und barfuß gelaufen war. Aber bei einem der nächsten Angehörigen des Verstorben gelten an solch einem Tag eh andere Regeln, da konnte ich mich auch mal der formalen Etikette unterordnen. Wo ich mich aber der Formalität auch an diesem Tag ganz verweigerte: Beim Maskentragen. Und ich schob mich mit dem Stuhl trotz des irrsinnigen Abstandsgebotes direkt neben meine Mutter. Die Bestatterin wollte erst dazwischen gehen, ließ uns dann aber gewähren. Da standzuhalten war viel wichtiger, als Barfußlaufen.
Nebenbei gesagt, war ich aber barfuß, als er in unseren Armen starb. Und ich war auch barfuß, als ich ihn zusammen mit dem Bestatter die Treppe herunter trug.

Da mir seine anzüge passen, könnte ich mich sogar als mein vater verkleiden, aber das wäre wirklich spooky … (die schuhe übrigens nicht, in der fußgröße habe ich ihn uneinholbar überrundet).

Die feier findet in kleinem kreis (15 personen) und privatem rahmen (einfamilienhaus) statt. Es ist kein „black tie event“.

Ich halte es wie der Bär. Ich finde, an so einem Tag geht es nicht um mich, sondern um die verstorbene Person, und ich möchte niemanden durch meine Barfüssigkeit in seiner Trauer beeinträchtigen. Es sei denn, alle, die dabei sind, kennen mich gut und der Verstorbene hat sich entsprechend geäussert.
Bei Feiern wie Hochzeiten und Konfirmationen frage ich die Personen, die gefeiert werden. Bisher bekam ich immer zur Antwort „Du musst barfuss kommen! Das gehört zu Dir!“

Liebe Grüsse
Dorothea

2 „Gefällt mir“