Heute Abend auf der S6 von Zürich HB Richtung Küsnacht hatte ich eine sehr bemerkenswerte Begegnung. Als ich mich im Abteil hinsetzte, bemerkte ich, dass der junge Mann vis à vis, ca. 20 Jahre alt, mich sehr aufmerksam beobachtete und dabei sympathisch lächelte. Dann kam schon seine interessierte Frage: «Warum barfuss?». Ich antworte «Warum nicht?», worauf er insistierte und mehr über meine Gründe wissen wollte und wie lange ich schon barfuss laufen würde. So gab ich meine Antwort, wie ich sie oft gebe: «Weil es cool ist, sehr viel Spass macht und zudem gesund ist». Er sagte dann sofort, dass er auch barfuss laufe, allerdings nicht in der Stadt, mehr so zuhause in der Wohnung oder draussen im Garten. Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis er aussteigen musste. Beim Hinausgehen sagte er «Ich fange jetzt auch damit an» und wir verabschiedeten uns… Das war ein wirklich sympathischer Kerl, der sich jetzt vielleicht getraut, barfuss aus dem Haus zu gehen. Ich wollte ihm noch unseren Barfüsser-Claim mit auf den Weg geben, aber da war er schon weg: «Free your Feet and your Mind will follow!»
Das ist auch eine echte Standard-Antwort, die ich soooo oft zu hören bekomme. Aber anscheinend war es genau das richtige Maß an Motivation, welches du ihm geben konntest. Chapeau! Ich kann mir vorstellen, dass es auch für dich eine sehr schöne Begegnung war. Freut mich sehr für dich und noch mehr für ihn
Steigern könnte man das noch mit: „Ja, also ich bin auch oft barfuß, aber mehr so unter der Dusche und beim Schwimmen.“
Sollten wir wirklich schon als was besonderes würdigen. Es gibt in der Tat genug Menschen, die sogar zuhause ganz ernsthaft außer unter der Dusche nie die Socken ausziehen würden. Nicht mal im Bett…

Es gibt in der Tat genug Menschen, die sogar zuhause ganz ernsthaft außer unter der Dusche nie die Socken ausziehen würden.
Da hast du auch wieder recht. Ich habe mich letztens in der Uni mit einer Kommilitonin darüber unterhalten und sie meinte sie hat echt Respekt und sie würde das auch gerne mehr machen, aber sie ist so gewöhnt an ihre Schlappen, dass sie sogar im Haus immer Schuhe trägt. Als ich das gehört habe war ich erschrocken, weil ich das noch nie gemacht habe (wobei mein Papa auch immer im Haus seine Schuhe anhat). Aber es hat mir ein bisschen die Augen geöffnet und gezeigt: es ist vielleicht doch etwas besonderes, wenn man wenigstens zuhause barfuß läuft. Und besser zuhause mit Socken, als zuhause mit Hausschuhen.
Ich denke, bei sehr vielen Verhaltensweisen etc. ist es schlicht zuvorderst einfach langjährige, völlig unreflektierte Gewohnheit, weit weniger dramatisch als beispielsweise der Riß in der britischen Gesellschaft, ob zuerst die Milch oder zuerst der Tee in die Tasse gehöre…

Beim Hinausgehen sagte er «Ich fange jetzt auch damit an»
Das glaube ich nur wenn ich es sehe . Wahrscheinlich wirst du ihn allerdings nie wiedersehn.

zuerst die Milch oder zuerst der Tee in die Tasse
Zuerst Milch??? Igitt, wie soll das denn gehen? Erst kommt Kandis, dann der Tee. Die Milch wird natürlich zum Schluss „auf den Tee gelegt“, also ganz vorsichtig, damit sich die Wolke nicht vermischt. Umrühren ist Todsünde!
So macht man es zumindest in Ostfriesland.
Zum Thema:
Ich höre auch ganz oft „ich gehe auch ganz viel barfuß“, nur Füße sehe ich dabei nie. Vielleicht ist es tatsächlich schon ein Anfang, wenigstens zuhause keine Schuhe zu tragen.
Wobei ich sagen muss, wenn ich mir mal dicke Wollsocken anziehe, dann ist das zuhause, unterwegs nie
Schöner Bericht. Würde mich Wunder nehmen, ob der junge Mann den Barfuss-Schritt in die Öffentlichkeit wirklich macht…Den Spruch «Free your Feet and your Mind will follow!» finde ich grossartig, wohl eine Abwandlung von einem Zitat? Ich merke ihn mir jedenfalls!