Noch ein Münchner

Die :rat: :rat: :rat: verlassen das sinkende, gelbe Schiff – ich auch.

Und ich hoffe, dass hier wieder mehr Leben ist, mehr Elan, dass sich die bald heimatlosen, mehr oder weniger vertrauten Gesichter (bzw. Füße) hier sammeln und ein neues Zuhause finden. Die furchtbar antiquierte Forum-Romanum-Software machte es ja schon länger sehr mühsam, sich dort zu bewegen und wirkte auf ein jüngeres Publikum sicher strange & abschreckend. Die konkurrierende, blaue Plattform ist in ihrer Angestaubtheit auch nicht besonders einladend, eher scheintot, der Ersatz hier kommt also zur rechten Zeit.

In der gelben Welt war ich als „barbier“ unterwegs, ein bescheuertes Alias, nachdem ich mit Haaren nix am Hut hab, sondern Fotograf bin. Bei der Wahl des Namens hatte ich womöglich ein Bier zu viel, es war ein Kofferwort aus barfuß und dem Bier, das beim Anmeldeprozess vor mir stand :wink:

Das Wunder der Barfußwerdung ereignete sich für mich im 2018ten Jahre des Herrn, bei einer Bergwanderung mit Freunden. Vor Antritt des Marsches saß ich in der Heckklappe meines Kraftfahrzeugs, um wie üblich die leichten Autoschuhe gegen fette Bergstiefel zu tauschen, mit denen ich meine Füße gegen die taktilen Zumutungen der rauen Bergwelt zu schützen trachtete. Zu meiner eigenen Überraschung weigerten sich die Füße diesmal jedoch, sie wollten einfach nicht hinein in die kiloschweren Fußpanzer. Ich beugte mich dem Willen meiner unteren Extremitäten, hängte die Stiefel hinten an den Rucksack und ging barfuß. Die ganze Tour. Die letzten zwei, drei Kilometer waren zugegebenermaßen mehr Mutprobe & Tortur als Vergnügen, aber ich war derart angefixt, dass ich fortan gar keine Schuhe mehr tragen mochte.

Seither bin ich ziemlich radikal von März bis November unbeschuht unterwegs. Ausnahmen mach ich im Grunde nur, wenn ich meiner jeweiligen Begleitung sonst peinlich wäre (Theater etwa, aber da war ich auch schon barfuß) oder wenn ich es punktuell für angeraten halte, mich Konventionen und gesellschaftlichem Erwartungsdruck zu beugen, bei Neukunden-Aquise oder Beerdigungen etwa. Bislang ist mir dadurch kein Zacken aus der Barfuß-Krone gebrochen, kurzfristig halten die Füße das aus.

Warum ich barfuß lebe? Ganz simpel: weil es Spaß macht, weil es mir ein Gefühl von Freiheit, von ewigen Ferien vermittelt, weil ich auch nach fast fünf Jahren „unten ohne“ verblüffend viel Kraft daraus schöpfe. Keine Ideologie, keine Religion, keine Mission, keine gesundheitlichen Gründe.

Ich halte Barfuß-Coaches und -Akademien für genauso überflüssig wie alle anderen Versuche, das Thema „barfuß“ zu monetarisieren, die Diskussion um den korrekten Fuß-Aufsatz ebenso (den gibt’s nämlich nicht), und letztlich finde ich es auch irgendwie schräg, mich in speziellen, etwas abseitigen Foren über ein Thema auszutauschen, das für mich schon längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Aber, wie man sieht … ich melde mich doch hier an und stelle mich vor :innocent:

Andreas

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Hi Discalceatus,

danke für Deine Vorstellung und willkommen im Forum!

Das ist wirklich sehr lustig. :rofl: :foot::beer:

Das ist völlig in Ordnung. In einer Marktwirtschaft kann jeder frei entscheiden, welche Produkte er kaufen möchte und welche er nicht für sich benötigt. Coaching-Angebote nutze ich selbst auch nicht. Ich halte es aber für legitim, sie als Option, die von anderen, falls sie möchten, genutzt werden kann, anzubieten.

LG
stromkabelsalat

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Willkommen Andreas!
Ich habe auch schon alles mitgemacht, das Gelbe, das Blaue und jetzt das Bunte, hihi. Mit der Zeit frieren wohl alle Foren einmal ein. Mit neuem Leben kann man dann die Themen aber wieder neu entdecken, und Spaß daran haben. Es ist schön und gut, dass die Forenmüdigkeit dich nicht davon abhält, Spaß am Barfußgehen zu haben. Das ist wohl die Hauptsache.
Liebe Grüße
André

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Hallo Andreas,

ein herzliches Willkommen auch von mir :raising_hand_woman:

An wen sollen sich die Barfuß-Einsteiger mit ihren Fragen wenden, wenn nicht an die, für die Barfußsein längst selbstverständlich ist?

In diesem Sinne - schön, dass Du hier bist, trotz der ganzen Schrägheit :smile:

Herzlichst
Eva

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Hi Andreas,

wenn Bar-Fuß heißt, dass der Fuß ohne ihn umschließenden Behälter ist, dann heißt Bar-Bier wohl zwangsweise: ein Bier ohne Behälter… na Prost! Dann doch lieber mit Humpen. Aber ein Bier ist ja auch kein Fuß, da darf ruhig immer was drumherum :wink:

Deine Einstellung zum Barfußgehen teile ich fast zu 100%, ich bin auch ziemlich radikal aber nicht extremistisch. Ich halte Coaches & Co. auch für überflüssig (für mich!), habe aber eingesehen, dass es Leute gibt, denen das tatsächlich hilft. Also warum nicht. So lange sich der Kommerz in Grenzen hält. Mich stört, dass dabei häufig Werbung für Barfußschuhe im Spiel ist oder gar ein Sponsoring. Das passt irgendwie nicht zusammen…

„Gefühl von ewigen Ferien“ finde ich eine wunderbare Beschreibung! @Eva da lässt sich doch bestimmt ein T-Shirt Aufdruck draus machen :wink:

Zu den anderen Foren sag ich nix mehr, für mich gibt’s nur noch eins: dieses :smiley:
Forbi

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Hallo Discalceatus,
herzlich willkommen - dann sind wir in München ja schon mal zu zweit :wink:
Vielleicht laufen wir uns ja mal zufällig über den Weg - wobei ich sagen muss, dass ich extrem selten andere Barfüßer*innen sehe.
Eines hast du uns unterschlagen: Wie bist du auf deinen neuen Namen gekommen? Mit Fotografie scheint es mir nichts zu tun zu haben.
Ich freue mich auf viele schöne, lehrreiche und lustige Beiträge.
Georg

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Ohne Andreas vorgreifen zu wollen (ich tu’s aber): probiers mal mit dem Google Translator, der kann auch Latein:

grafik

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Servus Georg,

mir geht’s genauso, ich hab auch immer das Gefühl, der Einzige in dieser Stadt zu sein, der sich nicht zwanghaft dem Diktat des „Wenn man aus dem Haus geht muss man automatisch und unbedingt Schuhe anziehen“ unterwirft.

Mein Nom de guerre, der neue Forumsname, kommt aus dem Lateinischen und lässt sich mit „der Schuhlose“ oder „der Unbeschuhte“ übersetzen. Zu irgendwas muss das große Latinum, dem ich mich einst ausgesetzt sah, doch gut sein, dachte ich mir, diesmal etwas nüchterner als bei der Wahl des gelben Forumsnamens :innocent:

Danke für die freundliche Begrüßung!

Andreas

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Servus Forbi,

auch dir schönen Dank für die freundliche Begrüßung!

Nochmal zum Kommerz, zur Monetarisierung einer so anspruchslosen, einfachen Sache wie der Barfüßerei: natürlich sehe auch ich es so, dass jeder tun und lassen kann, was er/sie/es möchte, solange es niemandem schadet. Wenn jemand theoretischen Über- und Unterbau braucht, wenn es jemandem hilft – bitte. Anscheinend gibt es ja eine Menge Leute, die ein Buch lesen wollen, um zu erfahren, wie man die Schuhe auszieht, oder einen Coach, der ihnen für ordentlich Cash die Gefühle beschreibt, die man hat, wenn man’s tut.

Mir schwillt nur ein bissl der Hals, wenn ich beispielsweise das Schaufenster eines bekannten deutschen Minimalschuh-Herstellers sehe (leitet seinen Namen von einem amerikanischen Schuppenkriechtier ab), auf dem abgezählte 6x der werbende Begriff „Barfuß“ auftaucht. Das ist in etwa so wie ein Laden, der in Großbuchstaben mit den Wonnen der Abstinenz wirbt und drinnen in den Regalen nur Schnapsflaschen hat …

Genug aufgeregt, ich freu mich ganz entspannt auf den einen oder anderen erhellenden, witzigen, informativen Austausch hier.

Besonders interessiert bin ich an Wander-Ideen und Bergtouren im Münchner Umland, in den Voralpen, denn die Touren aus dem entsprechenden Buch der Soeffkers habe ich alle schon durch, mehrfach. Der gottverdammte Dachsteinkalk, mit dem wir’s hier großenteils zu tun haben, ist vermutlich ähnlich unangenehm wie der Schotter um Montanara herum; da ist man froh um Empfehlungen, wo’s einigermaßen weich zugeht, wo die Sohlen nicht allzusehr jammern. Von brandenburgischen Sandböden lässt sich hier nur träumen.

Ach ja, bedanken möchte ich mich noch bei dir für das Rezept und die Idee der gebackenen Käsefüße, das ich irgendwo, irgendwann mal aufgeschnappt habe. Im Freundeskreis kann ich immer wieder damit punkten, wenn ich die als Knabberkram mitbringe :yum:

Andreas

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Hallo Andreas

Mensch, so viel geschrieben hier, und drüben….?! Ich entdecke alte Weggefährten hier immer wieder neu!
Was Coaches angeht, bin ich nicht ganz Eurer Meinung. Ich habe sehr profitiert. Aufgrund meiner Fehlstellungen ist es wichtig, mir nichts Falsches anzutrainieren. Da ich sehr viel gehe, kann ich da auch sehr viel verkehrt machen. Und 45 Jahre falsche Gehtechnik geht nicht einfach so weg. Und auf Böden, wie sie in meiner Umgebung leider häufig sind, kommt man barfuss viel besser zurecht, wenn man eine gute Gehtechnik hat. Die eignet man sich aber nicht einfach mal schnell an, und wenn man nicht dauernd Sandalen tragen mag, macht es Sinn, einen Coach aufzusuchen, damit es schneller geht und man so oft wie möglich barfuss gehen kann. Ich bin aber einig mit Euch, dass die oft mit Schuhen werben oder diese Gefühlsduselei hinzukommt, die Du, Andreas, andeutest. Muss ich auch nicht haben.

Liebe Grüsse
Dorothea

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Hallo Andreas,

Da kann ich Dir jetzt schon ein paar Vorschläge für Deine Tourenplanung der nächsten Saison mit auf den Weg geben, aus erster Hand sozusagen :wink:
Die Touren sind alle aus den letzten 6 Jahren und wurden z.T. mehrfach bis zu diesem Herbst begangen (sind also aktuell).

Herzlichst
Eva

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Liebe Eva,

vielen herzlichen Dank für deinen Input! Eure Wanderseite kannte ich bereits, ich hab mir da auch schon die eine oder andere Tour angeschaut und bin mal mit dem Finger auf der Landkarte bzw. mit dem Cursor auf Google Maps rumgefahren.

Das Problem dabei ist, dass ich in erster Linie (aber nicht nur) Touren mit möglichst kurzen Anfahrtswegen suche, Startpunkte, die man mit dem Auto ab München in nicht viel mehr als einer Stunde erreichen kann. Münchner Berge, Alpenvorland, vielleicht noch die Chiemgauer Berge, oder die, die man von Oberammergau erreichen kann.

Die Wege, die ihr beschreibt, sind unter diesem Aspekt für mich zu weit entfernt, so barfußgeeignet sie auch sein mögen. Oder habe ich welche übersehen?

Ich kuck nochmal! :wink:

Andreas

Servus Andreas,

Ja, da liegen unsere Touren nicht mehr ganz in Deinem Radius, das gebe ich zu.
Wir fahren selbst hin und wieder weitere Strecken, z.B. ins angrenzende Tirol (Lechtal), um neue Berge zu erwandern. Auch da ist 1 Stunde Anfahrt eine selbstgesteckte Grenze. Mit ein Grund, warum wir die Münchner Berge auch noch nicht kennen :hugs:

LG Eva