Ich hatte tatsächlich etwas gehadert, ein neues Thema nur wegen eines Reiseberichts aufzumachen, entschied mich jedoch dafür, ob einiger lustiger Ereignisse. Aber mal langsam und von vorn.
Es war ein recht trüber Samstagmorgen. Wir trafen uns in der Ortsmitte zum Vereinsausflug nach Rüdesheim, unser Schwesterverein aus’m Nachbarort war auch mit zwei Mann (kein Gendern notwendig) vertreten. Da wir uns zum Treffpunkt beeilt hatten, entschied ich mich, auf Minimalschuhe nicht zu verzichten, um den Boden nicht scannen zu müssen. Angekommen, wurde ich mit augenzwinkerndem „Wie, ich dachte, du fährst barfuß mit!“ gegrüßt, worauf ich entgegnet hatte, dass ich die Bahnhöfe doch lieber erst hinter mir lassen möchte. Wo es dann auch sodann hin ging.
Ich sollte nicht enttäuscht werden, die Unterführung am Bahnhof war siffig und roch nach Urin. Direkt vor dem Aufgang auf das Zielgleis war zudem eine Pfütze fraglichen Inhalts. Diese wurde aber glücklicherweise über kleine Inselchen gut überquert.
Im Zug ging es dann weiter nach Frankfurt, dort umsteigen in die Bahn Richtung Rüdesheim. Unsere Gruppe hat einige Sitzgruppen nebeneinander belegt, neben uns war eine Reisegruppe Fußballer und irgendwo weiter vorne im Zug ein Junggesellinnenabschied. Alle hatten Proviant dabei, es war also entsprechend heiter. Irgendwann nach Wiesbaden hatte ich mich dann doch der Schuhe entledigt und in den Rucksack gepackt.
Im Rüdesheimer Bahnhof gibt es keine Bahnsteige, also keine klassischen, sie sind zu schmal und daher dient das Bahnhofsgebäude als Bahnsteig. Erst wenn der Zug reinfährt, gehen die Türen auf.
In Rüdesheim ging es weiter in Richtung Schiff. Unweit der Anlegestelle war eine Rettungszufahrt zum Rhein, ideal, um sich zwischendurch mal die Füße nass zu machen.
Mit dem Schiff fuhren wir nach Assmannshausen. Schiffsböden sind auch interessant, alle erdenklichen (künstlichen) Bodenbeläge sind hier anzutreffen - Metall, aber auch Vinyl, Holz, Teppich. In Assmannshausen haben wir dann Rast in der Alten Dorfschänke gemacht - welche ich wirklich jedem empfehlen kann, nicht nur wegen des guten Bieres. Gestärkt ging es weiter zur Seilbahn in den Niederwald und in Richtung Denkmal. Unser Reiseleiter hat natürlich den falschen Weg genommen und so ging es über Schotter und teilweise gröbere Steine (Hallo Notschuhe!) durch die Zauberhöhle zum Denkmal selbst. Auf dem Weg unterhielt ich mich mit einem Kollegen über barfußfreundliche Wege und das barfußlaufen an sich.
Eine halbe Stunde und Wein vom fahrenden Weinfass später erreichten wir das Niederwalddenkmal, wo auch die Schuhe dann wieder zurück in den Rucksack wandern konnten, der Bereich war hervorragend gepflastert. Nach etlichen Fotos und toller Aussicht ging es weiter zur anderen Seilbahn, die uns dann wieder zurück nach Rüdesheim brachte. Ein weiterer Kollege, der gerade neben uns stand und mir den ganzen Tag verblüffte Blicke zuwarf, fragte das Fahrpersonal ironisch, ob barfuß in der Gondel denn überhaupt erlaubt sei, woraufhin die nette Dame leicht ungläubig mir auf die Füße geguckt und dann mit den Schultern gezuckt hat.
Die Rüdesheimer Altstadt ist ein wirklicher Touristenmagnet. Hier hatte ich mich ziemlich auf Kopfsteinpflaster gefreut, jedoch waren entweder die Füße inzwischen müde, oder aber dieses war so unglücklich verlegt, dass es total uneben und nicht wirklich schön zu laufen war. Oder aber ich bin noch nicht abgehärtet genug… Positiv: etwaige Glassplitter bleiben zwischen den Steinen und man tritt nicht so leicht auf sie drauf.
Nach einer weiteren Stärkung in der Quetschkommod ging es dann auch schon wieder zurück zum Bahnhof, der dem Namen in Bezug auf Sauberkeit leider alle Ehre machte, und dann über das erste Gleis (wir erinnern uns, keine Bahnsteige) zum Zug. Dieser war so dermaßen voll, dass auch wenn es Blicke gab, so sind sie mir nicht wirklich aufgefallen, und selbst wenn, dann war mir das auch egal.
Was nehme ich also zum Thema barfuß mit? Öffis sind zwar eine Herausforderung, die Leute fahren eine Weile mit und huschen nicht vorbei, und so bekommt man ihr Interesse (oder treffender: Desinteresse) besser mit. Weiterhin sind bezahlte Toiletten auch sauber. Und letztendlich die ausbleibenden Reaktionen oder gar Urteile meiner Vereinskollegen, die mich positiv stimmten und mich in meinem Hobby bestärkten. Und so wurde ich Zug um Zug um weitere positive Erfahrungen reicher (Wortwitz durchaus beabsichtigt).
P.S. die zwei Mann aus dem Nachbarort sind dann am Ende des Abends barfuß heim gelaufen. Mit Beweisfoto.