Verformte Füße?

Heute habe ich barfuß das Elbsandsteingebierge unsicher gemacht. D.h. die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgegrast um sie meinem Sohn zu zeigen. 1. Eisenbahnwelten in Rathen, Festung Königstein, Bastei. Auf der Bastei kam von einer netten Schweizer Dame die K Frage. Daraus entwickelte sich ein nettes Gespräch und auf einmal kam die Frage von Ihr auf: Verformen sich nicht Ihre Füße? :joy: Antwort: Nein, meine nicht aber Ihre! :joy:

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Ja schlimm, für viele Menschen ist Barfußgehen so fremd, dass sie es für unnatürlich halten. Manche glauben ja auch, dass man davon Plattfüße bekommt. Dabei ist es genau umgekehrt.

Aber eigentlich hatte die Dame Recht: meine Füße haben sich tatsächlich in den letzten 6 Jahren verformt - nämlich zurück in Richtung natürliche Form.

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Ich gehöre zur Generation von Kindern, die nahezu serienmäßig Einlagen verschrieben bekommen haben, um „das Fußgewölbe zu stützen“. Dieser Mythos hat sich wohl in vielen Köpfen eingenistet: „Füße brauchen eine Stütze, um nicht platt zu werden“. Ich versuche in solchen Gesprächen dann den Vergleich mit einem Korsett zu ziehen: Wenn du Rückenschmerzen hast, ziehst du dann ein Korsett an oder trainierst du deine Bauch- und Rückenmuskeln? Dadurch konnte ich schon ein paar Aha-Effekte erzielen. Den logischen Schluss, dass Schuhe mit „orthopädischem Fußbett“ die Füße kaputt machen, weil sie die Muskeln degenerieren lassen, möchten aber viele nicht hören.

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Kann ich bestätigen, ich hatte auch mal Einlagen (weiß gar nicht mehr, warum eigentlich) und das hat nix gebracht. Das Gewölbe blieb platt.

2 Monate nach Beginn meiner regelmäßigen Barfußlauferei hatte ich plötzlich einen ausgeprägten Bogen :thinking:

Ich arbeite gerade an einer detaillierten Beschreibung, warum Einlagen, Fußbetten oder Pronationsstützen die Füße lahmlegen, inkl. anschaulicher Experimente. Dauert aber noch etwas…

Vorab hier die drei Hauptpunkte:

  1. Stabilität:
    Ein gemauerter Steinbogen, z.B. über einem Tor oder unter einer Brücke ist in sich stabil, wenn der Druck von oben kommt. Stützt man den Bogen aber von unten wird er instabil und fällt im schlimmsten Fall sogar ein. Das weiß jeder Maurerlehling! Genau so ist es mit den Gewölben der Füße. Eine Stütze schwächt die Stabilität.

  2. Stütze von der falschen Seite:
    Wie eine Hängebrücke, die mit Seilen von oben gehalten wird, wird auch das Längsgewölbe von oben in Form gehalten. Die Wadenmuskulatur greift bis unter die Fußsohlen und zieht diese nach oben. Wenn die Hängebrücke durchhängt, muss man die Seile spannen. Stützt man die Brücke aber von unten, ist das nicht von Dauer, die Brücke hängt nicht stabil und die Seile hängen noch mehr durch. Übertragen auf den Fuß muss man die Wadenmuskulatur stärken (z.B. durch Barfußgehen), um das Gewölbe zu heben. „Ergonomische“ Stützen von unten sind sinnlos oder sogar kontraproduktiv, weil sie den Fuß noch weiter schwächen.

  3. Federwirkung:
    Bei Druck von oben senken sich die Fußgewölbe und nehmen durch die Spannung der Sehnen Energie auf, die beim Abstoß wieder abgegeben wird und somit den Bewegungsablauf unterstützt, wie eine Sprungfeder. Stützt man aber die Bögen durch ein Fußbett oder anderen „Arch Support“, wird dieser Federeffekt stillgelegt!
    Kein Wunder, dass Überlastungen ein häufiges Verletzungsbild bei Läufern sind, wenn die Aufprallenergie durch dicke Schaumstoffsohlen direkt absorbiert (=vernichtet) wird und jeder neue Schritt mit Muskelkraft mühsam wieder erkämpft werden muss. Barfuß kann die Federwirkung optimal ausgenutzt werden (übrigens umso besser je härter der Untergrund ist). Wenn man den Bogen erstmal raus hat, ist das sehr effizient. Ich laufe sicher noch lange nicht perfekt, bin aber dadurch schneller bei weniger Anstrengung geworden.

Alles an einem üblichen Sportschuh macht die oben beschriebenen Effekte kaputt!

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@Enrico_May
Sehr schöne Gegend dort! War ich auch schon oft barfuß unterwegs…

Zu dem verformen der Füsse kann ich nur bestätigen daß sich der Fuß definitiv verändert. Meine sind breiter geworden und auch stabiler.

Grüße
Rainer
rainergehtbarfuss

Meine Füße passen sich der Natur an: sie werden rissig, schmutzig und abgewirtschaftet, wobei die Empfindlichkeit je nach Wetterlage unterschiedlich ist. Einen guten Tag gut genieße ich dann einfach doppelt :slightly_smiling_face::slightly_smiling_face:

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Dass viele Menschen das Tragen von Schuhen für natürlich und Barfuss für unnatürlich halten, entnehme ich mehreren ähnlichen Begegnungen. Eine möchte ich schildern.
Ich habe mal spasshalber MBT-Schuhe (Massai Barefoot Technology) anprobiert und bin einige Schritte damit gegangen. Die zwingen einen erbarmungslos in den Ballengang (und damit meine ich nicht, mit der Balle aufzusetzen, sondern mit dem Körper zuerst „voranzugehen“ - Sabrina Fox beschreibt es in ihren Buch sehr schön). Also, man muss damit im Ballengang gehen, aber das ist schon alles, was das mit Barfuss zu tun hat - denn man hat enorm fette Sohlen und spürt rein gar nichts vom Boden und bezahlt erst noch sehr viel Geld dafür… Es gibt auch Kybun-Schuhe, die gehen in eine ähnliche Richtung. In der Schweiz sind beide Marken ziemlich verbreitet.
Auf einer Wanderung im Tessin hatte ich, solche Schuhe betreffend, vor bald drei Jahren ein etwas schräges Erlebnis. Es war ein sehr angenehmer Weg. Mein Mann war etwas voraus, als mir zwei Frauen entgegen kamen. Als sie bemerkten, dass ich barfuss war, fragten sie mich, warum ich so wandern würde?! Ich gab freundlich Auskunft - Spass, Gelenkbeschwerden loswerden, Gesundheit allgemein. Das reichte ihnen offenbar nicht, ebensowenig wie mein Lächeln und meine offensichtliche Zufriedenheit. „Ja aber es gibt doch Barfussschuhe!“. Geduldig und freundlich erklärte ich, warum ich keine solche mehr trage, ausser ich muss unbedingt. Das reichte immer noch nicht: „Ja aber es gibt doch Kybun-Schuhe!“ Es wurde mir schwierig, freundlich zu bleiben, denn es ärgerte mich, dass sie mich aus meinem Bewegungsfluss gerissen hatte, obwohl es die beiden im Grunde nicht interessierte, warum ich barfuss war, sie hörten ja nicht wirklich zu! Es schien, als ob sie mich im Grunde von Schuhen überzeugen wollten, die mit Barfuss kaum was gemein haben. Sie schienen mich nicht so lassen und akzeptieren zu wollen, wie ich war, nämlich barfuss, zudem war mein Mann mittlerweile weit weg. Ich erwiderte also was in der folgenden Art: „Die Bewegung kommt wirklich nah ans Barfussgehen heran, aber mit diesen Sohlen spüre ich den Boden nicht mehr, und genau das macht so viel Spass am Barfussgehen. Ich ziehe das Original vor. Sie haben keine Ahnung, was Ihnen entgeht!“ und ging, nun wieder lächelnd, weiter, schwungvoll und leichtfüssig, wie unsereins eben unterwegs ist. Als ich mich nochmals umdrehte, um ihnen zuzuwinken, sah ich, wie die beiden wie begossene Pudel mit heruntergeklappter Kinlade dastanden…

Liebe Grüsse
Dorothea

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Hallo in die Runde,

Dorotheas Ausführungen kenne ich ebenfalls zur Genüge: da wird man angesprochen, warum man barfuß läuft, erklärt es dem Gegenüber - aber wirklich wahrgenommen werden die Argumente nicht. Im Gegenteil: oft versucht man mir klar zu machen, dass barfuß laufen alles in allem ungesund ist. Schade für die Zeit, die man sich zum Überzeugen genommen hat…

Dass die Füße sich vom barfußlaufen verformen kann ich bestätigen: tatsächlich werden sie sichtbar breiter, im Ganzen aber auch kräftiger. Beschuht wäre das schon eine Schuhgrößer größer mittlerweile. Auch das mit dem Gewölbeaufbau kann ich nur bestätigen: auch ich wurde als Kind mit Einlagen malträtiert, das erwünschte Ergebnis blieb aus, die Fußgewölbe platt. Erst nach ein paar Jahren barfußlaufen ist bei die Längswölbung wieder sichtbar geworden.

Gruß Martin

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Genau das habe ich immer wieder gehört, als ich noch in München gewohnt habe. „Wieso läufst Du denn barfuß? Zieh doch Barfußschuhe an…“
Die Leute wollten es einfach nicht verstehen. Zu der Zeit war ich auch sehr davon genervt, dass ich bei der Internetsuche nach „barfuß“ seitenweise Schuhwerbung bekam und dass viele Leute Videos von „Barfußwandern“ zeigen, in denen nicht ein einziger barer Fuß zu sehen ist.
Ich habe meinen Frust dann in einem Blogartikel abgearbeitet. Seitdem bin ich ruhiger und komischerweise schlägt mir jetzt niemand mehr Barfußschuhe zum Joggen vor… (oder ich hör’s einfach nicht mehr?)

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Nackt-Kleider für Naturisten, warum eigentlich nicht, eine tolle Idee :slightly_smiling_face:. Dass man bei der Suche im Netz nach „barfuß“ deutlich mehr Schuhe als blanke Füße findet, ist mir noch nicht aufgefallen. Die besten Treffer findet man allerdings nicht unbedingt auf den ersten Seiten.

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Hallo nochmal,

hier noch ein bildlicher Beweis von mir, der die oben genannten Aussagen bestätigt:

1.: Füße „verformen“ sich tatsächlich vom barfußlaufen, aber nicht im Sinne von Plattfüßen, sondern sie werden vorne breiter und insgesamt kräftiger

2.: vom barfußlaufen bekommt man keine Plattfüße, sondern es ist genau umgekehrt: durch die Arbeit der Muskulatur bilden sie sich vielfach zurück

Ich habe Anfang 2010 angefangen mit dem gelegentlichen barfußlaufen, schon einige später Monate ist bei meinen Fußabdrücken eine deutliche Veränderung zu sehen, und nach zehn Jahren regelmäßigen barfußlaufen sehen sie wieder fast normal aus. Selbst bei meinen Knickfüßen ist eine leichte Besserung zu erkennen, obwohl die durch barfußlaufen sehr viel schwieriger aufzurichten sind als die Fußgewölbe.

Gruß Martin

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Die Fotos sollten in Anatomiebücher aufgenommen werden!

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Hallo Forbi,

besser in einen „Werbeprospekt“ fürs Barfußlaufen. Im alten Forum hatten wir ja sogar mal einen Flyer. der vor ein paar Jahren extra noch mit einem anderen Titelbild aktualisiert wurde.

Manchmal wäre es vielleicht hilfreich, den Skeptikern und Zweiflern etwas Schriftliches zur Überzeugung an die Hand zu geben…

Gruß Martin

Ich beneide Dich. Bei mir hat sich lediglich nur ganz minim was getan, aber ich bin auch erst seit 2016 barfuss, und mein rechter Fuss ist ein ausgeprägter Senk-Spreizfuss. Deine Bilder zeigen mir, dass Hoffnung besteht… Momentan bereiten mir Schmerzen in meiner rechten Hüfte Sorgen. Kommt es vom Barfusslaufen mit einer ausgeprägten Fehlstellung? Von einem nicht optimalen Bewegungsablauf?

Liebe Grüsse
Dorothea

Hast du eventuell genu valgum? X-Beine? Beckenschiefstand/ Beinlängendifferenz? Dann ist deine Anatomie dafür verantwortlich.

Man hat vor Jahrzehnten mal eine Beinlängendifferenz festgestellt. Allerdings müsste dann das linke Hüftgelenk schmerzen und nicht wie aktuell das rechte. Ich trug deswegen jahrzehntelang Einlagen. Vor ungefähr 14 Jahren hatte ich genug davon, Einlagen zu tragen, und stellte auf Minimalschuhe um. Ich bekam, weil ich damit im selben Bewegungsablauf weiterging wie mit herkömmlichen Schuhen,
Vorstufen von Mortom-Neuromen und Rückenprobleme. Ich stellte auf barfuss um und meine Beschwerden verschwanden. Ich hatte nie mehr Rückenprobleme und meine Füsse taten nicht mehr weh. Ich beobachte mal, wie es sich entwickelt, ich hatte in letzter Zeit öfter mal entzüdliche Gelenke, aber eher in den Armen. Ich habe gelesen, dass das eine Erscheinung der Menopause sein kann, ich stecke mittendrin. Werden die Hüftschmerzen nicht besser, suche ich einen Arzt auf.

Liebe Grüsse
Dorothea

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Hallo Dorothea,

hoffe es kommt nichts schlimmes raus mit Deiner Hüfte, drücke Dir die Daumen.

Ich lauf ja auch noch nicht soo viel länger barfuss wie Du, und wahrscheinlich nicht ganz so konsequent wie Du. Folglich könnte es bei Dir schon auch noch bessert werden. Mit einer ausgeprägten Fußfehlstellung wie bei uns beiden wird oft vom barfusslaufen abgeraten, aber selbst ein überzeugter Einlagenanfertiger meinte das geht schon solange man durch die Fehlstellung keine Beschwerden hat beim gehen. Und das ist ja offensichtlich bei Dir genauso der fall bislang wie bei mir.

Gruß aus Mainz

Martin

Inzwischen ist es viel besser. Vielleicht lag es an Abbauprodukten? Vor einigen Wochen bin ich beim Wandern auf meinem Allerwertesten gelandet, und zwar so stark, dass ich ein fettes Hämatom bekam. Ich habe gespürt, wie dieses in den letzten Tagen zurückgegangen ist.
Hat vielleicht auch damit zu tun.
Aber Du könntest recht haben. Vielleicht gibt es eine Art Schwelle, bis zu der man noch gefahrlos barfuss gehen kann trotz Fehlstellung. Du bist knapp davor, ich knapp darüber, und darum tut sich bei mir nur sehr wenig.

Liebe Grüsse
Dorothea

Aus engstem Familienkreis kann ich leider berichten, dass auch Osteoporose zu Schmerzen und Fehlhaltungen führen kann.
(Auch, bevor es zu Knochenbrüchen kommt.)
Und in beiden mir nahestehenden Fällen steht die Osteoporose zumindest im unmittelbaren zeitlichen Zusammenhang mit der Menopause.
Ist ja eigentlich Allgemeinwissen, wird aber in der Regel als „Problem anderer Leute“ abgetan.
Darüber hätte auch ich noch im letzten Jahr nicht ernsthaft nachgedacht.
Es steht mir ja nun gar nicht zu und kommt vielleicht auch als Mansplaining rüber, was mir sehr Leid täte.
Aber ich werbe um Verständnis dafür, dass ich quasi meiner mittelbaren Betroffenheit dadurch Ausdruck verschaffe, dass ich besonders den weiblichen Mitleserinnen ans Herz legen möchte, mal daran zu denken.
Keine Sorge, zu Erklärungen und Tipps fühle ich mich nicht berufen, Infos sind leicht zu finden.

Danke, Tommy. Den Hinweis zu geben, ist sehr berechtigt, denn in der Tat geht dies immer wieder vergessen! Ich kenne das Problem allerdings aus meiner Schwiegerfamilie, allerdings nicht aus meiner eigenen. Hier hat nie eine Frau Osteoporose entwickelt. Weder meine Urgrossmütter noch meine Grossmütter noch meine Mutter hatten sowas. Bei uns sind dafür andere Zipperlein im Hinterkopf zu behalten.
Bei mir ist es höchstwahrscheinlich eine Beinlängendifferenz, eine zu massive Fussfehlstellung und ein zu sehr eingeschliffener nicht optimaler Gehablauf. Ich beobachte noch etwas weiter, und wenn es in zwei, drei Wochen noch da ist, lass ich es mal durchchecken.

Liebe Grüsse
Dorothea

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