Wanderung über den Zeiritzkampel (2125 m)

Am sonntag 21. märz war das bergwetter relativ gut, also bin ich eine etappe des Styrian Iron Trail gegangen.
Das ist ein rundweg in 10 tagesetappen in der Obersteiermark.
Die ersten drei etappen sind zum „lockeren einwandern“ überwiegend im tal und eher zum radeln, also habe ich (nach Star Wars?) mit episode 4 begonnen, der ersten hochalpinen etappe, einem überstieg von Wald am Schoberpass über den Zeiritzkampel nach Radmer an der Stube.

Am samstag und sonntag ist diese tour mit öffentlichen verkehrsmitteln von Leoben (bzw. Graz) aus machbar:
Hinfahrt mit dem zug, Leoben 7:21 - St. Michael 7:28/7:31 - Wald am Schoberpass 7:53
Rückfahrt mit dem Anrufbus (siehe unten) Radmer ab 17:11 - Eisenerz mit anschluss an den bus 18:25 nach Leoben 19:18.
Reine gehzeit laut komoot 8 stunden, zeit zwischen den verkehrsmitteln über 9 stunden, es sollte sich also ausgehen.
Der aufstieg geht teils über forststraßen (nichts schlimmes), teils über waldwege. Ich habe T-shirt, Zipoffhose, Merinoshirt und Regenjacke mitgenommen sowie wollstulpen, notschuhe, handschuhe und haube; beim aufstieg habe ich mich bald so weit aufgewärmt, dass ich nur in T-shirt und shorts unterwegs war und der rest im rucksack landete. Kurze rast bei der verfallenen Brunnebenalm. Im weiteren verlauf noch vor der baumgrenze ein paar schneefelder, die die orientierung mangels spuren etwas erschwerten.


Der erste gipfel war dann das Hinkareck, auf dem weg dorthin habe ich ein großes steiles schneefeld umrundet (das mir nicht ganz geheuer war, ich wollte keine lawinen auslösen). Nach 3 stunden war ich dort und der Zeiritzkampel erschien zum greifen nah.


Es dauerte aber eine weitere stunde bis zu dessen gipfel. In diesem abschnitt begegneten mir die einzigen beiden leute, die ich in diesem gebirgsabschnitt gesehen habe.


Das letzte stück war dann schon sehr ausgesetzt auf einem grat, teils mit seilsicherung. Etwas problematisch ist es dann, wenn der weg oben am grat verläuft und gerade da eine spitze schneehaube drauf ist. Mit konzentration und wanderstöcken habe ich es barfuß bis zum gipfel geschafft, ca. 12 uhr war ich oben, da sind die schilder im tal erstaunlich präzise.
Lange habe ich mich da nicht aufgehalten, leider war die sicht nicht die beste und es blies ein wind. Inzwischen zog ich Merinoshirt und Wollstulpen an, auf schuhe usw. habe ich aber verzichtet und behielt die hose auch in kurzer stellung.

Der weg zum Brunnecksattel war dann eine schöne herausforderung. Sicherheit geht vor tempo, beeilt habe ich mich nicht, klimatisch war es auch gut auszuhalten. Ich musste ein weiteres steiles schneefeld umrunden (wiederum von einer neigung, bei der ich es nicht drauf ankommen lassen wollte), was in etwas abenteuerliche kraxelei ausartete. Unterhalb dieser schneefelder wird der „weg“ oft zu einer schlammigen erosionsrinne, in der kein halten ist; griffiger ist das gras daneben.

Auf diesem abschnitt begegnete ich auch einer gemse, die sich ca. 20 m tiefer seelenruhig fotografieren ließ und dann aus dem bild ging.

Der abzweig am Brunnecksattel ist trotz beschilderung nicht leicht zu finden. Nicht mehr ganz so steil, dafür um so verschneiter; etwas ältere spuren eines früheren wanderers waren stellenweise zu sehen (sowie sparsame markierungen an bäumen). Hier habe ich mir eine bergabgehtechnik barfuß im schneefeld angeeignet: Während ich sonst eher im ballengang unterwegs bin, gehe ich bergab im schnee eher in einem etwas übertriebenen fersengang, um mir eine stufe zu treten. Natürlich immer mit wanderstöcken gesichert. Ging gut; rückblickend hätte ich vielleicht doch lieber grödel eingepackt.
Im weiteren verlauf wurde der abstieg in den Finstergraben unangenehm steinig (eine in openstreetmap eingezeichnete abkürzung im wald habe ich in der realität nicht gesehen; es scheint ein naturgesetz zu geben, wenn ein eingezeichneter weg sich als nicht begehbar herausstellt, ist die umgehung schrecklich steinig). Da habe ich zum ersten mal die notschuhe (Mares) angezogen, bis zu einer bachquerung ohne brücke. Von denen gab es ein paar, jedesmal sehr erfrischend.
Weiter unten ging es auf eine forststraße und etwas später an einem bauernhof vorbei, dieser bereich wiederum sehr nass und schlammig, von traktorspuren zerfurcht. Den schlamm konnte ich abspülen und dann hat sich schon gezeigt, dass ich mich sputen muss angesichts der technisch und schneelagenbedingten verzögerungen weiter oben. Also die notschuhe anziehen (ging bei der schotterstraße nicht anders) und geschlagene 6 km forststraße gehen … Der letzte abschnitt zog sich wirklich (auch wenn eine blindschleiche für abwechslung sorgte).

Im ort „Radmer an der Stube“ versöhnte dann ein grasiger seitenweg (endlich wieder schuhe ausziehen) und ich konnte mich an einem brunnen erfrischen, die wasserflasche auffüllen und meinen restlichen proviant verzehren.


Der „Anrufbus 920“ (am vortag telefonisch bestellt) stellte sich als taxi (Seat Alhambra) heraus, mit mir als einzigem fahrgast, zum Klimatickettarif. Hat mich direkt nach Eisenerz gebracht (und nicht wie im fahrplan verzeichnet mit umstieg in Hieflau). Dort war noch genug zeit bis zum bus nach Leoben, was mir ermöglichte, die altstadt anzusehen. Das städtchen Eisenerz ist mit dem erzbergbau großgeworden, aber auch wieder geschrumpft, da im tagebau dank automatisierung heute weit weniger menschen arbeiten und der ort doch sehr abgelegen ist dort hinterm Präbichl.
Fazit: Ein toller, alpinistisch herausfordernder berg, barfuß für fortgeschrittene schneeleoparden zu bewältigen, der abstieg nach Radmer hat jedoch seine längen. Es gibt einen anderen abstieg nach Kalwang, den ich nicht ausprobiert habe (von da kamen die beiden wanderer, denen ich begegnet bin).
Wäre vielleicht zur heidelbeersaison noch attraktiver, dann ohne die abenteuerlichen schneefelder.
Ich plane dieses jahr weitere abschnitte des Styrian Iron Trail zu gehen, immer wie es gerade passt.

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Danke fürs „Mitnehmen“! Umso mehr, weil ich solche Wanderungen sehr liebe: konditionell herausfordernd, technisch nicht allzu schwer, aber doch mit einigen Herausforderungen, und vor allem mit herrlichen Panoramablicken….:star_struck: Bei uns waren leider die Bedingungen nicht gut, da sind solche Berichte sehr willkommen! Vielleicht kann ich über Pfingsten mal wieder in die Berge gehen….

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Eine sehr schöne Wanderung! Danke für den Bericht! Ich bin jedesmal neidisch, wenn ich solche Bilder aus den Alpen sehe. Die Berge in unserer Gegend sind ja eher Hügelchen…

An Pfingsten werde ich mit Familie und Freunden auf den Brocken wandern (da ist bestimmt nichts los an Feiertagen… :thinking:). Das ist zwar kein Alpines Gelände und die popeligen 700 Höhenmeter werden sicher keine Herausforderung sein, aber ich bin gespannt, ob es fiese Schotterautobahnen gibt, die einem den Spaß verderben? Steinig ist es auf jeden Fall im Harz, aber natürlicherweise ist der Granit nicht so scharfkantig wie künstlicher Schotter. Ich werde nächste Woche berichten.

Und ich bin froh, dass ich nicht der Einzige bin, dessen Fußsohlen so zerfurcht aussehen (ohne dabei wirklich kaputt zu sein). :see_no_evil:

Was das Aussehen betrifft - es gibt schon einen Unterschied zwischen „vernachlässigt / ungepflegt“ und deutlich sichtbarem Zustand „Alltags-Gebrauchsfüße“ (ja, noch einer meiner Textbausteine aus dem gelben Forum :grin:). Wenn die Sohlenränder unvermeidlich aussehen wie eine Brotrinde, was soll’s, meine Güte. Diese Füße werden benutzt und nicht geschont. So wirklich hinguckermäßig gepflegt :+1:wie die von z.B. @TheFoot würde ich mit meiner bröseltrockenen Haut mit noch so viel Aufwand nie hinbekommen.

Nach längeren wanderungen stelle ich fest, dass sich die kanten rauh anfühlen, die kriege ich aber jedesmal mit einer feile wieder glatt.
Von der reinigung her erfordern die nägel nach der knöcheltiefen gatsch-passage etwas mehr aufmerksamkeit.
Im ganzen aber alles in ordnung. Irgendwie fühlen sich die sohlen ein paar tage nach einer beanspruchung robuster an … (ohne jetzt messungen irgendwelcher art zu machen)