Was dänische Fischer 1858 trugen

1858 malte der Däne Carl Bloch eine fischerfamilie, die während eines heraufziehenden unwetters die rückkehr der fischer erwartet.

Imgur
Große versionen jeweils beim draufklicken (Wikimedia und Flickr).
Das kleine kind ist barfuß, beim mittleren ist das nicht zu sehen. Alle erwachsenen (auch der opa in mantel, stock und zylinderhut) scheinen eine art beinstulpen zu tragen, die ein band unterm mittelfuß und eine schlaufe um den zeigezeh hatten, diese gab es in schwarz und weiß. So waren sie gegen das rauhe nordseewetter geschützt und genossen gleichzeitig die vorteile nackter sohlen insbesondere bei nässe (ob an land oder im wasser).
So etwas könnte auch heute wieder angeboten werden. Gibt es vermutlich nicht fertig, eine inspiration für die „Maker“ unter uns. Möglicherweise auch mit modernen stoffen, um auch bei nässe gut zu isolieren. Es könnte die untere wohlfühlgrenze um ein paar grad absenken helfen (und sieht darüber hinaus äußerst stilvoll aus).

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ich muss als Kunsthistorikerin die diese Illusion trüben.
In der Zeit wurden gern sogenannte Idyllen gemalt, und da wurde gern in die Trickkiste gegriffen, so ähnlich wie wir heute photoshoppen. Fischer sind arm, und da muss das Bild möglichst pittoresk daherkommen, also haben die Leute barfuss zu sein. Sie arbeiten auch nicht, die sitzen schön arrangiert hier. Sehr schön komponiert, aber auch sehr künstlich….was aber nicht heisst, dass nicht auch ein Körnchen Wahrheit dran ist. Vielleicht trugen Fischer für gewisse Arbeiten tatsächlich diese Stuplen? Da müsste man mal recherchieren.

Liebe Grüsse
Dorothea

Ich würde es als Gamaschen bezeichnen.

Genau die Machart, wie heutige gute Ski- und Hochtourengamaschen immer noch haben. Schlaufe unterm Schuh durch, und, OK, kein Schnürchen zum Zeige- oder sonstigen Zeh der Wahl, sondern einen Haken, um möglichst weit vorn am Gschnürl der Bergschuhe drunter nicht hochzurutschen, sondern Schnee etc. abzuhalten. Fast zwingend mit RV + Klett-Abdecklasche hinten oder besser vorn, weil Reinschlüpfen mit Schuhen (ggf. auch mit Steigeisen, Schneeschuhen, Ski dran) natürlich eher nicht sinnvoll ist.
Das ist allerdings ein Einsatzgebiet, wo sogar meine Wohlfühlgrenze weit jenseits von bf ist.

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Hier ist auch etwas darüber zu lesen:

Die Wikipedia-artikel zu Gamasche – Wikipedia , Stulpe – Wikipedia und Stutzen (Kleidung) – Wikipedia überscheiden sich etwas. Wie die abgebildeten gamaschen angelegt werden, ist mir vom bild her nicht ganz klar (geknöpft, gewickelt oder doch aus elastischem stoff?)
Inwiefern Carl Bloch in seinen genrebildern die kleidung der damaligen zeit realistisch dargestellt hat, erfordert wohl weitere forschung, ist aber vielleicht auch nicht so wichtig: Sie können immer noch als inspiration dienen. Sollte ich heute barfußgamaschen entwickeln, läge der schwerpunkt auf tragekomfort und schutz vor kälte auch bei nässe, für die optische gestaltung zwischen sportlich-elegantem stadtbummeloutfit und grellbunter outdoorausrüstung ist dann immer noch genug spielraum. Auf historische korrektheit kommt es mir weniger an, schließlich bin ich kein dänischer fischer vor über 150 jahren, so wie ich mich auch in volkstrachten beliebiger art sonderbar vorkäme (meine abstammung ist gemischt genug, um mich keinem eingeborenenstamm zuordnen zu können).

Und Du hast für bf-Gamaschen wahrscheinlich keinen Aufwand für Verschlüsse zu treiben, die kannst i.d.R. problemlos über die unbewaffneten Füße ziehen wie Socken (außer es geht um akut nicht behebbar patschnasse Schlammpfoten). Das wären dann tatsächlich sowas wie verschärfte Wadlwärmer.
Fürs Gebirge sähe ich keine Anwendung für spezielle Alpin-bf-Gamaschen. Wenn da droben die Bedingungen Outdoor-Gamaschen erfordern, sind sie wohl meistens auch so jenseits jeder bf-Tauglichkeit. bf-Wandern, dann tun’s wieder die extended Wadlwärmer.

Die Diskussion über die Schutzwirkung dieser Dinger finde ich völlig absurd, denn die verletzlichsten Teile der Füße - Zehen und Sohle - sind gerade nicht geschützt. Und als Wadenwärmer kann ich auch gewöhnliche Strickstulpen nehmen.
Vielmehr finde ich den optischen Aspekt sehr interessant, denn das sieht in der Tat höchst edel aus (auch wenn es arme Fischer darstellt). Besonders das Outfit des Opas finde ich extrem cool und stimmig! Bisher war ich immer der Meinung, zu einem schicken Anzug gehören auch Schuhe (Stichwort: Opernbesuch etc.), aber mit solchen Gamaschen könnte ich mir das gut vorstellen, das sieht dann auf jeden Fall „gewollt“ aus und nicht nach „Schuhe vergessen“. Ich gehe selbst nicht in die Oper, deswegen ist das für mich kein Thema, aber trotzdem muss ich mir das mal merken. Das ist eine Art von Fußbekleidung, gegen die ich nichts einzuwenden habe.

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Es werden halt ein paar quadratzentimeter mehr abgedeckt, was etwas mehr „wärmen“ kann. Allerdings wird immer noch die meiste wärme über die sohlen abgegeben, und die erfrierungsgefährdeten zehen liegen weiterhin frei. Ob das wirklich was bringt (vielleicht auch subjektiv), müsste erst noch bewiesen werden.
Trotzdem hatten die fischer damals wohl ihre gründe, nicht nur beinwickel/strickstulpen zu tragen.

Wenn es nur um die optik geht, können natürlich auch feinere stoffe eingesetzt werden, bei denen es auf die wetterfestigkeit weniger ankommt. Vor etwa hundert jahren waren gamaschen bestandteil der festlichen abendgarderobe der herren, was etwa in einer textzeile in „Putting on the Ritz“ (Irving Berlin 1927, bis heute populär unter anderem dank einer synthpop-fassung von Taco Ockerse 1982) erwähnt wird:

High hats and arrow collars
White spats and lots of dollars

Nebenbei bin ich darauf gekommen, dass geknöpfte weiße gamaschen wohl auch bestandteil schottischer trachten (mit kilt, strümpfen und schuhen) sind. Aber auch Dagobert Duck trägt seine gamaschen ohne schuhe (in den comicbüchern kommen unterschiedliche farben vor: blau, rot, schwarz usw., also hat er wohl eine ganze sammlung davon).

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Ich glaube mich zu erinnern, dass Dorothea genau den Gegenbeweis angetreten hatte, indem sie einmal Gamaschen oder eine ähnliche Bedeckung der Fußoberseite benutzte und sich trotz der trügerischen Wärme Erfrierungen eingefangen hatte?! Bei aller Liebe zum Barfußgehen im Winter, aber wenn es zu kalt ist für die Oberseite der Füße, dann ist es auch zu kalt für die Unterseite! Und dann gibt es eigentlich nur eine vernünftige Option: :boot::boot::snowflake:

Das ist in der Tat bemerkenswert und merkenswert! :smiley:

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Kleiner Widerspruch: Der Fußrücken ist , zumindest was meine Erfahrung betrifft, kälteempfindlicher als die Sohle speziell was die Auskühlung bei Wind betrifft (Chill-Faktor). Ich bin noch bei ziemlich niedrigen Temperaturen zu Fuß noch bf und dementsprechend mit blankem Fußrücken unterwegs, wo ich mir beim Radeln explizit selbigen abfriere allein wegen des zusätzlichen Fahrtwinds, während ich an den Sohlen dieselbe Kälte spüre, aber nicht unangenehm. Genau als Fahrrad-Auskühl-Windschutzgamaschen wären die von den Fischersleuten oder Dagobert Ducks lässige Trageweise durchaus angebracht.

Ja, da gehe ich zu 100% mit. Auf dem Fahrrad hat man aber auch keinen direkten Kontakt zum gefrorenen Boden, durch den die Füße mit jedem Schritt wieder neu auskühlen, sondern die Pedale erwärmen sich durch die Fußsohlen. Da passt das.
Meine eigene Erfahrung beim Spazierengehen/Laufen ist aber, dass es ab einer bestimmten Temperatur nichts mehr nützt, nur die Fußoberseite zu schützen, wenn die Sohle erfriert…

So ist es. Ich habe meinen Kälteschutz hier mein neuer Kälteschutz - Archiv: Hobby? Barfuß!
vorgestellt. Ich trug sie bei einer längeren Wanderung im Winter, und ich hatte hinterher Kälteschäden. Ich hatte das Gefühl, dass die Dinger von oben gut wärmen, und das kompromittiert dann die Empfindlichkeit der Sohle. Ich habe sie dann nicht mehr getragen, aber dennoch Kälteschäden gehabt - es ist die Kälte, welche die Empfindsamkeit herabsetzt!
Gamaschen wärmen das Fussgelenk, was ich persönlich mag. Stulpen wärmen nur Waden.

Der Aspekt der Ästhetik dieser Stulpen im Bild passt zu dem Künstlichen dieser Art von Malerei, was ich ja beschrieben habe. Die Leute sollen arm sein, also barfuss, aber nicht so hässlich, wie Arme damals waren…also schönt man die Leute z.B. mit Gamaschen.
Dennoch würde mich interessieren, ob Fischer in Dänemark sowas getragen haben.

Liebe Grüsse
Dorothea

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Gesetzt den fall, die garderobe der fischer sei nicht der phantasie des künstlers entsprungen, sondern hätte ein reales vorbild (wie Harald Lesch gerne sagt „nur mal für Spass“).
Dann denke ich, dass diese gamaschen zwar nicht vor erfrierungen schützen, wohl aber die ungeschützte oberfläche so reduzieren, dass insgesamt weniger wärme abgegeben wird, insgesamt also warm halten.
Damit also nichts für tiefe minusgrade, wohl aber für das im norden viel häufigere „Schietwedder“ (also kühles, nasses wetter). Und dann sind nasse füße immer noch besser als nasse schuhe (und wirklich dichte schuhe waren damals wohl kaum so leicht verfügbar).

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Weil ich das als gegeben voraussetze, möchte ich gern wissen, was diese Menschen wirklich getragen haben. Was ist real, was nicht?

Liebe Grüsse
Dorothea

Genaueres könnten wohl historiker mit dänischkenntnissen und zugang zu quellen bzw. erhaltenen kleidungsstücken herausfinden.
Flemming Bramsen schrieb auf der mailingliste der Society for Barefoot Living, diese gamaschen seien aus wolle und auch mit holzschuhen getragen worden, das aber vielleicht nicht am strand. Sie seien weniger verschleißanfällig als wollsocken (und hätten den vorteil, mit und ohne holzschuhe zu „funktionieren“).
Wie auch immer, für eine moderne abwandlung sehe ich eine gewisse berechtigung, wenn auch nicht in großauflage, das ist wohl eher was für einzelanfertigung von hand.
Ein ähnlicher bedeckungsgrad kann mit der kombination aus wollstulpen und „Barebottom shoes neoprene amphibious“ (von Sue Kenney) erreicht werden:

(Meine erfahrung damit: Die streifen um die zehen sind sehr schmal und nutzen sich ab, irgendwann reißen sie. Auch nichts für die ewigkeit. Aber neopren ist angesichts der eigenschaften bei nassem wetter schon mal nicht schlecht.)

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Ich auch :deciduous_tree::running_man::deciduous_tree::joy::joy:
Aber abgesehen davon sind Gamaschen eigentlich eine interessante Idee🤔