Wie oft verletzt? Wie schlimm?

Eine Freundin von mir hat vor drei Jahren die Idee gehabt, barfuß im Wald zu joggen. Ohne besondere Übung barfuß. Sie hat sich einen kleinen Ast zwischen den Zehen in den Fuß gerammt und es hat sich schlimm entzündet.

Es ist zum Glück gut verheilt. War aber ein paar Wochen wirklich nicht sicher, ob der Fuß erhalten werden kann.

Natürlich schützen Schuhe vor so etwas. Aber wie gut geht es, wenn man es gewohnt ist, über die Zeit?

Klar wird der Fuß stabiler und die Haut fester. Sicher geht man auch anders und vielleicht passt man automatisch besser auf? Aber wie oft verletzt ihr euch? Splitter, Dornen oder vielleicht auch Glasscherben? Immerhin schmeißen ja genug Leute ihren ganzen Mist in die Landschaft. Würde mich ja schon wundern, wenn jemand nie irgendeine Verletzung erleiden würde.

Ich meine, ich arbeite auch lieber ohne Handschuhe und da bleiben beim Handwerk auch Verletzungen nicht aus. Kleine Schnitte, Verbrennungen, …

Und wenn ihr euch am Fuß verletzt, wie behandelt ihr z.b. Splitter oder kleine Risse?

Hallo Sven,
der Vorfall mit Deiner Freundin klingt übel.
Aber um ehrlich zu sein, würde auch ich nach mehreren Jahren Barfußerfahrung, strapazierfähigerer Haut an den Füßen oder einem geübteren Blick für Gefahren am Boden nicht spontan barfuß im Wald joggen gehen. Das ist schon grob fahrlässig.
Aber verstehe das nicht falsch. Ich gehe durchaus barfuß joggen. Aber nur dort, wo ich das Terrain kenne, und sehen kann, was vor mir liegt.

Mein persönliches Verletzungrepertoire hält sich glücklicherweise in Grenzen. Vielleicht habe ich mir in den letzten 6 Jahren 3 mal einen kleinen Glassplitter eingetreten. Einmal davon bei Bekannten in der Küche :smiley: Am Strand in Dänemark dann mal zwei fiese Dornen, als wir uns durch dorniges Gebüsch schlagen mussten.
Ansonsten bin ich von Verletzungen bisher verschont geblieben. Und ich mache mir jetzt auch nicht beständig Gedanken, dass etwas passieren könnte. Gefahren bringt das Leben nunmal mit sich. Und an anderen Stellen habe ich mich auch schon verletzt (trotzdem ich Schuhe trug :wink: )
Gruß
Tom

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Hallo Sven,
gut, dass alles gut ausgegangen ist!
Dein Beispiel zeigt, dass die Menschheit Schuhe aus sehr gutem Grund erfunden hat - so wie eben auch andere überlebenswichtige Dinge wie z.B. Hüte gegen die pralle Sonne.
Barfußlaufen ist eben nicht: Einfach so wie immer mit Schuhen laufen, nur halt ohne Schuhe!
Die Bewegungsabläufe ändern sich, die Wahrnehmung des Bodens ändert sich, das Bewusstsein für das gesamte Umfeld ändert sich - notgedrungen, weil eben kein „Panzer“ mehr zwischen Dir und der Welt ist.
Konkret: Niemals würde ich in unbekanntem Terrain mit schwer überblickbarem Boden barfuß losrennen. Aber es kann ein sensorisch intensives und „bewusstseinssteigerndes“ Erlebnis sein, barfuß ein solches Gelände zu erkunden - vorsichtig tastend, Schritt für Schritt.
Im Alltag, auf bekannten Wegen - nun, da gibt es halt mal einen Schnitt, einen blauen Fleck, eine Abschürfung - nichts, was auf Dauer das Barfußvergnügen verderben würde.
Viele Grüße, Georg

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Da schließe ich mich nahtlos an:
Die einzige echte Verletzung habe ich durch grobe Fahrlässigkeit erlitten (Bauarbeiten ohne Schuhwerk).
Ansonsten nur mal die eine oder andere hinterhältige Brombeerattacke oder ein Glassplitter.
Aber nach nunmehr zehn Jahren kommt das alles so gut wie nicht mehr vor.
Im Gegenteil:
Schuhe tragen führt bei mir nun regelmäßig zu blutigen Blasen und Scheuerstellen.

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Hallo Sven,

die Ansichten meiner Vorredner bzw. -schreiber sind sicherlich absolut vernünftig. Ich habe für mich persönlich allerdings eine andere (rücksichtslosere) Sicht darauf, um hier etwas Abwechslung in die Diskussion zu bringen :wink: :

Ich bin über das Laufen zum Barfußgehen bzw. -laufen gekommen und habe es seitdem massiv ausgebaut - weil es einfach viel mehr Spaß macht und ich gelernt habe, effizient und „wie ein Mensch“ zu laufen - sprich so, wie die Natur das vorgesehen hat - das bilde ich mir zumindest ein. :wink:

Ich laufe (renne/jogge) im Jahr mehr als 1000km barfuß und man könnte sagen, mein Barfußdasein definiert sich zum größten Teil über das barfüßige Rennen.

Da ich zu 99% barfuß unterwegs bin, kann ich leider nicht beurteilen, wie man als Gelegenheitsbarfüßer am besten damit umgeht. Was ich aber sicher sagen kann ist, dass 1. die Haut und der ganze Bewegungsapparat stärker werden und viel mehr wegstecken können, wenn man es öfter macht und 2. dass man sich trotzdem natürlich verletzen kann, denn man ist ganz klar weniger geschützt als mit Schuhen, das kann niemand leugnen.

Aber 3. kann man mit Schuhen eben nicht „laufen wie ein Mensch“, deswegen gibt es für mich keine Alternative mehr, auch nicht im Wald oder sonstwo. Einzige Ausnahme sind Orientierungslaufwettkämpfe, so man wirklich querfeldein durch den Wald rennt (nicht auf den Wegen!) und dabei ständig auf Karte und Kompass sieht, so dass der Boden nicht die nötige Beachtung finden kann. Da ziehe ich Schuhe an und bei Minusgraden, sonst nicht!

Ich habe mir bisher 2x einen Zeh gebrochen, weil ich gegen eine Wurzel gelaufen bin, das ist ärgerlich, weil es eine Zwangspause bedeutet, aber nach 2-3 Wochen kann man wieder loslegen. Gipsen oder schienen kann man die Zehen eh nicht vernünftig, deswegen habe ich es gar nicht erst gemacht, maximal mit Tape am Nachbarzeh stützen.

Ich habe mir auch schon größere Stücke Haut abgeschürft beim Joggen, wenn ich z.B. gegen eine Kante im Asphalt oder Pflaster getreten bin. Das ist auch blöd, weil die neue Haut danach lange Zeit empfindlicher ist.

Beide Arten von Verletzungen kann man vermeiden, wenn man 1. besser auf den Weg sieht und 2. die Füße vernünftig hochhebt. Ein angewöhnter nachlässiger Latsch-Gang rächt sich da schnell mal.

Schnittverletzungen hatte ich bisher keine. Höchstens Blutergüsse von Stöcken oder Steinen, die sich in die weiche Seite des Fußgewölbes bohren. Das tut weh, ist aber für mich kein Grund, nicht weiter zu laufen.

Wenn doch mal was in der Haut stecken bleibt, sind es winzige Splitter (Glas oder Metall), die kleiner als 3mm sind und zunächst unbemerkt in der Hornhaut verbleiben. Entweder sie fallen zusammen mit dem Hautabrieb bald wieder raus, oder sie arbeiten sich tiefer bis zur Lederhaut und machen sich dort als leichtes Pieksen bemerkbar. Dann kommt meine Splitterpinzette zum Einsatz:


Mit der kann ich tief in die Haut bohren und Fremdkörper rausziehen. Klingt brutal, ist aber eigentlich schmerzfrei solange man in der Oberhaut bleibt (die bis zu 0,5cm dick werden kann). Desinfektionsspray sollte man zur Hand haben, um die offene Stelle danach keimfrei zu machen. Dann sollte sich auch nichts entzünden. Da hatte ich bisher Glück.

All das kann abschreckend klingen oder aber auch motivierend - such Dir was aus :wink: Ich bin glücklich, wenn ich barfuß laufe, auch wenn es ein gewisses Risiko birgt. Nur barfuß laufe ich schmerzfrei in Knien und Sehnen. Sobald ich Schuhe anhabe verfalle ich in einen jahrelang antrainierten falschen Laufstil und habe nach 2km die Schnauze voll. Barfuß gehen spontan auch mal über 20km …

Du musst Dich aber keinesfalls an mir orientieren. Ich bin da vermutlich schon ziemlich extrem. Aber es geht, wenn man es macht.

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Hallo,
Ich kann Forbi nur zustimmen.
Selber hab ich in > 11 Jahren fast komplett barfuß mehrere Verletzungen gehabt. Die Kurzfassung ist: Nichts, was mich vom Barfußlaufen abhalten würde.

Da ich mitten in Berlin wohne und barfuß jogge, habe ich mehr oder weniger regelmäßig Mini-Glassplitter im Fuß. Die sind ca. 2 bis 4 mm groß. Manchmal dauert es eine Zeit, bis die durch die Hornhaut durch sind, manchmal merke ich es gleich und kann sie sofort entfernen. Das habe ich häufiger, wenn es stark regnet (und wenn es dunkel ist und mehr Glas rumliegt, wie an Silvester). Ich glaube, dass die Haut durch das Wasser aufweicht und die Splitter aus Lücken gewaschen werden, wo sie sonst „flach“ liegen.
Entzündungen hatte ich deswegen noch nie. Insgesamt hab ich das vielleicht 5 bis 10 Mal pro Jahr. Ich puhle die dann mit einer einfachen Nähnadel raus. Das gibt minimal große Verletzungen.
Daneben gibt es so Dinge wie Zeh am Einkaufswagen stoßen. Das zu lernen hat ich bestimmt 5 oder 6 blaue Flecke gekostet.
Oder beim Joggen nicht aufpassen und an einer uneben liegenden Gehweg-Platte hängen bleiben, wenn man wie Forbi schreibt, die Füße nicht richtig hebt. Da ist dann die Haut weg und es blutet megamäßig. Gut: das spült ja alles raus, was eine Entzündung verursachen könnte.
Die schlimmste Verletzung hatte ich vor gut einem Jahr, als ich im Mauerpark noch ein paar Meter auf Rasen laufen wollte und in einen halben abgebrochenen Bierflaschenhals gelaufen bin mit der Ferse. Das Glas hab ich rausgezogen, zu Hause die Wunde erst gut ausgewaschen, inspiziert, dass auch wirklich nix mehr drin ist und dann gut desinfiziert. Dank Corona hat man ja Desinfektionsmittel en Masse überall. Ich hab die Wunde am Tag danach noch vom Unfallarzt begutachten lassen, der hat aber nur noch etwas professioneller verbunden. 14 Tage später bin ich wieder gejoggt. Also auch das war nicht wirklich schlimm.
Sonst fallen mir noch Holzsplitter und Dornen ein, die ich mir eingetreten haben. Man passt schon viel besser auf und hat immer ein Auge auf dem Boden. Daher finde ich auch eher Geld, das rumliegt :wink:
Ich bin wie Forbi auch Läufer (dieses Jahr wieder >2000km barfuß) und wenn ich übertreibe, dann hab ich schon mal eine Blase. Die ersten, als ich vor 10 Jahren für den Berlin Marathon trainiert hab und die letzte, als ich dieses Jahr im Marathon 10 oder 11km zum Training mitgelaufen bin, leider viel zu schnell für mich → mal wieder eine Blase und eine Sehne, die ich noch nicht kannte hat sich schmerzhaft bemerkbar gemacht. Mit „Abwarten“ hat sich beides beheben lassen. Die Sehne hat gut 8 Wochen gebraucht :frowning:
Blasen steche ich übrigens nicht mehr auf. Das ist am ersten Tag danach zwar etwas schmerzhaft, dafür trocknet die Blase danach komplett ein und die Schutzhaut über der Blase hält wochenlang, bis sich darunter schon wieder richtig starke Haut gebildet hat.
Hoffe, die Erlebnisse helfen bei der Einschätzung :slight_smile:

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Ja, danke! Eigentlich logisch; Haut aufbauen und achtsam laufen. Ungeübt im Wald joggen war eh dumm. Auf der Baustelle ohne Schuhe ist auch nicht schlau. Aber vor allem Glas, in der Stadt, ist wirklich fies.

Je weniger ich echt ohne Schuhe laufe, umso dünner bleibt die Haut. minimal-Schuhe sind einerseits ein Schutz, aber eben auch nicht barfuß. Jetzt ist natürlich, vor allem als Anfänger, die Jahreszeit nicht so optimal zum täglichen draußen üben. Es macht schon Spaß, aber es ist auch so kalt, das meine Füße schnell ein bisschen taub werden. Und dann ist die Haut wirklich sehr dünn und empfindlich. Auf den Wegen wird oft Salz gestreut.

Das kann man so sehen. Ich höre häufig den Tipp im Frühjahr anzufangen und wenn man den Sommer durch barfuß geht, ist man schon fit genug für den Herbst und vielleicht sogar Winter. Das klingt absolut plausibel.

Ich hatte allerdings im Herbst/Winter angefangen und das hat auch super geklappt. Mein Erfolgsgeheimnis waren 10-15 minütige Spaziergänge JEDEN Tag. Wenn es sehr kalt war, habe ich mich vorher mit Fußgymnastik etwas warmgemacht. Durch diese regelmäßigen Spaziergänge einmal um den Block ist die Haut merklich dicker geworden und schon nach 3-4 Wochen konnte ich problemlos über leichten Schotter oder Rollsplitt gehen.
Denn neben der Hornhaut hat sich vor allem das Fettgewebe in der Unterhaut verstärkt und so ein schönes Laufpolster gebildet. Hier werden häufig Hundepfoten als Vergleich genannt, das fühlt sich genau so an.

Man muss kein 100% Alltagsdauerbarfüßer werden, um die Haut zu stärken. Aber man muss sie regelmäßig beanspruchen, sonst bildet sie sich zurück.

Man kann auch nicht erwarten, einen dicken Bizeps zu bekommen, wenn man nur 1x die Woche drei Klimmzüge macht. Wenn man die Muskulatur aber jeden Tag ein bisschen fordert, kann man schon ganz gut was erreichen, ohne gleich Profipumper zu werden. Macht man nix, bauen sich die Muskeln ab. Das versteht jeder. Ist bei den Füßen genauso, bloß das muss man den Leuten immer ausführlich erklären :roll_eyes:
„Use it or lose it“

Es ist aber nicht nur die Haut, die gestärkt werden muss, sondern auch Muskeln, Bänder, Sehnen, Gelenke…
Das dauert viel länger, bis eine vollständige Umstellung erreicht ist (wenn man das denn will), ohne Überlastungserscheinungen zu riskieren. Ich würde sagen, bei mir hat es drei Jahre gedauert, bis das abgeschlossen war.

Deswegen ist der wichtigste Faktor beim Barfußgehen was? Richtig: Geduld :smiling_face:

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Klar, das Sehnen länger brauchen. Die werden ja nur indirekt mit Nährstoffen versorgt.

Geduld ist jetzt nicht unbedingt eine Stärke von mir;)

Würdest du auch bei Frost, wenigstens ein paar Minuten, täglich laufen? Außer natürlich bei Harsch…

Lieber Gott, schenke mir Geduld… JETZT GLEICH! :crazy_face:

Damals war die kälteste Temperatur einmal -11⁰C. Das geht schon für ein paar Minuten, ist aber reine Angeberei. Nach einer Erfahrung mit leichten Erfrierungen in meinem 5. Barfußwinter habe ich beschlossen, bei Minusgraden nicht mehr barfuß rauszugehen, außer zum Schneeschippen vorm Haus.
Du kannst es ausprobieren, ob es Dir für 5-10 Minuten taugt. Gefährlich ist dann nicht nicht und richtig kalt wird erst nach ein paar Minuten. Vorher unbedingt bisschen warm machen (Fußkreisen, Wippen…). Und hinterher gleich trocknen und warm halten, das regt den Kreislauf an (Kneipp lässt grüßen). Ist auch gut fürs Immunsystem und das Kälteempfinden.

Also ja, man kann auch bei Frost barfuß gehen, aber nur kurz und mit den richtigen Randbedingungen. Nicht wenn Du frierst, müde bist oder sonst irgendwie angeschlagen (Infekt, Restalkohol etc…).
Das Tückische an Erfrierungen ist nämlich, dass man sie häufig erst später spürt, wenn es schon zu spät ist.

Und die kalten Füße zuhause nicht mit warmen, sondern mit kaltem Wasser waschen. Sonst brennt es womöglich. Langsam aufwärmen.

P.S.: Harsch ist für’n Arsch! Am besten ist frischer, schon festgetretener Schnee.


(Nicht so schöner Schnee)


(Wunderbar!)

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Gegen die kleinen Splitter, die sich so unterwegs in der Stadt aufsammeln, v.s. bei Regenwetter an den Füßen hängenbleiben und sich im dümmsten Fall in die Sohle „einarbeiten“ hab ich, wenn die Saison dementsprechend ist und ich mit meiner geliebten Cargohose unterwegs bin, in einer der vielen Taschen griffbereit einen kleinen Fetzen von einem ausgemusterten Handtuch. Dann wisch ich einmal über die Fußsohlen, wenn ich irgendwie das Gefühl habe, das waren jetzt extrakrümelige 100 Meter zu gehen, dann ist eigentlich alles weg, was sich ansonsten irgendwann festtritt.
Und ich war tatsächlich selber überrascht, wieviel Mikrokleinzeug, Kleinststeinchen, Miniglassplitter) sich, wen ich die Fußsohle mit 4000 lumen und einer Lupe absuche, in den äußersten 2 mm der Hornhaut finden, die überhaupt nicht auffallen oder zu realen Verletzungen führen und die sich offensichtlich auch eher wieder ablaufen, bevor sie irgendein Problem werden. Bis auf die real superfiesen, leicht brechenden Brombeerdornen hab ich sämtliche Fremdkörper, die über diese Ignorierbarkeits-Schwelle hinauskamen, und die ich proaktiv rauspulen mußte, eigentlich sofort gespürt.

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Also zum Verständnis: es bildet sich Hornhaut, aber nur wenn man gar keine Schuhe trägt. Auch minimal-Schuhe verhindern oder verringern das.

15 Minuten am Tag sind aber schon gut um Hornhaut zu bekommen?

Dazu kommt die Fettschicht unter der Haut, die durch Belastung ebenfalls zunimmt. Ist es für die auch wichtig, dass man ganz ohne Schuhe geht?

Also durchs Barfußgehen wird die Haut insgesamt dicker und robuster. Sie besteht grundsätzlich aus drei Schichten:

  1. außen die Oberhaut mit der Hornhaut, die nicht nur mechanisch vor Fremdkörpern schützt (weil sie dicker wird), sondern auch eine Abwehr gegen biologische Eindringlinge hat. Die Oberhaut ist schmerzunempfindlich und nicht direkt durchblutet. Sie reibt sich beim Barfußgehen ab und wird deshalb vermehrt nachproduziert, d.h. sie wird dicker.
  2. die Lederhaut besteht aus verschiedenen Bindegeweben, die sowohl elastisch als auch zugfest sind. Diese Hautschicht ist stark durchblutet und besitzt eine ganze Reihe von Sensoren (Wärme, Druck, Schmerz…)
  3. die Unterhaut besteht aus Bindegewebe und Fettgewebe, das sowohl als Wärmespeicher als auch als Polster dient. Also nicht das Fett unter der Haut, sondern Fettgewebe IN der Haut.

Alle drei Schichten werden stärker, wenn man die Haut stark beansprucht und das passiert nun mal am intensivsten, wenn man direkten Kontakt zum Boden hat.
Schuhe, gleich welcher Machart, packen den Fuß in Watte, d.h. die Haut wird nicht mechanisch beansprucht und auch die Polsterfunktion wird dem Fuß durch einen Schuh abgenommen - selbst bei einem Minimalschuh mit dünner Sohle.

Hornhaut kann sich auch in Schuhen bilden, z.B. an Reibestellen. Die ist dann unerwünscht und wird meist hart und vielleicht sogar schmerzhaft. Weil sie sich auch nicht regelmäßig wieder abreibt. Unter dem Fuß wollen wir eine gleichmäßige Hornhaut haben, die aber durch permanente Erneuerung nicht wirklich verhornt, sondern immer schön geschmeidig bleibt und nicht brüchig wird. Vermutlich kommt daher der vielfach verbreitete Irrglauben von der Lederhaut ANSTELLE einer Hornhaut - was aber falsch ist.

Nimm Dir mal irgendwann die Zeit und lies die ganzen verlinkten Seiten bei meinem Hornhaut vs. Lederhaut Beitrag durch. Oder sieh Dir wenigstens das Video dort an. Das lohnt sich! Wer barfuß geht, sollte m.E. auch ein bisschen über den Hautaufbau wissen.

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Der „Leder“-Begriff kommt halt in die normale Umgangssprache, weil trainierte Füße, die sich in allen Schichten der Haut anpassen, im Idealfall eben nicht nur die richtige „Hornhaut“ verstärken, sondern das vielschichtge Gesamtkunstwerk dann den Charakter eines kräftigen, geschmeidigen Leders entwickelt. Ich rede da meistens nicht von Hornhaut und Lederhaut (eben weil es eigentlich ganz klare Fachbegriffe sind), sondern von „Sohlenleder“
Und ja, der Vergleich mit Tierpfoten ist sehr passend. Ich bin immer wieder aufs neue ganz geflasht und voller Ehrfurcht von den vier Wunderwerken, mit denen unser Kater überall unterwegs ist…

lG Matthias

PS.: aber bei der Gewöhnung ans regelmäßige bf-gehen paßt sich neben dem Gesamtkonstrukt Fußsohle natürlich noch viel mehr an. Muskeln und Bänderapparat lernen wieder, so zu funktionieren, wie es in Zeiten ohne die gutgemeinten Stütz- und Führungseigenschaften des meisten modernen Schuhwerks notwendig war. Das ist aber ein Extrathema. Wenn es um Verletzungen in dem Bereich geht, wären wir da bei Überlastungserscheinungen bis zu Brüchen, wenn jemand beim Umstieg auf bf wirklich extrem übertreibt. Hingegen das Risiko, umzuknicken, scheint sich, was ich so höre, aber auch anhand eigener Erfahrung, fast in Wohlgefallen aufzulösen, weil Du bf ganz anders auftrittst und automatisch anders reagierst, wo ein fetter Schuh im schlimmsten Fall noch den Fuß im Sprunggelenk richtiggehend „aushebelt“.

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Ich bin der Letzte, der was gegen „Leder“ hat. Wie könnte ich auch, als Betreiber der Domain lederfuesse.de? :stuck_out_tongue_winking_eye:

Super Begriff! Das trifft es sehr gut und ist anschaulich. Ich sträube mich halt immer gegen Aussagen der Art:
„eine Hornhaut habe ich überhaupt nicht, denn die reibt sich ja beim Barfußgehen ab. Ich habe stattdessen eine Lederhaut bekommen“. :see_no_evil:

Da sind gleich mehrere Fehler drin, denn erstens bekommt man beides nicht, sondern hat es bereits von Geburt an, und das überall am ganzen Körper. Zweitens bekommt man schon gar keine Lederhaut anstelle einer Hornhaut. Und drittens reibt sich die Hornhaut nicht ab. Ja doch, sie reibt sich ab, aber immer nur ein bisschen und das wächst von unten wieder nach. Deswegen wird die ja dicker, damit da mehr Reserve ist. Wenn man nämlich die Hornhaut ganz abreiben würde, läuft man auf der schmerzempfindlichen Lederhaut und das will ich niemandem wünschen!

Ich verstehe natürlich, dass der Begriff Hornhaut landläufig nicht im medizinischen Sinne für die äußerste Hautschicht verwendet wird, sondern für etwas unerwünschtes, verhorntes und störendes, das man lieber entfernen will. Die Hornhaut unter der Sohle ist ja nicht wirklich so hart und störend. Und entfernen will man sie schon gar nicht. Aber deswegen muss man nicht gleich abstreiten, dass man eine Hornhaut hat. Einfach erklären, dass es sich eben nicht um tote Haut, sondern um einen sehr lebendigen Vorgang handelt, der ständig Hautzellen nachproduziert, verhornen lässt und nach außen hin abstoßt, um den Körper zu schützen. Trotzdem bleibt die Haut dabei flexibel und sieht irgendwie „ledrig“ aus :smiley:
Und sehr richtig, die Hornhaut macht es nicht allein! Alle Hautschichten tragen ihren Teil dazu bei und der Rest ganz klar auch. Denn gerade, wenn man den Fuß nicht stützt, muss er wieder alles selbst machen. Und das kann er besser als jeder Schuh. Meine vormals völlig platten Fußgewölbe haben sich nach wenigen Wochen Barfußspaziergängen (die 15min pro Tag) wunderbar wieder gehoben, da sie nämlich von der Wadenmuskulatur getragen werden - nicht von Einlagen!

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das mit der Verletzung deiner Freundin ist ja wirklich übel, sie hatte wohl einerseits erst mal richtig Pech, dass sie sich so unglücklich den Ast in den Fuß gerammt hat, dass eine langanhaltende, schwer heilende Entzündung entstanden ist. Zum anderen natürlich neben dem Können der behandelnden Ärzte auch sehr viel Glück, dass es nicht noch schlimmer ausging.

Verletzungen an den Füssen, weil ich barfuss unterwegs bin, sind bei mir deutlich seltener als Verletzungen an den Händen, wenn ich mich mal wieder ungeschickt in den Finger schneide, oder den Rosen das nicht passt wenn ich sie kürze und sie mich deshalb mit ihren Stacheln zusetzen.

Das Schlimmste in den letzten Jahren war eine Infektion durch einen Stich von irgendwas, einem kleinen Biest das meinte mein Blut saugen zu wollen. In der Kniekehle, völlig unspektakulär. Zeckenbiss war es nicht, das von mir zerdätschte Viech sah aus wie eine kleine Mücke.

Die Entzündung entwickelte sich langsam, über mehrere Wochen. Zunächst nahm ich sie nicht ernst, doch endete es fast genauso wie bei deiner Freundin. Am Schluss konnte ich fast nicht mehr gehen, nur noch mit Stecken (das aber barfuss) und nahm extrem starke Schmerztabletten bis mein Hausarzt eine Infektion feststellte, und die mit Antibiotika unter Kontrolle brachte.

Als Barfüsserneuling würde ich mich langsam an die verschiedene Umgebung antasten. Und wenn du das Gefühl hast, dir was eingetreten zu haben, gleich nachschauen, oder nachschauen lassen wenn man selbst nicht hinkommt. Bei letzterem kann auch ein handy gute Dienste leisten: von der betroffenen Stelle ein Bild machen – klappt meist mit der Frontkamera besser.

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Noch bin ich ausreichend gelenkig um an mir alles, außer dem Rücken, ohne Hilfsmittel sehen zu können :wink:

Aber ja, ich bin vorsichtig. Ich übertreibe es nicht. Danke für die Tipps und Erfahrungen.

Weil wir grad im Schuhentwöhnungsthread OT werden… das „Mikromatterhorn“
Das genau eine Mikromatterhorn, das ich mal gegenüber meiner Stamm-Apotheke gefunden habe, muß eine richtig messerscharfe Marmor- oder Keramikscherbe gewesen sein, die exakt in den Ritzen des Straßenpflasters verklemmt war. Ich mittendrauf mit der Ferse, ich hab es weniger gespürt (scharfe Klingen tun nicht weh) als den leichten Knall vom Durchstich fast schon gehört, so wie man mit einem spitzen Messer eine Tomatenschale oder feste Wursthaut ansticht. Das war in meiner ganzen Karriere meine einzige ernsthaft „blutige“ Aktion draußen. Ich bin dann zur Apotheke rübergegangen, schön auf den Zehen, um keine Bluttapserspur zu ziehen, um mir ein Pflaster zu kaufen, hatte schon mit wenigstens leichtem, ein bißchen verdienten Spott gerechnet. Die haben mir dann ohne jede Häme ein Pflaster geschenkt und gut war’s.

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Autsch! Wie groß war die Stelle? Wie hast du das behandelt? Geschont? Und wie lange hat es bis zur Heilung gebraucht?

Kleiner Stich, 2mm, Pflaster drauf, zuhause nochmal geschaut, neu gepflastert und kurz drübergetapet, am übernächsten Tag alles runter und gut.

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