1 Tag barfuß als Mikroabenteuer

Selbstexperiment einer Redakteurin.

Ich kann den Begriff „Mikroabenteuer“ für alles mögliche langsam nicht mehr hören. Abgesehen davon ist das ein schöner Bericht, und von „Scheitern“ kann eigentlich keine Rede sein. Das war für einen „ersten Tag bf“ doch ganz lehr- und, ja, erfolgreich!

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Als Mikroabenteuer beginnt es und wird dann irgendwann vielleicht zum Alltag. Zum ausprobieren halte ich den Ansatz gar nicht für falsch.

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Interessant die beschriebene Reaktion einer Mitarbeiterin im Supermarkt: „dass man hier eigentlich Schuhe tragen müsste“. Wurde die Experimentatorin vielleicht gerade deswegen angesprochen, weil sie sich selbst so unsicher fühlte?

Muß nicht sein. Ich bin in Berlin von einem freundlich-bestimmten Security bei einem Kaufland (korrektur, hatte REWE geschrieben) bf nicht reingelassen worden wegen Haftung, und zwar nicht Konjunktiv wie bei der Experimentatorin, sondern leicht imperativer Indikativ. Und ich bin jetzt sicher nicht der Typ, der eine „was könnten die Leute sagen“-Unsicherheit ausstrahlt.
[ergänzt] das war überhaupt das erste Mal, daß ich in DE in ein Geschäft nicht reingekommen bin.

Anekdotisch: ICH werde in meinem EDEKA vom Chef angesprochen, wenn wirklich irgendwo Scherben waren, daß ich da evtl. aufpassen solle, falls noch eine einzelne rumliegt.

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Kommt wohl auf den Standort bzw. das Security-Personal an. Beim REWE To Go im Nürnberger Hauptbahnhof kam ich problemlos rein.

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Man sollte proaktiv fragen ob denn in dem Laden Scherben am Boden herumliegen. Denn dann heißt es kundenwirksam natürlich nicht, man ist ja schließlich ein ordentlicher Laden.

Ich frage nicht, aber wenn ich irgendwo scherben sehe, sage ich das diskret der nächsten verfügbaren angestellten person des geschäfts, damit diese die nötigen schritte zur beseitigung der gefahr einleiten kann. Natürlich ohne irgendwie vorwurfsvoll zu wirken, denn schließlich können die leute im zweifel nichts dafür.

Leider nicht sehr repräsentativ, wenn man an einem einzelnen Barfußtag so einen Satz hören muss - mir wurde sowas noch nie gesagt und ich bin schon länger als einen Tag barfuß unterwegs!

Ob das gescheitert ist oder nicht, ist schwer zu sagen. Das Fazit am Ende ist eigentlich ganz positiv. Andererseits halte ich von solchen Experimenten überhaupt nichts, wenn Ungeübte einen vorgegebenen Zeitraum lang barfuß gehen und dann darüber berichten. Gab’s ja schon öfter, z.B. von irgendwelchen YouTubern. Letztendlich kommt fast immer dabei raus, dass es nicht so toll war, weil irgendwas weh tut oder kalt ist oder peinlich oder so. Selbst wenn es am Ende heißt „das mache ich ab jetzt öfter“ (was ich im Vertrauen nicht glaube), bleibt immer der Eindruck einer Art Freakshow zurück, die den Leser:innen / Followern suggeriert: hat der/die ja schon gemacht, muss ich nicht selbst ausprobieren. Also eigentlich nutzlos.

Das ist zumindest mein Eindruck von solchen Selbstexperimenten, Mikroabenteuern oder Challenges oder wie das auch immer genannt wird. Das betrifft übrigens nicht nur das Barfußlaufen, sondern alles Mögliche, was auf diese Weise einmalig und oberflächlich ausprobiert wird.

Übrigens würde mich interessieren, was sie mit den Flip-Flops gemacht hat, nachdem sie damit durch die eklige, modrige Flüssigkeit auf dem Markt gegangen ist?! Das schreibt sie leider nicht. Hat sie die dann wieder in die Einkaufstasche gesteckt??? :see_no_evil:

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Ja, dieses „Oh, ich mache was ganz Besonderes und Exotisches: Ich gehe BARFUß“ ist sehr zweischneidig. Einerseits macht es deutlich, dass der Boden außerhalb der Wohnung tatsächlich nicht aus Lava besteht und sich die Füße nicht sofort in Rauch auflösen, wenn sie direkten Bodenkontakt haben. Andererseits wird etwas völlig Triviales hochstilisiert.
Dazu gehört meiner Einschätzung nach auch diese Szene mit der Flüssigkeit am Boden. Einfach drübersteigen oder drumrum laufen wäre ja auch möglich gewesen. Zumindest mach ich das so. Da musste halt irgendwas her, damit die Story ein bisschen Abwechslung hat. Dass Flipflops das Problem nicht lösen, sondern nur verschieben, wäre nicht mehr in der Logik geblieben: „Schuhsohlen sind normal, barfuß ist revolutionär“. Ansonsten müssten ja die Leser*innen darüber nachdenken, was eigentlich an ihren Schuhsolen alles so dranbleibt.

Diese Zweischneidigkeit, die spiegelt sich auch in den Motivationen zu bf wieder. Wo bf was exotisches ist, ist es natürlich auch eine Art gelebter Nonkonformismus mit (mein Textbaustein :grin:) Tendenz zum Bürgerschreck, und das macht es dann schon irgendwie etwas „abenteuerlich“ in jedem Sinne. Mit dem Nebeneffekt, eben zum besonderen, seltenen Event zu werden, egal ob als gefühlt oder real nonkonformistische Aktion in einem total beschuhten Umfeld oder als vereinzeltes Ferienevent auf dem Barfußpfad, wo es „offiziell normal“ ist und die meisten nachher am Parkplatz erleichtert die Schuhe wieder anziehen und die Rückreise in den beschuhten Normal-Alltag antreten.

Je mehr bf im Alltag für ein Individuum oder eine Gesellschaft „normal“ oder auch (mein zweiter Textbaustein) scheißegal wird, desto weniger ist es irgendwie abenteuerlich.

Oder zusammengefaßt - der „Kick“, was außergewöhnliches zu tun (was ja zum Konzept „Mikroabenteuer“ dazugehört), ist irgendwann weg. Und das wieder egal, ob jemand in seinem Umfeld weit & breit der einzige bf ist (Gegenden der Nullsichtungen) oder nicht („Hochburgen“ wie wohl z.B. Freiburg oder wo es einfach normaler zu sein scheint wie in NZ).

Ich gebe offen zu, genauso wie ich die Normalität/Scheißegalizität genieße, wenn ich in MUC unterwegs bin und wirklich kein Mensch blöd schaut oder sonstwie irritiert wirkt, so genieße ich doch manchmal immer noch die kleinen „Bürgerschreckmomente“… Sauwetter im Herbst, Marienplatz München, ich steh bf im Regen, neben mir dick angezogene Touri-familie, Tochter guckt an mir runter, Blick gelangt bei den Füßen an, Gesichtszüge entgleisen zu völliger Panik - un-be-zahl-bar :laughing:

Bei „meinem“ Tengelmann wurde ich vor Jahren mal gebeten gut aufzupassen da ein Bierträger bei den Getränken zu Bruch gegangen ist. Es war zwar schon alles gereinigt aber es könnt ja irgendwo doch noch eine Scherbe liegen. Heute ist da ein Netto drin. Barfuß ist dort überhaupt kein Thema. Einmal wurde ich von der Kassiererin die ich schon lange kenne. angsprochen " Der Frühling kommt, Du bist heute schon der 4 Kunde der Barfuß einkauft." Seltsam ich sehe sehr selten jemand ohne Schuhe in der Siedlung.

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