Über all die Jahre war meine Arbeitsstelle mehr oder weniger tabu als Barfußzone. Wir haben fast ausschließlich Kundenverkehr, wenig Schreibtischzeit, und ich dachte immer, es sei notwendig einigermaßen seriös aufzutreten - also mit Schuhen, wenigstens FlipFlops (die habe ich mir im Laufe der Zeit erlaubt). Gestern hab ich dann doch einfach mal die Schuhe weggelassen. Ich weiß nicht warum, es hat sich einfach so ergeben. Meine Kollegen kennen mich barfuß und haben überhaupt nicht reagiert und die Kunden - auch nicht! Keiner hat eine Bemerkung gemacht, vielleicht kurz überrascht geguckt, mehr nicht. Ob sie dann draußen getuschelt haben weiß ich nicht, aber das ist mir plötzlich auch nicht mehr wichtig. Ich habe gestern Abend darüber nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, wenn ich meine Arbeit ordentlich mache und damit überzeugen kann, dann ist es nicht so wichtig welche Kleidung ich trage oder nicht trage. War so ähnlich wie das erste mal barfuß U-Bahnfahren… dann ist es plötzlich ganz normal. Ich bin oft erstaunt, wie einem das Barfußlaufen immer wieder auch mal eine andere Sichtweise aufs Leben zeigen kann. Ich wünsche euch weiterhin eine schöne Barfuß- Sommerzeit und all denen die noch lernen damit umzugehen: einfach mal machen!
Du beschreibst sehr gut, wie unsere „Schere im Kopf“ die größte Bremse ist, das eigentlich Trivialste der Welt zu tun.
Sehr schön, wenn es funktioniert.
Aber das bleibt nicht für jeden folgenlos.
Ich kenne jemanden, der recht hohe finanzielle Einbußen hinnehmen muss, weil er privat nicht konservativ-konform genug lebt und sich das offenbar rumspricht.
Wenn seine wirtschaftliche Existenz nun bedroht ist, könnte ich verstehen, wenn er sein „Outing“ (Der Begriff ist zwar aus einem anderen Zusammenhang geklaut, aber er passt doch zu jedem Schritt in die Öffentlichkeit, oder?) bereute.
Andererseits wäre es für mich persönlich auch nur schwer zu ertragen, mich täglich verstellen zu müssen.
Aber vielleicht gibt es einen Zeitpunkt im Leben, wo es sich „zu spät“ anfühlt, die letzten paar Jahre einer Karriere zu riskieren?
(Z.B. der 58-jährige Sparkassenangestellte, dem noch eine Beförderung fehlt… Falls es das so gibt.)
Naja, das kann aber weitestgehend bereis im Vorfeld (bei der Berufs- bzw. Stellenwahl) klaeren!
Je nachdem, bewerbe ich mich bei bestimmten Unternehmen gar nicht erst (als Barfuesser waere Greenpeace evtl. noch ideal, aber da ich auch jage wuerde ich mich da sicher nicht bewerben!) oder ich spreche es bereits beim Interview direkt an. Das habe ich z.B. bei meiner jetzigen Stelle gemacht: „Ich bin Jaeger - haben Sie ein Problem damit, wenn ich mit einer Schusswaffe ins Buero komme, weil ich nach Feierabend ins Revier will?“ (Antwort war ein klares „Nein“)
Dadurch raeumt man viele Probleme gleich von Anfang an aus.
Weiterhin trenne ich Privat von Geschaeft. Auf meinen Social-Media-Seiten nenne ich meinen Arbeitgeber nicht, und habe keinen meiner Kollegen als Freund auf diesen Seiten markiert! So koennen private Aeusserungen oder Missgeschicke nicht mit ihm in Verbindung gebracht werden.
Es ist nicht so, dass man sich immer aussuchen kann, wo man arbeitet.
Und bestimmte Berufe haben aus Gründen Arbeitsschuhpflicht. Außerdem wissen hier die meisten nicht schon seit der Jugend, dass sie eigentlich barfuß sein wollen. Also war das bei der Wahl der Ausbildung kein Kriterium.
Und es gibt eben auch Berufe, wo „gute“ Schuhe erwartet werden und man ohne schlicht nicht akzeptiert wird. Das hat meisten keine logischen Gründe, würde aber auch vor dem AG vermutlich erfolglos bleiben, dagegen zu klagen.
Manche haben Glück und können das durchsetzen. Andere eben nicht. Klar kann man es versuchen und schauen ob es eine Ansprache auslöst. Oder man fragt einfach. Je nach Stimmung in der Firma ist das aber einigen schon zu riskant.
Du warst und bist, wie Du ja schreibst, immer mobil und flexibel.
Das ist nicht jedem gegeben.
Und wenn dann Die Karriere auf dem Weg ist, das Haus abbezahlt werden muss und Du Deine Erleuchtung (barfuß gehen/jagen/Flüchtlingen helfen, egal…) erst später bekommst, was dann?
Das stürzt manchen eben in eine Krise.
Bin seit Frühling 2012 barfuß am Arbeitsplatz. Und ich bin nicht alleine. Habe auch Kolleginnen die das einfach durchziehen.
Hallo blackfoot.
Da könnt ich grün werden vor neid. Bei mir auf der Arbeit ist barfuß leider keine option.
Zwar kennen mich alle Kolegen nebst Chef als Freizeitbarfüßer, aber wie gesagt, barfuß arbeiten geht hald leider net…
grumpfgrummelschimpf…
Grüßle
Der Barfüßling
Das ist aber nicht konkret nur bf?
Nein, das Beispiel hab’ ich nur herangezogen, weil es auch eine völlig harmlose, zudem sicher von 50% der Bevölkerung längst tolerierte Tätigkeit ist, die einen trotzdem im falschen Umfeld in Schwierigkeiten bringen kann.
Würde mich interessieren was für eine Arbeitsstelle das ist, von der @blackfoot spricht. Ein Geschäft? Eine Werkstatt? Fahrkartenverkauf bei der Bahn?
@KleinTommy muss ich zustimmen. Abhängig von den Umständen kann es schwierig sein seinen Traum zu leben. Es gibt zwar viele Gurus, die davon predigen, wie man sein Leben umkrempeln und komplett neu gestalten kann. Das ist aber nicht jedermanns Sache. Es ist auch eine Frage von subjektiven Kosten/Nutzen.
In meinem Büro ist es kein Problem … hab ich inzwischen getestet. Da sagt auch der Chef nix.
Auf dem Flur und in anderen Bereichen, werde ich es nicht tun.
@Sven_Schumacher Das ist bestimmt ein vernünftiger Kompromiss. Das „eigene“ Büro ist doch oftmals auch eine Art zu Hause, in der eine gewisse Autonomie zugestanden wird.
Da hab ich’s ja gut. Seit 30 Jahren selbständig im eigenen Home-Office, kann auch nackert am Schreibtisch sitzen wenn ich mag, Weg Bett >> Arbeitsplatz ca 8 Meter… keinerlei irgendwie gearteter Dresscode…
Ich bin einen Tag in der Woche im Office in meinem Büro. Und dort bin ich barfuss. Ausserhalb meines Büros trage ich Schuhe. Zb. Toilette, andere Büros, Meetingräume usw. Im Homeoffice bin ich natürlich barfuss, ausser ich gehe mal zu Kunden an ein externes Meeting. Ich trage in der Woche maximal 2-4h Schuhe.
Bei mir variiert es. Ich bin auch in der Werkstatt und bei Kunden… Deswegen mehr Schuhe als du.
Update von mir: ich war jetzt die letzten Tage tatsächlich größtenteils barfuß im Büro unterwegs. Zur Einordnung: wir haben zwei Flure mit insgesamt zehn Mehrplatzbüros, durch einen hohen Home-Office Anteil aber wenig frequentiert (max. 10 Leute im Büro). Habe meinen Vorgesetzten darauf mal angesprochen, er ist aber auch der Ansicht, wo kein Kläger, da kein Richter. Und sonst ist ihm das auch egal, solange ich mich nicht verletze. Andere Kommentare sind, wenn überhaupt, neugierig-positiv („echte Barfußschuhe“, „daheim bin ich auch immer barfuß“). Und sonst der gesunde Menschenverstand: wenn die Geschäftsführung oder Kunden da sind, werden Schuhe getragen.
Ich war einige Zeit barfuss, konkret solange ich ein Einzelbüro hatte. Inzwischen ist alles open space (ca. 100 Mitarbeitende). Ich habe keinen unangekündigten, direkten Kundenkontakt, aber einige Kolleg:innen schon. Deshalb bin ich wieder beschuht. Ich möchte insbesondere nicht, dass Personen mit unangekündigtem Kundenkontakt (hierarchisch meist tiefer gestellt als ich) sich für mich rechtfertigen müssen …
Gestern mal dem Nachbarn bei der Heuernte geholfen!
Die Stiefel sind für den Acker, denn die Strohstoppel piecken doch ziemlich unangenehm! Sonst auf dem Wagen zum Packen alles Bf!
Und Trecker fahren geht richtig gut
Moin,
Als Staplerfahrer, in Produktion und auf Baustellen war Barfuß bei mir auch immer undenkbar.
Ich bin mittlerweile Hausmeister und dem Vermieter ist meine Arbeit wichtiger als meine Kleidung.
Die Mieter sind idR auch eher positiv und interessiert.