Barfuß joggen - Vermeidung von Überlastungen

Nachtrag:

Doch, genau das solltest Du! :wink:

aber mit Schuhen?!

Exakt! Das ist es, Du musst tatsächlich das Laufen neu erlernen!

Das ist genau, was ich oben meinte. Leute, die „schon laufen können“, sollten nicht einfach die Schuhe ausziehen und so weiterlaufen, wie sie schon immer gelaufen sind. Ich bin kein wirklicher Experte, aber ich glaube, der ganze Bewegungsablauf ist anders. Das muss man erst lernen, denn zu den üblichen Überlastungserscheinungen kommt es hauptsächlich, wenn man barfuß genau so läuft, wie mit Schuhen. So verstehe ich es zumindest.

Mir hat damals dieser (etwas provokante) Artikel von Frank W. Demann (Senmotic Erfinder und ja… Schuhfabrikant :see_no_evil:) sehr geholfen, den für mich richtigen Gang bzw. Bewegungsablauf zum Laufen zu finden:

Inzwischen bin ich zwar vorsichtig mit dem Begriff „Ballengang“, weil der auch wieder überstrapaziert wird, aber in dem Artikel konnte ich als Kernpunkt für mich herauslesen, dass sich die Füße eigentlich gar nicht selbst bewegen sollten, sondern etwas überspitzt formuliert einfach nur locker unten dran hängen. Wenn dann die Bewegung von oben beginnt, wird der Fuß automatisch korrekt „mitgeschleppt“ und setzt so auf, wie die Natur das vorgesehen hat. Und dann ist egal, ob wirklich der Ballen oder die Ferse oder irgendwas anderes zuerst den Boden berührt, denn auch das sollte flexibel sein, je nach Untergrund und sonstigen Gegebenheiten.

Meine Erkenntnis war schlicht und einfach, die Beine beim Laufen zu heben! Das klingt komisch, meint aber, dass ich die Oberschenkel benutze, statt die Sprunggelenke. Das nimmt viel Belastung weg. Genaugenommen beginnt die Bewegung im Psoas Major, der Muskel, der den Oberschenkel anhebt, dann folgt der Unterschenkel und am Ende die Füße, die im Idealfall locker hängen und nicht mehr viel arbeiten müssen. Erst wieder beim Abstoß. Aber wenn man kurze Schritte macht und den Fuß nicht weit vor dem Körperschwerpunkt aufsetzt (wie meistens mit Schuhen), braucht man auch für den Abstoß nicht so viel Kraft, was sich auch wieder schonend auswirkt.

Optimal ist es, wenn man dabei die vertikale Bewegung minimiert, so dass der Oberkörper nicht auf und ab hüpft, sondern auf einer Linie „dahinschwebt“. Die Bewegung sollte wirklich nur aus den Beinen kommen. Das braucht etwas Übung, bringt aber viel. Damit bin ich viel effizienter geworden, also schneller bei weniger Anstrengung und mir tut nichts mehr weh, weil die Füße dabei sehr weich aufsetzen.

Schau Dir mal an, wie Mr. Bean hier ganz am Anfang läuft.

Das sieht natürlich absichtlich albern aus und er hat auch etwas Rücklage, was nicht so sein sollte. Aber sein Oberkörper bewegt sich kaum auf und ab und er macht sehr kurze Schritte, was sehr mühelos aussieht. Abgesehen von der viel zu steifen Oberkörperhaltung ist das der perfekte Vorfußlaufstil! Ehrlich! Das kommt ziemlich nah an meinen Laufstil ran :rofl:

Und falls ich mit Mr. Bean jetzt meine ganze Kompetenz verspielt habe, verweise ich noch auf Anna McNuff und dieses schöne Interview:

etwa ab 3:37 erklärt sie ihren Laufstil, der es ihr ermöglicht, fast 4000km barfuß durch GB zu laufen. Der Schlüsselsatz lautet:

„I’ve ended up with this sort of gliding high cadence shuffle swan thing, that looks ridiculous, but it’s very efficient for long distances barefoot running.“

Ab ca. 7:00 zeigt sie es nochmal deutlicher, wobei sie betont, dass es wichtig ist, nicht auf den Zehenspitzen zu laufen, sondern flach und auch mit der Ferse aufzusetzen („front-back“), weil damit die Federwirkung des Längsgewölbes zum Tragen kommt („because that’s where all your spring and support comes from“) und weiter:

„…I’m trying to keep my shoulders level […] and then glide along like a swan.“ :swan:

Außerdem sagt sie den wunderbaren Satz über das Verhältnis von Theorie zu Praxis:

„The only way to learn to run barefoot is to run barefoot“

Besser kann man nicht schließen. Viel Erfolg! :footprints: :running_woman:

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