Barfuss Reisen!

Ups…zurückwink …

Leider - genau passend zum Thema - kann ich nun über ein sehr sehr unangenehmes Erlebnis vom letzten Wochenende berichten.
Eines, mit dem ich nach 20 Jahren Reisen ohne Schuhe längst nicht mehr gerechnet hatte !

Ich hatte mir drei Tage Kurzurlaub in Friedrichshafen gegönnt (ich wollte ins Dornier- und ins Zeppelinmuseum), zuvor schon entsprechend das Hotel
(das CAP Rotach) aufgrund der freundlichen (!) Rezensionen ausgesucht und gebucht.

Als ich abends dort ankam wurde ich schon von der Empfangsdame sehr ruppig (!) abgefangen und darauf hingewiesen „dass das hier nicht geht!“.

Als ich ihr erklärte dass ich seit zwanzig Jahren schuhlos lebe, diverse - auch Sternehotels und Restaurants (z. B. Vincent Klink !!!) - Konzerthäuser und und … problemlos besucht hatte holte sie den Chef, der mir ebenso ruppig erklärte dass eine Übernachtung SO nicht in Frage käme und dass er die Buchung stornieren werde.

Auch als ich im sagte dass ich sogar als Barfüßer Werbeträger für den Schwarzwaldtourismus bin (im Internet abrufbar unter „Schwarzwaldtourismus GmbH“ und dort unter „Schwarzwälder Köpfe“) [1] kam nur kurz „Wir fangen das hier gar nicht erst an !“

Nun hatte ich zum Glück (wo sollte ich denn am späten Abend noch eine Unterkunft finden?) wegen meiner kürzlich hier berichteten Erfahrung mit einer nicht umgehbaren längeren Passage durch Streusalz mit den ebenfalls hier beschriebenen Folgen vorsichtshalber diesmal (und nur deswegen!) die Minimalschuhe im Rucksack vergraben.

Mit denen war er dann - nachdem ich die ihm aber erst vorzeigen musste (!) einverstanden.
Ich musste dann von der Rezeption außen rum zum Hoteleingang - und ich war noch keine drei Schritte drin als mich besagte Dame wieder abfing - die war offensichtlich durch die Küche zum Eingang geeilt um mich zu kontrollieren.
Tja, im Treppenhaus hinsetzen war also nicht - ich sollte die allen Ernstes draußen im Regen stehend anziehen!

Danach bin ich dann noch in ein Restaurant direkt um die Ecke, habe die Schuhe dann aber angelassen weil ich zu faul war die wieder aus- und vor dem Hotel wieder anzuziehen. Saß dort in einer Nische und hörte zufällig wie jemand sich beim Wirt auslässt „über einen der barfüßig im Hotel aufgetaucht sei“

Ich bin dann um die Ecke und habe mich zu erkennen gegeben. Es war der Hausmeister - und offensichtlich hatte man das Personal schon per Intranet instruiert mich zu überwachen.

Am nächsten Morgen beim Frühstück dann von der Ablösung, die mich ja noch nicht kannten, wieder ein prüfender Blick, allerdings mit Bedauern - die konnten ja auch nichts dafür.
Das Hotel war übrigens so gut wie leer, der dem Hotel angeschlossene Campingplatz in Winterpause, beim Frühstück saß ich dann an beiden Tagen mit nur einem weiteren Gast. Also auch niemand der sich daran hätte stören können!
Das Frühstücksbuffet war daher auch längst nicht so toll wie in den Rezensionen tlw. beschrieben, dafür habe ich aber bei dieser Unterbelegung volles Verständnis. Zeigte mir aber dass das Haus wirklich nicht überfüllt war.

Grundsätzlich steht hier ja das Hausrecht - obwohl man mir den entsprechenden Passus nicht zeigte. Es war aber in dieser Art und Heftigkeit der Reaktion absolut unangemessen und demütigend.

Ich werde da auch noch mal entsprechend reagieren.
Eine Rezession schenke ich mir aber, weil das erstens sicher keine Einsicht bewirkt und zweitens eher spaltet - ich denke dass da durchaus auch einige auf Seiten des Hotels stehen würden.

Weder in den an diesen Tagen noch aufgesuchten Restaurants noch im Dorniermuseum (sehr lohnend!) gab es dann aber die geringsten Probleme.

Leider muss ich aber auch die hier schon geäußerte Ansicht, dass Minimalschuhe eben doch Schuhe sind und die Gangart ändern voll bestätigen.
Am nächsten Tag taten mir die Waden (!) weh, am Abreisetag bekam ich dann beim Bücken, um die Schuhe fürs Frühstück zu binden, heftigen Rückenschmerz - etwas, was ich längst überwunden zu haben glaubte.
Aus diesem Grund musste ich dann das Zeppelinmuseum canceln und die Heimreise wurde zum Abenteuer, einmal weil ich kaum noch sitzen konnte, zum anderen weil dann auch noch der Zug wegen eines „Notarzteinsatzes im Gleis“ vor Bad Krozingen definitiv endete.
Nachdem er zuvor wegen „einer Weichenreparatur“ schon außerplanmäßig in Schliengen hängengeblieben war! So dass ich meine Liebste dann bitten musste mich mit dem Auto von dort abzuholen.

Es gab allerdings auch zwei sehr ungewöhnliche, erfreuliche Begegnungen:

Zum einen, als ich noch etwas ratlos an der Haltestelle stand und ein junger Mann mich spontan mitnahm und sogar bis an den Bahnhof fuhr. Er stellte sich mit Namen vor und bat mich beim Aussteigen „mir noch etwas mitgeben zu dürfen. Er sei Christ - und Jesus würde auch mich lieben“

Ich war erst mal ziemlich irritiert, konnte dann allerdings nicht anders als ihm zu antworten „…dass sich das ja wohl gerade eben bewiesen habe.“ :slight_smile:
(Ich wollte ihn nun wirklich nicht mit meinen schlimmen Erfahrungen mit der anderen Art von „Christen“ enttäuschen.)

Und dann das zweite Erlebnis am Stadtbahnhof: Ich fragte ein junges Paar im Häs (woraus ich schloss dass sie einheimisch seien) ob es in der Nähe eine Apotheke gäbe?

Worauf sie mir entgegnete: „Sie haben Schmerzen und brauchen ein Schmerzmittel - ich sehe es ihnen doch an !“
… und zog aus ihrer Handtasche eine Ibuprofen !

Damit habe ich dann die Rückfahrt einigermaßen überstanden …

Trotzdem werde ich in Kürze auch weiterhin schuhlos verreisen - auf Madeira gibt es kein Streusalz und nach der achten Reise dorthin weiß ich auch wie problemlos das ist.

Immerhin, die krasse Ausnahme, vor allem in DIESER Art und Weise - ich lasse mich deswegen nicht entmutigen …

Graf Zeppelin wird nachgeholt, dann aber in einer anderen Unterkunft…
wahrscheinlich dieser - das scheint ja perfekt zu passen :slight_smile:

Werde mich aber künftig vorher entweder rückversichern ob ich willkommen bin oder mir gleich eine weitere Alternative suchen - bei acht Grad und Nässe am Abend mit der Aussicht die Nacht im Freien verbringen zu müssen ist nicht so prickelnd …

PS: Übrigens finde ich es interessant dass gerade dieses Hotel mit der Beschäftigung von Behinderten wirbt. Insofern wäre es ja auch nicht ganz abwegig gewesen mich mal nach den Gründen dafür zu fragen…


  1. Ich fürchte, Werbeträger für Friedrichhafen werde ich aber wohl trotzdem nicht mehr - ich sollte vielleicht mal bei der Tourismus-Info fragen wie sie das Ganze sehen :wink: ↩︎

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