Hallo zusammen,
ich war an Pfingsten in meinem Lieblingsmittelgebirge - oder auch: Deutschlands kaputtestem Mittelgebirge - dem Harz. Mit einem Schulfreund hatte ich im Mai 1990 zum ersten Mal den Brocken bestiegen, damals natürlich noch mit Schuhen, von der Eckertalsperre her und über eine Kaserne der Grenztruppen am Scharfenstein, wo wir tatsächlich in der Kantine einkehren konnten (es war ja noch DDR und ich war damals bei der Bundeswehr - komisches Gefühl!). Oben stand noch die Mauer um das ehemalige militärische Sperrgebiet und die vielen bewaffneten Sowjetsoldaten waren sichtlich irritiert bei den ganzen zivilen Wanderern, die plötzlich auf dem Gipfel umeinander liefen. Leider hatten wir Null Sicht damals, der Nebel war sehr dicht.
Mit eben diesem Schulfreund samt seiner Frau und meiner Familie ging ich nun wieder gemeinsam auf den Gipfel. Diesmal war ich barfuß und wir entschlossen uns zum Start in Oderbrück, weil wir auch dort viele gemeinsame Erinnerungen aus der Schulzeit hatten.
Abgesehen davon, dass der Wald inzwischen fast vollständig abgestorben ist (Monokultur + Borkenkäfer war zu viel für die alten Fichten), ist es eigentlich eine ganz schöne Tour: durch das Bodemoor, am Dreieckigen Pfahl (ehem. Dreiländereck) vorbei und dann über den Goethebahnhof, entlang der Brockenbahn bis zum asphaltierten Versorgungsweg auf den Gipfel (siehe hier).
Ursprünglich wollte ich hier schöne Bilder der tollen Wanderung präsentieren, aber meine Empfehlung ist eher: keine Empfehlung! Zumindest nicht für den Barfußgenuss. Wie bereits vor ein paar Jahren beschrieben ist der Harz einfach kein empfehlenswertes Barfußwandergebiet.
Es gibt zwar zwischendurch immer wieder schöne Wege und tolle verwurzelte oder moorige Gebiete, die so abwechslungsreich wie schmeichelhaft für die Fußsohlen sind, aber der Massentourismus hat auch hier dafür gesorgt, dass viele der eh schon steinigen Wege nochmal zusätzlich geschottert wurden. Vermutlich um einerseits der Erosion entgegen zu wirken, aber auch, um die Wanderwege im zweifelsfall befahrbar zu machen für Forst- und Feuerwehrfahrzeuge. Hier ein paar Bilder vom letzten Wochenende:
Am Sonntag sind wir um den Oderteich gegangen, die Wege sind überwiegend toll:
Auf dem Weg zum Brocken ging es am Montag erstmal durch das Hochmoor Bodebruch (der vermutlich schönste Abschnitt der Tour, vor allem für die Füße):
Es folgt die Grenzüberquerung von Niedersachsen nach Sachsen Anhalt beim Dreieckigen Pfahl, früher die Grenze vom Königreich Hannover zum Herzogtum Braunschweig
Anschließend geht es ein Stück über den rauen Beton des früheren Patrouillewegs bis zum Goethebahnhof, wo wir auf die Harzer Schmalspurbahn treffen, die von Wernigerode auf den Gipfel fährt.
Oben wurden wir mit einem schönen Ausblick belohnt, hier über Teufelskanzel und Hexenaltar zum Wurmberg (links):
Gute Sicht ist nicht selbstverständlich. Heinrich Heine hat angeblich ins damalige Gipfelbuch geschrieben: „Viele Steine | Müde Beine | Aussicht keine | Heinrich Heine“. Stimmt wahrscheinlich nicht, ist aber gutes Marketing. Ihm ist ein Gedenkstein dort gewidmet. Goethe natürlich auch, nach dem im Harz sogar ein Wanderweg benannt ist:
Die „Brockenuhr“ rund um den Gipfelstein besteht aus vielen Wegweisern zu Bergen und Städten, das Gipfelplateau ist an dieser Stelle fein gekiest:
Der Gipfelrundweg besteht ansonsten aus grobem Schotter (siehe oben bei Goethe), Naturweg mit vielen Steinen und den verwitterten groben Betonplatten aus DDR Zeiten:
Und noch ein paar Bilder …
Insgesamt war ich 18km unterwegs (mit 560 Höhenmetern), grundsätzlich ging alles ganz gut barfuß, wenn man gut in der Übung ist. Aber der Untergrund ist halt durchgehend sehr rau und gegen Ende hatte ich kein Bock mehr darauf und habe deswegen meine Wandersandalen angezogen. Repräsentativ sowohl für den Wald als auch den Untergrund ist dieses Bild vom Rückweg nach Oderbrück:
Aber ich wäre nicht ich, wenn ich nicht alles mit Humor nähme. Also auch wenn der Wald und der Schotter kein Grund für Freudensprünge waren, die torfigen Wegabschnitte waren es allemal:
Ein Bekannter von der See wusste nicht, wie sich Wanderer Glück wünschen (ich weiß es auch nicht) und wünschte mir „Gut Schuh“
Dann doch eher die Formel von Martl Jung: Fuß zum Gruß
Forbi