Das Fußkleid der Steinzeitmenschen

Ein beliebtes Thema hier ist ja immer die Darstellung von Steinzeitmenschen, insbesondere bezüglich Barfüßigkeit, und auf Spiegel online wurde letzte Woche ein neuer Tiefpunkt erreicht: Ein Artikel über Fellbekleidung hat als Illustration ein Foto, wo Menschen im Frühlings - oder Sommerwald mit unförmigen Fellumwicklungen der Füße unterwegs sind. Ich finde das Foto so absurd, dass ich immer wieder darüber lachen muss. Wer so etwas produziert oder zur Anschauung verwendet, hat wirklich jeden Bezug zur Körperlichkeit verloren.

Anderseits waren wir heute bei stürmischem Wetter im Museum Schloss Gottorf (Schleswig), wo steinzeitliche Fundstücke aus Schleswig-Holstein präsentiert werden. Auf keiner der (wenigen) Darstellungen von jagenden und sammelnden Menschen waren bekleidete Füße zu sehen, da war ich dann doch zufrieden😃

LG, Nilius

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Man ist ja in den vergangenen Jahrhunderten in diversen Erdteilen auf zahlreiche steinzeitliche Jäger- und Sammler- oder Wanderfeldbaukulturen gestoßen und hat die immer barfuß angetroffen.
Etwas absurd wirken auf mich jetzt Fotos, wenn diese Menschen weitgehend nackend für die Touristen auftreten und dabei knatschbunte Plastikflipflops tragen …

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Hallo nilius,

da muss ich doch tatsächlich einen Post aus dem alten Forum verlinken. Genau zu dem Thema hatte ich nämlich vor Jahren mal einen Fachmann vom Steinzeitpark Dithmarschen angeschrieben und eine sehr aufschlussreiche Antwort bekommen. Fazit war: man weiß es nicht, ob und wie viel die Leute in der Steinzeit mit Schuhen unterwegs waren. Darstellungen mit nackten Beinen aber dicken Fellstiefeln sind sicher absurd, aber so ganz schuhlos waren die vermutlich auch nicht. Und es hängt stark davon ab, welche Region man betrachtet.
Er wollte diesen Gedanken aber für weitere Ausstellungen mitnehmen. Vielleicht hat sich das ja in Schleswig-Hostein rumgesprochen?! Das wäre natürlich ein riesen Erfolg meiner damaligen Anfrage.

Hier geht’s zum Beitrag

Grüße
Forbi

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Ja, Deinen Beitrag hatte ich vor kurzem gelesen, saugut! Dithmarschen ist ja gleich hier um die Ecke, gut möglich, dass Dein Experte in Gottorf Einfluss hatte. Ich zweifle auch nicht daran, dass Sohlen oder Fellschuhe verwendet wurden.

Die Ausstellung mit tausenden Werkzeugen hat mir aber wieder vor Augen geführt, mit welchem Einfallsreichtum die Menschen der Steinzeit ihre Methoden zum Überleben weiter entwickelt haben. Sicherlich waren sie uns bei der selbst- und Naturbeobachtung weit überlegen. Und wussten, wer im Sommer mit Fellschuhen unterwegs ist, wird den Winter nicht durchstehen.

Allerdings Frage ich mich schon, ob sie wohl die aufwendig erworbene Winterkleidung bei den Wanderungen im Sommer mitgeführt haben oder sie irgendwo lagern konnten.:thinking:

Aus Respekt vermute ich, dass Sie gute Gründe dafür haben. Ich kenne Lateinamerika sehr gut (vor meiner Barfußumstellung) und würde dort auch sehr viel häufiger als in Deutschland Sandalen anziehen.

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Anders als heute hatten Verletzungen eine ganz andere Bedeutung. Sepsis, Blutverlust, Knochenbrüche wären damals wohl defakto ein Todesurteil gewesen.

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So, wie es @lsidor sagt. Siehe auch im alten Forum der Thread Wikinger und Schuhe, von mir damals angezettelt als Rückmeldung zu einem interessanten Gespräch, das ich mit den Leuten vom Fotevikens Museum bei Malmö geführt hatte (Wikingerdorf, viel auch experimentelle Archäologie). Fazit - wahrscheinlich haben die Leute - außer vielleicht mal im „sicheren“ Dorf, oder Kinder, die ständig aus allem rauswachsen, durchaus Schuhe v.a. als Schutz vor Verletzungen bei der Arbeit getragen.
Noch Nachsatz: Schuhe = zumeist aus Leder waren im Vergleich zu JEDER Art Textil hochverfügbar. Leder war viel einfacher und rascher herstellbar als jede Art Textil, egal ob Pflanzenfasern, Wolle, was auch immer, und weit robuster.

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