Der Junge, der mich im ersten Moment etwas in Verlegenheit brachte

Mich kann ja wirklich nicht mehr viel verlegen machen. Doch diese Junge war einzigartig.

Ich war am Samstag einkaufen. Und wie ich feststellen musste, schien das halbe Dorf zur selben Zeit die gleiche Idee gehabt zu haben. So kam es, dass die Schlange vor der Kasse ziemlich lang war (ja, es hat nur eine Kasse). Ich denke es warteten sicher 20 Leute. Ich war auf Position 5.

Und da kam dieser kleine Junge, vielleicht 7 oder 8 Jahre. Der Junge hatte wohl das Down Syndrom. Als er mich sah, schrie er quer durch den Laden (ja, er schrie es): „Der Mann ist barfuss“ und zeigte mit dem Finger auf mich. Und zur Sicherheit, falls es noch nicht jeder im Laden mitbekommen hat, doppelte er nach: „Warum bist du barfuss?“ und kam zu mir. Als ich die Augen aller Leute auf meinen Füssen ruhen sah, dachte ich wirklich: „oh, ist das peinlich“. Sogar die Dame an der Kasse beugte sich über das Warenlaufband und schaute zu mir und dem Jungen.

Und schon frage der Junge nochmals ganz laut: „Warum bist du barfuss?“. Erst dann reagierte ich und sagte dem Jungen ganz ruhig: „weil es wunderbar angenehm ist und weil ich deswegen keine Rückenschmerzen mehr habe. Das solltest du auch mal versuchen. Es ist sehr gesund.“ Und der Junge stand dann die ganze Zeit neben mir und starrte mich mit offenem Mund an, ohne noch etwas zu sagen. Es gingt langsam vorwärts und der Junge stand immer neben mir. Schritt für Schritt. Irgendwann war ich an der Kasse, bezahlte und sagte dem Jungen im Vorbeigehen: Tschüss". Und der Junge entgegnete ganz leise: „Tschüüüsss“…

Im Nachhinein gesehen war es irgendwie niedlich.

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Du hast sehr gut reagiert und in dieser Situation Selbstvertrauen gezeigt.

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Sehr gut! Ich find’s cool, wenn Kinder keine Hemmungen haben und ihre Gefühle (das war es wohl in dem Moment - ein Gefühl) laut rausschreien. So wie es mir auch letztens passiert ist, als ein Junge mich lautstark für verrückt erklärte :rofl:

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Ein „Kaiser ist nackt“-Moment?
Ja, da geht nur „dazu stehen und sich nicht verstecken“. Während ich in den allermeisten situationen meine freien und unbeschwerten füße nicht zum thema mache (schließlich betrachte ich das als völlig legitime und eigentlich auch nebensächliche stilentscheidung), wenn es schon jemand anspricht, gehe ich mit dem universalargument „das ist gesund“ in vorlage, bevor irgendwer mit „das ist schädlich/gefährlich“ kommt. Punkt 2 (macht spaß, ist praktisch, fühlt sich gut an) wird dann je nach situation und notwendigkeit gebracht (auf grobschotter muss ich zugeben, das macht auch mir keinen spaß, ist aber nicht grund genug, mich mit schuhen zu behängen).

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Ich glaube, so eine Situation muss niemandem peinlich sein. Man könnte den Spieß dann auch umdrehen und als Antwort auf die Füße des Jungen zeigen und ebenso laut rufen:

„Der hat ja Schuhe an! Warum hast Du Schuhe an?“ :joy:

Okay, in dem speziellen Fall (Down Syndrom) vielleicht nicht unbedingt. Aber bei dem frechen Jungen neulich auf der Straße hätte ich das durchaus machen können. Muss ich mir fürs nächste Mal merken…

Irgendwelches Kindergebrüll „Mamaaa der Mann ist baaaarfuß“ oder ggf. (warum auch immer) „ist nackig“ quittiere ich meistens mit breitem Grinsen… Auf „warum bist Du barfuß“ sag ich meistens „einfach so“, oder „weil’s Spaß macht“. Die ganzen ausführlichen Argumente und positiven Effekte (gesund, geerdet, was auch immer) legt sich ein barfüßelnder Mensch doch - ganz ehrlich - meistens erst nachher zurecht, NACHDEM die ersten Fragen unvorbereitet zu Verlegenheit geführt haben. Zumindest könnte ich für mich kein einzelnes zündendes Motiv angeben, warum nun genau ich im Alltag barfuß gehe. Eben einfach so, Just for fun, weil ich’s kann. Und - tiefer nachgedacht und von mir ganz ehrlich auch so kommuniziert, wenn sich tiefergehende Gespräche ergeben: im Motivationsmix ca. 5% gelebter Nonkonformismus aka „Bürgerschreck“.
Ich geb mir auch keine Mühe, das einfach so umzudrehen, wie @Forbi vorschlägt. Schuhe zu tragen ist nun mal „normaler“ = die Mehrheit, aber ich finde eh, daß eigentlich sich niemand für irgendwas rechtfertigen müssen sollte, egal ob bf, beschuht, mit Wollhandschuhen auf Händen hüpfend oder wie auch immer. Mein Textbaustein: angenehme, undogmatische „Scheißegalizität“.
Ich glaub, ich würde nur mit 'nem naiven „warum?“ kommen, wenn da irgendwer draußen auf der Straße kräht „das ist aber verboten“. Ist mir aber schon seit Ewigkeiten nicht mehr begegnet.

Gesundheit ist meine erste antwort, nicht aber die erste motivation. Es fühlt sich einfach super an und das sollte schon für sich reichen. Bürgerschreck-motivationen sind mir fremd, eher die idee von freiheit: ganz einfach alles tun zu dürfen, das niemandem schadet.
Und wir sind kein exclusiver club. Wenn jemand wirklich neugierig ist, sage ich: Das kannst du auch. Vielleicht nicht mit genuss in gewissen grenzsituationen (temperatur/boden) aber in sehr vielen situationen, in denen die meisten überhaupt nicht drauf kämen.

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Klar, das ist dann für die gelegentlichen sehr erfreulich-anregenden tiefergehenden Gespräche.

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Die Antwort passt auf jeden Fall immer! Obwohl ich auch schon hören musste, dass es evtl. etwas überheblich rüberkommen kann. Hängt immer von der Fragestellung ab, bzw. ob die Frage schon patzig formuliert war. Dann passt es auf jeden Fall. „Weil ich’s kann“… Bäm, Oida!


…weil ich’s kann!

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Hallo zusammen!
Begegnungen mit Kindern sind immer spannend.
Da weiß man nie wie die Reagieren.
Die letzte, beim Wandern in Südtirol, war schon bezeichnend dafür was die Eltern den Kindern mitgeben.
Als die Kleine sah das ich Bf im Wald unterwegs bin war ihre erste Frage gleich „…und was ist mit Zecken?“
Sie sieht Bf gleich Gefahr!
Die meisten Kinder sehen einen aber nur mit großen Augen an!

Grüße
Rainer
rainergehtbarfuss

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Zecken kann man sich immer einfangen, egal ob mit oder ohne Schuhe! Da unsere ganze Familie Orientierungslauf im Sportverein macht und wir fast jedes Wochenende durch irgendeinen Wald rennen (nicht auf den Wegen → mitten durch den Busch!), sind wir ziemliche Zecken-Experten. Und diese Läufe machen wir alle mit Schuhen. Ich glaube nicht, dass die Gefahr barfuß größer ist, sich eine einzufangen. Man muss halt abends immer genau alles absuchen, vor allem die warmen Stellen: Kniekehle, Achselhöhle.
Ich habe unterwegs sowieso fast immer meine Splitterpinzette dabei, die eignet sich auch gut, um Zecken damit zu entfernen. Mit den speziellen Zeckenzangen komme ich nicht klar, da reiße ich immer den Kopf ab. Und Zeckenkarten sind der größte Unsinn, unsere Zecken hier sind so klein, die kann man damit nicht anzatzweise ergreifen.

Dieses große Exemplar vom 1. Mai ist dagegen schon die Ausnahme:

Ich habe gute Erfahrung damit gemacht, sie hat zusätzlich einen extra kleinen Schlitz:

Ich finde jetzt, das ist kein vom Kind gebrachtes Gegenargument, sondern da hat sich das Kind (sei es wegen Erziehung der Eltern, sei es aus eigener Erfahrung) mal mit einem tatsächlich relevanten Punkt in dem Zusammenhang befasst. Natürlich müssen wir als Barfüßler*innen uns ein bißchen anders mit Zecken befassen als Leute, die sich „zeckendicht“ kleiden = bei unsereins ist es vielleicht eher „Standard“, nach einem Aufenthalt draußen sich nach den Biestern abzusuchen und fertig.

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Ich reagiere in solchen Situationen spontan und situationsbedingt - je nach Art wie das rüberkommt und wie ich gerade drauf bin - kommunikativ oder eher in Eile.

Kinder sind ohnehin immer spontan - und bilden oft das ab was die Erwachsenen ihnen vorleben.

Mögliche Reaktionen meinerseits:

„Weil ich mich so wohl(er) fühle.“
„Warum nicht ???“
„Ich hasse Schuhe“
„Ich habe meine Schuhgröße nicht bekommen“
„Weil die wasserdicht, abwaschbar und selbstreparierend sind“
„Ich spare gerade erstmal auf Handschuhe“
„Oooh … danke für den Hinweis !“
„Die konnten mein Tempo nicht mithalten - die kommen nach“
Oder aufgeregt suchend umherschauen: „WER? Wo?“

Den schönsten- lautstarken" Ausruf eines ca. Vierjährigen empfand ich aber:

„MAAMA! Schau mal, der Mann hat FÜßE an!“

(Die ziehe ich schon morgens beim Aufstehen an und trage sie den ganzen Tag) :slight_smile:

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Da halte ich es mit Loriot, der gerade 100 geworden ist und uns die unsterbliche antwort auf vieles gegeben hat: ein etwas erstauntes „Ach was!?“
Wie bei „Oida“ kommt es aber sehr auf den ton an, in dem das gesagt wird.

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Das ist aber schon Loriot original!

Stark, wie du reagiert hast!