Es gibt viele Gründe, weshalb es sich lohnt Barfuß zu laufen. Mich würde aber interessieren, was Eure Hauptmotivation ist, weshalb ihr es nicht mehr missen wollt.
Ich mache gerne den Anfang: Für mich ist es der zusätzliche Tastsinn, den man durch das Barfußlaufen wieder zurück bekommten hat. Das Spüren von Wärme, Kälte, Trockenheit, Feuchtigkeit und der Beschaffenheit des Bodens. Jeder Schritt löst in mir ein Glücksgefühl aus, den Untergrund zu spüren und so eine Verbundenheit zur Natur zu haben. Und dieses Gefühl habe ich immer wieder, Schritt für Schritt, Tag fur Tag. Um diese Neugierde zu befriedigen, erkunden ich täglich neue Wege, gehe gezielt durch Kies, Schlamm, in Flüssen entlang, durch knisterndes Laub und erfreue mich jedesmal aufs Neue den Untergrund zu spüren.
Bei mir ist auch das Gefühl unter den Füßen etwas zu spüren einer der Hauptgründe: für mich persönlich darf es allerdings gerne warm und trocken sein. Ich mag zum Beispiel an Sommerabenden das Gefühl mit nackten Sohlen die von der Sonne tagsüber aufgeladene Teer- oder Betondecke zu spüren wenn gleichzeitig die Lufttemperatur schon zurück gegangen ist. Irgendwie ein fantastisches Gefühl
Schade, jetzt bin ich bei der Bezugnahme auf den Eingangspost abgeschweift, weil es ja eigentlich um den Nummer 1 Grund geht
Der Nummer 1 Grund unter dem Strich ist die Einheit von Bequemlichkeit, Freiheit und „Leichtigkeit“ an den Füßen, die das Weglassen von Schuhen bietet.
Ich habe, denke ich, keine echte Nummer eins. Es fühlt sich richtig an, Schuhe fühlen sich falsch an (obwohl ich im Winter für sie dankbar bin - ich bin gerne länger draußen unterwegs). Ich trage auch keine Mütze, wenn ich sie nicht brauche, ebenso wenig, wie ich dann Handschuhe trage. Alle drei - Mützen, Handschuhe, Schuhe -, sind Körperend-Bekleidungen; man trägt sie an Stellen, wo man den Körper exponiert. Aber nur Schuhe haben bis heute den Status als gesellschaftliche Norm erhalten, bei Kopfbekleidungen gab es vor etwa einem Jahrhundert eine Art gesellschaftliche Revolution. Davor war es verpönt, das Haus ohne Kopfbekleidung zu verlassen; man war „barhaupt“ und wurde zum Gespött der Leute. Irgendwann ist das ein paar beherzten Zeitgenossen zu bunt geworden, und die Hutpflicht wurde gekippt. Ich hoffe ja bis heute, dass das bei Schuhen auch einmal geschieht - und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Ich mag auch den warmen Boden zu spüren. Nach einigen Metern bekommt man irgendwie ein Gefühl von unendlicher Freiheit. Wobei das je mehr man barfuss unterwegs ist irgendwie nachlässt da es schon komplett zur Gewohnheit wird.
Das ist echt schwierig!
Die Nr. 1 zumindest im chronologischen Sinne ist für mich die Befreiung von Verspannungen, die sich in erster Linie in Form von Rückenschmerzen äußerten. Insofern DER Hauptgrund: Meine Gesundheit.
Aber dann kommt halt das eine zum anderen und schließlich ist ganz einfach so, wie @ChristophC schreibt: es fühlt sich falsch an, Schuhe anzuhaben.
Neben vielen anderen Gründen (allen oben bereits erwähnten), bin ich schlussendlich zu der Erkenntnis gekommen, dass dauerhaftes Tragen von Schuhen nicht artgerecht ist.
Es wird heutzutage immer mehr darauf geachtet, dass Tiere artgerecht gehalten werden, aber die Menschen haben verlernt, selbst artgerecht zu leben. Falsche Ernährung, mangelnde oder falsche Bewegung, alles übertreiben, was man tut… da sind Schuhe nur ein kleines Teil des Puzzles. Aber mit irgendwas muss man ja anfangen.
Häufig braucht es einen Anstoß, um sich dessen bewusst zu werden. Schmerzen in der Achillessehne veranlassten mich, barfuß zu gehen und bewusster darauf zu achten, wie ich mich bewege.
„Dank“ eines anderen gesundheitlichen Rückschlags stelle ich gerade meine Ernährung um, weg vom Gewohnten, näher hin zum Artgerechten.
Schade, dass ich erst mit Mitte 50 zu diesen wichtigen Erkenntnissen gelangt bin. Vielleicht wird man mit zunehmendem Alter schlauer (qed), aber es wird auch immer schwieriger, sich umzustellen und Gewohnheiten abzulegen.
Mein „Nummer 1 Grund“ ist mit den Jahren immer wieder mal ein anderer gewesen.
Die Gesundheit war interessanterweise nie darunter.
Im Moment, oder genauer: seit längerem, ist es einfach meine ganz normale Art, zu leben.
Meine Nummer 1 war zunächst meine Gesundheit, ich wollte meine Schmerzen loswerden. Sehr bald habe ich gemerkt, wie gern ich den Untergrund spüre. Daher würde ich mittlerweile von mir sagen, ich habe zwei Nummer 1!
Sehe mich zwar noch als recht frischer Barfußläufer aber ich freue mich immernoch wenn ich auf einer Strecke wechselnde Untergründe habe. Waldweg, Gras, Asphalt, Sand, warme/kalte Untergründe, … Mit Schuhen hätte mich das weder interessiert noch hätte ich einen Gedanken daran verloren. Im Gegenteil, ich hätte Pfützen oder matschige Stellen eher gemieden um meine Schuhe nicht unnötig dreckig zu machen
Es fühlt sich gut an! (von „interessant“ bis „super toll“ je nach oberfläche)
Alles andere kommt danach (gesundheit, praktisches, billig & einfach, unkonventioneller stil).
Wenn mich aber jemand fragt und dabei irgendwie konfrontativ wirkt, führe ich die gesundheit als erstes an, aus argumentationsstrategie: Wenn ich die gesundheit argumentativ bereits vereinnahmt habe, laufen bedenken hinsichtlich hygiene und verletzungsgefahr eher ins leere.
Wieviele der Gründe suchen wir uns nicht erst dann zusammen (und sortieren sie nach Priorität), wenn wir irgendwann glauben, uns irgendwie rechtfertigen zu müssen und dann irgendwas „plausibles“, am besten noch mit Quellenangabe und Referenzen haben zu müssen?
Ich kann so beim besten Willen nicht ansatzhaft einen Nummer-1-Grund angeben. Ich kann ja auch nicht im Mindesten sagen, weshalb nun ganz genau ich angefangen habe, bf zu laufen. Das war vielleicht allerhöchstens Inspiration durch dies und das, vielleicht auch andere Leute, und irgendwann war die Zeit halt „reif“. Jede Begründung ist eigentlich bei Bedarf (= wenn mal wer fragen sollte) nachträglich aus allem, was an allen möglichen Gründen rumschwirrt, zusammengebaut.
Wenn ich recht überlege und unbedingt einen Grund, oder den Nummer 1 Grund schlechthin angeben müsste, damit mich niemand verhaut , dann ist das für mich doch am ehesten, ja, - Achtung, mein Textbaustein - tatsächlich der „Bürgerschreck“, aka gelebter Nonkonformismus.
Alles andere (Gesundheit, Abhärtung, Erdung, was auch immer) ist dann eine allgemeine Aufzählung der Vorteile und positiven Nebeneffekte, die ich gerne bf genieße und dankbar als Begründungen aus dem Ärmel schütteln kann, aber die nie der Anlaß waren, die Schuhe wegzulegen.
Zusammengefaßt sag ich auf die „warum“-Frage am ehrlichsten „warum nicht“, oder „einfach so“ oder „just for fun“ oder „weil ich keine Schuhe brauche“. So einfach.
Ich denke, es gibt kaum leute, die nur aus „vernunftgründen“ barfuß gehen, ohne dabei auch genuss am sinnlichen erlebnis zu verspüren.
Dagegen gibt es viele, die aus „vernunftgründen“ glauben, es sei nötig, schuhe zu tragen, auch wenn sie dabei vielleicht gar keinen genuss empfinden. (Die meisten haben das wohl nie hinterfragt, sondern tun einfach das, was man eben so tut.)
…keine Rückenschmerzen / Fersensporn war eigentlich meine NR 1. Die gibt es eigentlich nicht mehr. Das freie Gefühl,alles spüren holen auf.
Auch die netten Gespräche deswegen sind was wert. War neulich barfuss auf ner Hochzeit und am Wochenende bei der Nacht der Museen. Nur nette Gespräche,so oft wurde ich früher nie angesprochen. Sogar die die eine Mitarbeiterin des Wilhelm Busch Museums war barfuss und sprach mich an.
Grundsätzliche Frage, jetzt, wo ich so die verschiedenen Antworten so durchlese:
Der Nummer 1 Grund, warum wir angefangen haben barfuß zu laufen?
Oder aus allen möglichen Motiven, auch aus denen, die sich mit der Erfahrung erst nach und nach dazu gesellt haben, DAS Motiv, das jetzt (und rückschauend betrachtet) das wichtigste wäre?
Noch tiefer gehend könnten wir fragen, warum wir überhaupt damit aufgehört haben, schließlich kommt niemand in schuhen zur welt.
Vermutlich, weil uns unsere eltern irgendwann eingeredet haben, das wäre nötig, bzw. uns gleich schuhe angezogen haben.
Eltern können es ihren kindern einfacher machen und ihnen ersparen, irgendwann gründe fürs barfußgehen finden zu müssen: Wenn die das nämlich „immer schon“ so gemacht haben und positive erfahrungen damit haben, stehen sie entsprechenden fragen vermutlich so ähnlich ratlos gegenüber wie wenn jemand im hochsommer fragt, warum jemand weder schal noch handschuhe trägt.