Firsties - Minimalschuhe

Liebe Foristi

Ich wollte schon lange mal meine Erfahrungen mit manchen Minimalschuhen teilen. Seit 6 Jahren habe ich unter dem rechten Ballen mitten drin eine Warze sitzen. Zunächst war nicht klar, was es war, und ich hatte mit der Zeit eine Odysse zu diversen Ärzt:innen hinter mir, bis klar war, worum es sich tatsächlich handelt.
Zunächst hat sie mich nicht sehr gestört, ausser ich trat mit genau der Stelle auf einen spitzen Stein, dann klebte ich vor Schmerzen an der Decke. Jedoch wuchs das Ding im Laufe der Jahre. Nun lebe ich in einer Region, in der es kaum Naturwege gibt. Fast alle Wege sind fies geschottert, so wie man es hier sehr schön sehen kann. Barfuss eine Herausforderung.



Da ich bis vor Kurzem einen Hund hatte, war ich gezwungen, mehrfach am Tag über solche Böden zu gehen. Durch die Warze wurde dies zunehmend unmöglich, aufgrund der Schmerzen. So war ich zunehmend gezwungen, auf Minimalschuhe umzuschwenken. Je minimalistischer, desto besser. Das sind meist Huaraches mit Zehensteg. Es kam mehrfach vor, dass der Zehensteg auf diesen Wegen durchscheuerte und ich dann barfuss unter Schmerzen weitergehen musste. Zudem wuchs die Warze, und ein Zehensteg konnte ebenfalls teils heftige Schmerzen verursachen. Also begann ich, nach Minimalschuhen ohne Zehensteg zu suchen. Ich werde einige davon bald hier vorstellen. Bei allen habe ich das Problem, dass ich sehr schmale Füsse habe und darum scheuern die Schuhe. Ich habe in fast jedem Modell Blasen.
Da stiess ich auf die Firsties https://www.firsties.eu/ aus Oesterreich. Sie versprachen endlich ein unbeschwertes Gehen, da es sich um Sohlen handelt, die man am Fuss festklebt. Rasch waren sie bestellt und geliefert. Sie kosten nicht viel, lediglich € 25.- und geliefert werden sie versandkostenfrei.
Sie kamen in einem kleinen hübschen kleinen Karton, darin diese selbstklebenden Sohlen. Eine Anleitung und eine mittels Zip verschliessbare Plastiktasche, in der man sie transportieren kann. Hier nach dem ersten Gebrauch.

Man sieht schön, dass es sich um Sohlen aus einem Schaumstoff handelt, der auf einer Seite mit einer Klebeschicht versehen ist. Diese wird mit dünnen Folien abgedeckt, damit man die Sohlen transportieren kann und sie nicht z.B. mit der Tasche zusammenkleben. Das kleine Plastiktäschchen macht also auch Sinn, um die Folien darin aufzubewahren, wenn man die Firsties am Fuss kleben hat. Sonst riskiert man, die Folien zu verlieren, zu zu zerknüllen - und man könnte sie nicht mehr verwenden.
Auf diesem Bild nochmals eine abdeckende Plastikfolie, die man halt dann immer dabeihaben muss, versehen mit dem Warnhinweis, dass die Sohlen sehr gleiten bei Nässe und glatten Böden. Dazu die mitgelieferte Anleitung.

Ich war etwas erstaunt, dass die Sohle nur aus dem Schaumstoff besteht, und die Sohle nicht verstärkt ist. Derlei Schaumstoffe sind in der Regel nicht dauerhaft und robust. Aber ich war bereit, mich überraschen zu lassen. Der Schaumstoff macht die „Schuhe“ ja auch sehr leicht.
Also angelegt! Beim Anlegen muss man gut drauf achten, dass man den Fuss so positioniert, dass es vor den Zehen noch etwas Platz hat, und dass die Zehen gut liegen und Platz haben. Ich denke, mit häufige Gebrauch wird man sie so schnell angezogen haben wie eine Sandale auch. Man braucht keine Hände, sobald die Folie abgezogen ist und die Sohle am Boden liegt, stellt man sich drauf.



Es fühlt sich komisch an, wenn auch die Zehen festgeklebt sind, aber wenn sie gut plaziert wurden, dann geht es ganz gut.
Die ersten Schritte versprachen einen sehr angenehmen Gehkomfort, ich würde damit kaum Schmerzen haben!



Auch das Aussehen gefiel mir, sehr unauffällig und der Fuss oben zur Gänze frei!
Sogleich ging es auf einen Spaziergang von einer Stunde Dauer, alles über Wege, wie ich sie eingangs vorgestellt habe. Es fühlte sich sehr gut an. Ich ging absichtlich auch mal durch nasses Gras, um zu testen, wie die Firsties halten: sie blieben brav kleben. Steil bergauf und bergab, alles kein Problem. Allerdings begannen mit der Zeit die Fussgewölbe zu schmerzen.
Wieder zuhause, liessen sich die Firsties ohne Probleme von den Füssen lösen. Allerdings braucht es dazu beide Hände, um sie schonend abziehen zu können. Die Füsse haben hinterher so gut wie keinen Klebstoff an den Sohlen. Man kann ganz einfach barfuss weiterlaufen, ohne das was an den Füssen klebenbleiben würde.
Dabei sah ich aber, warum meine Fussgewölbe zu schmerzen begonnen hatten:

Man kann es auf den Bildern noch nicht so gut sehen, aber ich habe noch nie so grosse Blasen in meinen Fussgewölben gehabt! Die waren an beiden Füssen gut und gern so gross wie zwei nebeneinanderliegende Eurostücke! Auf den Bildern sind sie erst im Entstehen begriffen. Da die Gewölbe auf unebenen Böden unweigerlich mit der Klebesohle in Kontakt kommen, sich aber dauernd bewegen, ergab sich Reibung und damit diese riesigen Blasen.
Die andere sehr negative Feststellung: Firsties sind tatsächlich nicht dauerhaft.
Nach nur einer Stunde war der Schaumstoff an den Ballen und Fersen plattgetreten und an einer Stelle gab es sogar ein Loch in der Schaumsohle.


Durchstichfest sind die also bestimmt nicht!

Fazit: Firsties taugen höchstens als absoluter Notbehelf über glatte Böden, über die man aber meist problemlos barfuss gehen kann. Höchstens noch über heissen Asphalt, solche Passagen sind in der Regel ja meist nicht von langer Dauer. Aber dafür die Firsties rauskramen, Folie ab, Füsse sorgfältig platzieren, weitergehen, nach 150 Metern wieder abziehen?! Das lohnt sich nicht. So aber sind sie nichts als Müll, kaum besser als Einmal-Fusssohlen zum Aufkleben, wie man sie gelegentlich finden kann.

Trotz dieses ernüchternden Tests habe ich es mir nicht nehmen lassen, die Sohlen zu waschen, wie es der Hersteller empfiehlt, ehe man sie wieder verwendet.


Es funktioniert wirklich, man kann sie hinterher wieder anziehen und sie halten wieder genau wie vorher auch. Es ist aber auch zu sehen, dass gewisser Schmutz von der Klebeschicht nicht abgeht. Mit der Zeit könnte das nicht mehr gut aussehen und vielleicht auch unangenehm werden.

Ich habe darauf verzichtet, sie bei Regen zu testen und zum Schwimmen im Fluss zu tragen. Ich hatte keinen Bock auf weitere Blasen. Zudem kann ich mir vorstellen, dass sie sich dann lösen würden, denn Nässe ist was Anderes als nasses Gras. Von vergleichbaren Einweg-Sohlen hatte ich gelesen, dass sie bei Nässe nicht gut halten würden. Auch über Firsties habe ich irgendwo was in die Richtung gefunden: Sie kleben bei Trockenheit und leichter Nässe, wie ich es getestet habe.

Schade, dass ich so negative Erfahrungen mit den Firsties gemacht habe. Die Idee an sich wäre ja gut. Ein Schaumstoff, der sich nicht plattdrückt, einer dünnen Vibramsohle unten aufgeklebt und die Klebeschicht nur da, wo der Fuss auch wirklich draufsteht, um Blasen zu vermeiden, und es würde sich durchaus um eine ernstzunehmende Möglichkeit bei trockenen Verhältnissen handeln.

Liebe Grüsse
Dorothea

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Hallo Montanara,

vielen Dank für die sehr ausführliche bebilderte Rezension. Sie ist sehr hilfreich bei einer (Nicht-)Kaufentscheidung.

Firsties scheint so ein Startup zu sein, wo jemand eine geniale Idee hatte, diese aber noch mit Schwächen umgesetzt hat.

LG
stromkabelsalat

Genauso kam es bei mir an. Daher am Ende meines Beitrages auch Ideen, wie das Produkt besser gemacht werden kann.

Liebe Grüsse
Dorothea

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@Montanara Ein genialer Bericht :+1:.

Hast Du mal darüber nachgedacht, Deinen Beitrag an den Hersteller weiterzuleiten? Wenn es ihm nicht nur ums schnelle Geld geht, ist er an solchen Erfahrungswerten und Verbesserungsvorschlägen sicher interessiert. Besonders die Passage mit den Blasen… oweia, dass sieht heftig aus und ich finde, so was geht gar nicht. Erst läufst Du Dir Blasen und dann musst Du davon auch noch die Klebesohle abziehen :weary:
Es wäre wirklich sinnvoll, die Gesamtklebefläche zu überdenken und sie evtl. nur auf die robusten Punkte wie Ballen + Ferse zu reduzieren.
So wie es jetzt ist, kann der Fuß ja nicht mehr ungehindert arbeiten, wie Du leider schmerzhaft erfahren musstest.
Auch der Materialverschleiß ist absolut nicht zeitgemäß.

Danke für Deine Erfahrungen mit den Klebesohlen :pray:

Liebe Grüße
Eva

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Ich bin da sehr skeptisch und glaube, dass es äußerst schwierig wird, diese „Erfindung“ zu verbessern. Im Bereich der Füße, und insbesondere der Fußsohlen, treten so große Spannungen auf, dass diese Technik meiner Meinung nach zum Scheitern verurteilt ist. Auch ist es fraglich, ob der großflächige Kontakt der Haut mit dem Kleber gesund ist. Die Blasen zeigen ja schon, dass er zumindest nicht unproblematisch ist :thinking:

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Ja, das denke ich auch. Danke für den Testbericht, Dorothea, aber ich habe mich schon häufiger über solche Klebesohlen gewundert und würde die auf keinen Fall als „Schuhe“ bezeichnen. Das Grundprinzip ist schon ein Wegwerfprodukt. Man kann es ein paar Mal wiederverwenden, aber irgendwann klebt es nicht mehr oder die Sohle ist kaputt. Was für ein Schrott!

Für solche Fälle sind selbstgemachte Huaraches definitiv die langlebigere Wahl. Ich habe zwei Paar: ein paar ganz dünne mit einer 4mm Sohle (das dünnste, was noch irgendwie stabil ist) und ein paar „Offroad-Huaraches“, die aus zwei Gummischichten bestehen, eine 4mm mit Profil und noch eine hellere 1,8mm Sohle oben drauf. Funktioniert super!

Für die Schotterwege, die Dorothea oben zeigt (ist das schon „Geröll“?), bieten sich vermutlich die original Tarahumara Huaraches an, die aus dem Gummi von Autoreifen gemacht sind.
Übrigens, kleiner Fun-Fact: die Luna Sandals sind ja genau diesen Autoreifen-Sandalen nachempfunden. Manuel Luna hatte damals ein Paar für „Barefoot Ted“ angefertigt, woraufhin der das Prinzip modernisierte und die Sandalenfirma gründete. Die Tarahumara bekamen zum Dank welche geschenkt, aber sie tragen sie nicht, weil - Achtung - „die Sohle zu dünn ist“. Jeder Minimalismus hat halt auch irgendwann seine Grenzen. :wink:

So sehen meine „dicken“ aus (viel zu dünn für Manuel Luna):

Grüße
Forbi

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Wie in meinem Startbeitrag erwähnt, sind Huaraches nicht ideal, da bei diesen Böden die Zehenstege durchscheuern. Darum bin ich auf der Suche nach Minimalschuhen ohne Zehensteg :wink:

Ich werde meine Verbesserungsvorschläge auf alle Fälle an den Hersteller weiterleiten.

Gesundheitlich habe ich keine Bedenken, jeder Minimalschuh gibt Gift ab, und Strassendreck ist auch nicht unproblematisch. Krank geworden (Hasenpest) bin ich durch Barfusslaufen über eine stoppelige Wiese.
Was eine Antibiotika -Therapie mit sich brachte, worauf mein Immunsystem kaputt war. Ich verletzte mich da, wo heute die Warze sitzt. Wegen des kaum noch existenten Immunsystems entstand aus der Verletzung die Warze, aufgrund der ich gezwungen bin, häufiger als mir lieb ist, Minimalschuhe zu tragen…

Liebe Grüsse
Dorothea
L

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Ja, deswegen erwähnte ich ja die Original-Huaraches aus Autoreifen. Erstens werden die mit Lederriemen gebunden, die länger halten und zweitens werden die Knoten so gesetzt, dass sie in den Rillen der Reifen versenkt sind und nicht durchscheuern können. Ganz schön schlau :wink:

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Ja, aber Du siehst unsere Feldwege. Da scheuert alles durch. Chalas z.B., bei denen die Riemen seitlich an den Sohlen befestigt sind, und die keinen direkten Bodenkontakt haben, auch das scheuert hier durch. Auch bei Original-Huaraches würde der Zehensteg durchscheuern. Dieser Schotter ist Kalk und scharfkantig.
Diese Wege sind der ultimative Härtetest für Minimalschuhe!

Liebe Grüsse
Dorothea

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Die FIRSTIES habe ich auch schon ausprobiert, habe sogar noch 1 neue Paar. Gelegentlich, wenn z. B. der Untergrund sehr ungünstig ist (Verletzungsgefahr), sind sie recht brauchbar. Allerdings sind sie spätestens nach dem 2. Mal Tragen nicht mehr sehr ansehnlich, kleben aber dennoch erstaunlich lange, aber sehr lange sind sie nicht haltbar, je nachdem wie oft und lange man sie benutzt. Häufiges Aus- und wieder Anziehen verursacht schnelleren Verschleiß als sie lange, z. B. mehrere stunden am Stück, zu tragen. Als ich vor ca. 3 Jahren (vor Corona) ein paar Exemplare gekauft habe, haben sie 15 € gekostet. Während Corona war die Firma plötzlich verschwunden. Jetzt gibt es sie wieder (mit neuer Website) aber die Firsties kosten jetzt € 28.- pro Paar. Das ist definitiv zu teuer, da sie nur relativ kurz halten.

Hallo Forbi
kann man diese Huaraches, die statt eines Zehenstegs eine Zehenschlaufe haben, irgendwo kaufen?
Mein Problem war bei den XERO Huaraches der Zehensteg, der viel zu schnell anfängt zu scheuern und zu schmerzen…

Das ist bei mir bei allen Huaraches aller Hersteller der Fall, weshalb ich Minimalschuhe ohne Zehensteg bevorzuge.
Zehenstege gehen schnell mal kaputt, wenn man oft auf Schotter gehen muss. Shamma z.B. macht Kunststoff-Plugs, die von unten durch die Sohlen gesteckt werden, um das Durchscheuern von Knoten zu umgehen. Jedoch auch die gehen früher oder später kaputt. Auf Schotter werden die brüchig. Mir ist mitten in einem heiklen Abstieg auf Schotter einer gerissen. Ich konnte barfuss weitergehen, aber nur mit Schmerzen an meiner Warze (heute ebenfalls schmerzhafte Narbe).
Es gibt Modelle, die ein sehr ausgeprägtes Profil haben, welches auch guten Halt gibt und in denen Knoten bzw. Plugs versteckt werden können, aber die haben dicke Sohlen, sodass man den Untergrund nicht mehr gut fühlen kann. Chala setzt solche Profilsohlen beim Modell „Alpini“ ein, welche keinen Zehensteg haben. Allerdings sind die Riemen dann seitlich so angebracht, dass sie am Untergrund scheuern. Da ich Minimalschuhe auf den hier weit verbreiteten Kalkschotterwegen brauche, scheuern die Riemen ziemlich schnell mal durch. Ich halte solche Modelle für meine Zwecke unbrauchbar. Sowas ist vertretbar, wenn man es nicht oft braucht. Wer aber täglich mehrere Stunden über so üblen Untergrund gehen muss, kann sowas in die Tonne kloppen. Ich weiss, ich sollte mal einen Testbericht über die Alpini hier einstellen….

Liebe Grüsse
Dorothea

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Nein, die sind selbstgemacht. Da ich die höchstens 3x im Jahr anziehe (eher weniger), sind die Knoten unten noch nicht durch. Ich suche aber auch schon länger nach einer haltbaren Lösung, selbst wenn die selten zum Einsatz kommen wird.