Wir alle kennen ja die üblichen - sich stets wiederholenden - mal mehr, mal weniger geistreichen Kommentare.
Nachdem ich gestern zum gefühlt fünfhundertsten Mal meinen
Platz-3-Favoriten[1] „Da sparen sie ja viel Geld!“ auf meine inzwischen über 20-jährige Barfüßigkeit vorgesetzt bekam konnte ich mal nicht anders:
"Ja, haben sie denn mein Buch noch nicht gelesen?
„Durch ‚Barfuß‘ zu Wohlstand und Eigenheim!“ ?
Manchmal wünschte ich mir dass der Datenschutz nicht so streng wäre und ich die Gesichter aufnehmen dürfte …
Platz 4 ist übrigens „Das soll ja sehr gesund sein!“
(Habe ich ja auch schon gehört - muß ich unbedingt mal probieren!)
Und Platz 5. „Ich gehe ja auch viel barfuß“
(Ja, und zufällig habe ich hier gerade mal Schuhe an - ich bin ja nicht zu Hause im Bad…)
Sorry, ich bin ja sehr kommunikativ und immer aufgeschlossen für interessierte und nette Gespräche, aber bei immer der gleichen Platte bin ich langsam etwas (!) genervt…
Nach Platz 1: „Haben sie denn keine Angst vor …?“
und
Platz 2: „Da haben sie ja sicher inzwischen eine dicke Hornhaut!“
Die habe ich wohl - aber nur in Bezug auf solche „Bonmots“ ↩︎
Vielleicht sind das diese (meist jungen weiblichen) Leute, die man im Sommer häufig in Innenstädten barfuß sieht, aber fünf Minuten später wieder Schuhe anziehen.
Gibt es das auch in Büchereien? Dann leihe ich es mir mal aus.
Gehst Du denn auf die meisten Kommentare ein? Oder hast Du Dich auch schon im Ignorieren beziehungsweise „Nix-Deutsch“-sagen geübt? Ich selbst bin eher der, der ignoriert.
Nicht nur.
Zum Teil sind es Menschen, die zu Hause in ihrer Wohnung tatsächlich im Sommer viel barfuß sind.
Aber in der Regel wird das Wort „viel“ einfach anders definiert, als wir es tun. Wie du schreibst: Man geht mal 5 min irgendwo barfuß, zieht für den Weg vom eigenen zum Nachbarschrebergarten (20 m) keine Schuhe an…
Da außerhalb der eigenen Wohnung im Durchschnitt zu 99,99 Prozent Schuhe getragen werden, haben Menschen, die 1 Prozent aller Wege barfuß zurücklegen, schon das Gefühl, „viel“ barfuß zu laufen!
War bei weitem der häufigste Kommentar, wenn ich ab Nov. barfuss in Sandalen unterwegs bin.
Ich konnte das abstellen, indem ich meine Frau bat, mir ein T-Shirt mit dem Text
„NEIN!!! Ich friere nicht!“ und einem passendem Motiv zu besticken.
Sie hat einen Pinguin mit nackten Füssen und Schal beim Eisangeln gewählt.
Hab’s anlässlich der Weihnachtsfeier unseres Schützenvereins zu meinen FlipFlops getragen.
Seitdem gibt’s keine dummen Fragen mehr…
Ich hab noch nicht Mal das Jahr voll und fühle schon was du sagst. Leider gibt es wenig gute Gespräche und viele Standard Sprüche, auf die man nicht antworten muss, weil die Antwort egal ist.
Bin gespannt auf den nächsten Winter. In meinem ersten jetzt war ich noch nicht ganz da, wo viele andere sind. Oben-herum brauche ich es warm, damit die Füße kein Problem sind.
Der kommentar, den ich persönlich am häufigsten höre (abgeshen vom Sommer natürlich) ist: « Vous n’avez pas froid? (Ist dir nicht Kalt?) ». Ich finde das ziemlich überraschend, denn schließlich gibt es einige Menschen die das ganze Jahr über im See schwimmen. Warum is es dann so schockierend, jemanden das ganze Jahr über barfuß laufen zu sehen?
Wahrscheinlich werden diese Menschen auch gefragt s’ils avaient pas froid.
Dabei setzt man sich schließlich am ganzen Körper der Kälte aus.
Da könnte mir die originelle Frage wahrscheinlich auch rausrutschen, wenn ich es nicht wüsste.
Nun sind Barfüßerinnen und Barfüßer etwa in der Innenstadt auch direkter im öffentlichen Raum als Winterschwimmer irgendwo in einem Teich. Da müsste erst mal jemand vorbei kommen, stehen bleiben bis die Schwimmerin oder der Schwimmer das Wasser verlassen hat und dann die Frage stellen.
Mir persönlich ist aufgefallen, dass die Füsse nackt sein können, solange der Oberkörper gut bedeckt ist. Wenn die Temperaturen unter Null sind und der Boden nass ist, das zu viel für mich und ich brauche Schuhe. Wir als Menschen nicht alle die gleiche Sensibilität haben und es daher wichtig ist, unsere eigene individuelle Funktionsweise zu kennen.
Mir ist nicht besonders kalt, wenn es um den Boden oder die Luft geht, aber ich hasse kaltes Wasser!
In meinem ersten Winter habe ich folgende Werte für mich erkannt:
Unter 5 °C brauche ich - außer für kleine Wege von nicht mehr als ein paar hundert Metern - Schuhe. Oder ich muss wenigstens immer mal wieder zum Aufwärmen Schuhe anziehen.
Zwischen 5 °C und 10 °C hängt es von Wind, Nässe und Untergrund ab, ob ich Schuhe brauche.
Über 10 °C komme ich ohne aus. Oft ist es sogar schon ziemlich angenehm.
Ab 15 °C ist es immer ein Genuss und nie zu kalt.
Mal sehen, wie es den nächsten Winter wird.
Dabei muss ich auf jeden Fall den Körper und die Beine warm halten, bis zum Knöchel.
Und in dieser Zeit würde man wahrscheinlich feststellen, dass man sich die Frage im Prinzip selbst beantworten kann. Wenn es der Person zu kalt wäre, würde sie Schuhe tragen beziehungsweise würde sie erst im Sommer wieder im See schwimmen.
Kalt ist für viele ein Ausdruck von „nicht angenehm warm“. Die meisten wissen nicht, was der Körper kann. Natürlich gibt es Grenzen, die wir achten müssen. Niemand will Erfrierungen.
Kalt ist, wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist die Temperatur in einem biologisch akzeptablen Bereich zu halten. Dann drohen ernsthafte Schäden.
Das ist eine Temperatur knapp oberhalb des Gefrierpunktes, wo das gefährlich wird.
Interessanterweise wird die Grenze von „zu warm“ von mehr Menschen überschritten. Brandblasen an den Füßen sind häufiger als Erfrierungen. Jedenfalls in Europa. Genau wie Hitzschlag häufiger vorkommt als eine gefährliche Unterkühlung. Es sterben spektakulär Menschen an Kälte und viel mehr verenden jeden Sommer leise in Altenheimen ohne Klimaanlage, weil der Kreislauf mit der Hitze nicht fertig wird und sie es nicht schaffen genug zu trinken.
Einfach eine verschobene Wahrnehmung oder Prägung. Noch vor 100 Jahren sind deutlich mehr Leute erfroren als an Überhitzung gestorben. Das ist auch eine Folge eines sich ändernden Klimas.
Während in den USA Klimaanlagen in heißen Staaten normal sind, sind sie in Deutschland/Europa nach wie vor relativ selten. Nach jeder Hitzewelle wird der Ruf laut, dass man Altenheime und Krankenhäuser zum Schutz der Bewohner/Patienten klimatisieren sollte.
Dafür ist aber kein Geld da. Also passiert es nicht.
Wenn im Winter so viele an Kälte sterben würden, wie man im Sommer an Menschen verliert, dann wäre der Aufschrei riesig.
Aber selbst nach den wärmsten 15 Jahren seit Beginn der Aufzeichnung (alle in den letzte 20 Jahren) ist Wärme weiterhin nicht als richtiges Problem angekommen. Die meisten reden von „schönem Wetter“ und meinen heiß und trocken… Dabei vertrocknen ganze Wälder und tausende Menschen sterben.
Aber wenn ich im Winter bei 10°C barfuß laufe, dann ist die Verwunderung groß und andere haben ja schon geschrieben, dass man ihnen Schuhe kaufen wollte (nicht aus Spaß) …
Deswegen kann ich nur betonen, wie sehr ich den aktuellen Sommer genieße!
Kühl und teilweise nass ist mir um Längen lieber als Hitze!
Meinen beiden (älteren) Dackeln schon sowieso .
Zurück zum Thema Kommentare:
Von einer Verkäuferin im Supermarkt wurde ich heute ( sehr freundlich!) gefragt, ob ich keine kalten Füße hätte.
Wohlgemerkt bei draußen 11Grad und in FlipFlops