Melancholische Stimmung im Herbst

Hi!

Leider hat sich die dunkle kalte Jahreszeit auf mein Gemüt ausgewirkt. Und das liegt nicht nur daran, dass es mit dem Barfußlaufen schwieriger wird. Ich mir gefällt einfach die dunkle Jahreszeit allgemein nicht.
Um mein Gemüt aufzuheitern, wollte ich aus Protest barfuß durch den Stadtpark joggen um meine Stimmung aufzubessern, aber im Supermarkt sehe ich Weihnachtsartikel wie Lebkuchen und heute ist ja auch noch Halloween und habe dann doch keine Lust mehr. Es macht auch keinen Sinn, mit Gewalt Sommergefühle auszulösen, wenn kein Sommer ist.

Meine bisherigen barfüßigen Spaziergänge vor kurzem waren durchaus reizvoll und eine wertvolle Erfahrung und es war auch ehrlich gesagt ein Genuss, so laufe ich doch nicht zum Selbstzweck barfuß. Barfuß verbinde ich geistig eben mit dem Sommer.

Weil ich so traurig bin, schwelge ich gerade in Erinnerungen:

Auf einer Zugfahrt stieg ein alter Mann in mein Abteil. Er wollte wissen, ob ich Schuhe dabei hätte. Ich hatte keine dabei. Er stellte zunächst die typischen neugierigen Fragen, aber dann erzählte er von vergangenen Zeiten. In den 1970ern wollten viele rebellieren. Eine Möglichkeit dies zu tun war barfuß in die Schule zu gehen und das hätten ganz viele gemacht.

Ich nahm immer an, das wären überzogene Vorurteile über Hippies. Aber offensichtlich war das damals total angesagt. Ich versuchte mir den alten Mann vorzustellen, wie er damals barfuß ging.

Zu Beginn der 1980er wurde Barfußlaufen wieder populär, wegen der Anti-Atomkraft-Proteste. Der alte Mann war jedenfalls sehr freundlich und fand es gut, wenn jüngere Leute nicht wegen der Rebellion, sondern einfach aus Spaß an der Freude barfuß laufen. Es war ein schönes Gespräch.

Das zweite Erlebnis war Sommer 2019 mit der Freundin, von der ich euch im Vorstellungsbeitrag erzählte. Ich besuchte mit ihr Berlin. Wir hatten Vorurteile über alternative Leute in Berlin (Punks etc) und nahmen an wir würden nicht großartig auffallen. Aber selbst diese alternativen Leute warfen uns erstaunte Blicke zu. Aber trotzdem liefen wir barfuß weiter.

Diese alternativen Leute (die meisten kamen nicht mal aus Berlin sondern aus dem ländlichen Raum) trugen eher Stiefel. Barfußläufer sahen wir viel weniger als wir annahmen. Offensichtlich waren wir selbst für Berliner Verhältnisse auffällig.

Vor lauter Nostalgie habe ich einen relativ langen Text geschrieben.

Liebe Grüße
Eure Annika

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Hallo Annika,

es stimmt schon, aus Barfußsicht wird es jetzt vielleicht schwieriger, unbedarft ohne Schuhe aus dem Haus zu gehen, weil es nicht mehr so angenehm warm ist wie im Frühling oder Sommer. Dennoch ist das kein Grund, in eine Herbstmelancholie zu verfallen. Sieh doch mal die positiven Aspekte dieser Jahreszeit:

Genau wie die Farbenvielfalt der Blätter ist auch die Untergrundbeschaffenheit im Herbst am vielseitigsten von allen Jahreszeiten. Es kann durchaus noch trocken, warm und sonnig sein, aber auch kühl, nass und matschig. Auf Laub zu laufen fühlt sich toll unter den Füßen an und der Boden ist nicht so hart wie im trockenen Sommer, sondern weich und nachgiebig. Nicht zuletzt sind die Reaktionen der Leute im Herbst am vielseitigsten. Die K-Frage („ist das nicht kalt?“) wird jetzt sicher am häufigsten gestellt (im Winter komischerweise weniger, zumindest nach meiner Erfahrung) und so interessante Gespräche wie Du es geschildert hast, kommen vielleicht auch leichter zustande, weil das Barfußgehen im Herbst auffälliger ist als im Sommer.
Nicht zuletzt ist es auch sehr schön, nach einem ausgedehnten Spaziergang über den nasskalten Boden wieder nach Hause zu kommen und die Füße warm werden zu lassen. Da spürt man wenigstens, wie der Kreislauf in Schwung kommt! Ich liebe den Herbst!

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Ja, die melancholische Stimmung im Herbst kenne ich… Wenn ich jetzt noch barfuss rausgehe, dann auch nicht, um den Sommer „zu verlängern“ oder „Sommergefühle“ zu erzeugen.
Ich bin - wenn ich es angenehm empfinde und in Barfuss-Stimmung bin - barfuss unterwegs, weil es mir gefällt, angenehm ist etc. Nach 2 Barfuss-Wintern verbinde ich mit barfuss eher Freiheit, Freude, Bodenkontakt und etwas auffallen als „Sommer“.

Von daher - probiere es mal mit „Barfuss für gute Laune auch imHerbst“

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Ich bin in den 60er Jahren barfuß in die Schule gegangen, aber mir wäre nie in den Sinn gekommen das aus offensivem Protest zu machen - da hätte mein Selbstbewusstsein schon garnicht ausgereicht. Sondern ausschließlich für mich - und noch mit sehr viel Unsicherheit.
Aber der Drang nach Freiheit und Bodenkontakt war größer. Meistens …

(Und ich bin sicher dass es mir nach einer schlimmen Zeit als misshandeltes Heimkind sehr geholfen hat dieses Trauma zu überwinden und zu mir selbst zu stehen - buchstäblich. Mich selbst wahrzunehmen. Das hat mir im Laufe der Zeit eine enorme Sicherheit - in allem - gebracht und das kann mir heute auch niemand mehr nehmen.)

Das kenne ich, ich habe auch im Herbst öfter das Gefühl, doch noch mal eine Runde barfuß zu spazieren, um irgendwie das Sommergefühl beizubehalten. Im Sommer habe ich dieses Bedürfnis weniger, da man da relativ ohne Sorgen jederzeit barfuß sein kann und man daran nicht denken möchte, dass die Zeit mal vorbei sein wird. Im Herbst fühlt es sich als etwas besonderes an, „heute geht es noch“…

Ich finde das farbige Laub sieht schön aus, aber… sobald es ein wenig feucht ist… es rutscht wie der Teufel.

Bilder sagen mehr als 1000 Worte, so sieht meine Standard-Laufrunde derzeit aus:


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Das sind sehr schöne Bilder.

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Uneingeschränkte Zustimmung!
Nichts geht über raschelndes Herbstlaub unter den Füßen - und die Farben als kostenloser Stimmungsaufheller!

Gruß Martin

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Hallo Forbi und die anderen,

Vielleicht hat das bei mir einfach emotionale Gründe. Für mich gehören Barfußlaufen und Sommerfreude einfach untrennbar zusammen. Wie man an den zugegebenermaßen wunderschönen Bildern sieht , ist auch der Herbst reizvoll für barfüßige Spaziergänge. Trotzdem fehlt mir in der kalten Jahreszeit aus mir unbekannten Gründen der Drang zum barfußlaufen, selbst wenn es nur kurz wäre. Für mich hat das emotionale Gründe, ich verbinde barfuß mit Wärme. Aber ich bewundere jeden, der das auch dann macht, wenn es sehr kalt ist wie jetzt gerade.
Jetzt überbrücke ich gerade mit alten Erinnerungen und Vorfreude auf den Frühling. Ideal wäre, einfach zwischen Nord- und Südhalbkugel hin und her zuwechseln je nachdem wo es gerade warm ist, aber es ist nicht wirklich praktikabel wegen Geld, Organisation und wegen Klimaschutz. Manchmal mache ich Urlaub in verschiedenen südeuropäischen Ländern, das ist auch schon mal was.

Lieben Gruß
Annika

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