Schuhentwöhnungseffekt

Hi zusammen,
ich bin jetzt zwar auch schon einige Jahre barfuß unterwegs, aber es gibt immer noch wieder interessante neue Feststellungen im Zusammenhang mit unserem barfüßigen „Lifestyle“.
Den überwiegenden Teil meiner Tage arbeite ich derzeit zu Hause, habe also auch arbeitsseitig keine Einschränkungen in meiner barfüßigen Entfaltung. Schätzungsweise komme ich dadurch auch auf ca. 99% Barfußzeit im Jahr (ohne das, wie Forbi genauestens erfasst zu haben) :wink:
Jetzt hatten wir aber firmenseitig eine Weihnachtsfeier, bei der ich unauffällig bleiben wollte, und dementsprechend meine Barfußschuhe anzog. Dabei ist es ja eigentlich schon abartig, in beheizten, geschlossenen Räumen Schuhe zu tragen… aber OK, ich hatte mich dazu entschieden.
Zu später Stunde auf dem fußläufigen Rückweg zu meiner Bleibe nach der Feier hatte ich dann kopfmäßig eigentlich auch keine Lust mehr, mir für 10 Minuten noch die Schuhe auszuziehen - es ist ja derzeit auch nicht unbedingt nur gemütlich draußen. Und müde war ich auch.
Allerdings hatte ich unterschätzt, was meine Füße wollten. Die wollten nämlich unbedingt und mit aller Macht wieder den Boden und die erfrischende Kälte wahrnehmen (insbesondere nach Stunden in hitziger Gefangenschaft.
Und somit entledigte ich mich dann doch noch kurzerhand meiner Schuhe. Und was soll ich sagen, es war dann auch ein herrliches Gefühl der Befreiung.
Zugegebenermaßen klingt das jetzt natürlich nicht so wirklich spektakulär. Allerdings hat es mich schon überrascht, wie sehr meine Füße quasi danach geschrien haben, endlich aus den Schuhen herauszukommen. So, dass ich mich jetzt schon frage, wie die meisten Menschen (zu denen ich bis vor 6 Jahren auch noch zählte) es ganze Tage lang aushalten, ihre Füße mit dieser Hitze und Enge zu malträtieren.
Es gibt definitiv einen Schuhentwöhnungseffekt. Oder?
Gruß
Tom

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Ja, den gibt es! Wobei ich es anders bezeichnen würde. Andersherum wäre es der Barfußgewöhnungseffekt - damit vermeidet man das Sch-Wort :stuck_out_tongue_winking_eye:

Mir ging es zum erstmals nach ca. einem halben Barfußjahr so, nachdem ich zum ersten Mal eine Woche barfuß war. Danach fühlten sich Schuhe so falsch an, dass es kein Zurück mehr gab. Vorher konnte ich mich noch einen vollständigen Bürotag lang (ca. 9h) in Lederschuhen wohlfühlen, das ging danach nicht mehr!

Deine Einstellung zum Auftreten mit Schuhen bei der Weihnachtsfeier kann ich aus der damaligen Zeit sehr gut nachvollziehen. Umso froher bin ich, dass ich in meiner jetzigen Firma ich selbst sein kann und völlig selbstverständlich zur Weihnachtsfeier und zu jeglichen anderen Aktivitäten barfuß erscheine.

Ab und zu schadet es nicht, mal für längere Zeit Schuhe zu tragen, um noch mehr wertschätzen zu können, was man am Barfußgehen hat.

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Was Ihr immer für Probleme mit dem Wort „Schuh“ habt :flushed:. Es ist doch nur ein Wort :nerd_face:.

Was Dein ungezwungenes Auftreten in der Firma betrifft, bin ich zugegebenermaßen etwas neidisch.
Wenn ich mal im Büro bin, trage ich dort auch keine Schuhe. Aber zum rein und rausgehen ziehe ich sie dann doch an.
Hast Du das Thema bei Euch besprochen, oder hast Du es einfach gemacht, auch auf die Gefahr hin, dass Du gemaßregelt wirst? Ich bin neugierig. Vielleicht kann Deine Erfahrung mich ja inspirieren. :innocent:

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Du hast Recht, es ist albern, das Wort Schuhe vermeiden zu wollen, weil das so extremistisch rüberkommt. Ich muss mich aber andererseits immer überwinden, ständig über Schuhe zu sprechen, wenn ich eigentlich über barfuß reden will…

Meine jetzige Firma ist aus der alten entstanden, d.h. alle Gründungsmitglieder kannten mich bereits barfuß und das war dann von Anfang an gleich ein anderer Umgang als in der alten Firma, in der ich erst nach 12 Jahren die Schuhe nach und nach weggelassen hatte. Außerdem hatten wir da öfter Kunden im Büro, was jetzt kaum noch vorkommt. Bei Kundenkontakt kommt es darauf an, ob die von meinem Lebensstil wissen. Dann gehe ich da auch schon mal barfuß hin. Bei Neukunden eher nicht. Aber derzeit spielt sich eh alles am Bildschirm an, da könnte ich ebensogut keine Hose anhaben…

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Da hast Du Recht. Gut, dass Forbi es einsieht. Nur weil wir von den Vorteilen des Barfußlaufens überzeugt sind, schließt das nicht aus, dass Schuhe ihren Sinn haben. Nicht umsonst darf daher hier auch über Minimalschuhe diskutiert werden.

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Hallo Tom,

den Effekt, den du beschreibst, kann ich nur bestätigen.

Meine Barfüßigkeit ist zwar nicht ganz so ausgeprägt wie bei dir; bei mir im Büro ist :footprints: nicht erwünscht, so dass ich hier eben fast ganzjährig nur Sandalen trage. Während der vergangenen Kälteperiode hatte ich sogar geschlossene Barfußschuhe an. Aber gestern bei deutlich milderen Temperaturen haben meine Füße auf dem Heimweg am Frankfurter Bahnhof darauf bestanden, endlich mal wieder in Freiheit gelassen zu werden :grinning: Widerspruch war nicht möglich. Was für eine irre Wohltat, der Heimweg auf den angenehm kühlen Bodenplatten durch den Bahnhof, im Zug und noch ein anschließender Fußweg im Heimatort waren unbeschreiblich befreiend. Barfußlaufen macht halt nun mal süchtig, allzu langer Entzug ist unerträglich :smiling_face: :+1:

Beste Grüße von Marco

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Dem kann ich nur zustimmen. Zum Glück ist diese Sucht legal - nicht auszudenken, wenn nicht…
LG Mi.

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Einen „Schuhentwöhnungseffekt“ anderer Art stelle ich jedes Jahr fest, wenn ich mit Beginn der kalten Jahreszeit wieder Schuhe anziehe: Ich stolpere häufig, besonders auf Treppen. Da müssen sich die Bewegungsabläufe beim Gehen erst wieder auf die etwas größeren Füße (einschließlich Schuhspitzen) einstellen …
Hans

Ich stolpere nicht, sind ja normalerweise dann nur Minimalschuhe, aber ich merke sofort, wie ich in genau den durch die gesamte Gewöhnung des mehr oder weniger gedämpft beschuhten Vorlebens angewöhnten Fersengang verfalle. Muß ich mir am Anfang jeder (Minimal)Schuhsaison immer mal wieder bewußt vergegenwärtigen. Bewußt barfuß auf herausforderndem Grund, die Stadt-Wintersaison bietet hier freundlicherweise reichlich freigetaute Gehwege mit flächig liegengeliebenem Splitt, trainiert da ganz automatisch „achtsames“ Aufsetzen des ganzen Fußes, ganz fernab aller Gangart-Dogmatismen, jedenfalls nicht mit „rumms“ Ferseneinschlag am Asphalt.

Heute ist draußen +9°, die ganzen Schneeberge vom vorletzten Wochenende sind schon wieder fast weg (Bahn muß langsam neue Ausreden für die Störungen finden), es regnet greislich vor sich hin, aber ich geh nachher eine größere Einkaufsrunde im Ort :footprints:

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Stimmt, das ist mir tatsächlich auch schon passiert. Schuhe sind eben doch gefährlich! :stuck_out_tongue_winking_eye:

Aber mal ehrlich, auch mit Minimalschuhen/Barfußschuhen setzt man doch nicht so auf, wie mit regulärem, gedämpften Schuhwerk. Auch damit merkt man die Einschläge, wenn man nicht achtsamer geht.

Aber mal genauso ehrlich, ich bin nicht „man“, ich schreibe hier nur von meiner eigenen Erfahrung. Ich wollte hier aber auch keine Nebendiskussion im Minenfeld „der richtige Gang“ anzetteln, nur eben ein Aspekt zu Schuhge- und entwöhnung, der mir aufgefallen ist.

Geht mir genauso. Ich muss mich regelrecht zwingen, „richtig“ zu gehen, was barfuß ganz intuitiv und automatisch passiert. Wenn ich nicht drauf achte, latsche ich mit Minimalschuhen genauso ungelenk durch die Gegend, wie ich es mir über 40 Jahre lang antrainiert habe…
Deswegen bin ich persönlich auch der Meinung, dass man in Minimalschuhen nicht lernen kann, barfuß zu gehen!

Mir fällt auf, dass ich selbst mit nur den dünnen vibram , anders auftrete als barfuß… Und ich muss mich mit minimal-Schuhen echt darauf konzentrieren, nicht mit der Verse in den Boden zu stampfen. Ohne Schuhe passiert das nicht. Generell muss ich aber eh noch meinen Laufstil finden.

Es ist spannend, sich selbst dabei zu beobachten.

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Ich kann Dich da aus eigener Erfahrung auch ermutigen, bewußt mal „herausfordernde“ Beläge zu begehen, also vielleicht jetzt noch nicht im Winter einen freigetauten Gehweg, auf dem gefühlt 50kg spitziger, steinbruchfrischer Splitt liegt (die zähneknirschende Gewöhnung an das Zeug kommt noch später, versprochen!), aber z.B. extraraue Beläge - bei uns ist das eine 100m-Strecke, die letzte Etappe zu meinem Bahnhof, wo sie in den frischen Asphalt zuletzt Splitt eingewalzt haben. Sowas ist eine im „Durchschnitt“ sehr ebene Oberfläche mit einer hohen Dichte an Spitzen und Kanten, aber so viele, daß es nicht punktuell so schmerzhaft piekt, wie wenn man sich mit dem Ballen genau mittig ein einzelnes Mikromatterhorn reinspießt. Die Beläge sind sehr unangenehm, wenn man mit egal welchem Teil vom Fuß zu kräftig und zu punktuell landet, Du lernst da ein angenehm sanftes, ganzsohliges „Tapsen“

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Mikro-Matterhorn… Beste Beschreibung :smiley: ich fühle das sehr!

Ich mache das schon so… Langsam, Schritt für Schritt.

Ich finde es auch gut, das Barfußlaufen auf anspruchsvolleren Untergründen zu trainieren. Das habe ich schon in meiner ersten „heißen Barfußphase“ als Jugendlicher in den 1980er Jahren gemacht. Ich hatte mir damals das Ziel gesetzt, die Muskeln und die Lederhaut meiner Füße so stark zu machen, dass ich grundsätzlich überall barfuß laufen kann. Deshalb bin ich möglichst oft auf einem geschotterten Feldweg barfuß gelaufen, etwa zwei Kilometer zum Nachbardorf und zurück. Das hat schon was gebracht.
Allerdings sieht der grobe Schotter auf solchen Wegen oft schlimmer aus, als er für nackte Füße wirklich ist. Die im Winter gestreuten scharfen Splittsteinchen, von denen Matthias schreibt, sind viel anstrengender für Barfüßerinnen und Barfüßer. Solange sie im Schnee liegen, geht es noch, weil der nachgibt, aber wenn es getaut hat und sie auf dem Asphalt liegen bleiben, haben sie einen harten Untergrund und können sich beim Barfußlaufen daher gemein in die Fußsohlen bohren.

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Dem kann ich nur beipflichten.
Da ich in einer veritablen Kalkschotterwüste lebe - s. z.B. hier oder auch hier ,- war ich gezwungen, mit meinem Hund sehr oft auf diesem ekelhaften Zeug zu gehen. Folge: Bergwanderungen wurden für mich dann einfacher, weil es zuhause ja deutlich schlimmer war…

Liebe Grüsse
Dorothea

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Toll, dass du dich dieser Aufgabe gestellt hast, Dorothea. Der Untergrund sieht wirklich nicht einladend aus für ungeschützte Füße. Dafür ist die Landschaft wunderschön. Das war mein Gedanke als barfußbegeisterter Jugendlicher: Wenn du barfuß leben willst, musst du das an deinem Ort können, so wie die Gegebenheiten dort eben sind. Deshalb ist es gut, die Füße nach und nach an das ständige Barfußlaufen zu gewöhnen.

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Servus!
Ich bin ja „nur“ in der Freizeit schuhbefreit unterwegs. Daher verwirre ich meine Füße eher mit/ohne Schuhe.

Allerdings habe ich diesen Schuhentwöhnungseffekt auch schon erlebt. Im ersten Corona Lockdown habe ich die ersten drei Monate nur im Home Office gearbeitet und konnte somit wieder länger vollständig barfuß unterwegs sein (- wie schon im Studium).

Nachdem es wieder möglich / gewünscht war im Büro zu erscheinen, habe ich am Anfang echt Probleme mit den Schuhen gehabt. Ich musste gefühlt wieder das Gehen mit Schuhen lernen.