Stapferhaus: Bericht

Heute besuchte ich im Stapfherhaus die Ausstellung: Natur - und wir?

Das Stapferhaus ist mit dieser Ausstellung ein Risiko eingegangen – abgesehen von jenem, das immer besteht: Dass das Konzept nicht ankommt. In diesem speziellen Fall kam aber ein für das Stapferhaus mutiger Schritt hinzu. Und der wird barfuss gemacht. Denn das Stapferhaus bittet die Besucherinnen und Besucher gleich zu Beginn des Rundgangs durch «Natur. Und wir?» sich die Schuhe auszuziehen. Wer das tut, fühlt Sand zwischen den Zehen; zwei Tonnen davon hat das Stapferhaus extra eingekauft und ausgekippt.

Ich fuhr also mit dem Zug nach Lenzburg. Das Stapferhaus befindet sich gleich gegenüber dem Bahnhof Lenzburg. 2 Minuten Fussweg. Mehr nicht.

Als ich barfüssig durch die Eingangstüre kam, wurde ich von den beiden Damen hinter dem Kassentresen etwas speziell gemustert. Sie meinten, ich hätte mich aber gut vorbereitet (weil ich barfuss war). Ich habe nur gesagt, ich sei immer barfuss und müsse mich eigentlich für nichts vorbereiten. Ich gehe überall so rein. Für mich wäre das normal.

Für einen Barfussgeher wie mich ist diese «Spezialität» jetzt nicht wirklich etwas Besonderes. Für den Grossteil der Besucher vermutlich aber schon, speziell wenn man sich die Schuhe ausziehen muss und das erst noch vor wildfremden Menschen. Gemäss Dame am Schalter ziehen sich aber fast alle die Schuhe aus. 90% würden barfüssig unterwegs sein, 10% haben Socken oder Schuhüberzieher an. Vor mir «checkte» eine Schulklasse mit etwa 14-15-jährigen ein. Ich denke, dass bei dieser Schülergruppe der Schnitt zwischen Barfuss oder Socken/Schuhüberzieher bei 50% lag. Ich denke, die jungen Leute genieren sich eher, ihre blossen Füsse zu zeigen.

Die Ausstellung ist gut gemacht. Wer glaubt viel Natur zu sehen, täuscht sich. Es wird viel mit Licht- und Videokunst gearbeitet. Im ersten Raum stehen in einer Ecke ausgestopfte Tiere herum - das hat mich etwas irritiert. Ich mag halt keine ausgestopfte Tiere. Ansonsten ist alles sehr modern gehalten, mit eher düsterem Licht. Blau dominierte teilweise.

Die Ausstellung ist informativ. Man erfährt auch einiges von direktbetroffenen Personen, indem man sich an einzelnen Stationen deren Geschichte anhören kann. Zwischendurch werden dem Besucher an speziellen Terminals auch immer wieder Fragen gestellt. Keine Wissensfragen, sondern persönliche Einschätzungen. Mit einem runden Batch kann man sich eine der 4 Antworten einloggen. Warum man das machen soll, wird man erst am Schluss erfahren.

In einem weiteren Raum kann man zb. eine Pflanze berühren und sieht dann die Empfindungen, welche die Pflanze ausstösst.

Im letzten Raum kann man sich eine Art von Streitgespräche anschauen. Vier verschiedene Personen diskutieren über die Umwelt, die Umweltprobleme, Klimaerwärmung etc. Die Spannbreite geht von «wir haben kein Problem» bis zu «die Technik wird das Problem lösen». Immer wieder werden an die Besucher Fragen gestellt, was sie dazu meinen. Auch diese Fragen kann man mit dem runden Batch beantworten.

Beim Ausgang hält man dann seinen Batch an ein Terminal. Zuletzt wird einem ein quadratisches Blatt ausgedrückt, auf welchem man quasi sein Spiderdiagramm bekommt, auf welchem man sieht, in welcher Meinungsecke man steht. Man muss sich also schon etwas überlegen, wenn man durch die Ausstellung geht. Es ist nicht ein reines anschauen, sondern ein mitdenken.

Zweck der Ausstellung ist vermutlich schon, die Menschen zu mehr Umweltschutz zu bewegen oder zu sensibilisieren, auch wenn man versucht hat, es relativ neutral zu halten und alle Meinungen zu berücksichtigen. Wer sich bereits etwas mit dem Thema auseinandergesetzt hat, erfährt aber nicht viel neues. Einige Detailinformationen sind aber schon interessant.

Ich finde, es ist eine gelungene Ausstellung. Die Besucherzahlen zeigen dies auch sehr deutlich auf. Und die Rückmeldungen scheinen generell positiv zu sein. Vielleicht ein kleiner Schritt für mehr Umweltbewusstsein? Da viele Schulklassen hingehen, könnte diese Ausstellung gerade bei den jüngeren Besuchern etwas bewirken.

Wenn man sich die Ausstellung genau anschauen möchte, muss man 2-3 Stunden einrechnen, auch wenn das Museum nicht wirklich gross ist. Es gibt aber dennoch viel zu lesen und zu sehen. Der Eintrittspreis empfinde ich vielleicht als etwas zu hoch angesetzt. Allerdings steckt doch auch viel Arbeit dahinter. Ich bin unschlüssig. Da ich aber eine Raiffeisen-Karte hatte, konnte ich eh gratis rein.

Und nun noch ein paar Bilder:










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Auch @Michael hat zusammen mit anderen Forumsnutzer*innen vor, das Stapferhaus zu besuchen:

Danke für den Bericht! Also eine klassische Stapferhaus-Ausstellung: interaktiv, man muss mitdenken, unkonventionelle Elemente (hier z.B. dass man barfuss reingeht), innovative Ausstellungsgechnik. Der Preis für sowas ist marktüblich. Der Aufwand, sowas zu kreieren und umzusetzen, ist sehr hoch!

Liebe Grüsse
Dorothea

In der Umweltarena zum Beispiel (mehrfaches grösser als Stapferhaus) inkl. Testmöglichkeiten jeglicher Elektrofahrzeuge sowie 40 interaktiver Ausstellungsobjekte, kostet der Eintritt auch 21 Franken. Dort kannst du aber den ganzen Tag verweilen - es gibt so viel zu sehen.