… auch sonst zumindest ein bisschen in Frage stellen, wie weit einen Konventionen hindern, den eigenen Weg zu gehen.
So hat mich die Aufforderung Forbis zuerst angesprochen. Wenn ich schon barfuß gehe, dann kann ich auch andere Konventionen in Frage stellen. Man kann auch sagen: Es gehört zu den Dingen, die ich durch das Barfußgehen gelernt habe, genauer nachzuschauen, was ich eigentlich wirklich will und was ich nur mache, weil man es so tut. Und ich habe auch gelernt, dass es sich lohnt, ein wenig mit Konventionen zu experimentieren, zu beobachten, wie die Mitmenschen so reagieren, und was das dann mit einem selbst macht. Beispielsweise mag ich mitunter einen Kleidungsstil mit bunten Sachen, oft aus Nepal. Wenn das für mich gerade sein will, rasiere ich mir die Haare ab, mitunter bis zur Glatze. Das fühlt sich mitunter sehr befreiend an. Manchmal bleibe ich dann für einige Zeit dabei, und irgendwann lasse ich die Haare dann wieder wachsen. Und eigentlich ist das für mich nicht nur eine Anleitung für Äußerlichkeiten. Ich bin etwa ganz froh, auch eine nicht ganz alltägliche Berufswahl getroffen zu haben.
Auch schon angesprochen wurde ein anderer Aspekt, den man auch mit dem Zitat verbinden kann. Immer wieder gibt es da diese Fremdzuschreibungen: Wenn du barfuß gehst, dann musst du doch… Wirklich ausgesprochen habe ich das in der Coronazeit erlebt. Ich habe im Garten vor meinem Haus im Garten gearbeitet, und ein entfernter Bekannter kam vorbei. Sein langer Monolog begann mit: „Du gehst ja barfuß. Du wirst das doch auch so sehen…“ Es kam reichlich Kritik an Impfungen und anderen Coronamaßnahmen. Ich habe das nicht so gesehen.
Und schließlich gibt es noch diese Perspektive: Wenn man schon barfuß geht, dann muss man sich wenigstens ordentlich benehmen. Die gefällt mir jetzt nicht so… Bitte nicht falsch verstehen: Rücksicht und Höflichkeit sind immer gut, aber barfuß oder mit Schuhen, ob im bunten Wollpullover oder im Sakko. Aber sicher will ich nicht den Eindruck machen, als ob ich mich für meine Barfüßigkeit entschuldigen müsste. Zum Beispiel sehe ich als rücksichtsvoll, meine Füße im Zug oder Bus nicht auf die Sitze zu legen, weil ich weiß, dass das andere Leute als unhygienisch empfinden. Aber das gilt mit Schuhen genauso wie barfuß. Ebenso weiß ich, dass es in Asien unhöflich ist, jemandem die Füße entgegen zu strecken. Ebenfalls barfuß wie mit Schuhen. Darum bemühe ich mich, wenn ich dort bin, aber nicht zuhause. Und ich verstehe auch nicht, warum ich krampfhaft darauf achten sollte, dass niemand meine nackten Fußsohlen sieht. In meiner Kultur ist das genausowenig ein Tabu wie nackte Arme oder Beine.