Wie geht ihr mit Abweisungen um?

Hallo, bin neu hier, gestandener Gelegenheitsbarfüsser aus Wien.
Wollte mal fragen wie ihr persönlich mit „Schuhgeboten“ umgeht. Ich denke da an Museumswärter, Türsteher u.ä.
Seid ihr eher konfrontativ,
ich kann mich an eine Begebenheit in einem Museum in Sevilla erinnern wo ich vorab mit der Museumsverwaltung einen Emailaustausch hatte wo man mich descalzo willkommengeheißen aber vor Ort erstmal brüsk abgewiesen hatte. Konnte die Angelegenheit jedoch durch Namedropping und Vorweisen der Email und nach Übersetzung ins Spanische klären.
Oder zückt ihr obrigkeitshörig reflexartig „notfalltechnisch“ mitgeführtes Schuhwerk um Aufsehen zu vermeiden?
Barfußverbotszonen nehme ich hier erstmal aus.

Hallo lsidor, willkommen hier im Forum (habe erst auf den zweiten Blick gesehen, dass es ein kleines L ist und kein großes i :wink: ),

ich finde Deine Fragestellung ehrlich gesagt etwas provokativ, weil ich weder „konfrontativ“ noch „obrigkeitshörig“ bin und sein will. Es gibt auch jede Menge dazwischen!

Ich würde das gar nicht so Schwarzweiß sehen, sondern Situationsabhängig. Wenn ich glaube, dass eine Nachfrage was bringen kann, gehe ich schon mal in die Diskussion. Wenn nicht, hat es eh keinen Sinn, außer dass man für umstehende Personen einen negativen Eindruck des verschrobenen Freaks hinterlässt.

Letztes Jahr war ich z.B. in Frankreich in einer Schauhöhle (Gouffre de Padirac). Noch in der Warteschlange stehend wies mich eine Aufpasserin darauf hin, dass ich Schuhe tragen müsse. Die Höhle ist touristisch total überlaufen, ich kann mir schon vorstellen, dass die da keinen Ärger haben wollen und glaube, eine Diskussion hätte zu gar nichts geführt (zumal mein Französisch dafür auch nicht ausreicht).
Also zog ich minimale Huaraches aus der Tasche, damit war die Sache gegessen. Ich hätte die Schuhe unten in der Höhle sicher wieder ausziehen können, das hätte kein Mensch gemerkt, aber ich habe sie einfach angelassen, da bricht mir kein Zacken aus der Krone.

Auch wenn es häufig fadenscheinige Gründe sind, lohnt es sich häufig nicht, in die Konfrontation zu gehen. Wenn ich irgendwo rein will, will ich da rein. Wenn es mir nicht wichtig ist, gehe ich auch wieder raus. Der Fußboden in einem Museum ist sowieso das zweitlangweiligste (nach Baumarktfliesen), was einem unter die Sohlen kommen kann. Muss jeder selbst entscheiden, was einem wichtiger ist: die Ausstellung oder der Fußboden :stuck_out_tongue_winking_eye:

Grüße
Forbi

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Aber es bleibt wohl ein fader Geschmack wenn man wie ein Übeltäter gerügt wird und man coram publico wieder zu den allgemein gültigen gesellschaftlichen Normen zurückbekehrt wird.

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Du musst wohl sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. So drastisch ist mir das noch nie passiert.

Wenn mir der anlass wichtig ist und ich genug zeit habe:
Ich frage, ob es ein schriftliches verbot gibt. Bei vagen hinweisen auf hausrecht verlange ich den chef.
Im Wiener Belvedere wurde mir dieses verbot nach einiger suche vorgelegt, nebst der klausel, dass bei verstößen der eintritt nicht erstattet wird. Also habe ich zähneknirschend meine notschuhe angezogen mit dem hinweis, dass ich dieses verbot für unnötig halte und sie mich für die zukunft endgültig vergrault haben.

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@lsidor Der Effekt ist mir auch aufgefallen. Es gibt den Namen Isidor ja auch tatsächlich, daher frage ich mich, ob das quasi eine Art beabsichtigte Spielerei ist, dass alle denken sollen Isidor, aber in Wahrheit ist es lsidor.

Falls das keine Absicht ist, ich könnte Dich - falls Du das möchtest - in LSidor umbenennen (also L und S groß, der Rest klein, falls du etwa Lars Sidor o.ä. heißen solltest). Ist das der Fall, sag’ mir bitte Bescheid.

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Hallo Isidor

Erst einmal herzlich willkommen! :grinning:
Gerne berichte ich Dir, wie ich damit umgehe.
Ich gehe grundsätzlich barfuss in Museen, denn ich BIN barfuss, so wie ich auch braune Haare habe. Ich führe aber immer ein Paar Notschuhe mit. Ich könnte ja einfach sagen „wenn die mich nicht einlassen, dann geh’ ich eben wieder“. Aber z.B. der Mont Saint-Michel interessiert mich viel zu sehr, als dass ich darauf verzichten würde.
Nun, in Deutschland und in der Schweiz hatte ich bisher nie Probleme, barfuss reinzukommen. In London versuchte man mich in mehreren Häusern abzuweisen, aber meine freundlich vorgetragene Bemerkung, dass ich selber auf meine Füsse aufpasse und ich das Haus keinesfalls haftbar machen würde, wenn ein Unfall passieren sollte, hat bisher immer bewirkt, dass ich barfuss eingelassen wurde. Sollte meine Bemerkung nichts nützen, verlange ich, die Hausordnung zu sehen. Meist verschwinden dann die Leute in einem Büro, um dann mit einer positiven Antwort zurückzukommen, denn in den meisten Hausordnungen steht nix dergleichen.
In der National Gallery in London liess man mich ohne mit der Wimper zu zucken rein, aber in jedem Saal wurde ich durch die Saalordner angesprochen. Nach 5 Sälen wurde es mir zu viel, dauernd in meiner Bildbetrachtung gestört zu werden, und ich habe sehr bestimmt drauf hingewiesen, dass man mich am Eingang kontrolliert und eingelassen hätte und dass man mich nun dauernd störe, was ich von mir nicht behaupten könne. Da liessen sie mich in Ruhe.
Auf dem Mont Saint-Michel liess mich der Türsteher nicht rein. Er war sehr unhöflich und reagierte überrascht, dass eine Touristin sehr deutlich französisch fluchen konnte! Na ja, wie Du mir, so ich Dir… Auf alle Fälle holte er eine Person der Museumsleitung, die sich für das unhöfliche Verhalten entschuldigt hat, mir aber auch die Hausordnung zeigte, und dort steht es tatsächlich schwarz auf weiss, dass man nicht ohne Schuhe reindarf. Die Dame verstand mich, aber Hausordnung ist Hausordnung, also zog ich anstandslos meine Wildlinge an und genoss den Rundgang sehr.
In der Abbaye de Fontenay im Burgund wurde ich auch nicht barfuss eingelassen. Aber dieser Türsteher war sehr höflich, er geht selber sehr viel barfuss, wie er mir sagte. Die Abbaye ist Privatbesitz und die Familie legt offenbar grossen Wert auf Formalien… Da machte es mir absolut nichts aus, meine Notschuhe rauszuholen. Der Wärter zwinkerte mir beim Rausgehen sogar zu und meinte, dass ich mich un sicher freuen würde, die Sandalen auszuziehen!
Klar, man muss die Bereitschaft haben, mit den Leuten zu diskutieren, aber bis auf die Episode in der National Gallery ergaben sich ja auch sehr nette Gespräche.

Liebe Grüsse
Dorothea

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A propos Abweisungen: Ich bin auch schon einige Male barfuss geflogen. Nur ein Mal meinte ein Steward, mich nicht barfuss nicht einsteigen zu lassen. Da ich in einer Schlange war, zog ich meine Sandalen raus. Im Flieger aber verschwanden die gleich wieder in meiner Tasche, denn meine Füsse konnte man unter meiner Zeitung, die ich während des Flugs las, eh nicht sehen. Und als ich ausstieg - barfuss! - lächelte ich dem Mann freundlich zu.

Liebe Grüsse
Dorothea

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Ich stoße leider fast immer über gewisse intolerante Zeitgenossen, die sich sicher sind sie hätten die moralische Authorität einfach so über arglose Menschen zu richten. „Nein barfuß läuft Mann/Frau einfach nicht, dagegen muss zwingend etwas getan werden.“ und geraten in einen durch Selbstgefälligkeit getriebenen Machtrausch.
„Barfuß, das geht ja überhaupt nicht.“ und das habe ich schon in vielen verschiedenen Sprachen gehört.
Ich kann diese Dinge aber glücklicherweise als typisch menschlich einordnen und abhaken.
Wurde bereits in einigen Museen hinausgeworfen, am öftesten in Italien, Spanien. Ich habe aber auch von Kuratoren/Direktorenstelle die Information eingeholt als barfüßiger Besucher willkommen zu sein.

Gemeinsam wären wir unschlagbar. Mont Saint Michel habe ich auch schon besucht, toller Zugang über Sanddünen mit gewaltiger Perspektive. War leider sehr überlaufen damals.

Lieber lsidor,

als routinierter „Gelegenheits“-barfüßer aus Luxemburg (es kommt immer
drauf an, was man unter „Gelegenheit“ versteht) wollte ich nur
anmerken, dass ich „Schuhgebote“ nie einfach so hinnehme, sondern
sowas muss der jeweilige Kontrahent sich schon verdienen in einer
vernünftigen Diskussion, die dann fast immer zu meinen Gunsten
ausgeht.

Also, wenn du es so ausdrücken willst, bin ich bei „Schuhgeboten“ eher
konfrontativ. Allerdings sind solche Situationen sehr selten, und
lassen sich immer auf sanfte Art lösen.

Bisher „verlor“ ich nur ein einziges mal, das war in einer Pariser
Ausstellung. Ich schreibe „verlor“ in Gänsefüßchen, weil ich zwar
gemäß Anordnung mit Schuhen hinein ging, aber drinnen die ganze Zeit
barfuß verbrachte, und nach erfolgreichem Besuch sogar barfuß vor den
Augen der Wächterin wieder hinaus spazierte :slightly_smiling_face:

Liebe Grüße
André

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Ich war mal mit meiner Frau in Frankreich und sie wollte in ein Mode Geschäft und wahrscheinlich wäre es teuer geworden so wie das Schaufenster ausgesehen hat.
Die Verkäuferin nahe am Eingang hat mich aber gerade auf des fehlende Schuhwerk hingewiesen und anziehen war mir irgendein zu doof. Wir diskutieren nicht und gingen unverrichteter Dinge wieder raus. Geld gespart.

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Die Wiener Staatsoper hat seit der laufenden Saison einen „Dresscode“:

Da Sie sich bei unseren Vorstellungen teilweise in sehr engem Kontakt mit anderen Besucherinnen und Besuchern befinden, ersuchen wir Sie um Ihr Verständnis, dass Personen in unvollständiger Bekleidung, wie z.B. keine Schuhe oder Flip-Flops, Unterhemd als Oberteil, extrem breit löchrige Jeans oder kurze Hosen bei Männern, der Zutritt durch unseren Publikums- bzw. Revisionsdienst trotz gültiger Eintrittskarte verwehrt werden kann. Nicht erlaubt sind außerdem Kopfbedeckungen (Hüte, Kappen, Turban o.ä.), so sie die Sicht des hinter Ihnen sitzenden Publikums behindern.

Ich habe nachgefragt, ob das ernst gemeint ist und man die Wiener Staatsoper nicht mehr barfuß betreten darf. Hier ist die Antwort der Direktion:

… danke für Ihre Nachfrage und für Ihr Interesse an unserem Haus.
Selbstverständlich respektieren wir Ihre Vorliebe, barfuß zu gehen, leider müssen wir Ihnen jedoch mitteilen, dass für uns nackte Füße tatsächlich gegen den von uns definierten Dresscode verstoßen. Auch Barfußsohlen, die Sie beschreiben, sind für uns keine Alternative.
Wir haben bei unserem Dresscode ohnehin nur minimale Anforderungen definiert, dass man Schuhe an den Füßen trägt, wenn man mit 2.000 Menschen in einem Raum ist, halten wir für zumutbar.
Es tut uns leid, aber wir würden Sie in diesem Fall nicht einlassen.
Mit freundlichen Grüßen
Ihre Wiener Staatsoper

Gilt das auch für die Bühne? Wenn nicht, dann könnte man Dir vielleicht einen Platz in Reihe 0 zuweisen!

Hier eine lustige Erinnerung betreffend Barfuss-Verbot an Flughäfen:
In Neuseeland war ich vor längerer Zeit einmal am Flughafen in Christchurch und wollte von da nach Sidney rüber fliegen. Am Gate stand eine Mitarbeiterin mit einem Korb voller Flip-Flops und machte mich sehr freundlich darauf aufmerksam, dass ich nicht barfuss über das Flugfeld laufen dürfe und dass sie hier extra Flip-Flops (in allen Grössen) für barfüssige Passagiere bereithalte. Wo die Flip-Flops danach wieder eingesammelt worden sind, ist mir leider entgangen. Ich zog damals lieber meine eigenen Flip-Flops an und im Flugzeug dann gleich wieder aus…

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Das ist ja sehr fürsorglich. Da sieht man, dass die Down Under ganz anders mit Barfüßigkeit umgehen. Die rechnen damit, dass Leute ohne Schuhe kommen und stellen so einen Service hin. Großartig!
Beim Fliegen hatte ich auch noch nie Probleme, weder bei der Kontrolle noch im Flieger selbst. Aber ich habe gehört, das hängt wohl von der Fluglinie ab.

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Gibt’s bei Strengelbert Aus :dodo: eigentlich auch Arbeitsschutzflipflops mit Stahlkappenriemen zwischen den Zehen?

(Frage für einen Freund)

Ich habe da schon ganz unterschiedliche Erfahrungen gemacht.
Im Mercedes Museum in Stuttgart z.B. gibt es tatsächlich einen Passus in der Hausordnung, dass man barfuß oder mit Rollschuhen (man beachte die Bandbreite) keinen Zutritt hat. Am Eingang hat das keinen interessiert, aber einer der Aufseher im Museum hatte die Hausordnung offensichtlich auswendig gelernt und verwies mich prompt des Hauses. Ich hatte nämlich, weil ich damit nie und nimmer gerechnet hatte, keine Notschuhe dabei. Denn z.B. im Porschemuseum war barfuß kein Problem. Immerhin bekam ich den Eintritt erstattet.

In Madrid ging ich in der Reina Sofia unbeanstandet durch die Sicherheitskontrolle. Erst dahinter bemerkte eine Mitarbeiterin meine bloßen Füße und schlug Alarm, weshalb ich plötzlich zwei Securitys mit entsicherter Waffe neben mir stehen hatte. Es wurde dann der Kurator gerufen, dem die ganze Sache sichtlich peinlich war, aber es steht auch dort wohl tatsächlich in der Hausordnung. Weil ich aus anderen Berichten, unter anderem im gelben Forum, wusste, dass Spanien manchmal etwas barfuß-phob ist, hatte ich dort aber Notschuhe dabei (knallbunte koreanische Sportschläppchen) die dem Kurator so gefallen haben, dass er wissen wollte, wo man die kaufen kann.

Generell habe ich eigentlich immer dann, wenn ich irgendwo rein will und mir nicht sicher bin, ob barfuß akzeptiert wird, Notschuhe dabei. Ich ziehe sie aber niemals in vorausschauendem Gehorsam an sondern probiere es immer erst barfuß. Ob ich dann im Abweisungsfall nachfrage oder eine Diskussion beginne, entscheide ich situativ. Dabei hab ich es tatsächlich öfter erlebt, dass man mich dann doch reingelassen hat. Es hilft auch, wenn man nicht alleine unterwegs ist und die Begleiter mit diskutieren. Meine Frau hat mich da schon oft irgendwo barfuß reingebracht, wo ich zunächst auf Ablehnung gestoßen war. Aber wenn es gar nicht anders geht, ziehe ich eben Schuhe an, davon geht die Welt ja nicht unter.

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Ja, die sollten froh sein, daß du mit bödenfreundlichem Notschuhwerk gekommen bist. Genagelte Stahlabsatzschuhe wie sie erlaubt wären oder Pfennigabsätze an Wohlbeleibten richten strukturelle Schäden an Leib und Gut an.

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Hallo Forbi,

interessant, zeigt wieder mal wie sehr das personenabhängig von der jeweiligen Aufsicht ist !
Ich bin da völlig problemlos reingekommen !

(Man könnte ja ggflls. auf die ursprünglichen Höhlenbewohner verweisen, die vermutlich auch schon so lebten) :wink:

Und Topf:

Zitat: „In Madrid ging ich in der Reina Sofia unbeanstandet durch die Sicherheitskontrolle. Erst dahinter bemerkte eine Mitarbeiterin meine bloßen Füße und schlug Alarm, weshalb ich plötzlich zwei Securitys mit entsicherter Waffe neben mir stehen hatte.“

„Madrid“ … liegt in Spanien… :wink:
Exakt gleiches Szenario bei mir im Supermarkt! Nur ohne Waffe. Aber genau so ruppig wurde mir die Ware aus der Hand gerissen und ich zum Ausgang eskortiert - ich kam nicht mal zu Wort !

In der Kathedrale übrigens auch nicht - ich hätte gerne auf die barfüßigen Heiligen im Hause verwiesen und auf das bekannte Bibelzitat, but no chance…

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