Wo sind die Barfüßer 2023?

Hallo, wir hatten das Thema schon einmal. Irgendwie scheint es in diesem Jahr weniger „Sichtungen“ zu geben, d.h. weniger Leute sind barfuß unterwegs. Das wurde hier aus München berichtet, in Österreich habe ich denselben Eindruck, ein Freund aus Berlin hat mir eben eine analoge Beobachtung geschildert. Irgendwie ist das merkwürdig - wenn man sich so durch die Gazetten blättert, gewinnt man eher den Eindruck, wir lägen im Trend. Wie kommt es zu dieser Diskrepanz? Kann sich das jemand erklären?

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Das könnte schlicht subjektives Empfinden sein. Außerdem ist in diesem Jahr das Wetter weniger sommerlich.

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Also ich weiß nicht, ob diese Beobachtungen wirklich statistischen Ansprüchen standhalten? Da so wenige Leute barfuß gehen, ist eine „Sichtung“ wohl eher ein Zufallsprinzip. Ich sehe ganz selten andere Barfüßige, da hat sich dieses Jahr nicht viel verändert…

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Statistik… hab gestern 100% der mir bekannten Alltags-Barfüßler meines Heimatortes gesehen (mich eingeschlossen), davon 50% überraschenderweise mit Schuhen, warum auch immer. Ich wollte den einzigen anderen mir vom Sehen bekannten Barfüßler des Ortes jetzt nicht extra in der Supermarktschlange anquatschen, was denn heute los sei…

Aber ja: Subjektiv sind es generell weniger als z.B. letztes Jahr. Ebenfalls zu wenig für Statistik, aber heuer waren es am Bardentreffen in Nürnberg, das ja angeblich eine Hochburg für bf sein soll, weniger als 2022. Fast niemand vs. ein paar wenige…

Sicher bin ich mir auch nicht - die statistische Basis ist dünn, und ich habe auch den Eindruck, dass ich immer weniger darauf achte. Aber heute hab ich eben dieselbe Einschätzung aus Berlin geschildert bekommen (von einem Barfüßer), also könnte etwas dran sein. Mich würde daher interessieren, wie andere das sehen.

Ich habe hier in Berlin den gleichen Eindruck. In den letzten Jahren bin ich häufiger anderen Barfußgehern begegnet. Kürzlich fiel mir auf, dass ich abseits von Badesehen und Waldgebieten immer der Einzige war. Vielleicht hängt es mit der zunehmenden Vermuellung des öffentlichen Raums zusammen.
Liebe Grüße Carsten

Zumindest in MUC, wo ich unterwegs bin, finde ich es nicht mehr oder weniger vermüllt als „früher“. Die „Hot Spots“ und bekannten Scherbenteppichzonen haben sich kaum geändert.

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Ich wohne in der südlichen Maxvorstadt in der Nähe vom Hauptbahnhof. Und hier hat die Vermüllung inkl. Scherben deutlich zugenommen. Ich habe für mich Pfade gefunden, wo ich diese vermüllten Wege vermeiden kann.

Früher habe ich in München in der Zeit Frühling bis Herbst fast täglich jemanden anderen gesehen (- auf dem Heimweg, beim Spazierengehen, in der U-Bahn, usw.). Aber ich sehe mir optisch bekannte Barfüßer (- heißt ich kenne sie nur vom Sehen) jetzt deutlich weniger. In der Corona-Zeit habe ich in meiner Nachbarschaft so einige gesehen. In meiner Straße trägt der andere Barfüßer mittlerweile auch häufiger Flip-Flops.

Ich bin momentan ca. alle drei Wochen in Kiel und hier sehe deutlich mehr Schuhbefreite als in München. Selbst heute bei der Fahrt vom Bahnhof auf das Ostufer sah ich einen. Bei Spaziergängen in der Stadt und an der Kiellinie sehe ich immer mal wieder jemand anderen. Hier spüre ich weniger Veränderung.

Aber vielleicht haben sich einige barfüßige Menschen entschieden, die Großstädte aus vielerlei Gründen zu verlassen? Oder für sich „barfuß-freundliche“ Schuhe entdeckt?

So ist es ja auch bei mir. Ich habe nach wie vor eine schmerzende Stelle mitten im rechten Ballen sitzen, die ich bei jedem Schritt spüre, und je unebener der Untergrund, desto schlimmer die Schmerzen. Dazu habe ich je länger, desto weniger Bock auf die stoppeligen Wiesen im Sommer und das allabendliche Entfernen von Splittern. Durch die Trockenheit fühlen sich die Böden zudem oft sehr unangenehm hart an.
Man muss wissen, dass ich ländlich lebe und einen Jagdhund halte, der viel Bewegung und Training braucht. Ich bin also über Stock und Stein unterwegs, auch mal quer durch den Wald oder über Wiesen, wenn ich eine Spur lege. Wege sind hier ausschliesslich sehr unangenehm geschotterte Kalkschotterwege.
Meine mentale Gesundheit ist auch nicht die Beste, und vielleicht ertrage ich auch deshalb all diese Unbilden des Barfusslaufens momentan nicht so gut. Jedenfalls bin ich sehr froh um meine Minimalsandalen.
In der Stadt sieht man mich nach wie vor barfuss. Ich nehme meine Arzttermine barfuss wahr, ich kaufe barfuss ein usw. Da sind ja auch ausschliesslich glatte Böden. Ich führe den Hund nicht mehr barfuss spazieren, aus den oben genannten Gründen, und bei Wanderungen kommt es auf den Untergrund an, und auf meine Befindlichkeit: ob ich mir die Schmerzen antuen mag oder nicht und ob ich Bock drauf habe, dauernd Sandalen an- und auszuziehen.

Liebe Grüsse
Dorothea

Vielleicht weil Kiel am Meer liegt und dort gibt es viele barfüßige Strandtourist*innen. :thinking:

Völlig richtig beobachtet - ich bin enttäuscht, auch irgendwo ein wenig traurig, dass es so ist. Meine Sichtungen hier in Berlin decken sich völlig mit den Feststellungen meiner Vorgänger
.
…aber ein Blitz durchzuckte mein Hirn, als ich zufällig!!! flüchtig vor ein paar Tagen aus meinem Fenster auf die Straße sah (wohne parterre, 2-Familien-Haus) + einen jungen Barfüssler über die wenig befahrbare Straße laufen sah. Gleich angesprochen, reingeholt + nett unterhalten. Ein (barfüssiger) Sechser im Lotto.
Hab mich noch lange nicht beruhigen können + echt gefreut, jemand neues hier in B - wohnt nicht weit von mir bei seiner Freundin - entdeckt zu haben. Ein Lichtblick in der augenblicklichen Zeit, so selten andere Barfussläufer gesichtet zu haben…hoffentlich ändert es sich wieder mal

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Eben reise ich wieder über Hamburg und wie schon bei der Hinreise jemanden barfuß gesehen: Frau mit Tochter und Kinderwagen, alle so fußfrei wie ich, aber offensichtlich in Eile, deshalb ist kein längeres Gespräch zustande gekommen.
Wir sind das eine Promille (oder so), da ist die sichtungsfrequenz weitgehend vom Zufall abhängig.

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Den Eindruck, dass in diesem Sommerhalbjahr weniger Menschen barfuß unterwegs waren als in den vorigen Jahren, habe ich auch gewonnen. So rein subjektiv muss die Beobachtung nicht sein: Meine Beobachtung, dass die Zahl der städtischen Barfußgänger, die mir im Alltag begegnen, im Winterhalbjahr konstant auf bis nahe 0 im Monat zurückgeht, um zum Hochsommer signifikant anzusteigen, ist ja sicher nicht rein zufallsbedingt.

Wenn jetzt mehrere Menschen unabhängig von einander die Beobachtung gemacht haben, dass die Zahl der Barfußgänger in diese Jahr rückläufig zu sein scheint, dann ist das in meinen Augen schon ein deutlicher Hinweis darauf, dass diese Beobachtung nicht rein subjektiv ist - auch wenn die Frage wissenschaftlich natürlich immer nur durch eine wissenschaftliche Methode zu klären wäre.

Mögliche Gründe müssen daher natürlich zunächst hypothetisch sein - aber ich finde es trotzdem interessant, ein wenig zu spekulieren.

Mein Eindruck ist, dass es meist einer längeren Warmwetterphase bedarf, bis die Zahl der Sichtungen nach dem Frühling deutlich zunimmt. Das spricht dafür, dass die Zahl der Dauerbarfüßer tatsächlich so gering ist, dass Begegnungen eher zufällig sind und es letztlich die Gelegenheitsbarfüßer sind, welche zu statistisch messbaren Mustern führen.

Neben dem Wetter würde ich noch zwei andere Einflüsse vermuten:

  • Nach Corona und Kriegsbeginn ist die gesellschaftliche Stimmung mehr als in früheren Jahren von Unsicherheit geprägt. Das lädt gerade Gelegenheitsbarfüßer eher nicht ein, die eigene Komfortzone zu verlassen und barfuß in der Öffentlichkeit zu gehen.

  • Nach meiner Beobachtung gibt es deutlich mehr Minimalschuh und Zehenschuhträger als früher. Es ist möglich, dass so mancher Gelegenheitsbarfüßer auf diese Teile ausweicht.

Was die Diskrepanz zwischen Berichterstattung und tatsächlichen Sichtungen betrifft, so denke ich, dass die wenigsten Beiträge wirklich auf ein dauerhaftes Barfußgehen in der Öffentlichkeit und insbesondere in der Stadt abzielen. Da ist die Veränderung allenfalls, dass man öfters als Kommentar auch mal hört „das soll ja gesund sein“ anstatt „warum machen Sie das? / Ist das nicht zu kalt?“. Ich habe aber durchaus den Eindruck, dass heutzutage mehr Menschen in der eigenen Wohnung barfuß laufen als noch vor zwei Jahrzehnten. Und wie gesagt: auch der klare Trend zu Minimalschuhen ist schon ein Hinweis darauf, dass sich da was in den Köpfen bewegt. Auch wenn in der Regel das soziale und physische Sicherheitsbedürfnis sowie die Abneigung gegen „Straßendreck“ Hürden gegen das reine Barfußlaufen bleiben, die in den meisten Beiträgen in den Medien nicht wirklich wirksam relativiert werden.

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Kann sein, daß in den merkwürdigen Zeiten, die inzwischen angebrochen sind, generell in vielen Bereichen ein „Rückzug“ auf „konservative“ Positionen/Werte o.ä. stattfindet?
Auch wenn bf mit öffentlicher Nacktheit eigentlich nicht viel zu tun haben sollte, vielleicht doch eine Parallele: Während gleichzeitig die Hausordnungen in Freibädern in der Hinsicht vielerorten liberalisiert werden, sind dort oder an den üblichen Naturbadestellen (Badeseen, München Englischer Garten usw.) real kaum mehr weibliche Badegäste oben ohne, oder da, wo ganz nackert in den letzten Jahr(zehnt)en normal bis sch**egal geworden war (Englischer Garten, Isar), wird wieder weitgehend textil gebadet und gesonnt, gefühlt so wie in den Zeiten, bevor sich die Nackerten ihre Freiheit erkämpft hatten.
Ist sicher nicht nur wegen Sonnenschutz so (wer als Mann deswegen im Freibad mit T-Shirt ins Wasser will, bekommt nach wie vor meistens Probleme). Kommt irgendwo eine Sehnsucht auf die hierzulande „klaren Verhältnisse“ der frühen 1960er wieder? Mitsamt der alten Rollenmodelle (siehe die alte Oetkerwerbung) und der Prüderie?

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Ich sehe es ähnlich. Darum wählen wohl auch immer mehr Menschen rechts bis ultrarechts (Italien, Polen, in Frankreich befindet sich Marine Le Pen im Aufwind, in Deutschland die AFP, und ich zweifle nicht daran, dass in der Schweiz bei den Wahlen m Herbst unsere (ultra)Rechtspartei trotz vieler Fehltritte leider auch wieder gute Wahlergebnisse einfahren wird…). Die Krisenstimmung ist da, Corona hat viel kaputt gemacht, auch der Krieg und die damit verbundenen Unabwägbarkeiten, die Flüchtlichgsproblematik, der Klimawandel, Teuerung, die zunehmende Polarisierung… es ist verständlich, wenn sich Menschen nach „einfachen“ Rezepten / Verhältnissen sehnen.
Ich habe bereits in meinem obigen Beitrag darauf hingewiesen, dass man sich in unsicheren Zeiten - dazu zähle ich auch mentale Krankheiten, die ebenfalls sehr zugenommen haben - nicht unbedingt exponieren mag. So ergeht es mir jedenfalls. Ich habe nicht mehr immer die Energie, auf meine erstaunten Mitmenschen zu reagieren. Ich möchte irgendwie unbeschadet und unbehelligt durch meinen Alltag kommen. Und wenn es schon immer mehr sehr guter Minimalschuhe gibt - warum diese in solchen Fällen nicht nutzen?! Oder wenn man einfach keinen Bock auf Schotter hat?!

Liebe Grüsse
Dorothea

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Ausser barfüssig herumtollende Kinder habe ich in diesem Jahr wirklich noch keinen anderen, schuhlosen Erwachsenen gesehen.

Ich habe auch den Eindruck, dass ich gegenüber vor zb. 2 Jahren wieder etwas öfters komisch angestarrt werde. Vielleicht meine ich das aber auch nur.

Vielleicht leben wir wirklich in komischen Zeiten, welche viele Herausforderungen mitbringen, die man selber kaum steuern, geschweige denn verändern oder beeinflussen kann. Die Leute machen sich vielleicht mehr Sorgen als auch schon. Die Unbekümmertheit ist weg. Die Menschen sind verletzlicher geworden. Ich habe auch den Eindruck, dass die Aggressivität zunimmt. Nur schon in den Kommentarspalten der Zeitungen brandet einem viel Hass entgegen. Hass gegen Politik und Staat. Hass gegen die sich ausbreitende Minderheiten-Toleranz. Hass gegen Menschen, welche anders sind. Sogar Hass gegen Elektroautos.

Ich vermute mal, dass wir in einer Zeit der Überforderung leben. Die Menschen kommen mit dem, was um sie herum geschieht, nicht mehr klar.

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… vielleicht ist es genau deswegen umso wichtiger, dass wir weiter bewusst zu unserem friedvollen Stil stehen (und gehen). Schließlich ist Barfüßigkeit seit jeher auch ein Zeichen für Achtsamkeit und Friedfertigkeit.

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Dieser artikel findet dafür eine etwas absurde begründung: „Der Grund sei, dass die jungen Menschen damit aufgewachsen seien, dass Menschen für Fußbilder bereit seien, Geld zu zahlen.“
(Wenn ich füße sehen will, gucke ich nach unten. Und im internet werde ich mit kostenlosen inhalten zum thema ebenso erschlagen. Daran kann es also wohl kaum liegen.)

Wie gesagt, ganz kann ich die statistik nicht nachvollziehen. Es gab und gibt immer wieder mal vereinzelte sichtungen, ob in kleinen orten oder großstädten. Ebenfalls treten ablehnungen nur ganz vereinzelt auf. „Aha, der lebt gesund“ ist für die allermeisten genug der begründung. Ich kann mit dieser situation gut leben, wenn mir auch manchmal jene kleinen kinder leid tun, denen die eltern geschlossene schuhe anziehen, sobald sie aus dem kinderwagen steigen, damit sie bloß nicht die „feindliche welt“ zu spüren kriegen … Mir scheint, schon hier werden die grundlagen gelegt, dass es vielen leuten in späteren jahren furchtbar peinlich ist, irgendwo barfuß gesehen zu werden.

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…eigentlich brauchen wir uns doch nicht zu wundern, die Jugend ist eingeschüchtert und muss mit Helm Fahrrad fahren und auf Bäume klettern ist auch gefährlich und ohne Handy aus dem Haus gehen und 24 Stunden überwacht werden unvorstellbar…Barfusslaufen muss ein wahnsinniger Schritt sein. Die Kommentare können sie glaube ich kaum aushalten.

Die Autorin bezieht sich aber nur auf Social Media, nicht auf Barfußläufer*innen auf der Straße.
Abgesehen davon sieht man viele Menschen in Flip-Flops und die zeigen ja auch Zehen…

Und bauchfrei könnte genauso sexualisiert werden und trotzdem tragen die Leute gerne bauchfreie Kleidung.

Halte ich durchaus für sinnvoll. Diejenigen, die ohne Helm überlebt haben, werden vom Survivorship Bias beeinflusst.

Dafür bewürwortet Gen Z Diversity, ist also gegenüber Barfußläufer*innen tolerant und macht ihnen gegenüber keine negativen Kommentare.

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