Hallo Ihr lieben!
Ich habe mir gestern auf einer Zugfahrt mal den kompletten Beitrag mit allen Antworten in Ruhe durchlesen können und viel Freude sowie positives Mitgefühl gehabt. Absolut alles, also jeder Gedanke, jeder Zweifel, alle Ratschläge und Tipps sind für mich total nachvollziehbar und doch bleibt es dabei „jeder Jeck ist anders“, wie man hier im Rheinland so sagt.
Zum Beispiel Herzklopfen, das hat Leonie so schön beschrieben. Boah, was ging mir die Pumpe als ich das erste mal (zudem allein!) barfuß im Supermarkt (wo mein Gesicht auch bekannt ist) einkaufen war. Holla die Waldfee! Und dieser für mich wichtige Schritt war auch echt nur möglich, weil ich zuvor passiv in Foren (oder dem gelben? Ich weiß es nicht mehr…) lesend Tipps zum Umgang mit negativer Ansprache und/oder Hausrecht verinnerlicht und mich dadurch mental vorbereitet habe. Und es war genau DER Tag, an dem ich innerlich bereit war einem eventuell drohendem Rausschmiss standzuhalten. Und was ist passiert? Nichts, gar nichts. An diesem Tag bin ich, wie bei jedem anderen Einkauf danach, mindestens 5 Mitarbeitenden über den Weg gelaufen, niemand hat der Tatsache, dass ich barfuß war besondere Aufmerksamkeit geschenkt oder gar problematisiert.
Als ich zurück daheim war habe ich sofort einer guten Freundin per Whatsapp geschrieben, dass ich „endlich, endlich, endlich“ mal barfuß im Supermarkt war und sie hat sich eher gewundert, dass ich das als etwas „mir wichtiges“ thematisiere Wir kennen uns seit >25 Jahren, sehen uns zwar eher selten aber sie weiß, dass ich gerne barfuß laufe und ich war auch schon zig mal in ihrer Gegenwart barfuß. Daher kam ihr das überhaupt nicht neu oder gar komisch vor und hat mich spontan gefragt: „Wo sollen wir beide demnächst hingehen, wo Du gerne barfuß wärst?“ (!)
Ich hatte spontan so in die Richtung Bus/Bahn geantwortet (das war meine nächste Hürde…), aber wir haben es gar nicht rechtzeitig geschafft einen gemeinsam Termin für diese „Aktion“ zu finden, weil ich es dann ein paar Wochen später selbst erledigt habe (bin mit der Straßenbahn zum nächsten Bahnhof gefahren um dort eine Freundin meiner Frau abzuholen die uns ein paar Tage besucht hat …)
Wie kam ich jetzt darauf? Ah ja, Herzklopfen. Ein ganz klein wenig Herzklopfen habe ich heuer auch noch, wenn es barfuß in die Bahn oder ein Geschäft geht. Aber es geht schnell vorüber und ist situativ gar nicht mehr vorhanden, wenn ich vorher „ausreichend lang“ ohnehin barfuß war, also auf dem Weg dorthin. Und was mir immer wieder hilft ist die „nackte Tatsache“, dass ich keine Schuhe dabei habe. Ja! Abgesehen davon, dass ich persönlich Schuhe doof finde wüsste ich haargenau: ich würde permanent daran denken, dass ich (Not)Schuhe oder so dabei habe, diese anziehen könnte… neeiiiiiin, bloß nicht!! Das lenkt ja vom Reiz der Barfüßigkeit und dem schlichtweg schönen Gefühl ab und würde mich paradoxerweise verunsichern – ernsthaft. Aber: Jeder Jeck… von daher an alle: es ist nicht nur total okay wenn ihr meist Notschuhe dabei habt, es ist sogar total vernünftig! (Ich habe meine Sturheit auch schon mal mit Blutblasen an den Sohlen bezahlen müssen )
So viel zum Thema Vernunft und Notschuhe. Und was mir auch noch beim Lesen auffiel: Allein oder zusammen (barfuß) laufen bzw. in Gegenwart von anderen, Fremden oder bekannten Personen. Ein herrliches Thema, bei dem ich selbst abwechselnd oder iterativ vorgehe bzw. vorgegangen bin.
Ich hatte schon immer das Glück, dass ich z.B. mit meiner Frau, auch mit meiner mittlerweile erwachsenen Tochter oder oben erwähnter Bekannten Personen in meinem Umkreis hatte, die kein Problem damit haben wenn ich barfuß laufe (manchmal mosert meine Frau etwas à la „im Supermarkt muss das nicht…“). In der Tat bin ich auch am liebsten in Begleitung, also nicht allein. Ich käme in der Tat nicht auf die Idee, alleine irgendwo hinzufahren „nur um barfuß zu gehen“ und dann wieder zurück nach Hause (das soll ausdrücklich keine Kritik an all diejenigen sein, die das so machen! Alles okay und super!). Wenn ihr mich alleine irgendwo herumgehen seht, habe ich ein konkretes Ziel bzw. eine „Aufgabe“ oder Besorgung zu erledigen. Und wenn ich mich mit anderen Treffe um Zeit zu verbringen oder Spazieren zu gehen ist es für mich a-b-s-o-l-u-t irrelevant, ob er/sie Schuhe trägt oder nicht. Ich verspüre überhaupt keinen Drang, andere zum Barfußlaufen zu animieren – gleichwohl passiert es, dass ich schon unbeabsichtigt Leute dazu inspiriert habe, z.B. meine Tochter oder besagte langjährige Freundin. Im Gegenteil: ich ermahne sogar tendenziell eher zur Zurückhaltung (Blutblasen sind schmerzhaft, sag‘ ich euch!).
Next step(s): Ich habe mich jetzt mal mit zwei Kollegen*innen, die ich in der Tat lange nicht mehr gesehen habe (Corona, anderer Standort der Arbeit) zu eben einem Spaziergang verabredet. Ein mal lose, ein mal fest, also mit Termin. Für den losen „In-Aussicht-Termin“ habe ich mal angedeutet barfuß zu kommen („lass uns nicht bis November warten, sonst muss ich ja Schuhe anziehen“) und für den festen Termin in drei Wochen (hoffentlich kommt nix dazwischen) habe ich nichts gesagt und werde (sofern kein Wintereinbruch mehr erfolgt) barfuß zum Treffpunkt erscheinen. Ich bin gespannt auf die Reaktionen und werde gerne berichten:
Ganz wichtig: die beiden Treffen kommen von Herzen, die Kollegen*innen werden jetzt nicht zum Zweck des Barfußgehens von mir instrumentalisiert. Es ist deswegen jetzt geplant, weil ich eher der Frühlings-/Sommermensch bin und in den Winter Blues nicht so viel Energie habe.
Zum Schluss noch mal an Leonie, der Starterin des Artikels: Ich wünschte ich wäre in meinen Zwanzigern a) an einer „richtigen“ Uni und nicht an einer FH gewesen und b) hätte Deinen Mut gehabt. Denn: die Studienzeit ist doch mit die schönste Zeit im Leben, und diese NICHT barfuß zu verbringen wäre doch total bescheuert, oder?? (Nicht böse oder diskriminierend gemeint, ihr wisst ja: jeder Jeck iss anners, sätt der Rhingländer)