Hallo alle zusammen!
Ich hätte da mal ne Frage!
Sozusagen vom Adepten an die Profis: es ist Schnee angekündigt! Wie macht ihr das? Wie lange kann man im Schnee durchhalten? Bis 5 Grad habe ich keine Probleme - bin auch grade im Moment barfuß in der Stadt unterwegs! Sehr angenehm!! Aber auf Schnee hab ich es schon probiert und da werden meine Füße sehr schnell sehr kalt!
Außerdem rutsche ich sehr schnell aus!
Wie macht ihr das? Zieht ihr eiskalt (ha, der musste sein) durch oder gibt es andere Strategien?
Freue mich von euch zu hören!
LG
Tom
Also eine feste „Regel“ z.B. mit Monaten mit R oder so hab ich für mich nicht.
Hör auf Deinen Körper. Solang die Füße gut durchblutet/schön babyrosa sind, kannst Du’s riskieren, wenn es wehtut oder Du nichts mehr spürst, ist definitv Schluß. Und dann ist wohl bei jedem die individuelle Grenze, wo es wirklich lokale Erfrierungen gibt (Haut, die sich dann abschält). Ich denke, hier wird niemand verurteilt, kein(e) „richtige(r) Alltagsbarfüßler*in“ zu sein, wenn unterhalb der persönlichen Wohlfühlgrenze geeignetes Schuhwerk benutzt wird.
Was mich betrifft: Hängt bei mir von der Strecke ab. Meine 500m Hausstrecke zum Einkaufen zu „meinem“ EDEKA lauf ich bei 0° und Schnee auch noch.
Pappiger Schnee, der leicht antaut, ist für mich witzigerweise weniger unangenehm als pulvrig-fluffiger Neuschnee.
Längere Strecken oder v.a. mit dem Radl (Kalter Fahrtwind ist ärger als kalter Boden) dann zunehmend durchaus gleich von zuhaus weg mit Minimalschuhen und Socken.
Nach München rein oder wenn ich weiter unterwegs bin, hab ich dann einen Handtuchfetzen zum Abtrocknen und Minimalschuhe, ggf. sogar die leicht gefütterte „Winterversion“ dabei, wenn es zu kalt wird ud kann ggf. wechseln. In MUC drinnen ist es aber tatsächlich meistens die paar entscheidenden Grad wärmer als hier am Stadtrand. Im Kaufhaus drin oder im Kino sowieso. War schon am Wintertollwood (ha, die haben gestern eröffnet) auf der Theresienwiese oder am Christkindlmarkt ab oder zu Silvester draußen…
Der Zeitpunkt für Winterschuhwerk ist bei mir immer auch tagesform- und launeabhängig.
Der Spaß hört definitiv auf, wenn ich in ernsthafte Streusalzzonen reinkomme (bei uns nur entlang der Hauptverkehrsstraßen und wo der Bus fährt)
Bitte, nehmt das aber nicht als Maß aller Dinge, ich bin, wenn ich so mein persönliches Umfeld (auch die schuhtragenden „Normalos“) betrachte, sowieso ein Alien mit einer Untergrenze vom Wohlfühlbereich ca 5…10 Grad niedriger als bei den anderen… Auch T-Shirt vs. Daunenjacke usw…
lG Matthias
@Eva hat zu dieser Thematik 1 Artikel verfasst:
Absolut!
Matthias hat eigentlich schon alles gesagt (Eva auch und viele andere), es hängt vom persönlichen Empfinden und der Tagesform und sonstigen Faktoren ab. Immer direkt entscheiden. +5 Grad und nasskalte Straße kann schon zu kalt sein, während sich 0 Grad auf Schnee vielleicht an einem trockenen, sonnigen Tag noch gut anfühlen. Hängt auch von der Dauer ab und ob die Füße zwischendurch wieder warm werden etc.
Es empfiehlt sich, die Füße bzw. die Muskulatur vor dem Rausgehen aufzuwärmen, z.B. durch ein paar Minuten Fußkreisen, Wippen o.ä. Nicht schon mit kalten Füßen rausgehen. Das wird nix.
Hallo Tom,
barfuß im Schnee hat zwei extreme Seiten:
Auf der einen Seite ein absolut einmaliges, fantastisch anregendes sensorisches Erlebnis.
Auf der anderen Seite die Gefahr extremer Kälteschäden, insbesondere von unbemerkt entstehenden Schäden.
Für mich gelten folgende Punkte:
- Bei Temperaturen unter 0 Grad niemals ohne „Notschuhe“ rausgehen (okay zur Mülltonne zählt nicht dazu).
- Niemals länger als 20 Minuten, selbst wenn ich der Überzeugung bin, dass alles okay ist.
- Beim kleinsten Anzeichen von Unwohlsein, sofort Schuhe anziehen.
Ist vielleicht noch die Frage wo die Mülltonne steht!
Ich schließe mich dem „Chor“ hier an!:
ACHTSAM SEIN !
Es kann Dir niemand ein Patentrezept für Dich (!) geben „wie und wie lange“!
Es hängt ganz von dir ab, von den äußeren Bedingungen (welcher Schnee? Außen- und Bodentemperatur, Feuchtigkeit? Wind? Und und …
Für mich (!) gilt:
STREUSALZ MEIDEN !!!
In Bewegung bleiben.
Warm anziehen - und im Schnee trage ich Stulpen !
Keine Outdoor-Rekorde brechen wollen!
Bei mir (!) ist es so dass ich erst kurz rausgehe - dann nochmal kurz aufwärme (ist ja auch in der Stadt ja gut möglich indem man in ein Geschäft geht), dann „springt die innere Fußheizung an“ [1] und ich halte es recht lange aus.
Mein Nachbar hatte das nicht geglaubt - beim gemeinsamen Schneeschippen - er in Moonboots - musste er sich unbedingt überzeugen dass ich unten keine Eisblöcke habe … ↩︎
Du kannst dich bereits darauf vorbereiten, indem du bei fallenden temperaturen täglich kurz rausgehst, nur so lange, bis es beginnt, unangenehm zu werden. Bewegung ist wichtig, das ziel ist, mit bewegung und kältereiz den kreislauf anzuregen: Herz schlägt schneller, gefäße weiten sich, der wärmeverlust wird von innen her ausgeglichen. Wenn du bei 5°C draußen problemlos unterwegs bist, ist das im grunde schon eine gute vorbereitung.
Wenn du das gefühl hast, dass die zehen steif oder taub werden, sofort zurück ins warme und erst wieder raus, wenn du auf normaltemperatur bist. Sonst besteht erfrierungsgefahr und auch kleine frostbläschen benötigen zur heilung länger: Die erfrorene haut ist weg und muss erst mal wieder nachwachsen.
Und wenn dann schnee liegt, vorher gut aufwärmen, sich noch intensiver bewegen, warm genug anziehen einschl. stulpen, vor allem dich aber auf das gefühl in den zehen konzentrieren, um den richtigen zeitpunkt des absprungs (weg zurück ins warme) zu finden.
Es hängt im übrigen sehr von der tagesform ab, außerdem gibt es viele verschiedene arten schnee. Da sind universelle vorschläge schwierig. Wie immer hilft tägliches training.
Gegen ausrutschen … bleib vor allem vorsichtig und reduziere die querkräfte.
Nun wird in städten viel splitt und salz gestreut, was beides sehr unangenehm ist, da verlege ich schneetouren lieber auf kleine ungeräumte wege oder gehe auch quer über die wiese (und weiche für die stadt eben doch auf minimalschuhe aus, schließlich gehe ich aus spaß an der freude barfuß und nicht um irgend etwas zu beweisen). Manchmal gibt es flachgetretenen schnee, da halte ich es dann schon etwas länger aus.
Frischer, weicher, sauberer schnee kann sich wunderbar anfühlen, wenn er unter den nackten sohlen knarrt … für ein paar minuten am stück und dann nach dem zwischenaufwärmen wieder.
Manchmal kann es ja sein, dass es grad keine Möglichkeit gibt, sofort „ins Warme“ zu gehen und wenn’s ganz blöd kommt, hat man dann auch keine Schuhe mit. Dann kann man auch mal unterwegs die Zehen aufwärmen, indem man sie sich in den Kniekehlen wärmt. Das funktioniert ganz gut. Es gab mal ein cooles Video bei Youtube dazu, aber das ist inzwischen privat.
Auf diesen Bildern kann man ansatzweise erkennen, wie ich mir die Zehen (abwechselnd rechts/links) in der Kniekehle oder einfach am Bein aufwärme.
Das funktioniert für eine kurze Zeit sehr gut. In diesem Fall war abzusehen, dass der Gletscher ein Ende hat und danach wieder moderat temperierter Fels unter die Füße kommt. Man sieht an der restlichen Kleidung, dass es nicht wirklich kalt war. Im Winter sollte man das nicht herausfordern, also langsam herantasten! Ich behaupte, 5-10 Minuten kann jede:r im Schnee bleiben, Geübte schaffen es länger, aber das ist wirklich sehr tagesformabhängig.
Die von Manfred erwähnte „Fußheizung“ funktioniert nicht immer zuverlässig. Eine Garantie gibt es dafür nicht, aber meine Erfahrung ist genau wie bei Manfred, dass es hilft, wenn man erst eine kurze Zeit (10-15 Minuten) in der Kälte verbringt, dann wieder ins Warme geht und wenn die Füße wieder warm sind, hält man es erstaunlich lange draußen aus. Klappt nicht immer, aber wenn, dann genau so wie beschrieben. Damit habe ich bei einer Firmenweihnachtsfeier schon eine ganze Stunde vor den staundenden Kollegen im Schnee gestanden, ohne mich großartig zu bewegen. Da hatte ich Glück! Und das rettende warme Haus war gleich nebenan in Sprungweite!!!
Superbilder. Am feuer ist es dank der strahlungswärme sicher nochmal ein spezialfall; das kann die kälte von unten vielleicht ein stück weit ausgleichen.
(Alternativ eine firewalking-strecke zum schnellen aufwärmen anlegen …)
Gletscher bin ich noch nicht barfuß gegangen, altschneefelder aber schon. Wobei mir weder die kälte noch die möglichkeit, auf dem schnee auszurutschen, sorgen machen, sondern eher die gefahr, schneebretter auszulösen und mit diesen ins tal zu rutschen. Von daher bleibe ich lieber am rand.
Ich habe natürlich nicht die ganze Zeit am Feuer gestanden, aber es stimmt schon, da ist es ganz angenehm. Wenn der Rest warm ist, können die Füße auch länger kalt bleiben. Deswegen ist es auch wichtig, obenrum warm angezogen zu sein. Frieren darf man nicht!
P.S. passend zum Thema hat es soeben zum ersten Mal geschneit in Berlin
Ich möchte anfügen, dass man selbst bei Gefühl in den Füssen Kälteschaden haben kann - mir mehrfach passiert. Kälte kompromittiert das Empfinden. Ich bin inzwischen SEHR vorsichtig geworden.
Liebe Grüsse
Dorothea
Das kann ich bestätigen, ist mir auch schon passiert. Deswegen bitte keine Heldentaten vollbringen und nicht an meinen Angeberfotos oben orientieren. Langsam ausprobieren und vorsichtig an die eigenen Wohlfühlgrenzen herantasten.
Danke euch allen für die vielen ausführlichen Antworten!
Barfüßige Grüße
Tom
vielleich könnte man noch ergänzen, dass hilfreich ist, sich die Füße im Schnee dick mit Melkfett einzuschmieren, das isoliert und schützt auch vor erfrierungen, bis zu einem gewissen Grad.
Das habe isch auch schon mal ausprobiert. Ich habe festgestellt, dass das Fett schell runtergelaufen ist, wo man sich Erfrierungen holt, nämlich auf der Unterseite der Zehen. Zudem pappt der ganze Dreck dann dort fest, wo das Fett haften bleibt.
Liebe Grüsse
Dorothea
Lustige Idee, aber irgendwann ist bei mir die Grenze erreicht, wo ich doch lieber Schuhe (oder zumindest Socken) anziehe, anstatt mir die Füße einzufetten…
Gestern zum Beispiel, 0°C sind mir inzwischen doch zu kalt und ich bin nur 1km von knapp 18km barfuß gewesen. Den Rest der Laufrunde bin ich mit selbstgemachten Laufsocken gelaufen.
Alles, was man dafür braucht, sind ein Paar alte Wollsocken, Latexmilch für die Unterseite und ggf. ein paar Textilstifte und Phantasie… Kostet weniger als 10 Euro und hält vermutlich genau so lange wie die teuren Sockenschuhe von Leguano oder Skinners etc…
Unter „Melkfett“ laufen aber ziemlich viele Produkte, vom „Pappig wie Schuhcreme“ bis zu „in 3 Minuten rückstandfrei eingezogen = weg = wirkungslos“. Hatte verschiedenes „Melkfett“ mal vor Jahren noch vor meiner bf-Zeit gegen meine Schrunden, als ich noch keine Urea-Cremes auf dem Schirm hatte.
Winterschmieren: Für Kurzstrecken wäre ich ehrlich zu faul dafür. Und wenn das Fett wirklich lang hält, hab ich danach die Fett-Tapser bei mir zuhause. Die Tapser kenn ich von der - mit einem schönen Kaffee oder Tee vor mir meist willkommenen - Zwangspause mit Füßen in der Luft nach dem „normalen“ Eincremen mit Urea-Zeugs, bis es genügend eingezogen ist.
lG Matthias
PS.: Generell ist bf-angepaßte, funktionserhaltende Fußpflege im Winter noch wichtiger als normal schon. Gerade bei Leuten wie mir mit einer bröseltrockenen, deshalb sehr schrundenfreundlichen Haut…
Melkfett ist eine emulsion aus längerkettigen paraffinen und olefinen, also petrochemischen nebenprodukten. Nicht unbedingt „Naturkosmetik“. Wobei das melkfett für kosmetischen gebrauch sicherlich relativ unbedenklich ist. (Die frage, was ein naturprodukt ist, führt hier wohl zu weit …)
Ich belasse es dabei, abends als letzte tätigkeit vor dem schlafengehen die füße einzucremen, wenn nötig feile ich sie vorher noch oberflächlich glatt. Es kommt halt sehr auf den hauttyp an. Aber ja, schneetouren entziehen die hautfette und da kann es auch bei denen sinnvoll sein, nachzucremen, die das nicht regelmäßig machen.
Also aus Erdgas oder Erdöl. Somit aus der Erde. Und somit aus der Natur. Und somit Naturkosmetik.