Einsichten und Ansichten

Ooh, mir widerstrebt ebenfalls dieser Gedanke an eine spätere Bestrafung - so reizvoll er im Bezug auf ANDERE für mich durchaus wäre! (Zumal du ja nichts mehr von deinen vorhergehenden Sünden wüsstest, und somit wofür du eigentlich büßt !)

Schon aus Eigennutz.

Denn dann müsste es MICH logischer- und gerechterweise ja auch treffen. Und wenn ich bedenke was ich so im Leben schon alles an negativem Karma auf die Füße gestellt habe … ich weiß nicht ob die Gesamtbilanz für mich dann auf der „Guthaben-Seite“ wäre … :slight_smile:

Aber meinen allergrößten Respekt vor DIR für diesen offensichtlich virtuos beherrschten Spagat zwischen Eheweiberl und Tochter ! Was natürlich nicht zuletzt auch für deren (!) Toleranz spricht! :slight_smile:

(Die Phantomschmerzen lassen sich aber durchaus logisch-medizinisch nachvollziehen: Immerhin sind die gekappten Nervenenden ja noch vorhanden und wohl auch in der Lage trügerische Reize ans Gehirn weiter zu leiten.)

Es muß ja nicht eine Bestrafung/Belohnung durch Wiedergeburt statt Nirvana sein (eines der buddhistischen Modelle). Beim individuellen Leben nach dem Tod des Christentums und des Islams wirst Du ja je nach Auslegung durchaus individuell belohnt oder bestraft, mit Hölle, Fegefeuer, Paradies, mit 72 Jungfrauen für Märtyrer (oder eine, die 72 ist?)
Zu den Phantomschmerzen hatte ich ja schon geschrieben - letztlich alles neurologische Vorgänge. Insoweit sag ich mal, das „Bewußtsein“ ist mehr oder weniger über das gesamte Nervensystem verteilt, zentral natürlich im Gehirn, aber das „Körpergefühl“ (Siehe Phantomschmerzen, siehe Propriozeption, was auch immer, Berührungen, Zärtlichkeit, Sex, Magenschmerzen etc. pp.) ist natürlich über den ganzen Menschen verteilt.
Was wir bei der ganzen Diskussion noch nicht berücksichtigt haben, ist der Teil der Vorgänge, der mehr chemisch als ganz direkt neurologisch gesteuert wird. Alles, was mit Hormonen und sonstigen Botenstoffen zu tun hat. Engstens verzahnt natürlich mit dem Nervensystem, das läuft ineinander und ist ganz massiv verzahnt. Und daß die Wirkung von Hormonen ganz massiv zuletzt beim „Bewußtsein“/„ICH“/nenn es nach Belieben ankommt und es beeinflußt, steuert, kann sicher jede*r hier bestätigen.
Und dann haben wir plötzlich eine Parallele zu den Pflanzen, den Bäumen, die, soweit bekannt, alles mit Botenstoffen machen und damit offensichtlich auch kommunizieren können. Mal abwarten, ob bei den Pflanzen nicht auch irgendwas paralleles zum Nervensystem entdeckt wird. Ganz primitives Reizleitungssystem haben wir ja schon bei Pflanzen wie Mimosen, die auf Berührung zusammenklappen, oder fleischfressenden Pflanzen, die Venusfliegenfalle, die mitzählt, wie oft sie gereizt wird, bevor sie schnappt, um wirklich erst bei Insekten und nicht bei jedem kleinen Brösel zuzubeißen…

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Wobei 72 erwartungsvolle (?) Jungfrauen durchaus auch als Strafe empfunden werden könnten - sollten die paradiesischen Astralkörper der Neubewohner dann nicht auch von Grund auf verjüngt worden sein :wink:

In Anbetracht der etwas sehr aus dem Ruder gelaufenen Diskussion über die Selbsterkenntnis möchte ich noch ein ganz einfaches Statement abgeben:
Ich bin ich, weil ich barfuß bin.

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Guter Gedanke! Discalceatus ergo sum.

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Puh das ging ja heute schnell, ihr habt aber Zeit!
Ich bin nicht mal sicher, ob ich Deine (Manfreds) Frage richtig verstanden habe.
Trotz (oder ob der Fülle) all’ eurer Worte bekomme ich das Problem nicht zu fassen.
Die Fragestellung „Warum?“ irritiert/hemmt mich, wie so oft, auch hier gleich zu Beginn.
Sie impliziert ja regelmäßig, dass es einen Grund (und damit einen Sinn) gibt.
Du, Manfred, glaubst(!), wenn ich nicht irre, ja nicht an einen solchen, ebensowenig wie ich.
Dennoch suchst Du ihn, so scheint es mir.

Achtung, irrer Gedankensprung:
Es soll ja Parasiten und Viren geben, die in der Lage sind das Verhalten und Denken ihres Wirtes zu ihrem Nutzen zu beeinflussen.

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Das finde ich etwas kurz gedacht. Ich definiere mich nicht über barfuss allein. Mein ICH macht mich aus, entstanden durch meine Zeugung und meine Ontogenese. Barfuss ist ein Teil davon - aber nicht die Essenz meines Ichs.

Liebe Grüsse
Dorothea

Da stimme ich zu, aber ich habe regelmäßig das gefühl „ich bin ganz ich, wenn ich barfuß bin“. Das ist ein teil von mir wie viele andere aspekte meiner lebensweise, vorlieben und allem, mit dem ich mich gerne beschäftige.

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Nein, ich glaube tatsächlich nicht an einen solchen.
In einer Welt, die auf dem Grundprinzip „Fressen und gefressen werden“ fußt?
In der die Menschheit (genetisch?) so gepolt ist dass sie sich gegenseitig - und ihre Lebensgrundlage, die Umwelt - zerstört?

Wenn wir als Menschheit tatsächlich den Sinn von allem darstellen würden - weshalb dann das ganze „Drumherum“, dass unendliche All?
Wozu die Existenz der Saurier, die Säbelzahntiger vor uns ?

Unser Dasein ist doch nur eine verschwindend winzige Episode in Raum (!) und Zeit (!) - man müsste dann doch nach dem Sinn von ALLEM drumherum fragen.

Nein, diese Fragestellung nach der Sinnsuche versuchen die Religionen auszufüllen - leider sind aber (auch) gerade sie dann der Anlass für Kriege und andere sehr unschöne Dinge.

Ich denke, die Natur ist weder gut noch böse, sie ist einfach so wie sie ist.

Die Frage nach Beginn und Ursache stelle ich mir auch nicht, die wurde seit Beginn der Menschheit nicht wirklich geklärt (und wird es wohl auch nie).
Daher suche ich auch nicht mehr in dieser Hinsicht.

Meine Fragestellung war (wohl auch ohne jegliche Chance einer Antwort):
Wenn sich irgendwo irgendwann auf dieser Welt doch unzählige Samen- und Eizellen vereinigt haben und noch werden - weshalb hat sich MEIN Ich-Bewusstsein genau zu dieser Zeit in diesem Körper manifestiert ? Und nicht zu jedem beliebigen anderen Zeitraum an einem anderen Ort in einem anderen Körper?

Was ist das „Ich“, was macht es aus?

Ja, und „barfuß“ ist tatsächlich ein essentieller Teil von mir bei dem ich mich spüre, da bin ich ganz bei tiptoe.

Kann ich leider auch nicht besser erklären.
Ich weiß auch nicht, wie ich es noch verständlicher ausdrücken soll.

Vielleicht sind meine Gedankengänge auch einfach nur zu kompliziert …

Das ist aber was anderes als was Dorothea meinte (zumindest wie ich es verstehe):

„Ich bin ganz ich, WENN ich barfuß bin“ (tiptoe)

ist was anderes als

„ich bin ich, WEIL ich barfuß bin“. (Georg-MUC)

Im ersten Fall hilft die Barfüßigkeit bei der Selbsterkennung oder beim Spüren des ICHs. Im zweiten Fall wäre es die Selbstdefinition über die Barfüßigkeit. Das ist zwar sicher ein essenzieller Teil davon aber eben nicht alles. So verstehe ich Dorotheas Einwand.

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Angesichts unseres „Wissens“ (schon der Gebrauch dieses Wortes ist Anmaßung meinerseits) über „Raum“ und „Zeit“ bleibt Deine Frage für mich unbeantwortbar.
Weshalb genau zu dieser Zeit, an diesem Ort (abgesehen davon, was das eigentlich genau bedeutet):
Jeder andere Punkt in der Raumzeit wäre doch gleich unwahrscheinlich.

Und davon abgesehen:
Du HAST „Dich“ zu irgendeinem Zeitpunkt an irgendeinem beliebigen Ort in irgendeinem beliebigen Körper manifestiert!
Dass Du diesen Ort und diese Zeit „Hier“ und „Jetzt“ nennst, ist Ausdruck Deiner persönlichen Einschätzung.
ICH bist Du jedenfalls nicht geworden, zumindest nicht hier und jetzt;-)

Man kann doch trotzdem, auch trotz oder wegen Fressen und gefressen werden, über einen möglicherweise vorhandenen Sinn oder zumindest über den Grund, die Ursache nachdenken?
Jetzt völlig ohne die anthropozentrische Sichtweise - warum sollten „wir als Menschheit“ den Sinn von allem darstellen? Das wäre die gute alte „Krone der Schöpfung“ - „die Schöpfung ist uns untertan“-Denkweise. Und warum sollte es nicht irgendeinen Grund, einen Sinn geben, der völlig unabhängig davon ist, ob wir uns gegenseitig umbringen und unsere Lebensgrundlage zerstören?

Wenn man sich davon trennt, wird es, was den Sinn der Sinnfrage betrifft, lediglich etwas… sagen wir mal höflich: etwas dünn für irgendwelche guten/gütigen/liebenden Entitäten wie manche Interpretationen des Gottes den neuen Testaments beispielsweise.

Denk mal an die Zukunft unseres Sonnensystems, irgendwann geht der Sonne der Wasserstoff aus und sie muß sich auf Heliumfusion umstellen, bläht sich zum roten Riesen auf und wird „die wunderbare Schöpfung“ hier auf „unserer Welt“, de facto unserem kleinen, eher unbedeutenden, Sandkorn Erde vernichten, komplett, radikal, aber so wird es nun mal sein. Und das ganze ständig millionenfach überall in diesem Universum. Wahrscheinlich auch genügend andere unbedeutende Sandkörner mit einem geeigneten Abstand zu ihrem Stern, auf denen die Naturgesetze genügend Zeit hatten, ähnlich wie hier irgendwelche „Lebensformen“ hervorzubringen, die sich vielleicht genauso wie wir für einmalig und den Nabel der Welt halten.

Das hat alles schlicht Physik als Grundlage, und vielleicht irgendeine Ursache, die existiert, die wir nie finden werden, und die wohl einem personalen „liebenden Gott“ eher weniger vereinbar ist. Also nur weil „der liebende (Schöpfer)Gott“ unlogisch ist, kann ich die Möglichkeit irgendeiner Ursache, eines Grundes, vielleicht eines Sinns dahinter nicht pauschal ablehnen.

Zusammengefaßt: Es gibt vielleicht oder sogar sehr wahrscheinlich einen Grund, einen Sinn, und ich glaube nicht „tatsächlich nicht an einen solchen“, sondern finde mich damit ab, daß ich, daß wir diesen vielleicht vorhandenen Grund möglicherweise nie finden werden.

PS.: Krass, jetzt kommen wir vom Bewußtsein einer Venusfliegenfalle zu den ganz großen unbeantwortbaren Fragen von Kosmos und den großen ganzen Sinn.
Eine wunderschöne Diskussion :slightly_smiling_face:

Nebenbei, was ist „Wissen“? Das, von dem ich ausgehe dass es fakt ist, bis zum beweis des gegenteils. Kein unumstößliches dogma, das ich gegen alle anderslautenden indizien verteidige. Wissenschaftliches denken bedeutet auch, es als begrüßenswerte neue erkenntnis zu begreifen, wenn bisherige grundannahmen sich als falsch herausstellen.

Oder wahrscheinlich ?

Eine URSACHE gibt es wohl sicher (aber was wäre dann die Ursache der Ursache?), einen „Grund“ hingegen … ?

Sind wir am Ende nur das (vielleicht längst wegen diverser Mängel seiner/ihrer) Schöpfung aufgegebene) „Spielzeug“ irgend einer „KI“ oder „NI“ ? :wink:

„Grund“ im Sinne von „wozu, welchen Zweck“? Keine Ahnung, werden wir nie rausbekommen, ist mir persönlich auch egal. Ich kann es nur nicht negieren. Allein weil ich’s nicht weiß und nicht wissen kann.

Und Ursache der Ursache ist auch spannend: Was war vor dem Urknall? Hat die ZEit irgendwann begonnen? Spannendes Gedankenspiel ohne Lösungsmöglichkeit.
(Der Gedanke aus der Kosmologie, daß das oder die Universum/Universen wie ein kleiner Zweitakter „ewig“ von Urknall zu Urknall vor sich hin knattern, hat was tröstliches, scheitert meines Wissens gerade an fehlener Masse für einen Kollaps, hei0t, es gab EINEN Urknall, was davor war, ahnen wir nicht, wenn es ein davor gab, und das All wird ewig expandieren…)

Und ja, manchmal, wenn man noch ein bißchen an einem wenig abstrakten, personalen unvermeidlich irgendwie vermenschlichten Gottesbild bleibt, landet man bei dem Bild mit dem „Spielzeug“. Eine KI (ha, „künstlich“, wer hat die gemacht? ) oder NI oder irgendeine gleichgültige oder nach Menschenmaßstäben beurteilt, grausame Entität, um nicht zu sagen, ein zynisches Arschloch von Schöpfergott, das mit uns spielt wie mit Versuchsratten im Käfig.

Wenn man sich Gottesbilder aus alten Zeiten und allen Kulturen anschaut, dem Gott aus einigen Erzählungen des alten Testaments möchte ich ehrlich gesagt nicht allein nachts im Park begegnen.

Anderes Wort, gleicher Sachverhalt.

Schade ist, dass wir niemanden haben, der*die sich in Medizin bzw. Gehirnforschung auskennt. Diese Person könnte sicher etwas zu Zellenerneuerung/„Ich“ im Gehirn sagen.

Die Youtuberin Nessa Elessar hat sich auch mit der Thematik befasst:

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Vielleicht sollte man gar nicht so viel darüber nachgrübeln und es machen wie sie.

Wenn sie sprechen könnte:
„Der Sinn des Lebens ist man selbst - und der, es sich gut gehen zu lassen !“

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